Natur im Osterzgebirge

ND Weiß-Tanne bei Waldidylle

Weiß-Tanne (Abies alba)

 

Zustand 2024: Neuvermessung: 40 m Höhe (statt 34 m, wie in der Erstaufnahme), 3,00 m Umfang;

im Frühjahr Holzeinschlag im umgebenden Fichtenbestand, Alttanne war vom Förster markiert und wurde geschont, jedoch der größte Teil der umgebenden Naturverjüngung vernichtet; Baum jetzt +/- freigestellt, Sichtachse vom Weg aus freigeschnitten

im Juni 2024 ND-Schild aufgestellt (> 10 Jahre nach Unterschutzstellung), außerdem vier kleine Tännchen Naturverjüngung mit Drahtkörben geschützt

 

Zustand 2021: sehr vitale Erscheinung; im Umfeld wenig Naturverjüngung und diese verbissen -> Einzelbaumschutz für Verjüngung!

 

Beschreibung bei baumdenkmale.org (2023):

Von Natur aus wäre der größte Teil des montanen Gürtels im Ost-Erzgebirge, etwa zwischen 500 und 800 m Höhenlage, von bodensauren Buchenmischwäldern geprägt. [1] [2]  In diesen – im Sommerhalbjahr – recht dunklen Wäldern (“Miriquidi” = Dunkelwald!) käme der schattenverträglichen Weiß-Tanne eine bedeutende Rolle zu. Weil Buchen das bevorzugte Material für die in der Region weit verbreitete Köhlerei lieferten, kam es möglicherweise in vorindustrieller Zeit sogar zu eine relativen Zunahme von Weiß-Tannen im Erzgebirge. Doch dies änderte sich in den nachfolgenden Jahrhunderten, als der Bergbau zur fast völligen Erschöpfung der Holzvorräte führte – auch der als Bauholz nachgefragten Tannen. Für die flächendeckende Wiederaufforstung der kahlen Staatswälder im 19. Jahrhundert hingegen eignete sich die in ihrer Jugend schutz- und schattenbedürftige Weiß-Tanne überhaupt nicht – im Gegensatz zur Fichte, die seither auch hier zwischen Waldidylle und Oberbärenburg die menschengemachten Forsten prägt.

Doch vereinzelt müssen in den Bachtälchen noch samenspendende Tannen vorhanden gewesen sein, die sich unter geeigneten Umständen verjüngen konnten. Solche “Umstände” herrschten um die Mitte des 19. Jahrhunderts: Nach der 1848er Revolution konnten die Landesherren für einige Zeit ihre Trophäenjagdprivilegien nicht durchsetzen. “Bereits um 1850 wurden die sächsischen Wälder durch die Freigabe der Jagd faktisch ‘leergeschossen’.”[3] Davon profitierten junge Tännchen, die zu den bevorzugten Nahrungspflanzen von Rehen und Hirschen gehören. Wie vermutlich die meisten der heutigen Alttannen in Sachsen könnte das größte Exemplar im Einzugsgebiet des Langen Grundes auf diese Zeit zurückgehen, mithin ein Alter von ca. 170 Jahren aufweisen.

Das Alter anhand der Baumdimensionen einzuschätzen, ist bei Weiß-Tannen nahezu unmöglich. Tannen können auch viele Jahrzehnte ohne nennenswerten Zuwachs im Waldschatten verharren, um dann plötzlich freiwerdende Lücken im Oberstand rasch auszunutzen. So wächst in dem Tälchen bei Waldidylle einige hundert Meter talabwärts ein weiteres Exemplar, das möglicherweise ähnlich alt, aber deutlich schmächtiger ist.

Im Jahr 2015 erhielt die große Weiß-Tanne bei Waldidylle den offiziellen Schutzstatus als Naturdenkmal. [4]

Quellen:

[1] Grüne Liga Osterzgebirge (Hrsg.), 2007. Natur des Ost-Erzgebirges im Überblick. Band 2 Naturführer Ost-Erzgebirge. Sandstein Verlag Dresden, S. 236ff

[2]  Schmidt, P.A. et al., 2002. Potentielle Natürliche Vegetation Sachsens mit Karte 1: 200.000. Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 2002. Hrsg. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie

[3] Hempel, Werner., 2009. Die Pflanzenwelt Sachsens von der Späteiszeit bis zur Gegenwart. Sächsische Landesstiftung für natur und Umwelt. S. 167

[4] Kurzwürdigung zur Unterschutzstellung: osterzgebirge.org/weiss-tanne-bei-waldidylle

 

Kurzwürdigung zur Beantragung als Naturdenkmal (2010):

In einem kleinen, vermutlich namenlosen Tälchen zwischen Waldidyller Weg und Tirolerweg verbirgt sich eine der wahrscheinlich stärksten Tannen des Ost-Erzgebirges. Mit ihrem wuchtigen Gesamteindruck hebt sie sich deutlich vom umgebenden Fichtenbestand ab. Allerdings ist dieses Waldgebiet kaum erschlossen, lediglich ein kaum befestigter Forst-Rückeweg verläuft in dem Tälchen. Eine weitere, nicht ganz so große Tanne befindet sich einige hundert Meter talabwärts. An dem Bächlein wachsen übrigens auch schöne Rippenfarn-Vorkommen.

Die Unterschutzstellung wurde vom ehemaligen Kreisnaturschutzbeauftragten, Erhard Kubatzsch, vorgeschlagen.

ND-Nr.: wrk121

Gemarkung: Oberbärenburg

Flurstück: 173

Eigentümer: Freistaat Sachsen – Sachsenforst

Koordinaten: 50.8006867 / 13.7239875   (Gauss-Krüger: 5410182 / 5630240)

Umfang: 2,70 m

Höhe: 34 m

Erlebniswert: im Wald verborgen, jeweils etwa 200 m von zwei Wanderwegen entfernt.  

Gesundheitszustand: vital

Naturschutzwert: seltene Art, Rote Liste Sachsen: “vom Aussterben bedroht”

Pflegebedarf: ohne, Verkehrssicherung nicht nötig; mindestens zehn Meter Sicherheitsabstand bei allen forstlichen Maßnahmen einhalten!