Natur im Osterzgebirge

ND Solitärbuche Fürstenau

Zustand 2021: erhebliche Kronenschäden durch Rauheis-Anhang (“Anraum”) im Winter 2020/21

Kurzwürdigung zur Beantragung als Naturdenkmal (2010):

Fagus sylvatica

lokaler Name: “Wawerliebs Buche”

Nach dem “Deutschen Baumarchiv” gehört die markante Solitärbuche bei Fürstenau zu “Unseren 500 ältesten Bäumen” (gleichnamiges Buch von Bernd Ullrich, Stefan Kühn und Uwe Kühn, blv-Verlag, 2009). Wenngleich diese Aussage bezweifelt werden darf, blickt der Baum sicherlich auf mindestens zwei Jahrhunderte Geschichte zurück. Historische Daten fehlen zwar, aber wahrscheinlich handelt es sich um eine alte Hudebuche, von denen früher in der Gegend so einige im Freistand gehegt wurden, um große Kronen zu entwickeln. Die Mast mit nährstoffreichen Bucheckern war wichtig, damit vor allem die Ziegen der Bergbauern den strengen Winter überstehen konnten.

Die sehr wuchtige Rot-Buche steht inmitten von Weideland in der Nähe der Straße nach Oberlöwenhain (ca. 150 m nordöstlich von den Stallanlagen) und war bis zur Veröffentlichung obengenannten Buches nur den einheimischen und wenigen sonstigen Baumfreunden bekannt.

Markant sind zum einen die zwei mächtigen (4,10 m und 4,80 m Umfang), steil strebenden Haupttriebe, zu denen sich in etwa einem Meter Höhe der 6,80 m umfassende Grundstamm teilt. Zum anderen ist die eher untypische Fähigkeit dieser Buche bemerkenswert, auch im schattigen Innenkronenbereich viele, vitale Zweige zu entwickeln. Letzteres bewirkt den ausgesprochen dichtkronigen Eindruck. Hinzu kommt, dass der Baum – anders als fast alle anderen Rot-Buchen in dieser Höhenlage – kaum Anzeichen der “Neuartigen” (Ozon-)Waldschäden aufweist (keine Spießastigkeit, keine Wipfeldürre). Das Verzweigungsmuster legt nahe, dass es sich um eine besondere genetische Disposition handelt.

Der Stammbereich weist zwar bereits einige Höhlen auf, außerdem Schäden an den Wurzelanläufen infolge hier oft im Schatten lagernder Rinder, dennoch macht der Baum einen sehr vitalen Eindruck und zeigt keine größeren Fäulnisprozesse. Andernorts würden diese Schäden im Holz von Rot-Buchen einen rasch fortschreitenden Abbau und – damit einhergehend Stabilitätsverslust – nach sich ziehen. Vermutlich hemmt die exponierte Lage des Baumes (meist kühler Wind, außerdem lange Frostperiode) die Entwicklung von Pilzen. Die augenscheinliche Resilienz der alten Buche ist dennoch außergewöhnlich.

Die Unterschutzstellung wurde unter anderem von Dietrich Papsch, Schellerhau, vorgeschlagen.

Gemarkung: Fürstenau

Flurstücke: 237; 268/1

Koordinaten:  5417262 / 5623760

Umfang: 6,80 m (!)

Höhe:  16 m

Erlebniswert: freistehend auf Weideland, weithin sichtbar, aber kein öffentlicher Weg bis zum Baum

Gesundheitszustand: vital

Naturschutzwert: höhlenreich; Sitzwarte für Greifvögel etc.; Bucheckern als Nahrung für viele verschiedene Tiere

Pflegebedarf: ohne; Verkehrssicherung nicht nötig; wichtig: Wurzelbereich vor Landmaschinen, Meliorationsmaßnahmen und zu starker Rinderbelastung schützen!

2010

Zeichnung Dietrich Papsch