Zustand 2021: weitgehend unverändert, Pilze im Wurzelbereich
Kurzwürdigung zur Beantragung als Naturdenkmal (2010):
Vogel-Kirschen (Prunus avium) gehören – aufgrund ihrer Blütenfülle und der orange-roten Herbstfärbung – zu den auffälligsten Bäumen der nährstoffreicheren Steinrücken des unteren und mittleren Ost-Erzgebirges. Im Freistand bildet die lichtbedürftige Art meist nur einen (oder mehrere) kurze, gedrungene Stämme, auf denen weitausladende Kronen aufsetzen. Beides ist bei dem Kirschbaum am Küchenhau ganz typisch ausgebildet (90 cm – 1,20 m Stammlänge vom Boden bis zum Astansatz, ca. 22 m Kronendurchmesser gegenüber 15 m Baumhöhe). Allerdings brechen die mehr oder weniger waagerecht abzweigenden Äste oft unter den Schneelasten, auch neigt die Vogel-Kirsche zu Kernfäule und wird dadurch instabil. Nicht zuletzt ist gesundes Kirsch-Holz zu allen Zeiten sehr gefragt gewesen. Vermutlich gibt es aus diesen Gründen bisher im Naturraum Ost-Erzgebirge keinen einzigen Kirschbaum, der als Naturdenkmal geschützt ist.
Die Vogel-Kirsche hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Zentraleuropa – was für die Erhaltung der Art in ihrer genetischen Vielfalt eine hohe Verantwortung bedeutet. Jedoch: mit hoher Wahrscheinlichkeit haben auch die zahlreichen heutigen Kultursorten der Süßkirschen ihren züchterischen Ausgangspunkt in den Wildkirschen der Art Prunus avium. Das hat Hybridisierungen zur Folge, außerdem verlieren Nachkommen von Kultursorten oft schon in der ersten Generation an Fruchtgröße (und Geschmack). Die recht weite Ausbreitung der Samen (Bienen u.a. Insekten) und Früchte (verschiedene Vögel, Rotfuchs u.a.) bedingt, dass sich heute vermutlich nicht mehr feststellen lässt, ob es sich bei den Steinrücken-Kirschen um “echte” Wildkirschen oder verwilderte bzw. hybridisierte Nachfahren von Kulturkirschen handelt.
Zumindest ist bei dem mächtigen Exemplar am Küchenhau von einem hohen Alter (mindestens 100 Jahre) auszugehen.
Gemarkung: Lauenstein
Flurstück: 722
Eigentümer: Landratsamt Sächsische Schweiz – Osterzgebirge
Koordinaten: 5416310 / 5627772
Umfang: 2,95 m
Höhe: 15 m
Erlebniswert: ca. 80 m entfernt vom Wanderweg Lauenstein – Wildpark Hartmannmühle, besonders eindrucksvoll im blühenden Zustand im Frühjahr sowie im Herbst aufgrund der Laubfärbung vor der Kulisse des Rotwassertales
Gesundheitszustand: keine Schäden erkennbar
Naturschutzwert: Früchte als Nahrung für Vögel und andere Tiere; Nektar und Pollen für (Wild-)Bienen; rissige Borke mit Habitatnischen für Spinnen und andere Kerbtiere
Pflegebedarf: eventuell etwas Freistellung im Rahmen von Steinrückenpflegemaßnahmen, die derzeit für das Naturschutz-Großprojekt “Bergwiesen im Osterzgebirge” laufen (Entnahme eines Ebereschenstämmchens innerhalb des Kronenbereichs, aber nicht vordringlich); Verkehrssicherung nicht nötig, Wurzelraum bei möglichen landwirtschaftlichen Nutzungen des oberhalb angrenzenden Grünlandes sichern