Unterschutzstellung: Verordnung des Landratsamtes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zur Festsetzung von Flächennaturdenkmalen, vom 19. Februar 2013
Gemarkung: Ammelsdorf
Flurstücke: 81c, 81d, 82
Größe: ca. 1,7 ha
Lage: von Fichtenmonokulturen umgebene Waldlichtung 200 m südöstlich des Sportplatzes Hennersdorf, ca. 300 – 500 m unterhalb der Quellbereiche des Hennersdorfer Baches, 1 km nordöstlich von Ammelsdorf; 615 . 625 m üNN
Kurzcharakteristik:
Die große, nur schwach geneigte Waldwiese auf Teplitzer Quarzporphyr entwässert zum Hennersdorfer Bach. Die Böden der größtenteils von Feuchtwiesen und Kleinseggensümpfen bewachsenen Wiese sind durch Stauwasser geprägt, woraus großflächig Anmoor-Pseudogleye sowie Niedermoorböden resultieren. Die höhergelegenen und damit weniger durchfeuchteten Bereiche am nördlichen und südlichen Rand besitzen Pseudogleye.
Kennzeichnend und flächenmäßig vorherrschend ist auf der Waldwiese ein abwechslungsreiches Nasswiesen-Mosaik aus Binsensümpfen, Kleinseggenrasen und Übergängen zu feuchten Borstgrasrasen. Insgesamt nehmen die Feuchtbereiche fast drei Viertel der Gesamtfläche ein. Wertbestimmend für die Wiese am Sportplatz Hennersdorf ist eher der hohe Flächenanteil der Kleinseggenrasen (die auf anderen Wiesen eher kleinflächig vorkommen), als das Vorhandensein besonders gefährdeter Pflanzenarten. Unter diesen sind Breitblättrige Kuckucksblume Dactylorhiza majalis und Arnika Arnica montana hervorzuheben.
Zu der breiten Palette „normaler“ Feuchtwiesenarten gehören hier u.a.: Wiesen-Knöterich Polygonum bistorta, Kuckucks-Lichtnelke Lychnis flos-cuculi, Sumpf-Dotterblume Caltha palustris, Goldschopf-, Scharfer und Kriechender Hahnenfuß Ranunculus auricomus agg., R. acris, R. repens, Hohe Schlüsselblume Primula elatior, Sumpf-Hornklee Lotus uliginosus, Sumpf-Pippau Crepis paludosa, Sumpf-Vergissmeinnicht Myosotis scorpioides, Sumpf-Labkraut Galium palustre, Sumpf-Kratzdistel Cirsium palustre.
In mageren Kleinseggenbereiche treten die anspruchsvolleren der vorgenannten Arten zurück, stattdessen können sich niedrigwüchsige Pflanzen stärker entfalten, z.B. Sumpf-Veilchen Viola palustris, Moor-Labkraut Galium uliginosum, Kleiner Baldrian Valeriana dioica sowie die Riedgräser Hirse-Segge Carex panicea, Wiesen-Segge Carex nigra, Hasenpfoten-Segge Carex leporina und Schmalblättriges Wollgras Eriophorum angustifolium.
Häufige Gräser der Nassbereiche sind Weißes und Hunds-Straußgras Agrostis stolonifera, A. canina. Aber auch hier dominiert in weiten Teilen die Spitzblütige Binse Juncus acutiflorus. Gehäuftes Auftreten von Flatter-Binse Juncus effusus und Rasen-Schmiele Deschampsia caespitosa resultiert sicher noch aus früherer Rinderbeweidung.
Die Übergänge von Kleinseggenrasen zu borstgrasrasenartiger Vegetation sind hier fließend. Besonders in der weitaus besser gepflegten Osthälfte der Wiese gibt es etliche, aber stets kleinflächige Stellen mit weniger nässegebundenen Magerkeitszeigern: Borstgras Nardus stricta, Draht-Schmiele Deschampsia flexuosa, Zittergras Briza media, Vielblütige Hainsimse Luzula multiflora, Bleich-Segge Carex pallescens, Harz-Labkraut Galium saxatile, Blutwurz-Fingerkraut Potentilla erecta, Heidekraut Calluna vulgaris.
Die Bergwiesenbereiche am Nord- und Südrand der Wiese erscheinen nicht so blütenbunt wie wertvolle Bergwiesen andernorts. Dies mag an der starken Beschattung durch die umgebenden Koniferenforsten liegen, oder aber auch an der nur sehr extensiven Pflege/Nutzung (was insbesondere für den nur am Jahresende einmal gemulchten Westteil zutreffen wird). Möglicherweise spielt auch die Isolation der Waldwiese eine Rolle. Optisch dominieren die Gräser Rot-Schwingel Festuca rubra, Rotes Straußgras Agrostis capillaris, Wolliges und Weiches Honiggras Holcus lanatus, H. mollis, außerdem u.a. auch Ruchgras Anthoxanthum odoratum und Flaum-Hafer Helictotrichon pubescens. Die Garnitur der typischen Berg- und Frischwiesenarten ist beschränkt: elictotrichon
Bärwurz Meum athamanticum, Weicher Pippau Crepis mollis, Kanten-Hartheu Hypericum perforatum, Alantdistel Cirsium heterophyllum, Margerite Leucanthemum vulgare, Wiesen-Sauerampfer Rumex acetosa, Spitz-Wegerich Plantago lanceolata, Gamander-Ehrenpreis Veronica chamaedrys, Frauenmantel Alchemilla vulgaris agg., Kleiner Klappertopf Rhinanthus minor.
Das örtlich gehäufte Auftreten von Schafgarbe Achillea millefolium, Gras-Sternmiere Stellaria graminea und Rainfarn Tanacetum vulgare spricht ebenfalls für zu wenig Nutzung/Pflege.
Im ursprünglichen FND-Vorschlag enthalten war außerdem ein etwa 150 m bachabwärts gelegenes, isolierte Zwischenmoor (mit geringer Torfmächtigkeit und gestörtem Wasserhaushalt). Floristisch ist das 0,1 ha kleine Moor ganz anders zusammengesetzt als alle anderen vorgeschlagenen Flächen. Zu den wertbestimmenden Pflanzenarten zählen dort unter anderem Scheidiges Wollgras Eriophorum vaginatum, Moosbeere Vaccinium oxycoccus und das Torfmoos Sphagnum papillosum. Aktuelle Erhebungen liegen nicht vor. Da die Fläche seit langem brach liegt und von dichten Teppichen alter Vegetation bedeckt ist, steht die aktuelle Schutzwürdigkeit nicht zweifelsfrei fest. Empfehlenswert wäre eine erneute Untersuchung der Fläche, die Organisation von geeigneten Pflegemaßnahmen und die Aufnahme in eine künftig anzustrebende FND-Neuausweisung von Kleinmooren im Ost-Erzgebirge.
Pflege: Im Pflegezustand war 2010 eine frappierende Zweiteilung der Wiese in gut gemähtes Südost-Drittel und einen sehr mangelhaft genutzten Nordwestteil zu konstatieren. Ersten Bereich pflegt die Osterzgebirgische Landschaftspflege GmbH, ein Tochterunternehmen des Landschaftspflegeverbandes Sächsische Schweiz – Osterzgebirge. Zum Einsatz kommt Mähbalken-Kleintechnik, in den Randbereichen offenbar auch Handmahd. Der Grünschnitt wird ordnungsgemäß beräumt.
Ganz anders stellt sich die Situation im (etwas größeren) Nordwestteil dar, dessen Nutzung/Pflege der Landwirtschaftsgesellschaft Hermsdorf mbH obliegt. Seit vielen Jahren bestehen hier schon Defizite bei der Mahdqualität. 2010 lag die Fläche bis Anfang November brach, dann wurde sie mit offenbar ziemlich schwerer Technik gemulcht. Das Resultat sind Bodenverdichtung und teilweise dichte Streuauflage über den Winter – sehr ungünstige Bedingungen für den Erhalt insbesondere der Kleinseggenrasen.
Anzustreben ist die jährliche Mahd der gesamten Fläche. Staffelmahd wäre günstig, auf jeden Fall sollten die Flächen aber nur nach längeren Trockenperioden mit Technik befahren werden.
Beeinträchtigungen: Eine weitere Verschlechterung des ökologischen Zustandes ist bei den bestehenden Pflegedefiziten im Nordwestteil der Fläche abzusehen.
Schutzbedürftigkeit: Mit dem Status eines Flächennaturdenkmals muss die Verbesserung des Pflegeregimes im Nordwestteil der Wiese erreicht werden. Latent drohen solchen Waldwiesen generell auch Aufforstungsbestrebungen, dem die Unterschutzstellung zuvorkommen soll.
In den bestehenden Flächennaturdenkmalen der unteren Lagen sind (außer dem FND „Bielatal“) keine Wiesen mit größerem Anteil von Feucht- und Nassgrünland repräsentiert. Dieses Defizit könnte mit einer Ausweisung der Wiese am Sportplatz Hennersdorf als FND verringert werden.
Schutzzweck:
Erhaltung von gefährdeten Biotopen: Borstgrasrasen (RLS: vom Aussterben bedroht), Bergwiese (RLS: stark gefährdet), Kleinseggenried basenarmer Standorte (Rote Liste Sachsen: gefährdet), Binsensumpf (RLS: gefährdet), sonstiges artenreiches Feuchtgrünland (RLS: gefährdet)
Erhaltung gefährdeter Pflanzengesellschaften: Juncetum squarrosi (RLS: stark gefährdet), Galium saxatile-Nardus stricta-Violion-Gesellschaft (RLS: gefährdet), Festuca rubra-Meum athamanticum-Gesellschaft (RLS: stark gefährdet), Carici canescentis-Agrostietum caninae (RLS: stark gefährdet), Crepis paludosa-Juncus acutiflorus-Gesellschaft (RLS: gefährdet)
Erhaltung des Lebensraumes gefährdeter Pflanzenarten: Arnika Arnica montana (RLS: stark gefährdet), Breitblättriges Knabenkraut Dactylorhiza majalis (RLS: stark gefährdet), Zittergras Briza media (RLS: gefährdet), Kleiner Baldrian Valeriana dioica (RLS: gefährdet), Schmalblättriges Wollgras Eriophorum angustifolium (RLS: gefährdet), Kleiner Klappertopf Rhinanthus minor (RLS: gefährdet)
Erhaltung eines potentiell wertvollen Lebensraumes für gefährdete Tierarten des Feuchtgrünlandes (bisher hier nicht untersucht)