Natur im Osterzgebirge

Müllerwiese

Die Müllerwiese (1,3 ha) wird mit Einachsmäher gemäht. Der überwiegende Teil ist trocken und gut geeignet, um hier Heuballen zu pressen. Nachdem der eigentliche Aufwuchs weg ist, kommt hier auch noch Mähgut von anderen Naturschutz-Wiesen her, um zu Heu getrocknet und dann gepresst zu werden. So mancher Samen seltener Pflanzenarten ist da schon mitgekommen. Und sicher auch so einige Kleintiere, wie z.B. die Feldgrillen, die hier seit einigen Jahre einen großen Frühlings-Chor bilden und ursprünglich sicher aus Glashütte stammen. Sehr wichtig für die Entwicklung der Müllerwiese von einer einstmals artenarmen, eutrophen Gülleverklappungsfläche der Agrargenossenschaft zum wertvollen Flächennaturdenkmal ist die herbstliche Nachbeweidung mit Schafen.

Der Feuchtbereich in der Mitte der Müllerwiese erwies sich auch 2019 alles andere als „feucht“. Die einstmaligen Binsenteppiche (Spitzblütige Binse) sind weitgehend einem bunten Süßgras-Binsen-Kräutergemisch gewichen, das ebenfalls zu Heu getrocknet wurde (Pferde fressen Binsen, so einer unserer Hauptabnehmer). Problematisch sind die wiedermal überhandnehmenden Sumpf-Kratzdisteln: nach wildem Faltergeflatter auf den Blüten reifen die Pustblumensamen meist genau während der Heulagerzeit – und können danach auf den gemähten Feuchtwiesen wunderbar keimen. Zum Glück sind sich Heulagerer aber auch für unangenehme Arbeiten wie „Disteln-aus-dem-Mähgut-sammeln“ nicht zu schade.

Eine Pracht hingegen die Orchideenfülle: ca. 800 Exemplare Breitblättrige Kuckucksblume hatten im Mai/Juni dieses Jahr auf der Müllerwiese geblüht. Begonnen hatten wir die Pflege hier vor zwanzig Jahren mal wegen drei mickrigen Kuckucksblumenpflänzchen. Für die wundersame Orchideenvermehrung mitverantwortlich ist mit Sicherheit auch die seither wiederholt praktizierte Mähgutübertragung. Wenn es Wetter und Heulagerzeitplan zulassen, bringt der Biotoppflegetrupp des Fördervereins dankenswerterweise noch einen Ladewagen frischen Grünschnitts von einer der besonders artenreichen Geisingbergwiesen. Dieser wird dann auf der Müllerwiese zu Heu getrocknet, die Samen können dabei ausfallen. Bei der Breitblättrigen Kuckucksblume klappt das offenbar sehr gut, ebenso bei anderen, weniger seltenen Arten. Trollblume – das große Sorgenkind des Bergwiesennaturschutzes – hingegen konnten sich bislang nicht dauerhaft etablieren. Offenbar stimmen für diese und andere Arten einfach die ökologischen Bedingungen nicht mehr (zu sauer? zu eutroph? zu trocken?). Ebenfalls problematisch ist die Wiederansiedlung von spätblühenden Arten wie Großer Sterndolde, wenn heulagerbedingt die Mahd immer im gleichen Zeitraum erfolgt/erfolgen muss. Zum Glück dürfen wir ja jetzt „förderunschädlich“ auch Blühinseln stehen lassen. Das erfreut nicht nur die Insektenwelt, sondern gibt auch der Sterndolde Chancen zum Blühen und Fruchten.

Wie sehr die Müllerwiese ausgetrocknet ist, erkennt man an dem kleinen Laichtümpel, den Liga-Helfer vor 15 Jahren im (einstigen) Nassbereich geschaufelt hatten. Nach der raschen Komplettaustrocknung im Frühling 2018 ist der nur nach den Winterniederschlägen im Februar mal halbwegs wassergefüllt gewesen – auch 2019 lag er die meiste Zeit trocken. Vorher passierte dies allenfalls kurzzeitig mal am Ende des Hochsommers.

link zur Botanischen Überblickserfassung 2023 (Stephan Kahle)