Natur im Osterzgebirge

NATURA 2000 Gebietsbetreuung: Gimmlitztal

Einleitung

Natura 2000 ist ein EU-weites grenzenloses Netz von Schutzgebieten. Es
setzt sich zusammen aus den Schutzgebieten der Vogelschutz-Richtlinie
(Richtlinie 2009/147/EG) und den Schutzgebieten der Fauna-Flora-Habitat
(FFH) Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG). Diese Gebiete dienen in
besonderem Maße dem Schutz der biologischen Vielfalt durch den Erhalt von
seltenen, gefährdeten oder typischen Lebensräumen oder Arten.
Die Grüne Liga Osterzgebirge ist Träger des NATURA 2000
Gebietsbetreuerprojektes im Landkreis Sächsische Schweiz Osterzgebirge In
loser Folge stellen wir die einzelnen Betreuungsgebiete vor. Diesmal: das
Gimmlitztal.

Kurzcharakteristik

Das Gimmlitztal als „sächsisches Tal der Mühlen“ zählt zu den reizvollsten
und schönsten Tälern des Osterzgebirges. Das Gimmlitztal wird durchflossen
von der Gimmlitz, einem rechten Nebenfluss der Freiberger Mulde. Sie
entspringt südlich vom Kalkwerk unterhalb der Schickelshöhe im Töpferwald
in einer sumpfiger Quellmulde bei ca. 795 m, und zwar noch oberhalb der
gefassten und ausgeschilderten Quelle. Sie fließt nach ca. 15 km in die
Vorsperre Burkersdorf der Talsperre Lichtenberg und letztendlich in die
Freiberger Mulde.
Das Gimmlitztal gilt als kulturhistorisch wertvolles Beispiel der extensiven
bis halbextensiven Landnutzung. „Bildlich gesprochen, öffnet sich im FFHGebiet
Gimmlitztal eines der seltenen Zeitfenster in der
Landnutzungsgeschichte vergangener Jahrhunderte mit extensiver
Graslandvegetation“ (Böhnert et al. 2011). Diese Landnutzungsgeschichte ist
eng mit der bergbaulichen Erschließung verbunden. Seit dem 13. Jahrhundert
ist vor allem in der Umgebung von Reichenau Silber- und Kupferbergbau
bezeugt. Seit mindestens 1540, mit großer Wahrscheinlichkeit auch schon
viel früher und bis in die Gegenwart wird in der Ortslage Hermsdorf
Calcitmarmor gewonnen.
Schon frühzeitig wurde die Wasserkraft der Gimmlitz durch den Bau
mehrerer Wassermühlen nutzbar gemacht. Die Wasserkraft wurde sowohl im
Bergbau für die Trennung, Säuberung und mechanischer Aufbereitung als
Vorstufe zum Verhütten der gewonnenen Erze (Wäsche), für die
Zerkleinerung der Erze (Pochwerk) und zur Herstellung von Schmiedeeisen
(Hammerwerke) benötigt, als auch für andere Handwerkszweige wie
Gerberei und Müllerei. Unterhalb der Kummermühle befand sich Ende des
vorigen Jahrhunderts ein Erzpochwerk, an das noch heute die Bezeichnung
„An der Silberwäsche“ erinnert. Von den ehemals 25 Mühlen des
Gimmlitztales sind nur wenige übriggeblieben, und nur noch in zweien kann
man die Mühlentechnik bewundern: Weicheltmühle und Illingmühle.

FFH Würdigkeit

Die FFH Würdigkeit ergibt sich insgesamt aus der besonderen und teilweise
überregionalen Bedeutung des Vorhandenseins eines unverbauten Bachlaufs
mit sauberem, basenreichem Wasser sowie außergewöhnlich artenreiche
Berg- und Nasswiesen, Borstgrasrasen und Niedermoorbereiche
einschließlich eines für Sachsen einzigartigen Kalkflachmoores. Die
Kohärenzfunktionen sind für die meisten Lebensraumtypen innerhalb des
Gimmlitztales gut (Flachland-Mähwiesen, Kalkreiche Niedermoore) bis sehr
gut (Fließgewässer mit Unterwasservegetation). Jedoch ist die Kohärenz
vieler LRT zu benachbarten FFH-Gebieten bspw. zu den Tälern von
Vereinigter und Wilder Weißeritz oder dem Bobritzschtal aus
geomorphologischen Gründen, wegen der Entfernung oder durch das Fehlen
der betreffenden LRT eingeschränkt.

Zusammenfassende Zustandsbeurteilung

Durch die ehrenamtliche Gebietsbetreuung wurde zusammenfassend
festgestellt, dass die meisten der als LRT erfassten Flächen des FFH-Gebietes
überaus artenreich sind und sich in einem guten oder sehr guten
Pflegezustand befinden. Auf den zahlreichen als Bergwiesen ausgewiesenen
Flächen wachsen an vielen Stellen sonst seltene Arten wie Weichhaariger
Pippau (Crepis mollis), Kleiner Klappertopf (Rhinathus minor) und Zittergras
(Briza media) sowie viele weitere typische Bergwiesenarten. Die
gegenwärtige Nutzung (oder Nicht- Bewirtschaftung) der Feuchten
Hochstaudenfluren sowie ihr derzeitiger Zustand (Artenspektrum,
Verbuschung mit Himbeersträuchern und anderen Gehölzen, Eutrophierung,
Beeinträchtigung durch den Neophyten Drüsiges Springkraut (Impatiens
glandulifera) sind sehr unterschiedlich. Die Übergangs- und
Schwingrasenmoore und Kalkreiche Niedermoore konnten im vergangenen
Jahr aufgrund der Trockenheit nur schwer genau lokalisiert werden.
Entscheidend für deren Erhaltung ist die Sicherung des Wasserhaushalts
(Grundwasserhaushalt, Gebietswasserhaushalt). Die am Gewässerufer im
Zuge des Baus der Trinkwassertalsperre entstandenen Fichtenaufforstungen
sind durch Stürme und Schneebruch stark geschädigt und teilweise
abgetragen. So ist an diesen Stellen wieder ein freies Gewässerbett erlebbar.

Weiterführende Informationen u.a.

Naturerlebnispfad mitsamt “Grünem” und “Silbernem Klassenzimmer”:
http://www.gimmlitztalverein.de/
Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit:
https://www.lpv-osterzgebirge.de/index.php/-oea-natura-2000.html
Grüne Liga Osterzgebirge:
https://osterzgebirge.org/de/natur-erkunden/schutzgebiete/naturschutzgebiete/
gimmlitztal/

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