Am 15. Mai wird’s wieder spannend bei der Grünen Liga Osterzgebirge: werden wir bei der Jahresversammlung auch diesmal beschlussfähig sein? Die Satzung des Umweltvereins schreibt vor, dass ein Drittel der stimmberechtigten Mitglieder bei der Versammlung anwesend sein müssen (oder ihr Stimmrecht zuvor schriftlich einem anderen Mitglied übertragen haben).
Die Grüne Liga Osterzgebirge hat inzwischen über 60 Mitglieder, und jedes Jahr kommen etliche neue Mitgliedsanträge hinzu. Das ist wunderbar und für die Natur des Ost-Erzgebirges eine durchweg gute Nachricht! Nur zeigt sich eben bei den Jahresversammlungen des Vereins recht deutlich: so manches Mitglied findet zwar die Grüne Liga Osterzgebirge so wichtig, dass er oder sie die Aktivitäten durch Zahlung des Mitgliedsbeitrags unterstützen möchte, aber für mehr Engagement reichen die freien Kapazitäten nicht. Grundsätzlich ist das auch völlig in Ordnung so, gar keine Frage.
Um aber das zunehmende Dilemma, das sich daraus eben (unter anderem) für die Beschlussfähigkeit der Mitgliederversammlungen ergibt, anzugehen, haben sich die Vereinsvorständler über die Liga-Satzung gebeugt und ich daran erinnert: es kann bei uns auch Fördermitglieder geben:
„§5 (3) (Einzelmitglieder und Mitgliedsgruppen) gestalten die Arbeit des Vereins durch ihre aktive Mitarbeit und haben jeweils eine Stimme bei allen Vereinsangelegenheiten, während (Fördermitglieder) den Verein regelmäßig, materiell durch ihren Förderbeitrag als Geld- oder Sachwert unterstützen, von der Geschäftsstelle regelmäßige Informationen und Einladungen zu den Veranstaltungen und Versammlungen erhalten, ohne Stimmrecht bei den Vereinsangelegenheiten zu besitzen.“
Andererseits aber besteht bei so manchen (Neu-) Mitgliedern durchaus der Wunsch, sich aktiv in das Wirken der Grünen Liga Osterzgebirge einzubringen – und nicht nur ihren Beitrag zu zahlen. An sich verstehen wir uns ja explizit als ein von vielen Freiwilligen getragener Mitmachverein. Doch danach gefragt, was konkret zu tun wäre, eiern die langjährigen Hauptakteure dann doch oft ziemlich rum. Zu sehr ist jeder mit komplexen Projekten selbst bis Anschlag ausgelastet, wo es nicht einfach ist, spontan neue Leute einzubinden.
Klar, man kann bei den Naturschutzeinsätzen der Grünen Liga Osterzgebirge mitmachen. Gemeinsam mit Gleichgesinnten etwas Praktisches für die Natur tun, das ist immer ein guter Einstieg. Aber insbesondere beim Heulager hat sich in den letzten Jahren die Teilnehmerzahl in Dimensionen entwickelt, dass logistische Grenzen erreicht sind. Die Bereitschaft, mal bei einem Naturschutzeinsatz mitzumachen, ist heute so groß wie noch nie in der Liga-Geschichte. Nur die Zahl der Leute, die organisieren und „sich kümmern“, die stagniert oder ist eher gar rückläufig. Dabei ließe sich doch schon so einiges auf mehrere Schultern verteilen.
Deshalb nachfolgend wiedermal der Versuch, „Baustellen“ bei der Grünen Liga Osterzgebirge aufzuzeigen, wo – möglichst eigenständige, eigenverantwortliche – Unterstützung benötigt wird. Sortiert ist das nach den klassischen vier Hauptaktivitätsbereichen des Umweltvereins: „Praktische Naturschutzarbeit“, „Naturschutzfachliche Projekte“, „Öffentlichkeitsarbeit/Umweltbildung“ sowie „Umweltengagement“, plus „Vereinsorganisation“ (ohne die auch die Grüne Liga nicht existieren könnte). Die Reihenfolge entspricht keiner Wertung.
1. praktischer Naturschutz
Biotoppflegebasis:
- Vorbereitung der Biotoppflegebasis für Naturschutzeinsätze, insbesondere vorm Heulager
- Bau eines Aufstellers für Broschüren und anderes Infomaterial in der Biotoppflegebasis; regelmäßiges Aktualisieren des angebotenen Infomaterials
- Werkzeugwartung und -reparaturen, einschl. Sensen; Neuanstielen, Nachjustieren Rechen, Gabeln, Pflanzhacken, …
- Küchenorganisation bei Naturschutzeinsätzen (v.a. außerhalb des Heulagers)
- Frühjahrs- und Herbst-Putzaktionen Umfeld Biotoppflegebasis (Werkstatt, Essplatz, Schwimmbad, Zeltplatzwiese, Feuerstelle, Asbestbau, Feuerholz f. Wintereinsätze), mit Borges absprechen
Heulager:
- Willkommen und Infos für Heulager-Neuankömmlinge sowie „Unterschriftenlistenpflege“
- „Vorarbeiter“, die zuverlässig mit Balkenmähern und anderer Technik umgehen können
- Organisation von Wanderungen, Vorträgen, Kultur- oder Spaßbeiträgen im Heulager-Rahmenprogramm
HeuHoj-Camp:
- Unterstützung bei Organisation und Durchführung
Schellerhauer Naturschutzpraktikum:
- „Anmelde-Management“ – Beantwortung von Anfragen und Anmeldungen interessierter Studenten (Englischkenntnisse erforderlich); Zertifikate nach dem Praktikum
- Organisation und Anleitung der praktischen Arbeiten, Gerätewartung
- Küchenlogistik, Kennenlernen, Spaßaktionen
Waldumbauprojekt/Bäumchenpflanz-Wochenende:
- (forst-)fachliche Planung und Organisation der nächsten Arbeitsschritte
- Vorarbeiten und Logistik zum Bäumchenpflanz-Wochenende
- Organisation von Kulturpflege, Verbissschutz und anderen notwendigen Arbeiten außerhalb des Bäumchenpflanz-Wochenendes
sonstige praktische Arbeiten außerhalb der Naturschutzeinsätze:
- Betreuung/Erfolgssicherung bisheriger Pflanzmaßnahmen (Wildobstpflanzungen; Obstbäume; Heckenpflege; …): Ausmähen, Freischneiden, Drahtkörbe/Pfähle prüfen und ggf. erneuern; größere Arbeitsbedarfe melden
- Apfelallee Alte Eisenstraße: Mahd der Grünlandstreifen (meist recht kurzfristig, weil in Abstimmung mit Landwirten)
- Heuvermarktung: Übersicht über die Heurollen-Vorräte, Kontakte zu (potentiellen) Abnehmern; Kleintierfutter-Heutüten stopfen
2. fachliche Projektarbeit
„Monitoring“:
- Baumdenkmal-Patenschaften (im Rahmen des Baumdenkmal-Projekts)
- botanische/ökologische Erfassungen der Grüne-Liga-Pflegeflächen (Wiesen: in Absprache mit Robert Wenk)
Naturführer Ost-Erzgebirge:
- inhaltlich-fachliche Prüfung aller Angaben in den Naturführer-Bänden 1 und 2 zur Vorbereitung einer überarbeiteten Neuauflage (+ Aktualisierung der entsprechenden Angaben bei osterzgebirge.org)
- inhaltliche Vorab-Recherchen für den (irgendwann) geplanten Band 5 („Naturatlas Ost-Erzgebirge“)
Sonstiges:
- Langfristige Entwicklung von neuen Projektideen, aus denen in den nächsten Jahren Förderanträge entstehen können (falls dann Geldtöpfe sprudeln und bei der Liga jemand freie Kapazitäten dafür hat)
3. Öffentlichkeitsarbeit / Umweltbildung
Grünes Blätt’l:
- inhaltliche Zuarbeiten, Recherchen zu aktuellen Umweltthemen im Naturraum Ost-Erzgebirge (gern auch im tschechischen Teil!)
- Unterstützung beim monatlichen Blätt’l-Falzen und -Eintüten (in Absprache mit Annegret)
osterzgebirge.org:
- regelmäßige Prüfung der Seiteninhalte und ggf. Aktualisierung (veranlassen)
- „offene Baustellen“ (von denen es noch viele gibt) mit Inhalten füllen, um osterzgebirge.org als die Informationsplattform zu Natur und Umwelt im Ost-Erzgebirge weiterzuentwickeln
- Übersetzung der Inhalte ins Tschechische und Englische und stückweise Aufbau von osterzgebirge.org/cs und osterzgebirge.org/en
- Beiträge (samt Fotos) zu praktischen Naturschutzeinsätzen und anderen Aktivitäten der Grünen Liga Osterzgebirge – diese werden dann in der Regel auch auf Instagram und Facebook übernommen
öffentliche Veranstaltungen:
- Naturkundliche Wanderung an interessanten Orten im Ost-Erzgebirge organisieren: entweder die Führung selbst übernehmen, oder Orts- und Fachkenner dafür gewinnen (in Zusammenarbeit mit Andreas Walther)
- Pfingstnaturerlebnis Geisingberg: Unterstützung bei den botanisch-naturkundlichen Führungen
- Organisation von naturkundlichen Vorträgen im Dippser Grüne-Liga-Büro (immer nach dem monatlichen Blätt’l-Falzen)
- Aufbau eines Vortragsthemen- und Referentenpools aus dem Grüne-Liga-Umfeld als Angebot für andere Akteure der Region (Heimatvereine, Volkshochschule, Jagdgenossenschaften …)
Infostände:
- eigenverantwortliche (!) Organisation und Gestaltung von Infoständen bei Naturmärkten etc.
- kreative Ideen für den Infostand beim Pfingstnaturerlebnis Geisingberg
- Bau eines transportablen Aufstellers für Broschüren, Postkarten und anderes Infomaterial
Umweltbildung mit Kindern und Jugendlichen:
- Unterstützung bei Umweltbildungsveranstaltungen
- Mitwirkung (und zumindest teilweise Übernahme) der AG „Junge Tierfreunde“ an der Grundschule Lauenstein
- Kontaktpflege zu anderen Anbietern von Umweltbildungsprogrammen in der Region
Pressearbeit:
- Erarbeitung eines aktuellen Presseverteilers (email-Adressen und Telefonnummern von Lokalredaktionen und für Umweltthemen zuständigen Journalisten)
- regelmäßige Information der Lokalpresse über Aktivitäten der Grünen Liga Osterzgebirge
Sonstiges:
- Erarbeitung von Infotafeln an den Grüne-Liga-Pflegeflächen
- Aktualisierung und Pflege der Umweltbibliothek (Bücher einsortieren, über Neuanschaffungen im Grünen Blätt’l und/oder osterzgebirge.org informieren, evtl. auch Veranstaltungen dazu organisieren …)
- Aufbau und Pflege einer strukturierten Bilddatenbank mit Fotos, die für Öffentlichkeits- und Projektarbeit der Grünen Liga Osterzgebirge frei verfügbar sind (Landschaften, Pflanzen, Tiere, Aktionen, …)
4. umweltpolitisches Engagement
„Stellungnahmenarbeit“:
- Informationsbeschaffung über die „anerkannten Naturschutzverbände“ (BUND, NABU, LSH) zu aktuellen Bau- und sonstigen Planungen, für die naturschutzfachliche Stellungnahmen abgegeben werden können -> Information im Grünen Blätt’l und auf osterzgebirge.org
- Bereitstellung von Orts- und Fachwissen für derartige Stellungnahmen.
- Koordination der Stellungnahmenarbeit bei der Grünen Liga Osterzgebirge
- Informationssammlung zu den aktuellen Bergbauplänen im Ost-Erzgebirge, ggf. Vorbereitung von umweltfachlichen Stellungnahmen
- Informationssammlung zu den geplanten Hochwasserdämmen im Ost-Erzgebirge, ggf. Vorbereitung von umweltfachlichen Stellungnahmen
Klimaschutz:
- Dokumentation von (wahrscheinlich) klimawandelbedingten/-verstärkten Naturveränderungen im Ost-Erzgebirge („Klimawandelseite“ bei osterzgebirge.org aufbauen und pflegen)
- Recherche der größten Energieverbraucher im Ost-Erzgebirge und Aufzeigen von wesentlichen Reduktionspotentialen -> Vorbereitung eines umweltpolitischen Forderungskatalogs
- Kontakte zu Klima-Initiativen der Region; Mitwirkung bei „Klimastreiks“ u. ä. Aktionen organisieren
0. Vereinsorganisation
- Aufbau und Pflege eines gemeinsamen email-Verteilers
- „Fundraising“, Kontaktpflege zu Spendern
Kein Zweifel: es gibt viel zu tun!
Ein Umweltverein kann nur so aktiv sein, wie seine Mitglieder und Unterstützer ihn mitgestalten. In diesem Sinne bitte kein „man müsste“ oder gar „ihr solltet“, sondern prüft, ob und welche Bausteine ihr selbst übernehmen könnt.
Eine ganze Menge der Grüne-Liga-Aktivitäten laufen nur dadurch, dass sich jemand ehrenamtlich und mit großer Zuverlässigkeit dafür engagiert: Borges für viele Bielatalarbeiten rund um die Biotoppflegebasis; Thilo für die Internetseite osterzgebirge.org; Jonas für unseren Instagram- und Facebook-Auftritt; Andreas für die Grüne-Blätt’l-Endredaktion; Annegret für die Blätt’lfalzorganisation; Eckehard für die Terminseite … ganz zu schweigen von den vielen, vielen Dingen, die unsere Vorständler nebenher schultern (z.B. Frank – Heulager, Thomas – Apfelallee Eisenstraße, Ellen – Lipská hora, um nur eine kleine Auswahl zu nennen). Und was die Wenigsten auf dem Schirm haben: damit all die viele Projekte laufen können, müssen Simone und Antje im Dippser Liga-Büro unfassbar viel Schreibtischarbeit leisten!
In den letzten drei Jahrzehnten hat sich so manches verändert bei der Grünen Liga Osterzgebirge, inhaltlich wie organisatorisch. Doch es ist nach wie vor ein sehr lebendiger Mitmach-Naturschutzverein. Damit das so bleibt, sollten möglichst viele der obengenannten Aktionsfelder jemanden finden, der sich dafür verantwortlich fühlt. Wer darüber hinaus noch Ideen und Wünsche hat, wie er oder sie im Rahmen der Grünen Liga Osterzgebirge für die Natur der Region aktiv werden möchte – herzlich willkommen!