Natur im Osterzgebirge

Naturkundliche Wanderung am Müglitzhang bei Schlottwitz

Bunt gefärbte Herbstblätter und viele Eicheln bedecken den Boden. Eine Gruppe Wanderfreudiger raschelt durch die gefallenen Laubblätter entlang der Talflanke, die zum Lederberg führt. Das bereits 1974 unter Schutz gestellte Naturschutzgebiet „Müglitzhang bei Schlottwitz“ gilt es zu erkunden. Ganze 200 Höhenmeter müssen überwunden werden. Die interessanten, naturkundlichen Erläuterungen und die damit verbundenen unterhaltsamen Verschnaufpausen lassen die Teilnehmer jedoch gemütlich aufsteigen.

Geschichten aus der Region und Informatives zu den naturkundlichen Begebenheiten liefern Jens Weber von der Grünen Liga Osterzgebirge e.V. und Manuela Egermann, die Umweltbildungsbeauftrage vom Landgut Kemper & Schlomski (LGKS). Ein besonderes Highlight auf dem Weg zum Lederberg ist natürlich die „1000-jährige Eibe“, die durch ihre bizarren Wurzeln und Stammwindungen jeden Wanderer erstaunen lässt. Das natürlich gewachsene Eibenvorkommen am Müglitzhang ist das größte Sachsens und überlebte selbst die stark betriebene Viehhutung, die noch vor etwa 100 Jahren eine waldfreie Fläche geschaffen hatte. Damals weideten dort Schafe und Ziegen und hielten die Vegetation kurz. Dies förderte u.a. den Wacholder als typischen Hutungszeiger, der mittlerweile jedoch auf Extremstandorte zurückgedrängt ist und durch Artenschutzmaßnahmen der Grünen Liga Osterzgebirge e.V. erhalten wird. Heutzutage wechseln sich verschiedene Waldtypen am Steilhang ab. Dort, wo die Lage recht sonnenexponiert ist, überwiegt ein Eichentrockenwald, der auch die seltene Traubeneiche hervorbringen lässt. An den Stellen, wo verwitterungsfreudiger Gneis ansteht, konnte sich das abfließende Wasser oft besonders eingraben und schuf Hangmulden. Hier entwickelte sich eine gute Bodenauflage, so dass in den Schluchten am Steilhang üppige Laubwälder entstanden sind. Diese edellaubholzreichen Hangmischwälder beherbergen Sommer- und Winterlinden, Bergahorn, Wildkirschen und vereinzelt Bergulmen.

Aber nicht nur abwechslungsreiche, künstlich angelegte und natürlich entstandene Waldbestände, sondern auch offene Blockhalden, klüftige Felsen und tolle Aussichtspunkte begegnen den Wanderlustigen auf ihrem Weg vom Naturschutzgebiet zum angrenzenden LGKS Wald. Beim Besuch des Silvoretums (lat. Waldgarten) erklärt Manuela Egermann den Aufbau und das Bildungskonzept des LGKS Schulwaldes. Dieser entstand im Jahr 2008 und bietet Schülern im Rahmen von Neigungskursen und AGs die Möglichkeit, ökologische Prozesse praktisch zu erfahren und den Schulwald aktiv mitzugestalten. Die Wandergruppe erkundet derweilen die fünf Quartiere u.a. zu Nordamerika und zu fruchttragenden Waldbäumen und entdeckt begeistert den Riesenmammutbaum, die Esskastanie und den Tulpenbaum mit seinen herbstlich, gelb-leuchtenden Blättern.

Angrenzend an den Schulwald steht ein vom Borkenkäfer stark betroffener Fichtenbestand, der nun – wie einige andere Bestände im Wald des LGKS – einem ökologischen Waldumbau Platz macht. Die Teilnehmer der Wanderung engagieren sich aktiv für dieses Naturschutz-Vorhaben und sammeln im LGKS Wald Eicheln, die anschließend für Eichennachwuchs sorgen werden.

Die letzten Meter bis zum Landgut begleitet die Wanderer ein fantastisches Panorama bis in die Sächsische Schweiz und schon auf dem Hofvorplatz werden sie vom freundlichen Fjordpferd Lalinga begrüßt. Bei warmem Tee, leckerem Kuchen und heißen Würstchen kehren die Teilnehmer auf dem Landgut ein und lassen die Wanderung mit anregenden Gesprächen gemütlich ausklingen. Wir danken der Grünen Liga Osterzgebirge e.V. für die gemeinsame Wanderung und freuen uns auf zukünftige Kooperationen!

Manuela Egermann (LGKS)

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