Natur im Osterzgebirge

10 Jahre Holzäppelnatur

Was tut man, wenn man ein solches Jubiläum erreicht? Die Möglichkeiten sind weit gestreut. Von Nichterwähnung bis zur großen Party ist alles üblich, in jedem Fall sollte es Anlass sein zurückzuschauen. Was gab damals eigentlich den Anstoß, neben dem Verein noch eine sogenannte Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) zu gründen? Dazu müssen wir zurückgehen bis ins Jahr 2007. Im Juli des besagten Jahres brachten die Grüne Liga Osterzgebirge e.V, das damalige Institut für Obstzüchtung Pillnitz und der Staatsbetrieb Sachsenforst ein gemeinsames Modell- und Demonstrationsvorhaben auf den Weg. Die Beantragung war langwierig, und besonders die Entscheidung für den wissenschaftlichen Projektpartner kompliziert. Positiv erwähnt werden soll gleich an dieser Stelle die Zusammenarbeit mit der BLE (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung). Insbesondere dem großen Engagement von Dr. Norbert Kowarsch ist es zu danken, dass das „Projekt zur Erhaltung von Malus sylvestris unter In-situ- Bedingungen im Osterzgebirge“ auf den Weg kam. Vom großen Engagement unsererseits überzeugte er sich bei einem Besuch persönlich. Ein wichtiges Ziel im Wildapfelprojekt bestand im Erkunden und Etablieren von Nutzungsmöglichkeiten. Ausführliche Beschreibungen zu Zielen, weiteren Aufgaben und Ergebnissen des Wildapfelprojektes findet man unter www.wildapfel.info und im Projekt-Abschlussbericht. Umfangreichen Arbeiten wurden durch Ehrenamtliche unterstützt, trotzdem füllte das Projekt auch einen Großteil unserer Freizeit aus.

Tee aus den kleinen Äpfeln war vielen noch bekannt. Ältere Gebirgler berichteten, dass sie diesen in ihrer Kindheit bei Fieber verabreicht bekamen. Warum dies so ist, konnte innerhalb des Projektes recht gut begründet werden. Der Gehalt an dem wichtigen Vitamin C ist um ein Vielfaches höher als beim Tee aus Kultur- Apfelsorten. Wir hatten verschiedenste Vorstellungen, wie bei der Trocknung Solarenergie oder Abwärme beispielsweise der hiesigen Bäckereien genutzt werden könnten. Durch bereitgestellte Fördermittel der BLE konnten wir einiges ausprobieren, nicht alles hat sich bewährt. Irgendwann passten Form und Größe des Schnittgutes und die Dauer und notwendigen Temperaturen beim Trocknungsvorgang. Danach stellte sich die Frage einer geeigneten Verpackung, was entspricht unseren Vorstellungen und welche Sachen müssen auf das Etikett. Anfangs stellte uns Jens Weber einige seiner phantastischen Uhu-Zeichnungen für das Etikett zur Verfügung. Später folgte ein gemalter Wildapfelzweig, der nicht nur künstlerisch ins Auge sticht, sondern auch botanische Merkmale bis ins Detail verdeutlicht. Im Jahr 2008 konnte ein weiteres Produkt vorgewiesen werden, der 1.Sächsische Wildapfelbrand. Ausprobieren, Erfahrungen austauschen, und vor allem Teamwork ließen weitere Holzäppelköstlichkeiten entstehen. Ein Renner im Frühherbst, das leckere Holzäppeleis. Nicht alles passte von Anfang an. Der Gelee war fast so fest wie Bonbon, und auch verpackungstechnisch mussten wir viel Lehrgeld zahlen. Nach und nach entstanden all die heute bekannten Produkte. Holzäppeltee, Holzäppelgelee, der Sächsische Wildapfelbrand, aber auch kleine und größere Kunstwerke aus Holz, hergestellt durch Gottfried Böttger aus dem bei Pflegemaßnahmen angefallenem Schnittholz. Nach Entdeckung der tollen Maserung war klar, dass dieses eigentliche Abfallholz nicht im Kamin landen darf. So stand bald die Frage der „Förderunschädlichkeit“ hinsichtlich unseres geförderten Wildapfelprojektes. Eine Lösung musste her. Wir ließen uns umfassend beraten und gründeten im August 2009 die Holzäppelnatur GbR. Und trotzdem kann man sich das eine ohne das andere nicht vorstellen.

Holzäppelnatur GbR ohne Grüne Liga Osterzgebirge? Nein. Immer wenn die GbR, Anke und/ oder Simone am Infostand stehen, einen Vortrag halten, Wildapfel- oder Wildobstwanderungen machen, dann ist dies ohne Präsentation des Vereins nicht denkbar. Wir verfolgen ein Ziel, die Erhaltung und den Schutz heimischer Arten und deren Lebensräumen. Deswegen ist ein Infostand der GbR immer auch ein Infostand der Grünen Liga Osterzgebirge. Und erarbeitete Erlöse der Holzäppelnatur GbR helfen bei der Umsetzung weiterer Naturschutzmaßnahmen. „Denn was man nutzt erhält man auch“ ist unser Leitspruch. Für den einen ist es eben die Erhaltung des eigenen Baumes um daraus leckeren Gelee herstellen zu lassen, und für den anderen die Erhaltung von Arten, Lebensräumen und der Biologischen Vielfalt. Auf jeden Fall schaffen unsere Produkte eine wunderbare Einstiegsmöglichkeit, um mit Leuten ins Gespräch zu kommen über Wildapfel, Wildobst und Co. Hilfreich sind inzwischen auch die Händler, die trotz geringer Gewinnspanne unsere Holzäppelprodukte in ihren Geschäften anbieten. Auch sie tun es der guten Sache wegen, das gibt auch uns immer wieder neue Energie. Genauso motivierend für uns sind botanische Anfragen, zeigen diese doch, dass unser Fachwissen geschätzt und gewürdigt wird. Viele Verbindungen sind innerhalb der vergangenen 10 Jahre entstanden, die meisten bestehen noch heute. Wir lernten Menschen kennen, mit denen die Zusammenarbeit eine Freude war, lernten diese schätzen und erinnern uns an die, die nicht mehr unter uns sind. 10 Jahre, eine unglaubliche Zeit voller Eindrücke.

Doch nun endlich ein paar erinnernde Stichworte aus den zurückliegenden 10 Jahren Vereins-GbR- Wildapfelarbeit:

  • seit 2007 Pillnitzer Apfeltag immer im Oktober;
  • Ganzjahres-Schulprojekt mit dem Gymnasium Altenberg 2012- 2013;
  • Vortrag zur Fachtagung im Rahmen der Niederlausitzer Apfeltage 2014 in Plessa;
  • Baum des Jahres 2013!!
  • Dr. Büttner-Gedenkaktion auf der Kalkhöhe;
  • Wildobst im Schloss Lauenstein: Steinrücken- und Wildapfelausstellung 2013 und Wildobstausstellung September 2017 – Juni 2018 und die nächste Ausstellung ist in Planung;
  • Baumpflege- und Pflanzprojekt von 2013 bis 2015
  • Weihnachtsmärkte, Holunderblütenfest 2009 und Holzäppelfest 2014 in Röthenbach;
  • Grüne Woche Berlin 2011;
  • Landschloss Zschendorf- Gemeinschaftsausstellung Obst im Scherben 2014;
  • MDR Garten … und vieles mehr.

Oft waren wir auf Achse, und man stellte uns manchmal die Frage: „ Wofür tut ihr das Alles, damit kann man doch keine Reichtümer verdienen “. Bäume pflegen und pflanzen zum Feiertag, Infostände an Wochenenden und im Herbst schmerzende Rücken nach jedem Erntetag, aufwendiges Teetütenpacken und noch so einiges. „ So ist das eben, wenn man für eine Sache brennt und sie zu seinem ureigensten Anliegen macht. Trotzdem tun wir dies gern und mit dem nötigen Spaß, abgesehen von einigen negativen Erlebnissen. Und geschafft haben wir doch schon einiges in Sachen Wildapfelerhaltung im Osterzgebirge. Die Standorte alter Wildapfelbäume wurden gepflegt und alle Neupflanzungen der vergangenen Jahre. Bisher konnten mehr als 400 Bäume am natürlichen Standort gepflanzt werden (in-situ) und es entstanden 2 Wildapfel-Erhaltungsplantagen innerhalb des Wildapfelprojektes. Und wir sind in der Lage, gebietsheimische Wildapfelsämlinge anbieten zu können. Ergebnisse aus Zusammenarbeit von Grüner Liga Osterzgebirge, Holzäppelnatur GbR, Julius Kühn-Institut, Staatsbetrieb Sachsenforst, Naturschutzgroßprojekt, Ehrenamtlicher Helfer, Flächeneigentümer, umliegende Vereine u. Verbände etc. Aber in ganz besonderem Maße durch die Hilfe unserer Familien. Denn sie sind immer da, wenn Anke und Simone wieder mal sagen: „Auf in die Wildäppel“.

Wir danken allen, die unsere Holzäppelarbeit in den zurückliegenden 10 Jahren begleitet haben.

Ab Herbst sind wir höchstwahrscheinlich in der Lage, uns wieder intensiver um die Wildapfelbäume des Osterzgebirges zu kümmern, dank der in Aussicht gestellten Fördermittel und der damit verbundenen teilweisen Anstellung bei der Grünen Liga Osterzgebirge. Darauf freuen wir uns und wir hoffen, dass diesmal einer Bewilligung wirklich nichts mehr entgegensteht.

Anke Proft und Simone Heinz
Grüne Liga Osterzgebirge e.V.

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