Natur im Osterzgebirge

Was sind und wo gibt es „Weiße Steine“?

„Weiße Steine“ erregen die Aufmerksamkeit und die Neugierde wohl jedes Naturfreundes – schon auf der Wanderkarte und noch mehr in der Natur selbst. Es kann sich dabei um Kalkstein, Dolomit oder Gips-Felsen oder um Gangquarz/Quarzitschiefer handeln. Letztere kommen im Kristallingestein des Erzgebirges vor. Auch im Osterzgebirge gibt es solche auffälligen, markanten Felsbildungen, die zumeist als „Geschütz­te Geotope“ (bzw.  „Flächennaturdenkmale“) zu den Sehenswürdigkei­ten in unserer Heimat gehören.

Westlich von Frauenstein, nahe der Freiberger Straße in Rich­tung Bur­kersdorf, fallen die Felsgruppen „Buttertöppel“ (im freien Felde) und „Weißer Stein“ (im Wald) schon von weitem auf. Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde (Kreis Mittelsachsen) haben am „Weißen Stein“ vor einigen Jahren eine Erläuterungstafel mit ausführli­chem Text und Skiz­zen angebracht. Jedoch wird jetzt mancher  Besu­cher, der einen Rund­gang um die Felsgruppe machen möchte, enttäuscht sein, denn man entlässt ihn dann in eine „Wildnis“ ohne Weg und Steg, weil in den letz­ten Jahren keinerlei Pflegemaßnahmen mehr erfolgt sind, so dass die Felsen zunehmend bewachsen. Aus Fugen und Spalten sprie­ßen Gras, Kräuter und Sträucher; davor breitet sich ein Dickicht aus Brombeerran­ken aus. Sicher könnten auch einige der hohen Fichten und Kiefern ge­fällt werden, um die vordere Felswand frei­zustellen. Das „Buttertöppel“ müsste einen Zugang (Fußsteig) von der Straße her erhalten.

Auch Mineralsammler zieht es zum „Weißen Stein“, wo man im Hang­schutt Quarzgestein mit Drusen in Hohlräumen und „Kristalltapeten“ finden kann. Das Klopfen am anstehenden Fels ist jedoch wegen des Schutzstatus untersagt.

Für die Entstehung dieses Gesteins gibt es zwei Erklärungen: entweder sedimentär oder hydrothermal (Gangquarz). Nach ersterer (wahrschein­licher) Annahme hatten sich weiße Quarzsande vor über 500 Millionen Jahren am Meeresstrand abgelagert. Nachdem diese zusammen mit anderen Locker-Sedimenten (Sand, Schluff, Ton und Kalk) in größere Tiefen abgesunken waren, verfestigten sie sich. Es entstanden Grau­wacken, Sand- und Tonsteine. Unter Einwirkung von Druck und höhe­ren Temperaturen wurden diese Gesteine mitsamt ihrem Nachbarge­stein „metamorph“. Es kam  auch zu Mineral-Neubildungen. Durch geri­chteten Druck erhielten die Gesteine eine „Lagen-Textur“, die nichts mit einer „Schichtung“ zu tun hat! So entstand Gneis mit mehr oder weniger mächtigen quarzitischen und anderen Einlagerungen, die später noch durch wiederholte Erdkrustenbewegungen (Tektonik) beansprucht, d.h. gefaltet, verschoben und zerbrochen wurden.

Westlich von Frauenstein befindet sich ein 10 bis 25 m mächtiger Quarzit­körper mit drei unterschiedlichen Varietäten. Auf Klüften befin­den sich auch Eisen- und Manganverbindungen, die  eine sonst mögli­che Nutzung des Gesteins als Rohstoff für die Glas- oder Porzellanher­stel­lung ausschließen. Der „Quarzitzug“  erstreckt sich über mehr als 20 km Länge vom Frauensteiner Walkmühlental über Burkersdorf, Lichten­berg, Berthelsdorf, Zug und Oberschöna bis Wege­farth. Auch Burkers­dorf besaß früher einen „Weißen Stein“, westlich der Friedersdorfer Straße. Hier war das Gestein vor mehr als 100 Jahren zu Schotter ver­arbeitet wor­den. Übrig blieben Felsstümpfe und Lesesteine. Ein paar Kilometer weiter, am Beerhübel (neben der Erdstoffdeponie), erheben sich weiße Felsen (seit 1995 geschützter Geotop), die oft bei geologi­schen Exkur­sionen aufgesucht werden. Ihre Fortsetzung finden sie am Fuchshübel und am „Bettler“, nahe der „KAP-Straße“ nach Lichtenberg.

Nach neueren Kartierungs- und Bohrergebnissen handelt es sich dabei um einen Gesteinsverband, in dem Gneis im Wechsel mit Quarziten, Quarzitschiefer und feldspatführendem Sandstein lagert. Die durch Ver­werfungen gestörte und gefaltete, 400 m mächtige „Brand-Forma­tion“ kann mittels dieser Quarzit-Einlagerung gegliedert und so auch in den geologischen Karten dargestellt werden.

In vergangenen Jahrzehnten wurde Quarzit am Steinberg (früher „Spitz­berg“ genannt) bei Oberschöna abgebaut. Hier war in Bohrungen eine Mächtigkeit (Dicke) des Vorkommens von 70 bis 100 m ermittelt wor­den. Die Spuren des jahrzehntelangen Abbaus (bis 1977 für die Herstel­lung von Ferrosilizium) sind noch deutlich sichtbar. Das ausge­dehnte Gruben- und Haldengelände darf aus Sicherheits­gründen nicht betreten werden, denn leider sorgt es mit wilden Müll­ablagerungen und Bade­stel­len in wassergefüllten Restlöchern immer wieder für nega­ti­ve Schlag­zeilen in der Presse.

Vom Steinberg, hoch über dem Tal der Wilden Weiße­ritz, zieht sich ein ca. 1,5 km langer Quarzgang in Richtung Reich­städt (Kieferberg), der von der alten „Böhmischen Straße“ (Beerwalde – Sadisdorf) gequert wird. Am bewal­de­ten Stein­berg und in seiner Fortsetzung (schütterer Baum­bestand sowie Aufforstungen) verstecken sich Fel­sen mit viel Verwitterungsschutt an ihrem Fuß. Es han­delt sich hier um eine mit Gangquarz gefüllte Spalte, die vielleicht mit einer Verwerfung verbun­den ist.

Im Schwartenberg-Gebiet, oberhalb von Deutsch­katha­ri­nenberg, unweit der Straße nach Oberseif­fenbach, befin­det sich mitten im Hochwald, an einem jetzt wassergefüll­tem Restloch, ein „Weißer Stein“. Unweit des durch seinen Eibenbestand bekannten Lederberges bei Schlott­witz steht ober­halb von Großröhrsdorf der „Todtenstein“, ein Quarzitfelsen inmitten vom Gneis, der früher z.T. ab­ge­baut wurde.

Ein solcher Quarzitschiefer, der oft noch zusätz­lich von Gangquarz-Einschaltungen durchdrungen und dadurch verfestigt ist, überragt wohl immer als „Härtling“ die Ge­steine seiner Umgebung. Es gibt sie in allen unseren Mittelgebirgen.

We­­­­­­rner Ernst, Kleinbobritzsch (Text gekürzt)

 

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