Während die Autobahn Dresden-Prag ohne Verzögerungen und ohne Rücksicht auf die Natur längst durch das Ost-Erzgebirge betoniert wurde, schienen die etwa gleichzeitig erwogenen Planungen für eine Eisenbahn-Schnellstrecke Dresden-Prag in weiter, weiter Ferne zu liegen. Doch inzwischen ist wirklich Bewegung in diese Angelegenheit gekommen. 2017 kam das Bahnprojekt in den „vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans, derweil laufen die Vorplanungen.
Offenbar aus Stuttgart 21 und anderen Desastern etwas schlauer geworden, versucht die Deutsche Bahn dabei möglichst von Anfang an, die interessierte Öffentlichkeit einzubinden (oder dieser zumindest das Gefühl zu geben, eingebunden zu sein – so ganz kann man das noch nicht abschätzen). Anfang 2019 wurde dafür ein „Dialogforum“ gegründet. Bisher dreimal – zuletzt am 16. Dezember 2019 – haben sich Vertreter der Kommunen, Vereinen und potentiell betroffenen Bürgern mit den Planern und Bauherren getroffen. Alles ziemlich formell, aber durchaus konstruktive Diskussionen.
Wobei sich diese Diskussionen vorrangig auf die Anbindung der unterschiedlichen Varianten und deren Auswirkungen auf die Bereiche vor Eintritt der Schnellstrecke in den Erzgebirgsbasistunnel konzentrieren. Betrifft also vor allem Heidenau, Großsedlitz und ggf. Dohma. Das Ost-Erzgebirge selbst soll in einem etwa 30 Kilometer langen Tunnel unterquert werden. (Bei der A17 wäre ja selbst ein kurzer Tunnel unter dem Birkhuhn-Erzgebirgskamm unbezahlbar gewesen, angeblich).
Was der Tunnelbau und dann der Betrieb der Schnellstrecke für die Landschaft oberhalb mit sich bringen wird, darüber können (oder wollen?) die Planer zum gegenwärtigen Planungsstand noch keine halbwegs verbindlichen Aussagen treffen. Z.B.: Wie viele Not-Zugänge oder ähnliches wird es geben? Vor allem aber: Wird der Vortrieb nur von den beiden Tunneleinfahrten her geschehen, oder ist da auch zwischendurch mit Buddeleien und jeder Menge Erdtransporten auf den Straßen des Ost-Erzgebirges zu rechnen?
Derzeit beginnt das sogenannte Raumordnungsverfahren für das Bahn-Projekt. Dabei wird geprüft, inwiefern die verschiedenen Varianten mit den im Landesentwicklungsplan bzw. Regionalplan verankerten „Zielen der Raumordung“ vereinbar sind. Oder vereinbar gemacht werden können. Dabei geht es auf relativ allgemeiner Ebene vorrangig auch um Umweltbelange.
In diesem frühzeitigen Planungsschritt ist bereits die Öffentlichkeitsbeteiligung verpflichtend. Vom 6. Januar bis 28. Februar werden die bisherigen Planungsunterlagen in den betroffenen Gemeinden ausliegen. Außerdem stehen sie unter [alt: http://neubaustrecke-dresden-prag.de, neu:] https://www.dresden-praha.eu/de/projekt im Netz. Jeder, der sich betroffen fühlt, kann seine Einwendungen dort loswerden, wo die Unterlagen ausliegen – oder an die verfahrensführende Landesdirektion Sachsen schicken (Altchemnitzer Straße 41, 09120 Chemnitz).