Natur im Osterzgebirge

Blühende Wiesen, Kräuter und Stauden sind Nahrung und Nistplätze – Teil 1

Pollen und Nektar vom Frühjahr bis in den Herbst

Mit den ersten warmen Wochen Anfang März läuteten die Frühjahrsblüher den Frühling ein. Nun sind die letzten Krokusse verblüht und die Osterglocken und Traubenhyazinten blühen auf. Daran sind auch die Hummelköniginnen interessiert, die jetzt aus ihrem Winterschlaf erwachen. Sie brauchen die energiereiche Nahrung in Form von Nektar und Pollen jetzt dringend, damit sie mit dem Nestbau und der Eiablage beginnen können.

Blühflächen in Tharandts Mitte

Auch die Wildkräuter beginnen ihre Köpfe der Sonne entgegen zu strecken. In Tharandt kann man die Entfaltung der ersten bunten Blüten gut auf der Blühfläche am Standort des ehemaligen Deutschem Hauses und am Akademieweg beobachten. Dort wurden 2018 und 2019 zwei Blühflächen angelegt.

Die Blühfläche am ehemaligen Deutschem Haus auf der Pienner Straße, Tharandt.

Ein Taubenschwänzchen besucht eine Bartnelke. (Fotos: Barbara Hinze)

Eine etwas naturbelassenere Blühfläche kann man hinter dem Cotta-Bau finden. Seit zwei Jahren wird dort eine zweischürige Mahd durchgeführt, einmal im Juni/Juli und dann im September / Oktober. Die Vegetation wird nicht mehr alle 2 – 3 Wochen, wie sonst üblich, niedergemäht. Dadurch können sich viele Wildstauden und Kräuter nun frei entfalten, in die Blüte gehen und Samen entwickeln. Die Samen wiederum bilden im Boden die Saatgutbank für die kommenden Jahre.

Diese kleinen Blüh-Inseln innerhalb Tharandts kommen den Insekten zugute, da Bestäuber wie Wildbienen und Schmetterlinge dort Nektarpflanzen und somit Futter vorfinden. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Vielfalt der Pflanzenarten. Die verschiedenen Staudenarten bieten Nahrung für unterschiedliche Insektenarten an. Viele Wildbienen-, Hummel- und Schmetterlingsarten sind spezialisiert auf eine oder wenige Pflanzenarten mit ihren bestimmten Blütenformen und Blütezeitpunkten. Zudem versichert eine hohe Artenvielfalt, dass es zu jedem Zeitpunkt blühende Wildkräuter und Stauden gibt, die Nektar und Pollen in ihren Blüten haben.

Um das Nahrungsangebot innerhalb einer Ortschaft wie Tharandt zu erweitern, kann jeder mithelfen! Es reicht schon, wenn man weniger mäht und/oder verschiedene Blühpflanzen im eigenen Garten, auf dem Balkon oder der Fensterbank pflanzt oder aussät.

Aber Achtung beim Einkauf von Saatgut und Stauden!
Bei gekauften Blumen ist es wichtig, darauf zu achten, Sorten mit ungefüllten Blüten auszuwählen. Pflanzen mit gefüllten Blüten sind Zuchtformen, bei denen die Pollen produzierenden Staubblätter komplett in weitere Blütenblätter umgewandelt wurden. Die Insekten schauen hier in die Röhre; hier gibt es schlicht und ergreifend keinen Pollen mehr zum Sammeln. Die nektarproduzierenden Organe sind entweder rückgebildet und damit funktionsunfähig oder die rein mechanische Barriere der Kronblätter verhindert den Zugriff der Insekten.

Dieses Bild zeigt eine „ungefüllte“ Rose, die gelben Staubblätter sind klar zu sehen.

Auf diesem Bild ist eine „gefüllte“ Rose zu sehen. Hier wurden die Pollen produzierenden Staubblätter zu weiteren Blütenblättern gezüchtet. Insekten finden hier keine Nahrung. (Fotos: Dennis Jarvis)

Das Umweltbildungshaus Johannishöhe hat eine Liste mit insektenfreundlichen Wild- und Gartenstauden für sonnige und halbschattige Standorte im Garten erstellt (s. unten).

Auch mit wenig Platz kann man ein kleines Bienenparadies erschaffen – zum Beispiel im Balkonkasten oder auf der Fensterbank.
Leider sind auch die beliebten Geranien und Pelargonien ungeeignet, um Insekten Nahrung anzubieten. Deshalb haben wir auch dafür einige Vorschläge zusammengestellt.

Dieser Artikel wurde im Amtsblatt Tharandt veröffentlicht, um die Bedeutung von Blühflächen auf öffentlichen Grünflächen in Gemeinden hervorzuheben und als Motivation zu dienen für Bürger, die sich gerne etwas für Insekten tun möchten.
Wie sieht es in euren Gemeinden aus? Was wird dort für die Insekten getan?
Bei Interesse kann dieser Artikel auch gerne in euren Amtsblättern nachgedruckt werden. Dafür schreibt einfach eine Email an lisa@johannishoehe.de für die Word- oder PDF-Datei.

Lisa Becker und Milana Müller
Umweltbildungshaus Johannishöhe

 

Liste mit insektenfreundlichen Wild- und Gartenstauden für sonnige und halbschattige Standorte im Garten

 

Vorschläge für den Balkonkasten:
  • Portulakröschen (Portulaca grandiflora)
  • Katzenminze (Nepeta cataria)
  • Männertreu (Lobelia erinus)
  • Mehlsalbei (Salvia farinacea)
  • Wandelröschen (Lantana camara)
  • Fächerblume (Scaevola aemula)
  • Glattblatt-Aster (Aster novi-belgii)
  • Felsen-Steinkraut und alle möglichen Küchenkräuter.

 

Vorschläge für den Garten und Balkon:

Wildstauden

  • Heilziest (Stachys officinalis)
  • Blutweiderich (Lythrum salicaria)
  • Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria)
  • Weberkarde (Dipsacus fullonum)
  • Echter Alant (Alant inula)
  • Wiesensalbei (Salvia pratensis)
  • Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum)
  • Taubnesselarten z.B. Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum),
  • Echtes Herzgespann (Leonurus cardiaca)
  • Geflecktes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
  • Himmelsschlüssel (Primula veris)

Gartenstauden

  • Duftnessel – Anisysop – (Agastache)
  • Sonnenhut (Echinacea purpurea)
  • Blauen Himmelsleiter (Polemonium caeruleum )
  • Immenblatt (Melittis melissophyllum)
  • Wasserdost (Eupatorium cannabinum)
  • Taglilie (Hemerocallis fulva)
  • Herbstaster (Symphyotrichum)
  • Lichtnelken wie Brennende Liebe (Lychnis chalcedonica)
  • Rittersporne (Delphinium)
  • Grasnelke (Armeria maritima)
  • Madeira-Natternkopf (Echium candicans)

Küchenkräuter

  • Thymian (Thymus vulgaris)
  • alle Arten von Salbei (Salvia)
  • Lavendel (Lavendula)
  • Melisse (Melissa)
  • verschiedene Minzen z.B. echte Bergminze (Mentha)
  • Bergbohnenkraut (Satureja montana)
  • Eibisch (Althea officinalis)
  • Ysop (Hyssopus oslicingiis)
  • Beinwell (Symphytum officinale)
  • Baldrianarten (Valeriana officinalis)
  • Dost (Origanum vulgare)

Zwiebelgewächse (vor allem Frühblüher)

  • Schnittlauch (Allium schönoprasum)
  • Anemone, Balkan-Windröschen (Anemone blanda)  Blau, rosa, weiß
  • Gold-Krokus (Crocus flavus)
  • Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus)
  • Winterlinge (Eranthis  hyemalis)
  • Schneeglöckchen (Galanthus nivalis)
  • Traubenhyazinthe (Muscari armeniacum)
  • Dichternarzisse (Narzissus actaea poeticus)
  • Narzisse (Narzissus obvallaris)
  • Blausternchen (Scilla siberica)
  • Weinbergtulpe (Tulipa sylvestris)
  • Wildtulpe (Tulipa bakeri)
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