Zustand 2024: weiterhin vitale Erscheinung der jetzt freistehenden Tanne – inzwischen sind fast alle Fichten im Umfeld entfernt worden. Die forstliche Markierung „WTA“ am Stamm ist mittlerweile jedoch weitgehend verblasst -> Risiko bei erneuten Forst-Rückearbeiten auf den beiden angrenzenden Wegen!
Leichte Neigung des Baumstammes in Richtung Osten
Seit Mai 2024 ND-Schild (> 10 Jahre nach Unterschutzstellung)
Zustand 2021: optisch sehr guter Zustand, umgebender Fichtenbestand weitgehend entfernt (Borkenkäfer) -> konkurrenzfreie Kronenentfaltung; als WTA markiert und deshalb bei Holzfällungen/-rückungen geschont (Einzäunung wurde vor längerer Zeit entfernt); nahegelegener Zaun beim Waldumbauprojekt der Grünen Liga inzwischen kaputt/funktionslos
Höhe 29 m, Umfang 2,50 m
Beschreibung bei baumdenkmale.org:
Die Tanne auf der Sachsenhöhe bietet heute den prächtigen Anblick eines Solitärbaumes, dem es ziemlich gut zu gehen scheint. Doch dem war nicht immer so!
Nachdem Mitte des 19. Jahrhunderts der Zinnbergbau im „Oberscharer Gebirge“ (so hieß damals noch die Sachsenhöhe) eingestellt wurde, erfolgte irgendwann die Aufforstung – mit Fichten, wie in dieser Zeit fast überall praktiziert. Doch anders als sonst, war es kaum möglich, zwischen all den Pingen und Schotterhalden bei der Pflanzung ordentlich Reih und Glied einzuhalten. Es blieben offenbar genügend geschützte Nischen für Weiß-Tannen. Aus denen ging ein schöner Tannen-Fichten-Mischbestand hervor … bis in die 1980er Jahre.
Dann rafften zunächst die Schwefeldioxidbelastungen aus der Braunkohleverbrennung die meisten Weiß-Tannen und die vordersten Bestandesreihen der Fichten hinweg. Stürme, Dürre und nachfolgende Borkenkäfer-Massenvermehrungen setzten in den letzten Jahren die Auflösung der Fichtenforsten fort. Die verbliebenen fünf Weiß-Tannen indes scheinen mit den Herausforderungen der Gegenwart deutlich besser klarzukommen. Während sie hinsichtlich der Luftbelastungen noch empfindlicher als Fichten waren, gibt ihnen ihr viel intensiveres Wurzelsystem besseren Halt im Bergbauschotterboden und erschließt ihnen offenbar genug Wasserreserven aus der Tiefe.
Das mit Abstand größte Tannenexemplar auf der Sachsenhöhe wurde 2015 als offiziell geschütztes Naturdenkmal ausgewiesen. Ohne die vorherige Fichtenkonkurrenz können sich die arttypisch +/- waagerecht abstehenden Äste jetzt zu einer vollen Krone entwickeln. Diese ragt mittlerweile auch von weitem gut sichtbar aus dem nunmehr lückigen Waldmantel der Sachsenhöhe heraus. Aller zwei bis drei Jahre trägt der Baum auf seinen obersten Ästen einen dichten Schmuck aufrecht stehender Zapfen.
In unmittelbarer Nähe befindet sich eine von drei Teilflächen eines Waldumbauprojekts der Grünen Liga Osterzgebirge. Zwischen 2001 und 2018 pflanzten und pflegten hier freiwillige Helfer eine Vielzahl von Baumarten, um wieder einen stabilen Mischwald heranwachsen zu lassen. Mit dabei: mehrere hundert junge Weiß-Tannen. Die meisten sind gepflanzt, aber dazwischen wachsen auch einige Nachkommen der alten Sachsenhöhen-Tannen heran.
Kurzwürdigung zur Beantragung als Naturdenkmal (2010):
Die mit 28 m Höhe über das Kronendach des umgebenden Fichtenbestandes deutlich herausragende Weiß-Tanne Abies alba ist eines der letzten überlebenden Exemplare der noch vor 20 Jahren an der Sachsenhöhe wesentlich zahlreicheren Weiß-Tannen. Sie befindet sich auf der Nordseite der bis ins 19. Jahrhundert intensiv bergbaulich genutzten und danach aufgeforsteten Kuppe, in der Nähe des Waldrandes. Im Gegensatz zu den übrigen vier bis fünf hier noch vorkommenden Weiß-Tannen weist der Baum mit 2,40 m Umfang (Brusthöhendurchmesser ca. 80 cm) für die heutigen sächsischen Verhältnisse eine beachtliche Dimension auf.
Nach starken Schäden infolge extrem hoher Schwefeldioxidbelastungen in den 1980er und 1990er Jahren erscheint die Weiß-Tanne jetzt wieder erstaunlich vital und inzwischen wiederholt auch fruktifiziert. Um in dem stark von Reh- und anderem Wild frequentierten Gebiet eventuell aufkommender Verjüngung eine Chance zu geben, wurde um 2005 der Stammbereich eingezäunt. Letztlich hat sich innerhalb des Zaunes allerdings fast ausschließlich Brombeere eingestellt.
Die Sachsenhöhe ist ein beliebtes Ausflugsgebiet der Bärensteiner und Lauensteiner Einwohner sowie von Bergbauinteressenten aus der weiteren Umgebung. In unmittelbarer Nähe der großen Weiß-Tanne betreibt die Grüne Liga Osterzgebirge seit 2001 ein Waldumbauprojekt. Alljährlich zum „Bäumchenpflanz-Wochenende“ im April sowie zu weiteren Naturschutzeinsätzen kommen zahlreiche freiwillige Helfer aus Nah und Fern, um unter anderem junge Weiß-Tannen zu pflanzen und zu pflegen. Der benachbarten Alttanne kommt dabei immer eine große Rolle zur Umweltbildung zu.
Besondere Rücksicht ist auch künftig auf die Unversehrtheit des Stammfußes und des Wurzelraumes bei Forstarbeiten, insbesondere Holzrückung, zu nehmen.
ND-Nr.: wrk120
Gemarkung: Bärenstein
Flurstück: 655/1
Eigentümer: Stadt Altenberg (Beförsterungsvertrag mit Sachsenforst)
Koordinaten: 50.791655 / 13.799217 (Gauss-Krüger: 5415470 / 5629151)
Umfang: 2,40 m
Höhe: 28 m
Erlebniswert: im Wald, an wenig begangenem Wanderweg; angrenzend Waldumbauprojekt der Grünen Liga Osterzgebirge
Gesundheitszustand: vital
Naturschutzwert: seltene Art, Rote Liste Sachsen: „vom Aussterben bedroht“
Pflegebedarf: ohne, Verkehrssicherung nicht nötig; evtl. Erneuerung des Zaunes um den Baum, um Naturverjüngung zu ermöglichen (dann aber regelmäßiger Rückschnitt der Brombeerranken nötig)