Natur im Osterzgebirge

Baumdenkmalpatenprojekt 2024 – eine kleine Zwischenbilanz

Wenn ich mir z.B. die großen Buchen in der unmittelbaren Nachbarschaft, im Naturschutzgebiet Weicholdswald, anschaue, kommen arge Bedenken, welche Zukunft alte Bäume in Zukunft hier noch haben können. Und das gilt allerorten, in den Wäldern und auf den offenen Fluren, in den Dörfern und an den Straßen sowieso. Gerade die Dürrejahre nach 2018 brachten viele unserer betagten Mitgeschöpfe an die Grenze ihrer Überlebensmöglichkeiten. Allzu lang schon haben sie unter Missachtung, nicht selten auch unter Misshandlungen, gelitten. Sollen sie – und ihre vielen, vielen Bewohner – unter zunehmenden Wetterextremen eine Chance zum Fortbestehen haben, muss ihnen wesentlich mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden.

„Alte Bäume sind Lebensräume – Baumdenkmale im Klimawandel“. Unter dieser Überschrift begannen 2020/21 die Grüne Liga Osterzgebirge und der Tharandter TU-Lehrstuhl für Biodiversität und Naturschutz, über langfristige Zusammenarbeit für Altbäume in der Region nachzudenken.

„Phase-I-Projekt“ 2021-23

So machten sich die Naturschützer der Grünen Liga und die Naturwissenschaftler der Uni gemeinsam daran, die Grundzüge für ein umfangreiches Projekt auszuarbeiten. Viele Hamsterräder, in denen auch wir rotieren, waren in den Corona-Jahren zum Stillstand gekommen, die Zeit also günstig, auch mal über längerfristige Vorhaben nachzudenken.

Doch ziemlich plötzlich war die Ruhe vorbei. Die Nach-Corona-Fördertöpfe begannen heftig zu sprudeln. Wenn man davon was abbekommen wollte für seine Projekte, musste man schnell sein. Eine dieser unerwarteten Fördermöglichkeiten in Sachsen hieß „Nachhaltig aus der Krise“, aufgelegt vom damals neuen grünen Umweltminister Wolfram Günther. In Rekordgeschwindigkeit (zumindest für einen ehrenamtlich arbeitenden Verein und eine sonst schwerfällige TU-Bürokratie) gelang es uns, eine „Phase I“ aus der eigentlich auf längere Zeiträume ausgelegten Baumdenkmal-Projektidee herauszulösen und erfolgreich durch das Beantragungsprozedere zu führen. Im November 2021 gab es den Förderbescheid.

Bis Mitte 2023 erfolgte die Ersterfassung von über 300 Bäumen, die aufgrund ihres Alters, ihres Habitatwerts, der Seltenheit der Baumart oder auch wegen ihrer besonderen Schönheit als „Baumdenkmale“ betrachtet werden können (wichtig dabei: nicht gleichbedeutend der offizielle Schutzstatus als „Naturdenkmal“!).

Die Kollegen von der TU in Tharandt und von ihnen beauftragte Experten widmeten sich dabei der wissenschaftlichen Seite: für ausgewählte Exemplare wurden die Ausstattung mit Mikrohabitaten, die Besiedelung mit epiphytischen Moosen und Flechten sowie einigen baumbewohnenden Tierartengruppen analysiert. Ca. 50 Altbäume bekamen ein digitales Abbild per Laserscan.

Der Schwerpunkt der Grünen Liga Osterzgebirge hingegen liegt darin, den zumeist wenig beachteten Baummethusalems in Wald und Flur mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Es gibt ja erfreulich viele naturinteressierte Mitmenschen, denen das Wohlergehen der Altbäume mindestens ebenso am Herzen liegt. So begann der Aufbau eines Netzwerkes von ehrenamtlichen Baumdenkmalpaten: Naturfreunde, die sich um einen oder einige spezielle Exemplare „kümmern“: mindestens zweimal im Jahr „ihren“ Baum (oder Bäume) besuchen, deren Zustand kurz dokumentieren und, vor allem, Gefahren zu erkennen versuchen, die dem Baum drohen (könnten). Ist die Rinde des Baumes erstmal beim Holzrücken beschädigt worden oder der Wurzelraum kaputtgeackert, die Krone unsachgemäß gestutzt oder rund um den Stammfuß der Boden für einen neuen Parkplatz verdichtet, dann kommt „der Naturschutz“ fast immer zu spät.  Deshalb kommt den reichlich 20 Baumdenkmalpaten, die bis zum Ende des „Phase-I-Projekts“ für ca. 100 Bäume gewonnen werden konnten, eine ganz wichtige Rolle zu.

(Die Ergebnisse des Projekts „Alte Bäume – Lebensräume“ 2021-2023 stehen im Abschlussbericht)

DBU, Citizen Science und die Slowakei (2024-26)

Eigentlich war der Plan, die Zeit des „Nachhaltig-aus-der-Krise“-Projekts zu nutzen für die Ausarbeitung eines daran unmittelbar anschließenden längerfristigen Baumdenkmalprojekts. Anvisiert ist dafür das Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Doch es kam wie immer: wenn man einmal in einem Projekt drinsteckt, reichen die zeitlichen Kapazitäten kaum für die Umsetzung desselben. Zu viel Unvorhergesehenes taucht dann zwischendurch noch auf, insbesondere auch an diversen Bürokratiefronten. Da bleiben dann selten noch Zeit und Nerven frei für die Vorbereitung eines Nachfolgeprojekts. Kurzum: die reichlich anderthalb Jahre „Phase I“ waren vorbei, und die Fortführung nicht in Sicht. Dem Baumdenkmalprogramm drohte das Schicksal wie schon viel zu vielen Naturschutzprojekten zuvor: mit großer Euphorie und gut gefördert gestartet, dann noch bisschen rein freizeitmäßig dahingedümpelt, um schließlich wieder einzuschlafen. Mist.

Doch das Baumdenkmalprojekt war nicht das einzige, was aus unerwartetem Nach-Corona-Fördersegen gespeist werden konnte. Eine europäische Stiftung namens European Cultural Foundation finanzierte uns 2022 zwei deutsch-tschechisch-slowakische Naturschutzexkursionen. Tolle Erlebnisse, viele neue Erfahrungen, interessante Diskussionen mit den Freunden von jenseits der Grenzen!

Unter anderem ging es in den Gesprächen auch um das Baumdenkmalprogramm der Grünen Liga Osterzgebirge mit Partnern aus der Wissenschaft. Dr. Martin Labuda von der Comenius Universität Bratislava, mit dem Ost-Erzgebirge seit seinem Praktikum bei der Grünen Liga Anfang der 2000er verbunden, brachte die Idee eines gemeinsamen Projekts mit einer slowakischen Partnerregion auf. Das Geld dafür könnte vielleicht von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt kommen, die auch in Mittelost-Europa Projekte finanziert.

Nach einiger (und wahrlich nicht unbegründeter) Skepsis, ob ein kleiner regionaler Umweltverein wirklich die Verantwortung für ein relativ großes Projekt mit einer ausländischen Universität übernehmen sollte, stellte die Grüne Liga Osterzgebirge dann im Herbst den Antrag bei der DBU – und bekam innerhalb weniger Wochen die Bewilligung! Vorausgegangen waren intensive Vorgespräche mit der für die Slowakei zuständigen Projektbetreuerin der DBU, woraus die Schwerpunktsetzung auf der Übertragung des bei uns begonnenen Baumdenkmalpatenprogramms auf die slowakische Region Pol’ana resultierte:

„Modellhafte Umsetzung eines Citizen-Science-Konzepts zum Management wertvoller Habitatbäume.“

Der überwiegende Teil der geförderten Projektbausteine findet im Biosphärenreservat Pol’ana statt (eine bei deutschen Touristen kaum bekannte, aber umso traumhaftere Gegend in der zentralen Slowakei). Ende September gab es im Städtchen Hrinova die Eröffnungsveranstaltung – unter dem Blätterdachs eines riesigen, alten Apfelbaumes im Pfarrgarten. Vom 10. bis 15. Mai laden uns die slowakischen Partner zu einer gemeinsamen Exkursionsreise in der Region ein. (Jetzt anmelden unter baumdenkmale@osterzgebirge.org !)

Wenngleich das Ost-Erzgebirge in dieser zwischengeschalteten, bis Frühjahr 2026 reichenden Phase des Baumdenkmalprogramms nur eine untergeordnete Rolle spielt, sind wir froh, dass es weitergeht. Mit Recht erwarten die Baumdenkmalpaten, dass ihre Beobachtungen und Dokumentationen nicht in irgendwelchen Schubladen versacken, sondern dass bei Handlungsbedarf  sie auch jemand unterstützt zu handeln. Außerdem ist Weiterbildung wichtig, handelt es sich doch bei fast allen Baumdenkmalpaten um Laien. Und noch immer klaffen in weiten Teilen des Ost-Erzgebirges „Betreuungslücken“. Das Programm steckt auch bei uns noch ziemlich am Anfang.

Weil ja aber bei einem neuen Förderprojekt alles „innovativ“ sein muss und bereits Begonnenes nicht einfach weiterfinanziert werden kann (generell ein ganz großes Manko!), hat uns die DBU für die Weiterentwicklung des Baumdenkmalpaten-Netzwerks aufgetragen, insbesondere Jugendliche zu gewinnen. „U 30“ war unter den Baumdenkmalpaten bislang sehr unterrepräsentiert, „U 20“ faktisch nicht vorhanden. Um an Jugendliche „heranzukommen“, bieten sich prinzipiell zwei Möglichkeiten: entweder junge Familien ansprechen oder bestehende Schülerarbeitsgemeinschaften zur Mitwirkung gewinnen. Darum an dieser Stelle der Wunsch an die Grüne-Blätt’l-Leser: Wer sich vorstellen kann, mit seinen Kindern oder seinen Schülern die Patenschaft für ein Baumdenkmal (gern der eigenen Wahl) zu übernehmen, ist ganz besonders willkommen!

Baumdenkmalpaten-Netzwerk 2024

In diesem Jahr waren im Naturraum Ost-Erzgebirge ca. 30 Baumdenkmalpaten aktiv (manche bewundernswert sehr aktiv, andere offenbar gerade etwas weniger). Davon sind sechs neu hinzugekommen, u.a. eine Mutti mit ihrem Sohn sowie die Madagaskar-AG des Altenberger Gymnasiums. Dennoch ist die von der DBU gewünschte Einbeziehung von Jugendlichen noch ausbaufähig. Die öffentlichen Veranstaltungen konzentrierten sich deshalb in diesem Jahr auch auf diese Altersgruppe. Durchaus mit Erfolg, wie das Baumdenkmal-Wochenende der Madagaskar-AG im Oktober.

Leider recht geringe Resonanz fanden hingegen die naturkundlichen Baumdenkmalwanderungen, die wir unter anderem im September in Tharandt/Somsdorf und im Oktober in Berggießhübel-Bad Gottleuba organisiert hatten. Auch für das mit ziemlich großem Aufwand vorbereitete Baumdenkmal-Praxisseminar im November gab es nur wenige Anmeldungen. Insofern vielleicht doch ganz gut, dass die Veranstaltung wegen Wintereinbruch ausfallen musste. Bzw. verschoben auf den 5. April 2025!

Insgesamt kommt in der Region aktuell ca. 140 Baumdenkmalen eine „Patenbetreuung“ zugute. Die regionale Verteilung konzentriert sich nach wie vor noch auf Schwerpunktgebiete wie Dippoldiswalde und eingemeindete Orte, wo sich sieben Naturfreunde für ca. 30 Baumdenkmale engagieren. Jeweils 16 betreute Baumdenkmale gibt es in den zu Altenberg und zu Berggießhübel-Bad Gottleuba gehörenden Ortschaften, 15 in Glashütte, 11 in Freiberg. Relativ ist der Stand auch in Klingenberg, Olbernhau, Hartmannsdorf-Reichenau, Sayda und Tharandt. Große Lücken klaffen indes noch in den zu Hermsdorf, Frauenstein, Rechenberg-Bienenmühle, Seiffen, Rabenau und Kreischa gehörenden Gebieten, sowie etlichen weiteren Kommunen im mittleren/westlichen Teil des Ost-Erzgebirges.

Bis auf wenige Ausnahmen (14 Baumdenkmale) habe ich die betreuten Bäume 2024 aufsuchen können, überwiegend gemeinsam bei Vor-Ort-Terminen mit fast allen Baumdenkmalpaten (bis auf drei oder vier – soll 2025 unbedingt noch nachgeholt werden). Es handelte sich in jedem Fall um sehr interessanten, wertvollen Gedankenaustausch mit den Ortskennern, ich hab viel gelernt dabei – an dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle Baumdenkmalpaten, die sich für diese gemeinsamen Vor-Ort-Termine die Zeit genommen haben!

Obwohl die Neuaufnahme von Bäumen in dieser Phase des Programms nicht im Vordergrund steht, erfolgten auch noch ca. 70 Ersterfassungen. Dabei handelte es sich einerseits um solche Exemplare, die bereits einen Baumdenkmalpaten haben, aber eben noch nicht im Programm registriert waren. Andererseits um gesetzlich geschützte Naturdenkmale, die wir natürlich prioritär berücksichtigen wollen. In einem kleinen Nebenauftrag durch die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Sächsische Schweiz – Osterzgebirge bekamen 34 solcher NDs ein offizielles Naturdenkmalschild.

Bisschen Statistik

Was lässt sich an ersten Erkenntnissen und Handlungserfordernissen aus dem bisherigen Verlauf der Baumdenkmal-Betreuung ableiten? Von 17 Paten liegen inzwischen Berichte vor, die sich auf 77 Baumdenkmale beziehen (davon 21 aus dem Jahr 2023, 56 aus diesem Jahr). Die weitaus meisten haben die Erfassungsformulare verwendet, die Antje für jeden Patenbaum erstellt. In übersichtlicher Tabellenform werden darin 23 Faktoren zum Baumzustand abgefragt, getrennt in „Kronenbereich“, „Stammbereich“, „Boden/Wurzelbereich“. Die Palette reicht von „auffällig schütterer Belaubung“ über „erfolgte Schnittmaßnahmen (fachgerecht / nicht fachgerecht“ und „erkennbare (neue) Bodenverdichtungen“ bis „Pilzfruchtkörper im Bereich des Wurzeltellers“. Einige wenige Baumdenkmalpaten jedoch bevorzugen weiterhin die Beschreibung in „Prosa“, was aber auch völlig in Ordnung ist und sich ebenfalls gut auswerten lässt.

Generell sind die Berichte erwartungsgemäß unterschiedlich umfangreich, geben aber dennoch interessante erste Erkenntnisse. Am häufigsten wurden notiert: Totäste, Kronenkonkurrenz, diverse Schäden an den Blättern; Pilze am Stamm, Rindenverletzungen; sowie – erstaunlich wenige – Beeinträchtigungen im Bodenbereich (Bodenverdichtung, -versiegelung; Wurzelbeschädigungen durch Ackern etc.).

Dies entspricht auch der eigenen Erkenntnislage nach der Begutachtung  von 164 Baumdenkmalen (mit > 200 Bäumen, wegen Baumgruppen) zwischen Mai und November 2024. Anhand meiner Notizen zum Zustand der Bäume entstand dann eine dreistufige Einschätzung des Handlungsbedarfs zum Erhalt des Baumdenkmals. Im wirklich „grünen Bereich“ befindet sich nach dieser subjektiven Momentaufnahme lediglich ein reichliches Drittel aller Exemplare. Für über die Hälfte der Bäume wäre irgendwas zu unternehmen – und sei es, das Gespräch mit den Eigentümern oder zuständigen Behörden zu suchen, damit sich die Bedingungen mittelfristig nicht verschlechtern (ein nicht zu unterschätzender zeitlicher Aufwand!). Bei 11 Bäumen (ca. 7 %) herrscht „Alarmstufe Rot“ – also ziemlich dringender Handlungsbedarf. Vier Bäume, die 2021/22 aufgenommen wurden, haben inzwischen schon das Zeitliche gesegnet.

Handlungsbedarf zum Erhalt der Baumdenkmale (eigene subjektive Einschätzung)

Notierungen der Baumdenkmalpaten in ihren Berichten 2023/24

Die praktischen Maßnahmen, die zu tun oder zu unterlassen wären, sind sehr unterschiedlich. Es gibt offensichtlich nicht „den einen Faktor“, der unseren alten Bäumen zu schaffen macht. Die Gemengelage ist ziemlich heterogen und von Fall zu Fall unterschiedlich. Relativ oft zeigte sich zunehmende Beschattung durch im unmittelbaren Umfeld oder auch direkt innerhalb des Kronenbereichs aufwachsender Konkurrenten. Verdichtungen und Versiegelungen im Wurzelbereich erschienen, wie erwähnt, weniger häufig als erwartet als Problem, dennoch rangieren diese Faktoren auf den vorderen Plätzen.

Faktoren des Handlungsbedarfs (eigene subjektive Einschätzung)

Aus der Gegenüberstellung der Beobachtungen der Baumdenkmalpaten und des von mir eingeschätzten Handlungserfordernisse ergeben sich einige erste Ansätze für künftige Weiterbildungsprogramme:

  • Kronenkonkurrenz wird von den Baumdenkmalpaten noch erheblich öfter genannt als ich dies bei den Vor-Ort-Terminen als problematisch eingeschätzt habe. Hier sollten wir sicher gemeinsam nochmal den Blick schärfen. Und zum Wohle der Altbäume ruhig öfter mal die Säge bei den jungen Konkurrenten ansetzen. Gerade wenn die Methusalems aufgrund ihres Alters und forciert durch die Dürrejahre ihre Krone zurückbauen, können im Umfeld hochwachsende Nadelforsten oder in die Krone hereinwachsende Jung-Ahorne eine schwerwiegende Zusatzbelastung sein.
  • Schnittmaßnahmen werden von den Baumdenkmalpaten überraschend realitätsnah eingeschätzt, ob sie fachgerecht erfolgt sind oder nicht. Ungeachtet dessen zeigt sich hier Fortbildungsbedarf, um künftig auch als sachkundige Gesprächspartner wahrgenommen zu werden, wenn Grundstücksbesitzer oder Kommunen Baumpflegearbeiten vergeben, oder die Straßenmeisterei einfach mal so wieder Bäume zurückschneidet und aufastet, aus Gründen vermeintlicher oder tatsächlicher Verkehrssicherung.
  • Bodenverdichtungen werden durch die Baumdenkmalpaten recht kritisch gesehen, Bodenversiegelungen jedoch eher nicht. Vielleicht liegt das daran, dass der Fragebogen explizit „neue Versiegelungen“ nennt. Dessen ungeachtet gilt es in Zukunft noch viel mehr darauf zu achten, dass den Bäumen bestmögliche Bodenbedingungen zuteil werden, wenn sie mit Dürrephasen wie 2018-2020 noch klarkommen sollen. (Man muss ja immer dran denken: dies waren wahrscheinlich ja nur die allerersten, noch vergleichsweise harmlosen Vorboten des Klimawandels).

Vergleich Beobachtungen der Baumdenkmalpaten und Handlungsbedarf

Ausblick

All dies sind, wie bereits erwähnt, nur erste Momentaufnahmen aus der derzeitigen Projektphase. Wir stehen noch ganz am Anfang eines langen Prozesses. Schließlich geht es bei Bäumen auch um langlebige Organismen.

„Phase II“ des Baumdenkmalprogramms – das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderte deutsch-slowakische „Citizen Science“ Projekt – läuft noch bis Mai 2026. Die Zeit wollen/müssen wir unbedingt nutzen, einen Antrag für ein dann längerfristig angelegtes Förderprojekt auszuarbeiten. Die fachlichen Anforderungen sind hoch, wenn man es ins „Bundesprogramm Biologische Vielfalt“ schaffen will (von den zu erwartenden bürokratischen Prozeduren wollen wir noch gar nicht reden). Es werden Vorhaben gefördert, denen „im Rahmen der Umsetzung der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt“. Neben der inzwischen bewährten Zusammenarbeit mit dem Tharandter Biodiversitäts-Lehrstuhl werden noch weitere Kooperationen zu knüpfen sein, auch weit über das Ost-Erzgebirge hinaus.

Und es bedarf wiederum einer „innovativen“ Zielrichtung, die über das bisher Begonnene hinausgeht. Unsere Vorstellungen orientieren sich derzeit an dem Themenkomplex „Bäume verbinden“. Damit ist zum einen die Vernetzung von wertvollen Biotopbäumen in Raum und Zeit gemeint (letzteres in dem Sinne, dass bereits heute geeignete „Ersatzbiotopbäume“ entwickelt werden für die Zeit, wenn die heutigen Methusalems nicht mehr da sein werden – was z.B. bei alten Obstbäumen grad beängstigend schnell passiert). Zum anderen aber geht es im übertragenen Sinne um die Vernetzung zwischen Mensch und Natur. Alte Bäume bieten dafür hervorragende Bezugspunkte.

Die Weiterentwicklung eines Netzwerks von engagierten Baumdenkmalpaten verspricht ein guter Weg zu sein, die Lebensbedingungen für unsere ältesten Mitgeschöpfe zu stabilisieren – und das öffentliche Bewusstsein dafür zu verbessern. Noch einmal: auch nach drei Jahren stehen wir dabei noch ziemlich am Anfang und werden viel Beharrlichkeit aufbringen, auch so manchen Rückschlägen trotzen müssen.

Die alten Bäume selbst machen es uns vor. Wenn ich heute z.B. die prächtigen Weiß-Tannen im Weicholdswald ansehe, ist kaum zu glauben, dass es dieselben Bäume sind, die ich bei den Aufnahmen für meine Diplomarbeit 1991 schon als „weitgehend abgängig“ abgeschrieben hatte. Dann vernetzten sich ab Mitte der 1990er Jahre die Menschen der Region und darüber hinaus, um gemeinsam gegen die Ursachen der Schwefeldioxid-Waldschäden zu kämpfen (Bürgerinitiative „Gesunder Wald“). Es waren die leidenden Bäume im Ost-Erzgebirge, die damals den Anstoß gaben für das erfolgreiche Bürgerengagement.

Zuguterletzt an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die das Baumdenkmalprogramm der Grünen Liga Osterzgebirge voranbringen: an die Partner am Lehrstuhl für Biodiversität und Naturschutz in Tharandt und die Freunde in der Slowakei, an die Fördermittelgeber, klar, aber auch an diejenigen, die in der Dippser Grüne-Liga-Geschäftsstelle all die unvorstellbaren bürokratischen, finanziellen Herausforderungen der Fördermittelei bewältigen müssen. Ganz besonderer Dank jedoch gilt all den Naturfreunden, die als Baumdenkmalpaten ihre Freizeit den alten Bäumen im Ost-Erzgebirge widmen!

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