Natur im Osterzgebirge

Mädesüßwiese und Orchideeneck

Seit noch zu DDR-Zeiten die Rinderbeweidung in der Biela-Aue reduziert wurde, kamen immer mehr Gehölze auf. Schwarz-Erlen wuchsen in die Höhe und Ohr-Weiden in die Breite. Ein schöner, naturnaher Erlen-Bachaue-Wald entstand. Mitte der 1990er Jahre, als die Bielatalbiotope verstärkt in den Fokus des Naturschutzes rückten, galt das Augenmerk auch der Erhaltung der kleinen nassen Lichtungen inmitten dieser „Gehölzwildnis“, wo noch Orchideen und Fieberklee wuchsen.

Nasswiesengrasberäumung von Sigmars Orchideeneck, Heulager 2019

Der 1995 mit 32 blühenden Exemplaren Breitblättriger Kuckucksblume größte Orchiseenbestand im Tal der Kleinen Biela wuchs in einem nur etwa 500 m2 kleinen Binsensumpf zwischen Erlen, Moor-Birken und Ohr-Weiden. (2019 betrug die Zahl der Breitblättrigen Kuckucksblumen im Bielatal ungefähr 2000!). Weil in der kühlen Senke die Samen nur zögerlich reiften, wurde die Fläche immer erst ganz zum Schluss des Heulagers gesenst, mitunter auch erst danach. Nach dem Namen eines Heulagerers der er

1997

sten Stunde, der sich diese Arbeit immer vorbehalten hatte, läuft die Fläche auch heute noch unter der internen Bezeichung Sigmars Orchideeneck (0,1 ha), heute hier mit etwa 300 Exemplaren Dactylorhiza majalis.

Während sich der Orchideenbestand also prächtig entwickelt hat, steht es um den Fieberklee sehr schlecht. Vermutlich handelte es sich bei den drei Stellen um Reliktvorkommen aus den Zeiten, als Rinder noch offene Schlammflächen getreten hatten. Inzwischen nehmen die zu großen Bäumen herangewachsenen Erlen der sehr lichtbedürftigen Art das Licht. Die regelmäßige Entnahme einzelner Bäume kann offensichtlich den Zuwachs der verbleibenden Bäume nicht ausgleichen. Vor allem aber ist eine deutliche Tendenz zur Austrockung der Nassebereiche zu konstatieren – eine Tendenz, die mindestens 15 Jahre schon anhält, aber seit 2018 ungeahnte Ausmaße angenommen hat. Es ist absehbar, dass die letzten kümmerlichen Fieberklee-Blättchen dieses Jahr letztmalig aufgetaucht sind. Alle bisherigen Bemühungen, durch gezielte Maßnahmen die Art hier zu erhalten, waren leider nicht erfolgreich.

 

Sensenlehrgang für angehende Landschaftspfleger auf der Mädesüßwiese, Heulager 2019

Unmittelbar unterhalb der Streuobstwiese am Grundstück Voß (ehemalige „Renner-Villa“) befindet sich ein weiterer Feuchtwiesenbereich – die Mädesüßwiese (0,2 ha). Gefördert durch jahrelange Brache, hatte sich hier in den 1990er Jahren eine dichte Hochstaudenflur aus Mädesüß entwickelt. Da die Mahd dieser Art auch Anfänger-Sensern ein rasches Erfolgserlebnis beschert, findet hier seither die Einweisung im Umgang mit der Handsense statt. Dummerweise ist das Mädesüß allerdings mahdempfindlich, so dass sich stattdessen Spitzblütige Binse und andere Arten breitgemacht haben. Dennoch ist das nach wie vor der Ort für den Sensenkurs beim Heulager. Im hinteren Bereich herrschen teilweise auch niedermoorartige Bedingungen. Inzwischen wachsen auch hier einige Exemplare Breitblättrige und Gefleckte Kuckucksblumen.

Beiden Nassbereichen (Sigmars Orchideeneck und Mädesüßwiese) gemeinsam ist, dass der schwere Nasswiesenaufwuchs per Muskelkraft auf Plastikplanen aus dem Sumpf gezogen werden muss – mühevoll, aber biotopschonend,