507 Hektar, Unterschutzstellung Fürstenauer Heide (7 ha) 1977, Neuausweisung 2007, 2015 auf 976 ha erweitert; landesweite Registriernummer D105
Nutzungsgeschichte
Am Fuße des Mückenbergs begann Anfang des 13. Jahrhunderts der Zinnbergbau, der bald europaweite Bedeutung bekam. Die Bergarbeitersiedlung Obergraupen (Horní Krupka) gehörte zeitweilig zu größten Ortschaften Nordböhmens, und auch im nördlichen Umfeld erfolgte die rasche Besiedlung des Grenzraumes. Es entstanden u.a. die Waldhufendörfer Fürstenau und Fürstenwalde sowie Voitsdorf (Fojtovice), ab 1459 dann durch die heute noch bestehende Landesgrenze getrennt. Anders als diese – primär landwirtschaftlich orientierten – Dörfer mit ihren regelmäßigen, durch kilometerlange Steinrücken markierten Fluren, handelt es sich bei Zinnwald um ein Konglomerat mehrerer Streusiedlungen, die ebenfalls auf Zinnbergbau zurückgehen. Zinnwald-Georgenfeld und Gottgetreu erhielten durch die Ansiedlung böhmischer Glaubensflüchtlinge im 17. und 18. Jahrhundert ihre Gestalt.
Zur Erzaufbereitung benötigte man Wasser, und zwar mehr, als die im Kammgebiet noch kleinen Quellbäche bereitstellen können. Erst wo diese zusammenfließen, in Geising, bringen die Gewässer genügend Energie für Pochwerke und Erzwäschen auf. Geising entwickelte sich zu einem regionalen Zentrum der Erzaufbereitung. Die Bergbauversuche im Gebiet des heutigen Naturschutzgebietes selbst brachten indes nur bescheidene Ausbeute, so zum Beispiel der später als Schaubergwerk genutzte „Silberstolln“ im Erdbachtal. Vom ehemals umfangreichen Eisenerzbergbau auf dem Gebiet der Lauensteiner Herrschaft kündet der „Kratzhammer“ in Fürstenwalde.
Mitte des 15. Jahrhunderts wurde mit dem Aschergraben von Altenberg aus das Wasserdargebot der Grenzmoore östlich von Zinnwald nutzbar gemacht. Der Aschergraben wird vom Langen Teich (Dlouhý rybník) gespeist und nimmt Quellzuflüsse des Pfarr- und Heerwassers auf.
Wie andere Moore des Erzgebirges auch, diente die Fürstenauer Heide der Torfgewinnung, als zwar geringwertiger, aber ortsnaher Brennstoff (neben anderen Verwendungszwecken). Noch bis in die 1950er Jahre heizte man in der Umgebung, bis nach Dippoldiswalde, u.a. mit Torfziegeln aus Fürstenau. Um die Torfstiche trocken zu halten, wurde die Fürstenauer Heide über den Heidegraben in Richtung Müglitz entwässert.
Die nach den Rodungen verbliebenen Wälder wurden unter anderem für Köhlerei („Kohlhau“) genutzt. Der Waldanteil war damals allerdings wesentlich geringer als heute, im 19. und 20. Jahrhundert erfolgten umfangreiche Aufforstungen der feuchten, steinigen und klimatisch für landwirtschaftliche Nutzung nicht idealen Böden. Die dabei verwendeten Fichten erwiesen sich jedoch als besonders anfällig gegenüber den extremen Schwefeldioxid-Belastungen der 1970er, 80er und 90er Jahre. An ihre Stelle kamen nichtheimische Lärchen und Blaufichten.
Über Jahrhunderte indes betrieben die Bewohner der Region hier aufwendigen Ackerbau mit oftmals sehr bescheidenen Erträgen (besonders vor Einführung der Kartoffel Ende des 18. Jahrhunderts). Von den Mühen der Ackernutzung künden die teilweise sehr mächtigen Steinrücken auf der Fürstenauer Flur. Die meisten Familien hielten darüberhinaus Ziegen („Kuh des kleinen Mannes“), sowohl in den Dörfern als auch den Kleinstädten. Geising trägt heute noch die Volksmundbezeichnung „Ziechengeisich“. Die Tiere weideten in Wäldern und auf Brachflächen (vor Einführung von Klee- und Wickensaat waren mehrjährige Brachephasen nötig). Echte Wiesen gab es anfangs nur auf den für Ackerbau ungeeigneten Nassflächen: Bachauen, Quellsenken, Moorrandbereiche.
Dies änderte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die heute noch existierenden Talstraßen (Müglitztalstraße) wurden gebaut, was einerseits den Zugang zu preiswerteren Nahrungsmitteln aus dem Flachland ermöglichte, andererseits Absatzmärkte erreichbar machte für Gebirgswiesenheu. In Dresden und anderen Städten gab es große Nachfrage durch die vielen Pferdefuhrwerksunternehmen. Die Umgebung von Geising entwickelte sich zur Bergwiesenlandschaft. Sommerfrischler und Heimatfreunde erfreuten sich an dem Blütenreichtum.
Mit der zunehmenden Spezialisierung der zu DDR-Zeiten kollektivierten Landwirtschaft nahm der Grünlandanteil noch einmal deutlich zu, der der artenreichen Berg- und Feuchtwiesen indes drastisch ab. Eine steigende Anzahl von konzentriert gehaltenen Rindern bedeutete reichlich Gülle. Für deren Ausbringung standen jedoch immer weniger Ackerflächen zur Verfügung, so dass immer mehr Grünlandflächen immer öfter gegüllt wurden. Gülle bringt für viele heute seltene Bergwiesenarten das sofortige Ende. Noch immer gehört die Praxis der Grünlandbegüllung leider nicht der Vergangenheit an, wenngleich die Rinderbestände deutlich zurückgegangen sind. Letzteres führt heute eher dazu, dass der reichliche Grünmasseaufwuchs auf den nährstoffüberfrachteten Wiesen und Weiden nicht mehr vollständig genutzt werden kann. Das deshalb mitunter praktizierte Mulchen von Grünland zieht ebenfalls schwere Schäden an der Wiesenvegetation nach sich.
Dessenungeachtet konnten sich in der „vergessenen“ Region an der Grenze noch bemerkenswerte Reste der ehemaligen Wiesenvielfalt erhalten, mitsamt Kleinmooren und Sümpfen, durchzogen von Steinrücken. Dieses bunte Biotopmosaik bietet vielen selten gewordenen Tierarten Lebensraum. Bekanntheit erlangte vor allem die Birkhuhnpopulation, die sich von ihrem hiesigen Stamm-Habitat aus in den 80er Jahren auf viele Waldschadensblößen ausbreitete. Bis vor einigen Jahren strömten aus halb Deutschland die „Birkhuhngucker“ zur Balzzeit im April/Mai in die Gegend – und sorgten oft für Beunruhigung des mittlerweile weitgehend erloschenen Bestands.
Bis zum Schengen-Beitritt Tschechiens gehörten Ruhe und Abgeschiedenheit zu den herausragenden Merkmalen der Grenzregion zwischen Zinnwald und Fürstenwalde. Dies hat sich inzwischen geändert, besonders im Winter verursachen Querfeldein-Skifahrer ungewollt Stress für störungsempfindliche Tierarten.
Seit den 1960er Jahren gab es Bemühungen, zumindest punktuell Lebensräume zu sichern: 1964 FND „Erdbachtal“, 1977 NSG „Fürstenauer Heide“, 1990 FND „An der Grenze“, FND „Quellgebiet des Kalten Brunnens“ und FND „Wiese am Sommerweg“ (Pfarrwiesen). 1990 wurde darüberhinaus die Gegend als „Birkhuhnschongebiet“ deklariert, aus dem später das EU-Vogelschutzgebiet „Fürstenau“ hervorging.
Seit 1995 besteht auf der tschechischen Seite der Grenze der Naturpark Ost-Erzgebirge (Přírodní park Východní Krušné hory), mit der unmittelbar ans NSG Grenzwiesen angrenzenden Kernzone Cínovecký hřebet/Zinnwalder Berg.
Viele Einwohner der Grenzregion empfanden in den 1990er Jahren jegliche Naturschutzinitiativen vor allem als Einschränkung ihrer wirtschaftlichen Entfaltungsmöglichkeiten. Dies begann sich mit dem Naturschutz-Großprojekt „Bergwiesen im Osterzgebirge“ ab 1999/2000 zu ändern. Das größtenteils vom Bundesamt für Naturschutz finanzierte Projekt zeigte, dass auch Naturschutz ökonomische Perspektiven bieten kann, gerade in abgelegenen Grenzgegenden. Intensive Kommunikation des Projektmanagements mit Landeigentümern und -nutzern machte viele wertvolle Maßnahmen zugunsten von Bergwiesen und Birkhühnern möglich.Das Großprojekt endete 2018.
Mit anderen Naturschutz-Fördergeldern werden naturschutzgerechte Nutzung und Biotoppflege von Grünlandflächen gefördert (wobei die Antragstellung allerdings immer anspruchsvoller und abschreckender wird).
Zu den Ergebnissen des Großprojektes gehörte 2007 die Ausweisung des Naturschutzgebiets „Grenzwiesen Fürstenau“, an das das Alt-NSG „Fürstenauer Heide“ angegliedert wurde. 2015 erfolgte die Angliederung der Kerngebiete aus der zweiten Förderphase des Naturschutz-Großprojekts, östlich entlang der Grenze bis zum Haberfeld sowie rund um den Hutberg bei Löwenhain. Das NSG „Grenzwiesen Fürstenau und Fürstenwalde“ besteht somit aus vier Teilgebieten:
- „Grenzwiesen Fürstenau“: zwischen Zinnwald und Fürstenau
- „Hutberg“: zwischen Löwenhain und Fürstenau
- „Müglitzgrund und Fürstenauer Heide“: zwischen Fürstenau und Gottgetreu/Müglitz
- „Schwarzbachgrund und Haberfeld“: südlich von Fürstenwalde, zwischen Müglitz und Rudolphsdorf
Mit knapp 1000 Hektar zählt das NSG zu den zehn flächenmäßig größten Naturschutzgebieten Sachsens.
Naturraum
Das NSG umfasst einen großen Teil des Müglitzquellgebiets (zumindest des auf deutscher Seite gelegenen Anteils). Dazu zählen die Quellbäche, die sich in Geising zum Roten Wasser vereinen: Heerwasser, Pfarrwasser, Kalter Brunnen, Hüttenbach und Erdbach gliedern rund um die Kohlhaukuppe eine abwechslungsreiche Landschaft mit feuchten, teilweise moorigen Mulden und dazwischen auf rund 800 m üNN aufragenden, flachen Bergrücken (Fuchshübel 813 m, Kohlhaukuppe 786 m, Traugotthöhe 806 m). Entlang der Grenze im mittleren und östlichen Teil sammeln die Weiße Müglitz (in ehem. Vorderzinnwald entspringend) sowie der Schwarzbach (Quellen im Haberfeld) die Niederschläge nördlich des Erzgebirgskamms. Selbiger verläuft auf tschechischem Gebiet und wird von Zinnwalder Berg/Cínovecký hřbet (881 m), Kahler Berg/Lysá hora (836 m) und Mückenberg/Komáří hůrka (807 m) geprägt.
Das Klima ist kühl (Durchschnittstemperatur 5 – 6 0C). Dem „subkontinentalen“ Charakter der östlichen Erzgebirgsflanke entsprechend, fallen zwar insgesamt weniger Niederschläge als weiter westlich in vergleichbarer Höhenlage. Doch können überdurchschnittlich häufig Starkniederschlagsereignisse auftreten. Einerseits aus dem Nordböhmische Becken, andererseits aus dem relativ nahen Elbtal steigt Warmluft auf (Konvektion) und trifft auf kältere Schichten, so dass der enthaltene Wasserdampf kondensiert und sich hier entlädt. Die Region gilt daher als Hochwasserentstehungsgebiet.
Sehr häufig hüllt „Böhmischer Nebel“ die Kammlandschaft ein. dieser resultiert ebenfalls aus der Kondensation von Luftfeuchtigkeit, die von Süd-/Südwestwinden am steilen Südhang des Erzgebirges zum Aufsteigen gezwungen wird.
In etlichen Geländemulden sammelt sich bei austauscharmen Witterungslagen (nachts und im Winter) Kaltluft. Es handelt sich um typische Frostsenken, zumal das weitere Abfließen der spezifisch schweren Kaltluft talabwärts vielerorts durch Fichtenforsten verhindert wird.
In diesen flachen Mulden fließt auch das Niederschlagswasser nur stark verzögert ab. Es kommt zu Versumpfungen (mit Gleyen als Bodentypen), bis hin zu Vermoorungen. Ein echtes Hochmoor war bis ins 20. Jahrhundert die Fürstenauer Heide, mit bis zu 3 m Torfmächtigkeit, die dann allerdings fast vollständig abgetorft wurden. Seither konnte stellenweise eine langsame Regeneration eingeleitet werden. Weitere Kleinmoore gibt es in Grenznähe am Haberfeld sowie am Kalten Brunnen, mehr noch auf der tschechischen Seite. Dort zeigen wiederanstaumaßnahmen bereits einige eindrucksvolle Erfolge (u.a. im Straßengraben der Straße Cínovec – Fojtovice).
Grundgestein ist im westlichen Teil des NSG der Altenberger Granitporphyr. Die daraus sich entwickelnden Böden sind durchaus nicht unfruchtbar, aber sehr steinig. Dies beweisen die im Fürstenauer Raum besonders mächtigen Steinrücken. Östlich von Fürstenau schließen sich verschiedene Gneise an. Diese Grau- und Rotgneise variieren sehr stark in ihren Eigenschaften, sind aber dennoch überwiegend landwirtschaftlich genutzt worden – bis auf stark vernässte, besonders blockreiche Bereiche wie das Haberfeld.
Westlich (des Pfarrwassers) und südlich (ab etwa der Grenze) steht Teplitzer Quarzporphyr an – ein sehr saures und nährstoffarmes Gestein, über dem sich auch in Zeiten allgemeiner Eutrophierung (Nährstoffüberfrachtung) noch Borstgras- und Kleinseggenrasen halten mit ihrer konkurrenzschwachen Pflanzenwelt können.
Vegetation
Ein breites Spektrum unterschiedlicher Offenlandvegetation prägt das Naturschutzgebiet Grenzwiesen. „Normale“ Bergwiesen werden vom Bärwurz geprägt, von den Erzgebirglern „Köppernickel“ genannt; außerdem von Weichem Pippau, Perücken-Flockenblume, Kanten-Hartheu und Berg-Platterbse. Von den früher weitaus häufigeren Borstgrasrasenarten finden sich noch einige schöne Bestände an Arnika, Gefleckter Kuckucksblume, Wald-Läusekraut und Quendel-Kreuzblümchen (das hier die Ostgrenze seiner Verbreitung erreicht).
Über feuchte Bergwiesen mit Alantdistel/ Verschiedenblättriger Kratzdistel und Wiesenknöterich sind die Übergänge fließend zu Feuchtwiesen bzw. deren magere Ausbildung als Kleinseggensümpfe. Hier finden sich unter anderem Breitblättrige Kuckucksblume, Bach-Greiskraut, Moor-Klee, Bach-Quellkraut, Kleiner Baldrian, Sumpf-Veilchen und Schmalblättriges Wollgras. Allerdings sind auch hier viele der einstmals sehr blütenbunten Nasswiesen durch jahrelange Beweidung mit Rindern zu deutlich artenärmeren Binsensümpfen reduziert worden. An den Ufern der Bäche gedeihen teilweise recht üppige Staudenfluren mit Akeleiblättrige Wiesenraute, Bach-Nelkenwurz und Sumpf-Pippau.
Besonders wertvoll für die Biologische Vielfalt sind die Moorreste des Gebiets, neben dem einstigen Hochmoor Fürstenauer Heide auch kleinflächig als Zwischenmoore in den Quellbereichen von Kaltem Brunnen, Hütten- und Erdbach ausgebildet. Hier gibt es noch Vorkommen von Rundblättrigem Sonnentau, Moosbeere und Scheidigem Wollgras. In der Fürstenauer Heide hat sich ein eindrucksvoller Moorwald aus Karpaten-Birken (einer östlichen Unterart der Moor-Birke) entwickelt, mit Heidel-, Preisel- und Rauschbeeren. Ähnlich präsentiert sich die Vegetation jenseits der Grenze. wo auf Feuchtwiesen die regelmäßige Mahd Nutzung ausbleibt, können sich Ohr-Weiden ausbreiten.
Vielerorts sind in den letzten zwei Jahrhuhnderten jedoch auch Flächen mit Fichtenreinbeständen aufgeforstet worden. Von denen fiel ein großer Teil dem „Waldsterben“ der 1970er bis 90er Jahre zum Opfer – und wurde durch Blau-Fichten und andere exotische Arten ersetzt. Teilweise konnten sich aber natürliche Ebereschen-Vorwälder entwickeln, mit Rotem Holunder, Wolligem Reitgras, Heidelbeere und Fuchs-Kreuzkraut.
Ebereschen prägen auch die zahlreichen Steinrücken, die das Gebiet durchziehen. Neben den weniger seltenen Arten magerer, lichtoffener Standorte wie Rundblättriger Glockenblume, Echte Goldrute und verschiedene Habichtskräuter, kann man auf den Lesesteinwällen und an entsprechenden Waldrändern hier auch Purpur-Fetthenne, Busch-Nelke und Feuer-Lilie finden. Seit allerdings hier oben nur noch wenige Flächen ackerbaulich genutzt werden – und die heutigen Landwirtschaftsmaschinen auch mit steinigen Böden zurechtkommen, fehlt der Lesestein-Nachschub auf den Steinrücken. Stattdessen fördert überreichliches Stickstoffangebot deren „Vergrasung“. Einige seltene Moos- und Flechtenarten sind dadurch gefährdet.
Tierwelt
Es war unbestreitbar ein Höhepunkt-Erlebnis für den Naturfreund in den 1980er und 90er Jahren, die Birkhuhnbalz bei Fürstenau zu erleben. Bis zu einem Dutzend Hähne „kollerte“ nach Kräften auf einem der Balzplätze in der Morgendämmerung, spreizte aufreizend die weißen Schwanzfedern und versuchte, die in den umliegenden Gebüschrändern zuschauenden Weibchen zu beeindrucken. Leider ist diese Möglichkeit heute nicht mehr gegeben – der Birkhuhnbestand auf nur noch wenige Tiere zusammengebrochen, mit heimlicher Einzel- statt eindrucksvoller Gruppenbalz. Dennoch gilt dem Erhalt einer der letzten Populationen heimischer Raufußhühner in Sachsen (Hasel- und Auerhuhn sind bereits ausgestorben) als überregional wichtiges Anliegen im NSG.
Mit Wachtelkönig, Bekassine und Kiebitz kommen hier noch weitere Vogelarten vor, für die weit überregionale Verantwortung besteht. Generell gelten viele der im NSG lebenden Vögel der Wiesen-, Steinrücken- und halboffenen Gebüschlandschaften als gefährdet: Wiesenpieper, Braunkehlchen, Feldschwirl, Neuntöter, Birkenzeisig, Karmingimpel, Raubwürger.
Neben all den menschenverursachten Störungen stellen für Wiesenbrüter Wildschweine und Rotfüchse eine Gefahr dar. Deren Bestände haben in den letzten Jahrzehnten enorm zugenommen.
Das Mosaik von Steinrücken und kurzrasigen Wiesen bietet der Kreuzotter günstige Lebensraumbedingungen.
Artenreich – zumindest für diese Höhenlage – ist die Insektenfauna. So konnten 49 holzbewohnende Käferarten nachgewiesen, außerdem der in Sachsen ausgestorben geglaubte Hochmoor-Laufkäfer wiedergefunden werden. Ca. 30 Tagfalterarten kommen vor, z.B. Lilagoldfalter, Wachtelweizen-Scheckenfalter und Rundaugen-Mohrenfalter. Unter den Heuschrecken ist die Plumpschrecke zu erwähnen, unter den Libellen die Alpen-Smaragdlibelle. Auch seltene Spinnen bewohnen das NSG, einschließlich einer hier erstmals für Sachsen nachgewiesenen, subalpinen Art.
Naturerlebnismöglichkeiten:
Ein sehr beliebtes Ausflugsziel in der Gegend, allerdings außerhalb der NSG-Grenzen, ist die Kohlhaukuppe mit Berggaststätte und Aussichtsturm. Von letzterem bietet sich ein Rundblick über das Naturschutzgebiet – und weit darüber hinaus. Mehrere markierte Wanderwege haben die Kohlhaukuppe zum Ziel: Von Geising über das Hüttenteichgebiet, von Geising durch das Pfarrwassertal, von Zinnwald in Grenznähe, Von Fürstenau über den Silberstolln.
Großer Beliebtheit erfreuen sich auch Wanderungen zwischen Fürstenau und Mückentürmchen/Komáří viška.
Die Fürstenauer Heide wurde 2014 mit einem Moorerlebnispfad erschlossen.
Der östliche Teil des Naturschutzgebiets hingegen liegt eher etwas abseits der Hauptwander- und -skirouten (was für störungsempfindliche Tierarten wichtig ist!). Grenzüberschreitende Wege führen von Müglitz nach Voitsdorf/Fojtovice sowie von Fürstenwalde über nach Adolfsgrün/Adolfov. Die letztgenannte Verbindung verläuft entlang der historischen „Dresden-Teplitzer Poststraße“, vorbei am „Schwarzen Kreuz“ und dem tscheichischen Naturschutzgebiet Schwarze Wiesen/Černá louka.
Um störungsempfindliche Tiere nicht zu beeinträchtigen, sollten Besucher sich nur auf den markierten Wanderwegen bewegen!
Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist per Linienbus (auch wochenends) nach Zinnwald und mit der Müglitztalbahn nach Geising möglich.
weitere naturkundlich interessante Ziele in der Umgebung:
- Wawerliebs Buche (ND), sehr eindrucksvoller Solitärbaum auf der Weidefläche nordöstlich Fürstenau
- Berg- und Feuchtwiesen um Geising (u.a. FND Bettelsackwiese, FND Hirtenwiese)
- Besucherbergwerk Zinnwald (Bünau-Stolln)
- Langer Teich/Dlouhý rybnik und Moorgebiet bei Cínovec/Böhmisch Zinnwald
- Mückentürmchen/Komáří vížka
Adressen:
Naturschutz-Großprojekt „Bergwiesen im Osterzgebirge“: Am Bahnhof 1, 01773 Altenberg; 035056-22925, 22928; info@bergwiesen-osterzgebirge.de
Landratsamt Sächsische Schweiz – Osterzgebirge, Referat Naturschutz (Untere Naturschutzbehörde) Weißeritzstraße 7, 01744 Dippoldiswalde; Tel. 03501 515-3430; bernard.hachmoeller@landratsamt-pirna.de
Schutzgebietsverordnung:
Literatur:
Weber, Jens (2007): Quellen der Müglitz; in: Naturführer Ost-Erzgebirge, Band 3: Naturkundliche Wanderziele, Hrsg: Grüne Liga Osterzgebirge
SMUL (2009): Naturschutzgebiete in Sachsen, S. 602