Natur im Osterzgebirge

Wetterrückblick April 2023

Von Dr. Volker Beer, Sayda:

Im April setzte sich das tendenziell zu kalte und niederschlagsreiche Wetter unvermindert fort. In der ersten Dekade bestimmte ein Hoch über Fennoskandien unsere Witterung. Jedoch statt ungetrübten Sonnenscheins bei kühlen Temperaturen (hoher Druck im Norden bedingt bei uns eine nordöstliche bis östliche Anströmung, da bei uns auf der Nordhalbkugel die Luft im Uhrzeigersinn aus dem Hoch abfließt) schwabbelten mitunter mehrere Kaltlufttropfen am Rande besagten Hochs über unseren Köpfen. Sie labilisierten die umgebende Atmosphäre und es quollen mächtige Wolken, aus denen immer wieder Regen, Schneeregen, aber auch kurze kräftige Graupel- und Schneeschauer, ja auch Graupelgewitter herniederprasselten. Um die Monatsmitte überwogen Westwetterlagen mit Sturmböen, Regenfronten und Graupelgewittern, dann folgte eine Trogwetterlage mit unberechenbar herumdümpelnden Kaltlufttropfen, die gepaart mit einem Tief auf der Vb – Zugbahn ergiebigen Dauerregen brachten.

Am 11. April schleuderte ein Vulkan auf Kamtschatka seine Rauchwolken bis in die Stratosphäre. Dort führen die Aerosole zu einer Stratosphärenerwärmung und zu einer Abkühlung der Troposphäre. Nur ob die ausgestoßenen Rauch- und Aschemengen ausreichen, einen solchen vorübergehenden „Vulkanwinter“ auszulösen, ist nicht bekannt. Es bleibt spannend, ob nun nach einem guten Jahrzehnt sehr trockener, warmer und sonniger Witterung nun nasskalte Jahre, wie sie für unsere Region typisch sind, folgen und ob diese Tendenz zusätzlich durch die aktuellen Vulkanausbrüche entlang des Pazifischen Feuerringes verstärkt wird. Außerdem zeichnet sich ein El Niño Ereignis (siehe auch Beers Wetterrückblick 2021, Seite 5 und 6) ab, denn der Pazifik vor der Westküste Lateinamerikas ist mehr als badewannenwarm. El Niño Ereignisse begünstigen weltweit Extremwetterereignisse und heiße, trockene Sommer, auch über Mitteleuropa. Zieht man in Betracht, dass die zurückliegenden drei Jahre eher La Niña dominiert waren, also „Kaltjahre“ waren, nun das macht die zukünftige Wetterentwicklung richtig spannend. Damit ist von Nasskalt bis Glutofen wieder alles offen für den kommenden Sommer und Herbst.

Nach kurzem Zwischenhocheinfluß am 21. und 22. April mit einem frühsommerlich sonnigen und warmen Intermezzo bestimmte in der letzten Monatsdekade erneut eine Troglage mit kühlem und wechselhaftem Wetter das Geschehen. Niederschlag gab es ausreichend, ja an der Oberelbe wurde gar die erste Hochwasserwarnstufe erreicht. Damit wies die Elbe eine Wasserführung auf, wie sie vor der Jahrtausendwende als Frühjahrshochwasser (Schneeschmelze in den böhmischen und sächsischen Mittelgebirgen) alljährlich so im März oder April ganz normal war.

Der Link zu meinem Aprilwetterfilm mit Impressionen vom Erzgebirge bis ins Elbsandsteingebirge lautet: https://youtu.be/HyRYIwVGOEo. Nun stehen uns im Mai die Eisheiligen bevor, gefolgt von der Schafskälte und dem Siebenschläfer …

Erstmals seit 15 Jahren präsentierte sich das Aprilwetter bei völlig durchschnittlichen Temperaturen ein wenig zu nass. In Sachsen und Thüringen gestaltete sich die Witterung im Bundesvergleich am kühlsten. Der Negativ-Rekord betreffs Sonnenscheins geht für den Monat April mit nur mickrigen 100 Stunden Sonnenschein an das Erzgebirge. Da verwundert es auch nicht, dass weder Schwalben noch Mauersegler bisher zurückgekehrt sind. In den letzten Jahren kamen die Schwalben in der letzten Monatsdekade des April und die Mauersegler zum Monatswechsel.

Den ausführlichen Wetterrückblick gibt es hier.

osterzgebirge.org/wetter-und-klima

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