(98 Hektar, seit 1961, landesweite NSG-Register-Nummer: D37)
Trotz wirtschaftlicher und touristischer Erschließung des Rabenauer Grundes umfasst das Naturschutzgebiet einen Talabschnitt voller Landschaftsästhetik und biologischer Vielfalt. Die Rote Weißeritz hat sich bis zu 120 Meter tief in die Nordostflanke des Gebirges eingeschnitten, dabei ein vielfach gewundenes, steilwandiges Kerbtal geschaffen. Die schroffen Hänge tragen ein Mosaik unterschiedlicher, kleinräumig miteinander verwobener Laubwaldgesellschaften. Insbesondere Schlucht- und Schatthangwälder werden hier so gut repräsentiert wie in kaum einem anderen NSG. Circa ein Drittel aller Farn- und Blütenpflanzenarten des Ost-Erzgebirges konnten bisher schon entdeckt werden. Dazu tragen auch die zahlreichen Felsen und Blockhänge bei.
Nutzungsgeschichte
Die slawischen Bewohner des Elbtalgebiets nannten den Gebirgsfluss, der durch das heutige Freital und das heutige Dresden zur Elbe fließt: Bistrice, was so viel wie „die Schnelle“ heißt. Daraus wurde „Weißeritz“. Der Zusatz „Rote“ kam erst später hinzu, als am Oberlauf des Baches Bergbau betrieben und die Rückstände der Erzwäschen einfach über das Gewässer entsorgt wurden.
Im 12./13. Jahrhundert erfolgte die planmäßige Besiedlung des Ost-Erzgebirges mit deutschen Kolonisten, vorangetrieben sicherlich durch die Silberfunde von Freiberg, Dippoldiswalde und womöglich auch andernorts bereits zu dieser Zeit. Auf der Nordseite des Gebirges konkurrierten die Markgrafen von Meißen und die Burggrafen von Dohna zunächst um Territorien. Letztere gründeten wahrscheinlich auch Rabenau. Um 1200 wurde eine Befestigungsanlage errichtet. An der Stelle der einstigen Burg Rabenau befindet sich heute die Polstermöbelfabrik, im ehemaligen Vorwerk der Burg das Stuhlbaumuseum.
Bereits 1235 soll die Rabenauer Mühle erstmals urkundlich belegt sein. Das übrige Tal war zu dieser Zeit vermutlich noch völlig naturbelassen und kaum begehbar.
Dies muss sich aber bereits im 16. Jahrhundert mit dem Beginn der Flößerei geändert haben. Für verlustarmen Holztransport sollten die Bäche möglichst gerade und gleichförmig sein. Wenngleich am Unterlauf der Roten Weißeritz dieses Ideal kaum erreicht worden sein dürfte, wurde hier bis 1870 Holz geflößt.
Umso mehr entsprach der wilde, ungezähmte Schluchtcharakter den Idealvorstellungen der Romantiker. Ludwig Richter ließ sich hier zu einigen seiner bekanntesten Bilder, der „Genoveva in der Waldeinsamkeit“ (1841) und den „Brautzug im Frühling“ (1847), anregen.
Seither stellt der Rabenauer Grund geradezu ein Paradebeispiel dafür dar, wie durch die zunehmende Erschließung von Natursehenswürdigkeiten die Sehenswürdigkeit dieser Natur abgenutzt wird.
1834 ließ der damalige Besitzer der Rabenauer Mühle einen für Wanderer tauglichen Fußpfad entlang des Bachufers anlegen. Besonders an Prallhängen ein aufwendiges Unterfangen zur damaligen Zeit, als noch die gesamten Wassermassen der Roten Weißeritz durch das enge Tal tosten und die Felsen direkt aus dem Flussbett aufragten! Heute kaum noch vorstellbar: durch das bekannte „Nadelöhr“, einen kleinen Felstunnel, führte der Zugang in den Rabenauer Grund. Direkt daneben, wo heute ein mehrere Meter breiter Fahrweg verläuft, schäumte einst das Gewässer.
Dieser Weg musste nach jedem Hochwasserereignis neu instandgesetzt werden, wurde dabei auch immer wieder verbreitert. Nach der Sturzflut 1897 erfolgte ein besonders gründlicher Ausbau des Talweges. Man beseitigte unter anderem ein Stück des Nadelöhrfelsens und verlegte den Zugang außen herum – so wie heute, damals allerdings noch viel schmaler.
Den bis dahin gravierendsten und nachhaltigsten Eingriff stellte der Bau der Schmalspurbahn dar, die 1882 erstmals verkehrte. Vorausgegangen waren zahlreiche Felssprengungen. Wenngleich zuvorderst andere wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend waren, spielte die Schmalspurbahn auch für die Förderung des Tourismus eine große Rolle, gerade auch den Transport von Ausflüglern durch den Rabenauer Grund. Bald setzten die natürlichen Bedingungen Kapazitätsgrenzen, die nur durch erneute Eingriffe überwunden werden konnten. So wurde im unteren Teil des Tales ein Tunnel beseitigt, indem man den darüberliegenden Berghang mitsamt einer malerischen Felsnadel abtrug.
Die sich im engen Rabenauer Grund stauenden Dampflok-Abgase führten sehr rasch zum Absterben der Weiß-Tannen. Dieser Baumart sagt das kühl-feuchte Schluchtklima eigentlich besonders zu, entsprechend stattliche Dimensionen müssen die Tannen einst erreicht haben (zumal die Enge des Tales der Holznutzung Grenzen setzte). In den 1970er Jahren gingen die letzten Tannen im Naturschutzgebiet ein.
Mit dem Bau der Talsperre Malter verlor die Rote Weißeritz ihren unkalkulierbaren Wildwassercharakter – außer bei besonders heftigen Niederschlagsereignissen, die die Talsperre überfordern. Zur gleichen Zeit – 1911 – wurde das Wasserkraftwerk am unteren Ausgang des Rabenauer Grundes in Betrieb genommen. Dieses erhält das notwendige Wasser über einen 460 Meter langen Stolln, der unterhalb der Rabenauer Mühle von der Roten Weißeritz abzweigt und rund drei Kilometer Bachlauf abschneidet, dabei für die Stromerzeugung eine Fallhöhe von 40 Metern erreicht. Nach jüngsten Modernisierungsarbeiten können die Turbinen bis zu 500 Liter Wasser pro Sekunde „verstromen“. Angesichts des am Pegel Hainsberg gemessenen „Mittleren Niedrigwasserpegels“ der Weißeritz von lediglich 267 l/s (http://de.wikipedia.org/wiki/Rote_Weißeritz, 21.4.15) erklärt sich damit, dass nach längeren niederschlagsarmen Witterungsperioden das Bachbett im Rabenauer Grund stellenweise fast trockenfällt.
Mustergültig aus Naturschutzsicht ist hingegen die vor einigen Jahren am Wehr unterhalb der Rabenauer Mühle installierte Fischaufstiegshilfe!
Nach größeren Hochwasserereignissen wie 2002 und, in geringerem Ausmaß, 2013 verdeutlicht die Weißeritz jedoch auch heute noch die Kräfte, die zur Formung des schroffen Tales geführt haben. Menschengemachte Infrastruktur ist dieser Energie nicht gewachsen. Und doch wurde die Infrastruktur immer wieder errichtet, einschließlich der Schmalspurbahn und des Wanderweges. Dieser ist inzwischen so breit ausgebaut, dass er auch von größeren Fahrzeugen befahren werden kann. Während der jahrelangen „Hochwasserschadensbeseitigungsmaßnahmen“ nutzten viele Baumaschinen aber vor allem das Gewässerbett selbst als Fahrweg. Dazu wurden über weite Strecken hinderliche Felsblöcke beräumt und ein größtenteils mehr oder weniger gleichförmiges Bachprofil hergestellt.
Große Bürgerproteste gab es im Jahr 2006, als insgesamt 400 Bäume aus Gründen vermeintlicher „Verkehrssicherungspflicht“ gefällt wurden.
Zu den Folgen der Baggerarbeiten an der Weißeritz und der drastischen Lichtstellung des Talgrundes nach den Baumfällungen gehört die rasante Ausbreitung von sogenannten Neophyten (Drüsiges Springkraut, Japanischer Staudenknöterich) auch im Rabenauer Grund. Dieser war zuvor von diesen „invasiven“ Arten weitgehend verschont geblieben. Auch Brennnesseln und Brombeeren profitieren von der Besonnung und den dabei freigesetzten Nährstoffen der schmalen Aue.
Der heutige Rabenauer Grund hat in den letzten anderthalb Jahrhunderten einen Großteil seines einstigen wildromantischen Charakters eingebüßt. Nichtsdestotrotz ist er immer noch ein landschaftlich reizvolles, vielbesuchtes Ausflugsziel. Gerade an Schönwetterwochenenden sind viele hunderte Wanderer, Radfahrer und Jogger unterwegs. Umso wichtiger, dass alle Besucher die besonderen Regeln berücksichtigen, die in einem Naturschutzgebiet gelten! Denn noch immer bietet der Rabenauer Grund auch vielen gefährdeten Pflanzen- und Tierarten Lebensraum.
1961 wurde der Rabenauer Grund als Naturschutzgebiet ausgewiesen, umgeben vom größeren Landschaftsschutzgebiet „Tal der Roten Weißeritz“. Heute gehört das NSG außerdem zum sogenannten Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Täler von Roter Weißeritz und Oelsabach“ sowie zum EU-Vogelschutzgebiet „Weißeritztäler“, und ist damit Bestandteil des europaweiten Netzes „Natura 2000“.
Der größte Teil der Hangwälder wird – von den umstrittenen Verkehrssicherungsmaßnahmen im Talgrund abgesehen – seit Jahrzehnten kaum noch forstlich bewirtschaftet. Vorgesehen ist die langfristige Sicherung eines 83 Hektar großen „Totalreservats“.
Naturraum
Der untere Talausgang des Rabenauer Grundes markiert die nördliche Grenze des Naturraumes Ost-Erzgebirge. Hier öffnet sich die große Weitung des Döhlener Beckens. Rote und Wilde Weißeritz, die sich einen reichlichen Kilometer nordöstlich vereinigen, haben einen breiten Talkessel freigelegt. Diesen füllt heute die Stadt Freital aus. Das Döhlener Becken besteht, geologisch gesehen, aus sogenannten Rotliegend-Sedimenten. Dabei handelt es sich um verkitteten Abtragungsschutt des Variszischen Gebirges, wie er sehr auffällig am bekannten Backofenfelsen – gegenüber der Weißeritzvereinigung – ansteht. Eingeschlossen in die Sedimente sind mehrere Steinkohleflöze, die im Freitaler Raum abgebaut wurden.
Im Rabenauer Grund hingegen säumen Gneisfelsen und -blockhalden das enge Kerbtal. Diese Gneise erscheinen auch dem geologischen Laien recht verschiedenartig – ein Eindruck, der durch eingelagerte Amphibolit-Linsen und Lamprophyr-Gänge noch verstärkt wird. Diese Heterogenität spiegelt sich auch in wechselnden Nährstoffverhältnissen für die Pflanzenwelt wider.
Die Hochflächen beiderseits des Naturschutzgebiets, auf Somsdorfer und Rabenauer Fluren, sind bereits sehr stark von Lößlehm geprägt, der das nördlich ans Erzgebirge angrenzende Lößhügelland bedeckt. Löß war einst Staub, der während der Eiszeiten von Starkwinden aus dem vegetationsfreien Gletschervorland ausgeblasen und am Fuß des Gebirges wieder abgelagert wurde. Die damit verbundene Nährstoffanreicherung der Gneisböden sorgt seit Beginn der Besiedlung für ertragreichen Ackerbau. Derzeit allerdings gehen bei jedem Sommergewitter große Mengen des wertvollen Lößlehms infolge fehlender, erosionsbremsender Feldraine und Hecken verloren. Diese Nährstoff-Einspülungen sind im Naturschutzgebiet selbst gar nicht willkommen. Sie lassen Brennnesseln und andere Stickstoffzeiger wuchern, auf Kosten der natürlichen Pflanzenvielfalt.
In ihrem Ober- und Mittellauf fließt die Rote Weißeritz ziemlich „zielgerichtet“ nach Nord-Nordwest, so wie dies die Großlandschaftsform des Erzgebirges vorgibt. Ab Spechtritz/Rabenau dann beginnt das vielfach gewundene, bis zu 120 m tief eingeschnittene Felsental des Rabenauer Grundes. In erdgeschichtlichen Zeiträumen betrachtet, handelt es sich um ein sehr junges Tal von vermutlich lediglich einer bis zwei Millionen Jahren Entstehung. So konnten auf der Hangschulter westlich des Galgenberges (heutige Siedlung Waldfrieden), die in einer markanten Schleife von der Roten Weißeritz umströmt wird, ca. 60 Meter über heutigem Talniveau altpleistozäne Flussschotter nachgewiesen werden (Altpleistozän: vor 1,8 bis 0,8 Millionen Jahren).
Ein linker Zufluss der Elbe hatte zu dieser Zeit bereits begonnen, das Döhlener Becken „auszuräumen“. Er zapfte schließlich die Rote Weißeritz (nach ihr noch die Wilde Weißeritz) an und lenkte sie von ihrer Nord-Nordwest-Laufrichtung ab – direkt zur Elbe. Zwischen der harten Gneisscholle des Ost-Erzgebirges und den vergleichsweise erosionsanfälligen Rotliegend-Sedimenten ergab sich ein beträchtlicher Höhenunterschied. Dieser verleiht dem Wasser genügend Energie, so dass sich das Flüsschen Rote Weißeritz tief in das Gneisgestein einschneiden konnte – und immer noch kann. Dass die Talbildungsprozesse noch in vollem Gange sind, hat das Hochwasser 2002 dramatisch vor Augen geführt.
Für den geologisch jungen Talcharakter des Rabenauer Grundes sprechen auch die sehr steilen, kurzen Nebenbächlein, die von den Hochflächen herabstürzen. Vor allem der Buschbach in der Somsdorfer Klamm trägt fast „alpinen“ Landschaftscharakter. Allerdings schwankt die Wasserführung aus den kleinen Einzugsgebieten sehr erheblich: von sommerlicher Komplettaustrocknung bis zu Schlamm-Sturzbächen nach Gewittern.
Eine Ausnahme stellt der Oelsabach dar, der bei Reinholdshain entspringt, dann über reichlich zwölf Kilometer parallel/östlich der Roten Weißeritz fließt und gerade auch auf seinem letzten Laufstück naturnahe Mäander in der Wiesenaue aufweist (FND „Oelsabach ab Rabenauer Bad“), allerdings von wesentlich „zahmerem“ Charakter als der Rabenauer Grund.
Hier sind das Kerbtal so eng und die ausräumende Energie des Wassers so groß, dass kaum Bachauen entstehen konnten. Selbst Gleithänge (Planwiese, ehemaliger Nixentump) sind nur ansatzweise ausgebildet.
Der Rabenauer Grund befindet sich bereits im Übergangsbereich zwischen den Klimastockwerken „Hügelland“ und „Flachland“, mit Jahrestemperaturen über 8 Grad und Jahresniederschlägen unter 800 mm. Entscheidend für das Pflanzenwachstum sind hier jedoch die auf engstem Raum und in weiter Spannbreite schwankenden mikroklimatischen Verhältnisse. Der kühlfeuchte Talgrund schafft ganz andere Wachstumsbedingungen als exponierte Felsklippen, auf den Südhängen beginnt der Frühling viel zeitiger als auf den gegenüberliegenden Talseiten. Der Rabenauer Grund bietet vor allem: Abwechslung.
Vegetation
Rund 370 Farn- und Blütenpflanzen plus über hundert Moosarten haben Botaniker bislang im Rabenauer Grund entdeckt.
Leitgesellschaft der Hügellandstufe am Fuße des Ost-Erzgebirges ist der Hainsimsen-Traubeneichen-Buchenwald. Nicht allzu viele Gräser und Kräuter bilden die Bodenvegetation: Draht-Schmiele, Wald-Reitgras, Wald-Habichtskraut und der eigentlich eher montane Purpur-Hasenlattich gehören hier dazu. Goldnessel, Wald-Flattergras und stellenweise viel Wald-Schwingel zeigen an den Unterhängen Übergänge zu den reicheren Buchenwaldgesellschaften. Diese Zwischenform wird von Vegetationskundlern auch als Waldschwingel-Buchenwald klassifiziert.
Doch die, unter ihr zusagenden Bedingungen, so konkurrenzkräftige Rot-Buche kommt im Hügelland schnell an ihre ökologischen Grenzen – überall da, wo es zu trocken, zu nass oder zu steil ist. Ersteres ist vor allem an den südexponierten Oberhängen der Fall. Hier nimmt die tolerantere Hainbuche teilweise die Stelle der Rot-Buchen ein (beide Arten sind nicht miteinander verwandt, ihr Holz wurde aber gleichermaßen für die Lettern des frühen „Buch“-drucks verwendet). Eichen-Hainbuchenwälder sind heute allerdings vermutlich weiter verbreitet, als dies von Natur aus der Fall wäre, weil die kaum stockausschlagsfähige Rot-Buche durch jahrhundertelange Niederwaldnutzung zurückgedrängt wurde.
Noch trockenere und wärmere Standorte nehmen unter anderem Färberginster-Traubeneichen-Bestände ein. Durch die krüppelwüchsigen Eichen dringt genügend Sonne auf den Boden, um lichtbedürftige „Toleranzstrategen“ in der Bodenvegetation gedeihen zu lassen. Auf richtig exponierten Felskuppen jedoch schaffen auch die duldsamen Eichen nur noch Krüppelwuchs, hier können sich – meist ebenfalls nur niedrigwüchsige – Wald-Kiefern halten. Darunter bilden Heidelbeeren und Heidekraut kleine Zwergstrauchheiden.
Auch an den steilen, von häufigen Bodenbewegungen geprägten Hängen kann die Rot-Buche, wegen ihres empfindlichen Wurzelsystems, ihre Konkurrenzkraft nicht entfalten. Hier wechseln sich Ahorn-Eschen-Schluchtwälder (auf den schattigen Nordlagen) und Ahorn-Sommerlinden-Hangschuttwälder (auf steilen Südhängen) ab. Besonders artenreich sind die sogenannten Hangfuß- und Gründchenwälder. Die Berg-Ahorne und Eschen erreichen hier Höhen bis zu 40 Metern. Alle diese Gesellschaften sind oft auf so engem Raum miteinander verzahnt, dass eine Zuordnung schwierig und wenig sinnvoll erscheint. Zu den typischen Hangwald-Arten, denen der Rabenauer-Grund-Besucher begegnet, gehören: Bingelkraut, Bär-Lauch, Mondviole/Ausdauerndes Silberblatt, Echte Sternmiere und Wald-Ziest. Alpen-Johannisbeere und Alpen-Hexenkraut haben hier wichtige Vorkommen. Sickerquellen geben sich im Frühjahr durch Gegenblättriges Milzkraut zu erkennen. Bekannt ist der Rabenauer Grund unter Botanikern auch für seinen Farnreichtum. Neben den häufigeren Arten sind Dorniger Schildfarn, Buchenfarn sowie, an den Felsen, Brauner und Nördlicher Streifenfarn zu nennen. Moose überziehen die Steine der Blockhalden, darunter einige sehr seltene Arten.
Der wenige Platz, den der schmale Talgrund für die Entwicklung von Erlen-Eschen-Bauchauenwäldern geboten hat, wurde in den letzten Jahren durch zahllose Baumaßnahmen noch weiter eingeengt. Der -auch für die Beschattung des Baches – wertvolle Baumbestand musste „Verkehrssicherungsmaßnahmen“ weichen. Von der früheren Vegetation zeugen noch Hain-Sternmiere und Hallers-Schaumkresse. Auf weiten Strecken haben Brennnesseln, Brom- und Himbeeren, Drüsiges Springkraut und Staudenknöterich den Platz eingenommen, der vorher folgenden Arten gehörte: Rote und Weiße Pestwurz, Waldgeißbart, Kohl-Kratzdistel, Wald-Engelwurz, Rauhaariger Kälberkropf, Gilbweiderich.
Die einzige nennenswerte Grünlandfläche im Naturschutzgebiet, die bekannte Planwiese, wird seit Jahren nicht mehr oder nur noch sporadisch gemäht, entsprechende Mähwiesenarten sind mittlerweile fast völlig verschwunden.
Tierwelt
Der Rabenauer Grund bietet für mehrere Fledermausarten (Mopsfledermaus, Großes Mausohr, Große Bartfledermaus, Fransenfledermaus) Sommerquartiere, Jagdgebiete und Wanderkorridore. Unter den anderen Säugetieren ist, neben den Schalenwildarten Reh, Wildschwein und Mufflon, der Fischotter zu nennen, der zumindest im Winter an der Roten Weißeritz patrouilliert (wenn die Teiche des Flachlands sowie der Hafterteich am Oelsabach, wo er ebenfalls lebt, zufrieren). An Nahrung bietet das Gewässer Bachforellen, Groppen und Bachneunaugen. Nach den Beräumungen und Baumaßnahmen seit 2002 sind jedoch viele wichtige Versteckmöglichkeiten für die Fische – und den wahrscheinlich ebenfalls vorkommenden Edelkrebs – verlorengegangen, so dass Graureiher hier leicht Nahrung finden. Der teilweise sehr niedrige Wasserstand in trockenen Sommern, wenn fast alles Wasser durch den Tunnel zum Kraftwerk fließt, bringt zusätzliche Probleme für die Gewässerbewohner.
Sehr kritisch sind aktuell die Verhältnisse auch für Feuersalamander. Deren Larven leben eigentlich in den kleinen, fischfreien Nebenbächen. Infolge klimatischer Veränderungen (längere regenfreie Zeiten im Wechsel mit plötzlichen Starkniederschlägen) sowie der für solche Bedingungen gänzlich ungeeigneten Ackernutzung der Hochflächen trocknen die kleinen Fließgewässer immer öfter komplett aus – und werden dann aber umso heftiger von Schlamm-Sturzbächen ereilt.
An der Roten Weißeritz lassen sich regelmäßig Wasseramseln, Bach- und Gebirgsstelzen beobachten. Verhältnismäßig häufig zeigt sich der mitunter hier brütende Eisvogel.
Unter den 52 für das Naturschutzgebiet nachgewiesenen Brutvogelarten sollen weiterhin genannt werden: Sperber, Waldkauz, Waldlaubsänger, Wald- und Gartenbaumläufer, Kleiber, Misteldrossel, Gartenrotschwanz, Schwarzspecht, Klein- und Buntspecht, Grau- und
Grünspecht. Regelmäßig lässt der wärmeliebende Pirol seinen markanten Ruf vernehmen, doch sind aktuell keine Bruten im Gebiet bekannt.
Der langjährige forstliche Nutzungsverzicht hat in den Waldbeständen zu Altbäumen und reichlich Totholz geführt, die eine artenreiche Insektenfauna mit etlichen seltenen Holz- und Pilzkäfern beherbergen.
Naturerlebnismöglichkeiten
Der Rabenauer Grund ist im Wesentlichen durch zwei Wege erschlossen: zum einen der an Wochenenden vielbegangene (und -beradelte) Talweg. Hier sollte man tatsächlich früh aufbrechen, um die Natur zu genießen.
Zum anderen führt der „Sagenweg“ am rechten Hang über mehrere Aussichtsfelsen (Predigtstuhl, Brautbett, Vogelstellige) zum Bahnhof Rabenau. Besonders beim Aufstieg aus dem Tal heraus kann man sehr gut die Abfolge der Waldgesellschaften studieren.
In Richtung Lübau verlässt der „Nixensteig“ das Tal.
Spannend ist der kurze, steile Weg durch die schroffe Somsdorfer Klamm mit einem Abstecher auf die „Teufelskanzel“ genannte Felsspitze.
Die einstmals bekannte „Himmelsleiter“ wird nicht mehr instandgesetzt und bleibt somit den Gebietskennern – auf eigene Gefahr – vorbehalten.
Besonders für Familien mit Kindern stellen Fahrten mit der dampflokbetriebenen Schmalspurbahn ein Erlebnis dar.
Wie in jedem Naturschutzgebiet ist es untersagt, die Wege zu verlassen. Gerade in einem so stark frequentierten Erholungsgebiet müssen die Schutzgebietsbestimmungen unbedingt von allen Besuchern beachtet werden. Jeder einzelne trägt hier große Verantwortung.
weitere naturkundlich interessante
Ziele in der Umgebung:
- Stuhlbaumuseum Rabenau; Baum-Naturdenkmale in und um Rabenau (Winterlinde im ehemaligen Amtshof, Pfarrlinde am Marktweg)
- Heilsberger Park mit wertvollem Albaumbestand
- Kuhberg Coßmannsdorf (Ausblick, Streuobstwiese)
- NSG Weißeritztalhänge mit Backofenfelsen, Brüderweg, Leitenhang
- Eibenbestand am Judeichdenkmal im NSG Weißeritztalhänge + ND Eibe Somsdorf
- NSG Windberg (altbaumreicher Laubwald, Bergbauhalde, Aussicht)
- Museum Schloss Burgk (ehem. „Haus der Heimat“ Freital)
- Götzenbüschchen (geologisches Naturdenkmal, Aussicht)
- Dippoldiswalder Heide mit Einsiedlerstein, Diebsgrundteich/-moor, Heidemühlenteich u.a.
- Paulsdorfer Heide mit Erashöhe
Adressen:
Landratsamt Sächsische Schweiz – Osterzgebirge, Referat Naturschutz (Untere Naturschutzbehörde) Weißeritzstraße 7, 01744 Dippoldiswalde; Tel. 03501 515-3430; bernard.hachmoeller@landratsamt-pirna.de
Staatsbetrieb Sachsenforst, Forstbezirk Bärenfels, Revier Tharandt: 035203-39065, dirk.junkuhn@smul.sachsen.de
Umweltzentrum Freital: August-Bebel-Straße 3, 01705 Freital; Tel.: 0351-645007; uwz-freital@web.de
Unterschutzstellung:
Anordnung des Ministeriums für Landwirtschaft, Erfassung und Forstwirtschaft der DDR vom 30. 03. 1961
Literatur:
SMUL (2009): Naturschutzgebiete in Sachsen, S. 578f
Weber, Jens; Schmidt-Hammel, Torsten (2007): Rote Weißeritz zwischen Dippoldiswalde und Freital; in: Naturführer Ost-Erzgebirge, Band 3: Naturkundliche Wanderziele, Hrsg: Grüne Liga Osterzgebirge
Werte unserer Heimat (1973): Zwischen Tharandter Wald, Freital und Lockwitztal; Band 21
http://www.osterzgebirge.org/gebiete/12_1.html
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