Natur im Osterzgebirge

Wiesenpflegeeinsatz Jäkelwiese in Langenau

Der Helle und Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling sind zwei von etwa 150.000 weltweit vorkommenden Schmetterlingsarten. Beide Arten sind von einem starken Rückgang in Sachsen betroffen. Nur noch wenige Flugplätze sind in Mittelsachsen bekannt, einer davon ist an der Lochmühle in Langenau. Der NABU Freiberg möchte mit dem Artenschutzprogramm die Bestände der beiden Arten nicht nur erhalten, sondern auch vergrößern.

Der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist in Mittelsachsen vom Aussterben bedroht. Foto: Andreas Püwert/NABU Freiberg

Seinen Namen verdankt der Wiesenknopf-Ameisenbläuling einer Pflanze, auf dem sich nahezu sein ganzes Leben abspielt: dem Großen Wiesenknopf. Der auch als „Blutströpfchen“ bekannte Wiesenknopf gehört zu den Rosengewächsen und zeichnet sich durch seine blutroten, eiförmigen Blütenköpfchen aus. Die Pflanze liefert dem Wiesenknopfameisenbläuling nicht nur den lebensnotwendigen Nektar, sondern dient auch als Schlaf-, Balz- und Paarungsplatz. Kurz vor dem Aufblühen des Großen Wiesenknopfes legt der Falter seine Eier in die Einzelblüten ab. Die geschlüpften Raupen finden dort ein Versteck und Nahrung für die ersten Wochen. Danach passiert Seltsames: die assel-ähnlichen Raupen lassen sich von den Blüten auf den Boden fallen und verstecken sich in Erdspalten. Hier warten sie auf ihren Todfeind: die Rotgelbe Knotenameise. Doch findet eine Ameise eine Schmetterlingsraupe, wird diese nicht etwa verspeist. Die Raupe hat eine gleichermaßen riskante wie geniale Strategie entwickelt, um sich ihre Feinde zunutze zu machen. In ihren Honigduftdrüsen produzieren die Raupen einen Geruch, der die Ameisen anlockt und besänftigt; und mehr noch: es wird vermutet, dass sie damit sogar den Duft der Ameisenbrut imitieren. Betört vom süßlichen Geruch trägt die Ameise die Raupe in ihren Bau. Hat die Raupe es bis hierher geschafft, hat sie ausgesorgt. Im Bau des Feindes erwartet sie ein Festmahl. Auf dem Speiseplan stehen Ameisenlarven, so viele die Raupe fressen kann. Zehn Monate lang bleibt die Raupe im Ameisenbau und verbringt dort den Winter. Im darauffolgenden Juni findet die Verpuppung statt. Das Puppenstadium dauert 25 Tage, in denen sie aufzufliegen droht, denn inzwischen sieht sie den Ameisenlarven kaum mehr ähnlich. Nur die Honigduftdrüsen können die Ameisen noch besänftigen.
Nach dem Schlüpfen des Falters muss die Flucht ganz schnell gehen, denn jetzt kann der Schmetterling die Ameisen nicht mehr täuschen. Um sich vor den Angriffen der Ameisen zu schützen, besitzt der Körper des Wiesenknopfameisenbläulings wollige Schuppen, die in den Kiefern der Angreifer zurückbleiben. Erst an der Erdoberfläche beginnt der Falter mit der Aushärtung seiner Flügel.

Ein Wiesenknopf-Ameisenbläuling auf der Pflanze, die sein Leben bestimmt: dem Großen Wiesenknopf. Foto: Andreas Hurtig/NABU Meißen

Der Wiesenknopf-Ameisenbläuling liebt wechselfeuchte bis feuchte Wiesen, aber auch die Ränder von Gräben und Gewässern sowie Niedermoore. Sein Überleben hängt nicht nur vom Großen Wiesenknopf, sondern auch von der Rotgelben Knotenameise ab. Faktoren wie z. B. Bodenverdichtung, Überweidung oder Verbrachung stören den Falter nicht direkt, wohl aber die Ameise und den Wiesenknopf. Weiterhin benötigt der Große Wiesenknopf regelmäßige Mahdschnitte, um genügend Lichteinfall sicherzustellen und um Verbuschung zu vermeiden.
Das Artenschutzprojekt umfasst nicht nur eine faltergerechte Mahd, sondern auch die gezielte Pflanzung des Großen Wiesenknopfes, um den Weg für die Wiederansiedlung des Falters zu ebnen. Am Standort Jäkelwiese in Langenau (gegenüber Lochmühlenweg 5) findet am 21.07.2023 ab 15 Uhr ein Wiesenpflegeeinsatz im Rahmen des Artenschutzprojektes statt. Nach der Mahd wird vorgezogener Wiesenknopf gepflanzt. Für das leibliche Wohl ist wie immer gesorgt. Wir freuen uns über jede helfende Hand!
Interessierte melden sich bitte bei Andreas Püwert: andreas.puewert@nabu-freiberg.de oder
0173/3611972

Alexandra Hellwig

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