Natur im Osterzgebirge

Wetterrückblick 2020 für Sachsen mit Mitteldeutschland

Januar:

Milde, wolkenreiche Luftmassen bestimmten die Witterung im Januar. In thermisch begünstigten Lagen blühten zur Monatsmitte Frühjahrsblüher. In der letzten Dekade bildete sich eine Inversionswetterlage. In tiefen Lagen zäher Nebel und trübe bei Temperaturen um oder knapp unter Null Grad. Somit traten im Tiefland die ersten Eistage des Winters auf. In den Gipfellagen stiegen in der trockenen, klaren Luft die Temperaturen auf Werte bis 10 °C an, nachts blieb es auf den Gipfeln zum Teil gar frostfrei. Insgesamt präsentierte sich die Witterung deutlich zu mild und zu trocken. Sachsen war mit etwa 50 % der Niederschlagsreferenzmenge das trockenste Bundesland. (FS Sachsen: 2,8 °C von 1,2 °C; 21 l/m² von 49 l/m²; Sachsen – Anhalt: 4,2 °C von – 0,3°C; 30 l/m² von 39 l/m²; und FS Thüringen: 2,9 °C von – 1,3 °C; 41 l/m² von 51 l/m²).

 

Februar:

Eine straffe Westwetterlage brachte den Regen. So fielen in Leipzig 32 l/m², was bereits die Referenzmenge für den Februar übertraf. Im Fichtelberggebiet fielen 30 cm Schnee, in den übrigen Kammlagen bis 20 cm Schnee. Nach Wetterberuhigung und erneuter Milderung überquerte uns in der Nacht zum 10. Februar ein von Schottland kommendes Sturmtief: Feldberg / Schwarzwald 176 km/h, Brocken / Harz 173 km/h, Großer Arber / Bay. Wald 162 km/h, Fichtelberg 151 km/h, Chemnitz und Gera je 115 km/h. Am 16. Februar gelangte auf einer Tiefdruckvorderseite sehr milde Luft nach Mitteldeutschland. Folgende Werte wurden gemessen: Dresden – Strehlen 18,4 °C, Jena 18,1 °C, Oschatz 17,7 °C, Nossen 17,2 °C, Köthen 16,8 °C, Leipzig 16,5 °C (eigene Messung), Dippoldiswalde 15,9 °C und Dresden – Flughafen 15,8 °C. Die Witterung gestaltete sich im Februar mit den doppelten bis dreifache Niederschlagsmengen deutlich zu naß und mit einer positiven Temperaturabweichung von 5,4 K deutlich zu warm. Es war der zweitwärmste und zweitnasseste Februar seit Aufzeichnung meteorologischer Daten. (FS Sachsen: 5,0 °C von – 0,3 °C; 100 l/m² von 43 l/m²; Sachsen – Anhalt: 5,9 °C von 0,4 °C; 80 l/m² von 33 l/m²; und FS Thüringen: 5,0 °C von – 0,4 °C; 105 l/m² von 44 l/m²).

 

Der Winter 2019/20 (01. Dezember 2019 bis 29. Februar 2020) war der zweit-wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen meteorologischer Daten im Jahr 1881. Ursache war der Polarwirbel der Nordhemisphäre, der sich im Raum Nordkanada-Grönland festgesetzt hatte. Somit lagen große Teile Europas ständig in einer kräftigen, extrem milden Südwestströmung. Dieser Winter war ein Totalausfall. In Mitteldeutschlands Tieflandlagen gab es verbreitet an keinem einzigen Tag eine geschlossene Schneedecke. (FS Sachsen: 3,9 °C von – 0,4 °C; 155 l/m² von 152 l/m²; Sachsen – Anhalt: 4,8 °C von 0,4 °C; 145 l/m² von 119 l/m²; und FS Thüringen: 3,8 °C von – 0,6 °C; 195 l/m² von 159 l/m²).

 

März:

Die straffe, feuchte und sehr milde Westwetterlage setzt sich bis zur Monatsmitte fort. In der ersten Monatshälfte fielen etwa 80 % der Niederschlagsreferenzmengen. Die Entwicklung der Vegetation eilte um 2 bis 3 Wochen ihrer Zeit voraus. Zwischen Monatsmitte und kalendarischem Frühlingsanfang stellte sich die Wetterlage grundlegend um. Über Fennoskandien etablierte sich ein kräftiges Hoch, dass in den ersten Tagen des kalendarischen Frühlings sehr trockene Polarluft nach Mitteleuropa strömen ließ. Die zonale Westwetterlage wurde durch eine meridionale Wetterlage ersetzt. Zwischen 22. und 25. März lagen bei wolkenlosem Wetter die Tagestemperaturen im niedrigen einstelligen Bereich. Nachts traten verbreitet mäßige Fröste auf. In den frühen Morgenstunden des 23. März wurden die tiefsten Temperaturen des „Winters“ 2019/2020 gemessen: Marienberg – Kühnhaide – 13,4 °C Carlsfeld – 11,4 °C, Fichtelberg – 11,1 °C, Sohland an der Spree – 9,7 °C, Brocken und Dippoldiswalde je – 9,6 °C, Zinnwald – Georgenfeld – 8,9 °C, Lichtenhain – Mittelndorf / Sächsische Schweiz – 7,0 °C, Dresden – Strehlen und Leipzig – Holzhausen je – 6,9°C, Leipzig Zentrum SO (eigene Messung) – 5,9 °C. Am Morgen des 30. März wurde in Marienberg – Kühnhaide mit – 16,3 °C in Mitteldeutschland die kälteste Temperatur des Winterhalbjahres 2019/20 gemessen. Insgesamt zeigte sich die Witterung im März geringfügig zu trocken und trotz der unterkühlten dritten Dekade um etwa 1,5 K zu mild und überdurchschnittlich sonnig. (FS Sachsen: 4,6 °C von 3,1 °C; 45 l/m² von 47 l/m²; Sachsen – Anhalt: 5,5 °C von 3,7 °C; 30 l/m² von 40 l/m²; und FS Thüringen: 4,6 °C von 2,8 °C; 55 l/m² von 52 l/m²).

 

April:

Hochdruckgebiete bestimmten unser Wetter und brachten warme, trockene Luft nach Mitteldeutschland: 12. April (Ostersonntag) Jena 25,1 °C, Dresden – Strehlen und Leipzig (eigene Messung) je 24,0 °C. Der mittlere Beginn der Apfelblüte erfolgte in der Leipziger Tieflandsbucht und der Dresdner Elbtalweitung zur Monatsmitte. Es war der sonnigste und dritttrockenste April seit Aufzeichnungsbeginn. Bis zum 27. April fiel in Mitteldeutschland verbreitet kein Niederschlag. Erst an den letzten Tagen des Monats brachten von West aufziehende Störungen einige Schauer und kurze Gewitter. So fielen in den Mitteldeutschen Trockengebieten so gut wie keine Niederschläge. (Leipzig 2 l/m², eigene Messung). Die Temperaturen lagen im Mittel um 3 K über den Referenzwerten. Die bundesweit niedrigste Temperatur wurde in den Morgenstunden des 1. April in Deutschneudorf-Brüderwiese mit – 12,0 °C gemessen. Sachsen – Anhalt war bundesweit das sonnigste und trockenste Bundesland. (FS Sachsen: 10,0 °C von 7,3 °C; 9 l/m² von 57 l/m²; Sachsen – Anhalt: 10,4 °C von 7,8 °C; 5 l/m² von 43 l/m²; und FS Thüringen: 9,8 °C von 6,8 °C; 11 l/m² von 58 l/m²).

 

Mai:

In der ersten Dekade dominierte leicht unbeständiges Wetter mit einigen Schauern. Mehr und mehr setzte sich am Rande eines Hochs östlich unseres Raumes warme dann auch feuchtere Luft durch. Währenddessen verstärkte sich ein Islandhoch, an dessen Ostflanke Polarluft nach Süden drängte, gleichzeitig strömte feuchtwarme Luft von Süden dagegen. Die Luftmassen trafen genau über unseren Mittelgebirgen aufeinander. Es bildete sich eine Tiefdruckrinne. So fiel am 11. Mai in ganz Mitteldeutschland Dauerregen. In den mitteldeutschen Trockengebieten etwa 10 bis 15 l/m² (Leipzig 13 l/m², eig. Messung), entlang der Mittelgebirge bis teilweise um die 30 l/m². Dazu sanken die Temperaturen auf Werte um 6 °C, in den Kammlagen der Mittelgebirge setzte in der Nacht zum 12. Mai Frost ein. Es bildete sich eine bis zu 5 cm starke Schneedecke. Verbreitet traten in den Morgenstunden Luftfröste auf. Pünktlich und heftig wie seit vielen Jahren nicht mehr, traten die Eisheiligen in Erscheinung. Maxima am 10. Mai: Cottbus 26,4 °C, Torgau 25,8 °C, Bad Muskau 25,6 °C. Jena und Leipzig (eig. Messung) je 25,1 °C, Dresden 23,9 °C, Lichtenhain (Sächsische Schweiz) 22,9 °C. Minima am 12. Mai: Fichtelberg – 6,0 °C, Brocken – 5,1 °C, Marienberg – Kühnhaide – 4,8 °C, Zinnwald (DWD) – 3,8 °C, Dippoldiswalde – 1,8 °C, Dresden und Leipzig (eig. Messung) je – 0,5 °C. Die Temperaturen lagen knapp 1 K unter den Referenzwerten. Die Niederschläge summierten sich auf gut die Hälfte der Referenzmenge in Sachsen – Anhalt und gut zwei Drittel in Thüringen und Sachsen. Die größten Mengen fielen in den Mittelgebirgen wo die Referenzmengen überschritten wurden. In den Trockengebieten fielen dagegen teilweise nur um die 20 l/m². (FS Sachsen: 11,3 °C von 12,3 °C; 59 l/m² von 67 l/m²; Sachsen – Anhalt: 12,1 °C von 12,8 °C; 29 l/m² von 52 l/m²; und FS Thüringen: 11,3 °C von 11,7 °C; 50 l/m² von 66 l/m²).

 

Der Frühling 2020 (01. März bis 31. Mai 2020) war im Bundesdurchschnitt um 1,5 K zu warm. Einem milden März folgte ein zu warmer, krache trockener, sehr sonniger April und diesem ein kühler, gefühlt nasskalter Mai. Die Niederschlagsmengen entsprachen der Hälfte bis zu zwei Dritteln der Referenzmengen. Sie sind sehr ungleich verteilt. Im Alpenraum und Schwarzwald fielen bis zu 320 l/m², im Mitteldeutschen Trockengebiet sowie Teilen Mecklenburg – Vorpommerns waren es teilweise weniger als 45 l/m². In Mitteldeutschland war das Frühjahr trotz des kühlen und feuchten Mai um 1,3 K zu mild und mit knapp zwei Drittel der Niederschlagsreferenzsummen zu trocken (FS Sachsen: 8,7 °C von 7,6 °C; 104 l/m² von 171 l/m²; Sachsen – Anhalt: 9,2 °C von 8,1 °C; 65 l/m² von 135 l/m²; FS Thüringen: 8,6 °C von 7,1 °C; 110 l/m² von 176 l/m²). Sachsen – Anhalt war vor Mecklenburg – Vorpommern das trockenste Bundesland. Insgesamt war es eines der sonnigsten und trockensten Frühjahre.

 

Juni:

Atlantische Störungen brachten kühle, feuchte Meeresluft nach Mitteleuropa. Am 3. Juni bildeten sich in der feuchten Mischluft einzelne, kräftige Gewitter. Die Niederschläge fielen regional sehr begrenzt: Geringswalde in Mittelsachsen 28,5 l/m², Leipzig (eigene Messung) 26 l/m², Leipzig Universität 21,4 l/m², Leipzig Flughafen 4,2 l/m², Bad Lausick 21,5 l/m², Oberwiesenthal 19,9 l/m², Zinnwald (DWD) 7,7 l/m². Vom 4. bis zum 11. Juni lag Mitteldeutschland im Einfluss eines Troges. So dominierte die nur mäßig warme, feuchte Meeresluft mit vielen Wolken aber nur geringen Niederschlagsmengen unser Wettergeschehen. In der Folgezeit kräftigte sich ein Hoch über Fennoskandien. Bei geringen Luftdruckgegensätzen erreichte Mitteldeutschland heiße, trockene Luft aus Russland. Die Temperaturen erreichten knapp 30 °C. Zeitgleich strömte schwül, feuchte Luft aus Südwesteuropa nebst Mittelmeerraum nach Mitteleuropa. Genau über Mitteldeutschland entstand eine Konvergenzlinie. Am 13. Juni stiegen die Temperaturen bei Sonne in schwülheißer Luft verbreitet auf Werte über 30 °C: Bernburg / Saale 33,7°C, Torgau 33,5 °C, Hoyerswerda 33,1 °C, Leipzig (eig. Mess.) 32,3 °C, Dresden 32,1 °C. Ab dem Nachmittag bildeten sich schwere Gewitter und es fielen innerhalb weniger Stunden lokal extreme Niederschlagsmengen: Bottmersdorf – Klein Germersleben (Sachsen – Anhalt) 133,4 l/m², Neuburg – Steinhausen (Mecklenburg – Vorpommern) 105,1 l/m², Möckern – Drewitz (Sachsen – Anhalt) 100,4 l/m, Hörselberg-Hainich-Behringen (Thüringen) 92,3 l/m². Die Niederschläge fielen kleinräumig und extrem ungleich verteilt. So fiel beispielsweise in Teilen von Dresden, Chemnitz und Leipzig sowie in weiten Gebieten der nördlichen Erzgebirgsabdachung gar nichts. Entlang der Gewitterlinien über Lausitz, Sächsischer Schweiz und dem Thüringer Wald fielen zwischen 20 und 50 l/m². Insgesamt präsentierte sich im Juni eine feucht-warme, sehr wechselhafte Witterung. Infolge der reichlichen Niederschläge in den Mittelgebirgen fallen die Niederschlags – Landesmittel leicht überdurchschnittlich aus. Die Temperaturen lagen etwa 1,5 bis 2 K über den Referenzwerten. (FS Sachsen: 17,3 °C von 15,6 °C; 85 l/m² von 76 l/m²; Sachsen – Anhalt: 18,1 °C von 16,1 °C; 60 l/m² von 63 l/m²; und FS Thüringen: 16,6 °C von 14,9 °C; 95 l/m² von 78 l/m²)

 

Juli:

Stabilen Hochdruckgebieten über Osteuropa und dem Ostatlantik stand tiefer Druck über dem Nordmeer und Fennoskandien gegenüber. Häufig zeigte sich die Witterung wolkig bis trübe und es fielen bei teilweise böigem West- bis Nordwestwind wiederholt leichte Niederschläge. Die Temperaturen verharrten bei 25 °C. Mehrfach konnte sich trockene und heiße Luft bis Mitteldeutschland durchsetzen. Nach Kaltfrontdurchgang gelangte vorübergehend trockene Festlandskaltluft aus Fennoskandien nach Mitteldeutschland. In den klaren Nächten sank die Temperatur teilweise in den einstelligen Bereich. In Marienberg – Kühnhaide (Kühnhaider Kammwetter) trat Luftfrost auf. Am Morgen des 11. Juli wurden dort im Bachtälchen – 0,3 °C, am Boden von – 2,6 °C gemessen. Am Morgen des 12. Juli sank die Temperatur auf – 1,1 °C auf dem Messfeld, – 2,6 °C im Bachtälchen und gar – 4,6 °C am Boden. Trotz häufiger Niederschläge lagen die Niederschlagssummen in unseren Trockengebieten teils erheblich unter den Referenzwerten (Leipzig 18 l/m², eig. Messung, etwa 30 % der Referenzmenge, Königswartha / Nordsachsen 12,7 l/m², Reichwalde / Lausitz 6,2 l/m²). Nur in unseren Mittelgebirgen und teilweise deren Vorland fiel ausreichend Niederschlag. Die Niederschlagsmengen waren sehr ungleich verteilt. Insgesamt präsentierte sich die Juli-Witterung in Mitteldeutschland deutlich zu trocken und um etwa 1 K zu mild. (FS Sachsen: 18,3 °C von 17,2 °C; 30 l/m² von 69 l/m²; Sachsen – Anhalt: 18,2 °C von 17,6 °C; 40 l/m² von 52 l/m²; und FS Thüringen: 17,7 °C von 16,4 °C; 35 l/m² von 63 l/m²)

 

August:

Zu Monatsbeginn etablierte sich ein Hochdruckkeil des Azorenhochs als eigenständiges Omega-Hoch über dem Ostseeraum. In der trockenen Festlandsluft kühlte es in den klaren, windstillen Nächten gut ab. So wurden in Marienberg – Kühnhaide bei Sonnenaufgang am 5. August im Bachtälchen – 0,7 °C Luftfrost und am Boden – 2,2 °C gemessen. In einer beständigen schwachen östlichen Strömung stellte sich über ganz Mitteleuropa ausgesprochen sonniges, hochsommerlich heißes und trockenes Wetter ein. Tags stiegen die Temperaturen teilweise deutlich über die 30 °C und nachts kühlte es in den großen Städten nicht unter 20 °C (Tropennächte) ab. Zwischen 9. und 11. August bildete sich zwischen trockener heißer Luft und feuchter heißer Luft eine Konvergenzlinie, die von einem kleinen Tief bei Frankreich ausgehend, schräg von Carlsfeld über Meißen bis Torgau über Sachsen lag. Am 10. August bildeten sich ebenda schwere Gewitter. So fielen in kurzer Zeit in Torgau 37 l/m², in Garsebach bei Meißen 48 l/m² und in Carlsfeld 24 l/m². Am 11. August entlud sich in Lichtenau bei Chemnitz ein Unwetter. Innerhalb kürzester Zeit fielen in den Ortsteilen Auerswalde und Garnsdorf 140 l/m² und lösten heftige Überschwemmungen und Erdrutsche aus, wogegen ansonsten heißes, trockenes Hochsommerwetter herrschte. Am 21. August stieg die Temperatur in Halle als auch in Bitterfeld auf 38,0 °C, in Köthen auf 37,0°C und am Flughafen Halle / Leipzig wurden 36,8 °C gemessen, in Leipzig erreicht die Temperatur 37,4 °C (eig. Mess.). Es war damit in Mitteldeutschland der wärmste Tag des Sommers 2020. Bereits am 26. August fegte der erste Herbststurm über das Land (Brocken 144 km/h, Fichtelberg 105 km/h). Am 30. August zog ein Mittelmeertief auf der berüchtigten Vb – Zugbahn nach Sachsen. Es brachte dem Erzgebirge flächendeckend anhaltenden und ergiebigen Regen. Dort fielen 50 bis 80 l/m². Im Thüringer Wald und Mittelsachsen waren es noch bis 60 l/m², in den Trockengebieten teilweise bis zu 20 l/m². Hier eine Auswahl verschiedener Stationswerte: Hof 83,0 l/m², Oelsnitz / Vogtland 78,5 l/m², Geringswalde / Erzgebirge 69,5 l/m², Chemnitz 64,2 l/m², Hoyerswerda 62,7 l/m², Aue 61,6 l/m², Dippoldiswalde 57,1 l/m², Dresden Strehlen 53,2 l/m², Lichtenhain / Sächsische Schweiz 33,0 l/m², Zinnwald (DWD) 31,2 l/m², Leipzig-Holzhausen 15,2 l/m², Leipzig Zentrum-SO 15 l/m², (eig. Messung) und Magdeburg nur 2,1 l/m².In den mitteldeutschen Trockengebieten fielen bis zu 70 % der Referenzmengen (Leipzig 43 l/m², was 69 % der Referenzmenge entspricht). Dort war es erneut zu trocken. In unseren Mittelgebirgen fiel lokal mehr als das Doppelte der Referenzmengen. (FS Sachsen: 20,4 °C von 16,8 °C; 100 l/m² von 77 l/m²; Sachsen – Anhalt: 21,0 °C von 17,2 °C; 55 l/m² von 59 l/m²; und FS Thüringen: 19,8 °C von 16,0 °C; 90 l/m² von 69 l/m²)

 

Der Sommer 2020 (01. Juni bis 31. August 2020) war im Bundesdurchschnitt bei durchschnittlichen Niederschlagsmengen (230 l/m² von 239 l/m²) um 1,9 K zu warm. Die Niederschläge waren auch bundesweit sehr ungleich verteilt. Im Saarland, Teilen des Rheingrabens, der Uckermark und in den mitteldeutschen Trockengebieten fielen nur 70 bis 100 l/m², in den Alpen fielen um die 700 l/m², das bis zu Zehnfache, was in unseren Trockengebieten fiel! (FS Sachsen: 18,7 °C von 16,5 °C; 210 l/m² von 222 l/m²; Sachsen – Anhalt: 19,0 °C von 16,9 °C; 155 l/m² von 174 l/m²; und FS Thüringen: 18,1 °C von 15,8 °C; 220 l/m² von 210 l/m²). Laut Sachsenforst belaufen sich die mittleren Niederschlagsdefizite für Sachsen im hydrologischen Jahr 2018 auf 301,7 mm, 2019 auf 70,8 mm und 2020 mit Stand 31. Juli auf 141,6 mm.

 

September:

An der Nordflanke einer langgesteckten, mehrkernigen Hochdruckzone, die vom Atlantik bis nach Westrussland reichte, gestaltete sich die Witterung in Mitteldeutsch-land sehr sonnig, schwachwindig und in den Nachmittagsstunden mitunter noch hochsommerlich warm, an einigen Tagen zur Monatsmitte gar heiß (14.09.: Leipzig Zentrum SO 31,0 °C (eig. Mess.), Dresden Strehlen 30,6 °C; 15.09.: Bad Muskau 31,8 °C, Leipzig Zentrum SO 31,6 °C (eig. Mess.), Hoyerswerda 31,4 °C, Leipzig Holzhausen 31,0 °C; 16.09.: Klitzschen bei Torgau 30,3 °C, Leipzig 30,2 °C (eig. Mess.). Insgesamt ein strahlender Altweibersommer. In den klaren Nächten traten in den Hochlagenmulden der Mittelgebirge jahreszeitlich bedingt wiederholt Nachtfröste auf. Zum Monatsende wurde der Weg für eine ganze Kette kräftiger, vom Nordatlantik hereinziehender Tiefs frei. Anhaltender, ergiebiger Dauerregen über Mitteldeutschland und dem Alpenraum waren die Folge. Vom 25. bis in die frühen Morgenstunden des 27. September fielen in Mitteldeutschland flächendeckend um die 50 l/m² Regen (Oschatz 40 l/m², Leipzig 42 l/m² (eig. Mess., im ganzen Monat 50 l/m²) Kubschütz 56 l/m² und Marienberg – Kühnhaide 65 l/m²). Ein kräftiges Hochdruckgebiet über Russland verhinderte den Abzug der Tiefdruckgebiete, so dass sich diese über Mitteleuropa einkringelten und umkreisten (Trog). Insgesamt gestaltete sich der September überdurchschnittlich sonnig. Sachsen war das sonnenscheinreichste Bundesland (FS Sachsen: 15,0 °C von 13,4 °C; 55 l/m² von 55 l/m²; Sachsen – Anhalt: 15,4 °C von 13,7 °C; 50 l/m² von 42 l/m²; und FS Thüringen: 14,5 °C von 12,8 °C; 45 l/m² von 51 l/m²).

 

Oktober:

Die straffe Westwetterlage, die sich Ende September etablierte, bestimmte bis zum Ende der ersten Oktoberdekade die Witterung in Mitteleuropa. Zu Monatsmitte dehnte sich das Hoch über den gesamten Ostatlantik bis Fennoskandien. Über Mitteleuropa stellte sich eine blockierende GWL ein. Zugleich verlagerte sich ein Adriatief gen Norden (Vb – Zugbahn), wo es sich unter Einfluss der Höhenkaltluft verstärkte und von Polen aufziehend Mitteldeutschland zweitägig anhaltenden, ergiebigen Dauerregen, der von heftigen Windböen begleitet war, bescherte. So fielen am 14. Oktober in Schierke / Harz 64,4 l/m² im Osten von Sachen beispielsweise in Weifa bei Steinigtwolmsdorf in der Lausitz 60,0 l/m² und in Altenberg im Osterzgebirge immerhin 57,1 l/m² Niederschlag. In den anderen Gebieten Sachsens fielen flächendeckend 30 bis 40 l/m², so in Leipzig 30 l/m² Regen (eig. Mess. Hellmannsammler). Am Folgetag kamen verbreitet nochmal 3 bis 7 l/m² dazu. Nach Monatsmitte füllte sich das Tief auf. Nun stand einem atlantischen Tiefdruckkomplex hoher Druck über Russland gegenüber. So gelangte während der zweiten Monatshälfte milde Luft von der Iberischen Halbinsel nach Mitteldeutschland, die uns einige sonnige Herbsttage mit Tagestemperaturen um oder knapp über 20 °C bescherte. Insgesamt zeigte sich die Witterung im Oktober um etwa 1,5 K zu warm und mit etwa dem Doppelten der Niederschlagsreferenzmengen deutlich zu nass und sonnenscheinarm! FS Sachsen: 10,3 °C von 9,0 °C; 100 l/m² von 47 l/m² (213 %); Sachsen – Anhalt: 11,1 °C von 9,4 °C; 75 l/m² von 36 l/m² (208 %); FS Thüringen: 9,9 °C von 8,4 °C; 80 l/m² von 48 l/m² (167 %).

 

November:

Zunächst bestimmte eine blockierende Wetterlage mit hohem Druck über Russland und Tiefdrucktätigkeit über dem Atlantik die Witterung. Mitteldeutschland lag genau dazwischen im Einflussbereich einer südwestlichen Anströmung, die an den ersten beiden Tagen des Novembers einen Höhepunkt erreichte. So stiegen am 2. November die Temperaturen verbreitet auf rekordverdächtige Werte knapp über 20 °C an (Leipzig 21,5 °C (eig. Messung), Leipzig Uni. und Leipzig – Holzhausen je 21,4 °C, Köthen 21,2 °C, Leipzig – Flughafen und Magdeburg je 21,1 °C, Dresden – Strehlen, Jena und Quedlinburg je 21,0 °C). Zeitweise bildete sich eine Inversionswetterlage heraus, wobei bei strahlendem Sonnenschein und sehr trockener Luft in den Kammlagen unserer Mittelgebirge die Temperaturen bis nahe 15 °C anstiegen, im Vorland von Erzgebirge und Thüringer Wald auf bis zu 10 °C, in den Nebelgebieten dagegen um oder knapp über dem Gefrierpunkt verharrten.

Bundesweit gestaltete sich die Witterung im November um etwa 2 K zu warm, überdurchschnittlich sonnig und deutlich zu trocken. Mit Niederschlagsmengen um die 20 l/m² fiel nur etwa ein Drittel der Referenzmengen. In den Mitteldeutschen Trockengebieten fielen lokal weniger als 5 l/m². Mit knapp 10 l/m² (etwa 17 %) war Sachsen bundesweit das trockenste Bundesland. Es war der drittsonnigste und einer der niederschlagsärmsten November seit Aufzeichnung meteorologischer Daten.

(FS Sachsen: 5,6 °C von 3,8 °C; 10 l/m² von 52 l/m²; Sachsen – Anhalt: 6,9 °C von 4,5°C; 10 l/m² von 43 l/m²; und FS Thüringen: 5,4 °C von 3,3 °C; 15 l/m² von 56 l/m²).

 

Der Herbst 2020 (01. September bis 30. November 2020) präsentierte sich bundesweit mit 10,3 °C als der viertwärmste seit Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1881. Im Bundesschnitt gestaltete sich die Witterung im Herbst um 1,5 K zu warm und mit leicht unterdurchschnittlichen Niederschlagssummen (150 l/m² von 183 l/m²) überdurchschnittlich sonnig. Im September fielen in Mitteldeutschland durchschnitt-liche und im Oktober überdurchschnittliche Niederschlagsmengen, die für Sachsen – Anhalt und Sachsen eine leicht überdurchschnittliche Niederschlagsbilanz ermög-lichten. (FS Sachsen: 10,3 °C von 8,8 °C; 165 l/m² von 155 l/m²; Sachsen – Anhalt: 11,1 °C von 9,2 °C; 130 l/m² von 120 l/m²; und FS Thüringen: 10,0 °C von 8,2 °C; 140 l/m² von 155 l/m²).

 

Stand 1. 12. 2020

Referenzperiode dieses Witterungsrückblickes: 1961 bis 1990

Datenquellen: Öffentliche, amtliche Daten DWD und UFZ, öffentliche Daten des agrarmeteorologischen Messnetzes LfULG, Wetterkontor.de, Tagespresse sowie von verschiedenen Wettervereinen, privaten Stationen bereit gestellte Daten und eigene Messungen. Referenzwerte für Leipzig: Universität Leipzig, Fakultät für Physik und Geowissenschaften.

Der ausführliche Wetterrückblick 2020 mit Erläuterungen verschiedener meteorologischer Erscheinungen kann hier heruntergeladen werden: BeersWetterrueckblick2020

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