Natur im Osterzgebirge

Schauinsland-Wiese am Bremhang

Mit zwischenzeitlich rund 2000 Exemplaren galt das Umfeld der beiden großen Bergbauhalden am Bremhang als das größte noch verbliebene Vorkommen des Stattlichen Knabenkrautes in Sachsen. Vor rund hundert Jahren bezeichnete der Botaniker Arno Naumann diese Art als „Charakterorchis des östlichen Erzgebirges“ – wohl auch wegen ihrer damaligen Häufigkeit in der Region. Doch es steht gar nicht gut um den einstigen Großstandort am Bremhang! Das Habitat verteilt sich auf vier verschiedene Grundstückseigentümer:  links oben wurden vor etwa fünfzehn Jahren zahlreiche Bäume abgesägt und das Astwerk mitten in dem – zum damaligen Zeitpunkt gerade wunderbar blühenden – Orchideen-Hauptbestand abgelegt. Obwohl die damit von den Grundstückseigentümern beauftragten Personen (er selbst war nicht da) unmittelbar nach vollbrachten Frevel „erwischt“ und aufgefordert wurden, den Schlagabraum wieder zu beseitigen, und obwohl anschließend Stadt und Naturschutzbehörde wiederholt aufgefordert wurden, hoheitlich tätig zu werden, liegt der verrottende Haufen heute immer noch da. Vermutlich ist da in den nachfolgenden Jahren noch so einiges an „Entsorgung“ hinzugekommen. Zahl der heute in dem Bereich noch wachsenden Orchideen: Null. Im unmittelbar darunter liegenden Teil des ehemaligen Großstandorts ist der Bestand von einst rund 1000 Exemplaren auf ein oder zwei Dutzend zusammengebrochen. Die Eigentümer des Grundstücks rechts oben hingegen haben dieses mit Maschendrahtzaun umgeben und dort zunächst für mehrere Jahre Ziegen gehalten. Nicht erst bei Futtermangel fraßen diese die Knabenkräuter rigoros ab. Heute stehen da kleine Schafe, denen zum Glück die Orchideen nicht zu schmecken scheinen. Im Gegenteil: sie fressen stattdessen alles ringsum kurz und geben den Orchideen damit offenbar einen Konkurrenzvorteil. Der Bestand zeigt hier deutliche Erholungstendenzen.

Der inzwischen mehrere hundert Exemplare umfassende Hauptbestand hingegen ist in den südöstlichen Teil (rechts unten) „gewandert“ und wächst jetzt rund um eine kleine Gartenlaube. Als der Besitzer das Grundstücks vor zwei Jahren zum Verkauf anbot, entschloss sich die Grüne Liga Osterzgebirge nach längeren Diskussionen zum Erwerb ihrer ersten „Immobilie“. Nicht wegen der in fortgeschrittenem Ausbauzustand befindlichen Gartenlaube, sondern um das Orchideenvorkommen zu sichern. Wobei der Ausblick von der Terrasse der Hütte schon spektakulär ist – recht bald kam der Arbeitstitel „Schauinsland“ für das Grundstück auf.

Außer dem Stattlichen Knabenkraut unter teilweise recht beachtlichen Eschenbäumen kommt auch dem steilen Wiesenhang unterhalb der Hütte hohe Naturschutzbedeutung zu. Potentiell handelt es sich um eine ähnlich artenreiche Vegetationsausprägung südexponierter Magerwiesen wie die nahegelegene „Hruskawiese“ / Wiese am Bremhang, die die Grüne Liga schon seit über 20 Jahren in Pflege hat. Doch zunächst musste beim Nachmäh-Wochenende 2018 (und mit tatkräftiger Unterstützung der Natura-2000-Gebietsbetreuer bei ihrem Praxistag) der Hang gründlich entbuscht werden. Eine solche Entbuschung macht in den Folgejahren zwingend erforderlich – sonst wuchert das Gesträuch dichter und kräftiger als zuvor. Zugang zu Naturschutz-Fördermitteln indes gab es für diese aufwendige Mähaktion beim Heulager 2019 hingegen leider nicht. Dank des Einsatzes der freiwilligen Heulagerhelfer wird daraus aber am Ende dennoch eine richtig gute Thymian-Kräuterwiese werden! Und auch das Stattliche Knabenkraut rund um die Datsche wird es hoffentlich danken, dass das Grundstück nun in Naturschützerhänden liegt.