Natur im Osterzgebirge

ND Holzbirne bei Falkenhain

Zustand 2024: unverändert; Hufenstreifen frisch gemäht, im Umfeld des Baumes (bis zur oberhalb liegenden Steinrücke) ungemäht

ND-Schild aufgestellt

 

Zustand 2021: weitgehend unverändert

 

Beschreibung bei baumdenkmale.org (2023):

Hybrid aus Wild-Birne (Pyrus pyraster) x Kultur-Birne (Pyrus communis)

Über die Geschichte des weniger als zehn Meter großen, aber vor allem zur Blütezeit dennoch auffälligen Birnbaums zwischen zwei Steinrückenstreifen nordwestlich der Hegelshöhe ist leider wenig bekannt. Alte Karten waren dafür nicht ausreichend detailgenau, historische Fotos liegen nicht vor. Nach Aussage der Falkenhainer Grundstücksbesitzer “gab es den Baum schon immer”. Mit immerhin 60 cm Stammdurchmesser könnte der Baum durchaus schon 100 Jahre oder mehr hinter sich haben. Holzbirnen wird eine Lebenserwartung von bis zu 250 Jahren zugeschrieben. [1]

Wobei es sich bei dem 2014 unter Schutz gestellten Naturdenkmal[2] um keine “richtige” Wild-Birne handelt. Um als genetisch sauberes Artexemplar von Pyrus pyraster gelten zu können, bräuchte der Baum mehr Dornen an den (jungen) Zweigen und, vor allem: weniger birnenförmige Früchte. Mit bis zu 5 cm Länge zeugen diese von einem nicht unerheblichen Anteil Kultur-Birne (Pyrus communis) im Genbestand.

Ob es überhaupt “echte” Wild-Birnen im Ost-Erzgebirge gibt, ist unter den Gehölzbotanikern ohnehin umstritten: “Echtheit der Funde über 300 bis 400 m NN ist anzuzweifeln. Frei in der Landschaft stehende Bäume sind im hohen Prozentsatz Hybriden”[3] Demgegenüber kam das Wildobstprojekt von Grüner Liga Osterzgebirge und Sachsenforst zu dem Ergebnis, dass 59 % der im Ost-Erzgebirge erfassten Bestände “genetisch echt” seien. [4]

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei der Falkenhainer Holzbirne zweifellos und einen wertvollen Solitärbaum. Dass er überhaupt erhalten geblieben ist und nicht der ackerbaulichen Nutzung des Hufenstreifens zum Opfer fiel, ist dem großen Granitporphyrblock zu verdanken, der sich schützend vor ihm aufrichtet. Der Fels war offensichtlich selbst für die Meliorationsbrigaden der DDR-Landwirtschaft eine Nummer zu groß, als sie in den 1970er Jahren den nahegelegenen Quellbereich des Schilfbaches in effektiv bewirtschaftbare Nutzfläche umwandelten.

Rings um den Gesteinsblock und die Birne ist eine Brache-Insel entwickelt, die während der Mahd oder Ackernutzung Tieren Zuflucht und den Baumwurzeln Schutz vor Verdichtung bietet.

Quellen:

[1]  Pokorný, Jaromír (1983): Bäume in Mitteleuropa. Artia Prag

[2] ND-Kurzwürdigung unter osterzgebirge.org/holzbirne-bei-falkenhain

[3]  Hardtke, Hans-Jürgen; Klenke, Friedemann; Müller, Frank (2013): Flora des Elbhügellandes und angrenzender Gebiete. Sandstein Verlag Dresden, S.183

[4] Lochschmidt, Frank & Proft, Anke (2017): Charakterisierung der Modellbestände und Erntevorkommen im Projektgebiet. Vortrag auf der Abschlussveranstaltung Wildobstprojekt, Pillnitz, 11.5.2017. http://wildobstsachsen.de/fileadmin/user_upload/d/Vortrag_Lochschmidt_1.pdf

 

Kurzwürdigung zur Beantragung als Naturdenkmal (2010):

Echte Wild-Birnen Pyrus pyraster sind in Sachsen selten und kommen nach Meinung einiger Experten im Ost-Erzgebirge gar nicht vor. Dessen ungeachtet schätzen die Einheimischen hier seit jeher ihre Holzbirnen.

Auch der markante Baum auf einem Hufenstreifen zwischen zwei Steinrücken südlich von Falkenhain (100 m unterhalb der “Alten Dresdner Straße”, 2 km südlich von Schenkens Höhe) ist mit einiger Wahrscheinlichkeit keine “ganz echte” Wildbirne im strengen biologischen Sinne, auch wenn die eiförmigen Früchte kaum 4 cm Länge erreichen. Die nur wenig ausgebildeten, arttypischen Dornen sprechen für einen wildnahen Hybriden aus Wild- und Kultur-Birne, wie sie in den Steinrücken des unteren und mittleren Ost-Erzgebirges nicht selten vorkommen.

Immerhin handelt es sich um ein sehr schönes Solitärgehölz, das im Schutze eines großen Gesteinsblockes (Granitporphyr) auf dem Ackerstreifen überleben konnte. Der Umfang des knorrigen Stammes (1,80 m) spricht für ein hohes Alter. Umgeben ist der Baum von einer kleinen, ca. 100 m2 große Bracheinsel, die auch als Rückzugsraum von Tieren der Agrarlandschaft sowie als Trittstein im Biotopverbund dient.

Die Falkenhainer Holzbirne wurde bereits vor einigen Jahren von der Grünen Liga Osterzgebirge als Naturdenkmal vorgeschlagen. Wichtig ist die nachhaltige Sicherung der “Biotopinsel” als Wurzelfläche.

ND-Nr.: wrk137

Gemarkung: Falkenhain

Flurstück: 237

Koordinaten:  5411731 / 5630606

Umfang:  1,80 m

Höhe:  12 m

Erlebniswert: vom 200 m entfernten Wanderweg gut einsehbar, aber kein Zugangsweg

Naturschutzwert:  seltenes Gehölz, “Biotopinsel” im Acker

Gesundheitszustand: vital

Pflege: nicht notwendig

potentiell durch moderne Landwirtschaft gefährdet

2000

2010

2021

2024