Einleitung
Natura 2000 ist ein EU-weites grenzenloses Netz von Schutzgebieten. Es setzt sich zusammen aus den Schutzgebieten der Vogelschutz-Richtlinie (Richtlinie 2009/147/EG) und den Schutzgebieten der Fauna-Flora-Habitat (FFH) Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG). Diese Gebiete dienen in besonderem Maße dem Schutz der biologischen Vielfalt durch den Erhalt von seltenen, gefährdeten oder typischen Lebensräumen oder Arten.
Die Grüne Liga Osterzgebirge ist Träger des NATURA 2000 Gebietsbetreuerprojektes im Landkreis Sächsische Schweiz Osterzgebirge (ausführliche Info im Grünen Blätt’l, Ausgabe April 2018).
Wir stellen die betreuten Gebiete in loser Folge kurz vor. Dieses Mal geht es um das Betreuungsgebiet FFH 175 – Pöbelbachtal und Hofehübel.
Kurzcharakteristik
„Was kennzeichnet Pöbelbachtal und Hofehübel?“ „Ach scheen is es und ruhig“, bekam ich zur Antwort. Nun ja, Schönheit ist eines der im Bundesnaturschutzgesetz im §1 festgeschriebene Ziele des Naturschutzes und im Gebiet offenbar reichlich vorhanden und zu entdecken.
Das FFH Gebiet Pöbelbachtal und Hofehübel liegt im Oberen Osterzgebirge zwischen dem Kurort Bärenfels und Schmiedeberg. Mit 169 ha gehört es zu den kleineren FFH Gebieten.
Seinen Namen hat das Pöbeltal wahrscheinlich von den Glasmachern, die sicher auch hier zugange waren und für ihr Gewerbe große Mengen Holz zu Asche verwandeln mussten. „Pöbel“ ist vermutlich slawischen Ursprungs (tschechisch popel = Asche, Weber 2015).
So ruhig war es nicht immer. Anfang des 20. Jh. entdeckten Sommerfrischler das ruhige und mit guter Luft ausgestattete Gebiet. Von Champagnerluft wurde geschrieben, weil der Aufenthalt hier beschwingt und heiter machte. Auch sollte in dieser Zeit eine neue Bahnlinie gebaut werden. Die Planungen waren schon weit fortgeschritten, einige Bauwerke schon fertiggestellt, dann wurde das Projekt aber nicht weiterverfolgt.
Gegenwärtig ist die Ruhe durch den Bau des Regenrückhaltebeckens etwas dahin. Die Arbeiten förderten zu Tage, dass der Bergbau im Pöbelbachtal bereits seit dem 12. und 13. Jahrhundert (mit Pausen bis in die 1950er Jahre hinein) seine Spuren hinterließ. Das Bauprojekt ist derzeit Sachsens größte Wasserbaustelle. Es ist wohl der erste Damm in Deutschland, wo eine Straße durchführt. Die dafür erforderliche anspruchsvolle Konstruktion ermöglichte, dass keine Umgehungsstraße gebraucht wird, die hier mglw. den wohl wertvollsten und schönsten
Bergmischwaldbestand im ganzen Osterzgebirge mit über 100 bis zu 140-Jährigen Tannen in Mitleidenschaft gezogen hätte.
FFH Würdigkeit
Die FFH Würdigkeit ergibt sich insgesamt aus der besonderen und teilweise überregionalen Bedeutung im Biotopverbund der vorhandenen Lebensraumtypen des SCI. Die besonders im Bereich des Hofehübels gruppen- bis horstweise gemischten, ungleichaltrig aufgebauten
Buchenmischwälder, hervorgegangen aus den Ideen und Versuchen zum naturgemäßen Waldbaus von Hermann Krutzsch, sowie der Pöbelbach mit seiner naturnahen Ausprägung und die artenreichen Berg-Mähwiesen besitzen überregionale Bedeutung.
Das SCI weist zwar keine direkten Kohärenzbeziehungen zu anderen FFH-Gebieten auf. Die Wiesen und naturnahen Waldbestände des SCI „Pöbelbachtal und Hofehübel“ und der nächstgelegenen FFH-Gebiete besitzen vielmehr eine Funktion als Trittsteine im Biotopverbundsystem, die eine wesentliche Bedeutung für Austauschbeziehungen bzw.
Reproduktions- oder Ansiedlungsmöglichkeiten von Arten besitzen. Für das Natura-2000-Geschehen ist das SCI nicht nur ein besonders schönes und ruhiges, sondern auch ein ausgesprochen wichtiges Gebiet.
Zusammenfassende Zustandsbeurteilung
Durch die Gebietsbetreuung wurde festgestellt, dass die meisten der als LRT erfassten Flächen des FFH- Gebietes im Frühjahr keine sonstigen gravierenden Veränderungen gegenüber den Vorjahren aufwiesen. In welchem Maße die Trockenheit und die große Hitze zu Vegetationsveränderungen im Gebiet geführt hat, muss abgewartet werden. Die beiden als LRT erfassten Abschnitte des Pöbelbaches zeigten zwar keine gravierenden Änderungen. Allerdings sind die Flächen durch die im Jahre 2012 durchgeführten Erdaufschüttungen nach wie vor stärker beeinträchtigt. Einige der gut gepflegten und artenreichen Wiesenflächen hatten lediglich Wildschweinschäden zu verzeichnen.
Bei den anderen als LRT kartierten Wiesenflächen kam es durch nicht optimale Pflege bereits zu Verlusten an typischen Bergwiesenarten. Um diese Verluste zu stoppen, sind durch die ehrenamtlich Gebietsbetreuung detaillierte Vorschläge erarbeitet worden. Die einzige Hochstaudenflur im Gebiet entwickelt sich örtlich zu einem Binsensumpf und ist durch
Wildschweinschäden und Ausbreitung des Drüsigen Springkrautes beeinträchtigt.
Weitergehende Infos: www.osterzgebirge.org/de/natur-erkunden/schutzgebiete.