Seit über 20 Jahren gehört das Orchideen-bestaun‘-und-Schafszaun-bau’n-Wochenende zum festen Bestandteil des umfangreichen Naturschutzeinsatz-Kalenders der Grünen Liga Osterzgebirge. Zum einen bietet der Umweltverein damit den Helfern des alljährlichen Heulagers die Gelegenheit, all die Pflanzen zu bewundern, die im Sommer während der Heumahd schon verblüht sind – unter anderem drei Arten heimischer Orchideen. Im Frühling 2019 präsentierte sich insbesondere die Breitblättrige Kuckucksblume in eindrucksvoller Üppigkeit, mit mehreren tausend blühenden Exemplaren rund um die Biotoppflegebasis Bielatal bei Bärenstein.
Doch die sorgsame Mahd durch die fleißigen Heulagerhelfer ist nicht allein verantwortlich für diese Blütenpracht. Mindestens ebenso wichtig wie die Heugewinnung ist die (Nach-)Beweidung mit Schafen. Aus diesem Grund grasen auf den Bielatalbiotopen auch eine Handvoll Ostfriesische Milchschafe. Damit diese auch wirklich gründlich aufessen, was ihnen an Weidestück zugewiesen wird (und nicht einfach weitermarschieren, wenn die leckersten Kräuter weggeschnurpst sind), müssen die Wollis eingezäunt werden. Zu diesem Zweck wurden beim Orchideen-bestaun‘-und-Schafszaun-bau’n-Wochenende immer oberökologische Holzkoppelzäune gebaut.
Damit ist es nun leider vorbei. Wölfe sind zwar im Ost-Erzgebirge noch nicht sesshaft geworden, aber sie ziehen zweifellos auch durch unsere Gegend – und würden Jacky und July hinter der Holzkoppel garantiert nicht verschmähen. Deshalb müssen jetzt auch hier wieder – die ganz und gar nicht ökologischen – Elektronetze aufgestellt werden, um die Schafe nicht nur am weglaufen zu hindern, sondern auch vor Raubtieren zu schützen. Macht viel, viel mehr Arbeit an den unwegsamen, halbverbuschten Biotophängen, kann tödlich sein für Kleintiere bis hin zu Rehkitzen, und verbraucht außerdem Strom. Aber was soll’s! Als vor kurzem ein Rehbock wieder einige der vor fast 20 Jahren gepflanzten Weißtannen im Bielatal kaputtgefegt hat, da wünschte ich mir einen Wolf herbei!
Auch wenn die Holzkoppeln jetzt dem Verfall preisgegeben sind, konnte sich unter den Teilnehmern des diesjährigen Orchideen-bestaun‘-und-Schafszaun-bau’n-Wochenendes dennoch kein Müßiggang breitmachen. Zu tun gibt es immer was! Diesmal machte sich die Grüne Liga endlich daran, einen seit längerem schon einsturzgefährdeten alten Feld-Melkstand zu reparieren. Dieser stammt noch aus tiefsten LPG-Zeiten, wurde von uns seither aber als Heu-Zwischenlager und als Schafsunterstand genutzt.
Die Aktion wurde wesentlich aufwendiger als geplant, faktisch ein kompletter Dach-Neuaufbau. Zur Verwendung kamen Borkenkäferfichten aus dem Bielatal, die vom Hirschsprunger Sägewerker Jan Neubert dankenswerterweise zu Balken geschnitten worden waren. Am Ende passierte das Befürchtete: wir wurden nicht fertig. So hofft die Grüne Liga Osterzgebirge auf Extrahelfer beim Heulager, die im Juli auf dem alten Melkstand das Dach noch dicht machen. Damit künftig bei aufziehendem Gewitter das Heu der angrenzenden Flächen daruntergerettet werden kann, und damit die Schafe beim Weidegang hier einen kuschelig-trockenen Unterstand finden.