20 Hektar, Unterschutzstellung 1961, landesweite Registriernummer D39
Artenreicher Laubmischwald bedeckt den markanten Basaltgipfel des Luchbergs. Der historischen Niederwaldnutzung geschuldet, konnte hier die von Natur aus dominierende Buche (noch) nicht ihre ganze Konkurrenzkraft entfalten – und lässt Platz für viele, etwas lichtbedürftigere Bäume, Sträucher, Kräuter, Gräser, Farne und Moose. Von besonderer Bedeutung für seltene Arten sind die Waldsäume und der umgebende Wiesenstreifen, mit Stattlichem Knabenkraut, Großem Zweiblatt, Türkenbund-Lilie, Seidelbast und Wildapfel.
Nutzungsgeschichte
Die relativ fruchtbaren und klimatisch begünstigten, von den Altsiedelgebieten des Elbtales zumal noch vergleichsweise einfach zu erreichenden Hochflächen des unteren Ost-Erzgebirges dürften gleich zu Beginn der deutschen Kolonisierungsbemühungen gerodet und landwirtschaftlich nutzbar gemacht worden sein. Auf das 12. Jahrhundert wird die Wasserburg datiert, deren Überreste sich im Ort Luchau befinden. Luchau und das nordwestlich im Lockwitztal gelegene Niederfrauendorf sind Waldhufendörfer, wobei sich der Luchberg der Anlage typischer Hufenstreifen entgegenstellte. Auf seiner Nord- und Westseite umgeben diese ihn halbringförmig, mit mehr oder weniger hangparallelen Steinrücken.
Der eingeschlossene Berg befand sich wahrscheinlich seit jeher in bäuerlichem Privatbesitz, trotz seiner herausragenden Position. Der blockreiche Boden der Basaltkuppe blieb ungerodet, der Wald jedoch nicht ungenutzt. Noch heute zeugen verdickte Stammfüße und Vielstämmigkeit mancher Bäume von der bis ins 20. Jahrhundert hier betriebenen Niederwaldbewirtschaftung.
Auch Waldweide war selbstverständlich. Am Rand des Naturschutzgebiets zeigen einige Altbäume den charakteristischen Habitus von „Hutebuchen“. Diese wurden gefördert, sollten eine breite Krone ausbilden, um möglichst viele Bucheckern zu produzieren.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es Versuche, auch den Luchberg touristisch zu erschließen. 1881 wurde ein Aussichtsturm errichtet, der allerdings schon 20 Jahre später wieder abgerissen werden musste.
Zur selben Zeit war auch der kleine Steinbruch an der Nordostflanke des Berges aktiv. Das Gestein erwies sich jedoch als typischer „Sonnenbrenner“ – der Basaltschotter zerfällt bei intensiver Sonneneinstrahlung, zum Beispiel im Gleisbett von Eisenbahnen.
Der mit Löß angereicherte Gneisboden der Luchberg-Umgebung ermöglichte seit jeher eine recht ertragreiche Landwirtschaft. Die großen Gehöfte in Luchau legen davon Zeugnis ab. Der Ort trug den Spitznamen „Butter-Luche“ – weil die Bauern so reich waren, dass sie sich angeblich jeden Tag Butter leisten konnten.
Seit der Kollektivierung der Landwirtschaft, und mehr noch in heutiger Zeit, wird hier „intensive“ Landwirtschaft betrieben mit allen Umweltschäden, die diese mit sich bringt (Erosion, Eutrophierung, Monokulturen). Um so wichtiger, dass im Umfeld des Luchberges die großen Steinrücken erhalten geblieben sind. Auf den artenreichen Wiesen am Fuße des Luchberges fand zu DDR-Zeiten „normale“ Rinderbeweidung statt, meist bereits mitten in der Blütezeit der Orchideen. Der Artenreichtum der Luchbergwiesen nahm, trotz Schutzstatus, rapide ab. Etliche einstige botanische Besonderheiten verschwanden. Das Stattliche Knabenkraut zog sich fast komplett in den Waldsaum zurück.
Zwischen 1992 und 2002 führten freiwillige Helfer der Grünen Liga Osterzgebirge die Pflegemahd der Luchbergwiesen durch. Seither hat der Eigentümer der Flächen die Bewirtschaftung selbst übernommen, die nun allerdings nur noch begrenzt den Naturschutzerfordernissen entspricht. Sehr problematisch für den Orchideenbestand ist zum Beispiel, dass die im Waldsaumbereich erforderliche Handmahd und das Zurückschneiden konkurrierender Pflanzen (Schlehen, Brom- und Himbeeren) nicht mehr erfolgt.
Beträchtliche Schäden werden immer wieder durch die Betreiber des auf dem Luchberggipfel befindlichen Sendemastes verursacht. Manche Wartungsfirmen nehmen mit ihren Fahrzeugen keine Rücksicht auf die seltenen Pflanzen der Wiesen am NSG-Rand.
Bereits 1938 hatte der Luchberg des Status eines Naturdenkmals erhalten, seit 1961 ist er Naturschutzgebiet. Umgeben ist das NSG vom LSG „Oberes Osterzgebirge“. Als sogenanntes Fauna-Flora-Habitat-Gebiet gehört das „Luchberggebiet“ zum europäischen Schutzgebietsnetz Natur 2000.
Naturraum
Als Basaltkuppe erhebt sich der 576 Meter hohe Luchberg über die Gneis-Pultschollen-Hochfläche des Ost-Erzgebirges, das ansonsten eher durch tief eingeschnittenen Täler als durch markante Berge seinen Gebirgscharakter erhält. Die herausgehobene Stellung wird durch die Bewaldung unterstrichen, die sich von der landwirtschaftlichen Umgebung abhebt. Knapp 100 Höhenmeter beträgt der Höhenunterschied nach Luchau, aber mehr als 170 Meter bis hinab ins Lockwitztal von Niederfrauendorf. Damit erscheint der Luchberg von Nordwesten her besonders wuchtig. An der Niederfrauendorfer Lockwitztalflanke befindet sich ein weiterer, wesentlich kleinerer Basaltrest (der „kleine Luchberg“), durch einen alten Steinbruch erschlossen, aber stark verwachsen.
Basalt entsteht in der Regel aus sehr heißer und damit dünnflüssiger Lava. Seine freistehende Form hat der Luchberg erst in der jüngeren geologischen Vergangenheit erhalten. Nach dem Anheben und Schrägstellen der Erzgebirgsscholle begann das nunmehr mit größerer Energie abwärts fließende Wasser, den obenauflagernden kreidezeitlichen Sandstein (dessen Reste noch in dn Dippoldiswalder, Hirschbach- und Reinhardtsgrimmaer Heiden erhalten sind) sowie die oberste Gneisschicht abzutragen. Der wesentlich härtere Basalt widersetzte sich der Erosion.
Geologisch genaugenommen, handelt es sich nicht um echten Basalt, sondern um ein ähnliches Gestein namens Olivin-Augit-Tephrit. Doch auch dieses zeigt „basischen“ Charakter, ist mithin reich an Pflanzennährstoffen wie Kalzium, Magnesium und Phosphor, die ansonsten in den Erzgebirgsgesteinen eher spärlich enthalten sind.
Der Luchberg befindet sich im Übergangsbereich zwischen Hügel- und Berglandklima. Kontrastreich spiegeln sich die lokalklimatischen Unterschiede zwischen sonnenexponierter Süd- und schattiger Nordseite in der Wiesenvegetation wider. Sommergewitter scheinen hier naturgemäß besonders häufig aufzutreten.
Vegetation
Als „potentiell-natürliche Vegetation“ (also die Pflanzenwelt, die sich ohne Zutun des Menschen einstellen würde) haben Vegetationskundler für den überwiegenden Teil des Luchberges einen nährstoffkräftigen Waldmeister-Buchenwald postuliert. Tatsächlich herrscht die Rot-Buche nur im Südteil vor. Die frühere Niederwaldnutzung hat die sonst so konkurrenzkräftige Buche zurückgedrängt undstattdessen die stockausschlagfähigen Baumarten gefördert: Esche, Trauben- und Stiel-Eiche, Sommer- und Winter-Linde, Berg- und Spitz-Ahorn. Die aktuelle Vegetation besteht also aus einem sehr abwechslungsreichen Laubmischwald, der teilweise auch den Charakter von Schatt- und Blockhangwäldern trägt. Typische Pflanzen der Krautschicht sind: Wurmfarn, Eichenfarn, Waldmeister, Wald-Bingelkraut, Quirl-Weißwurz, Purpur-Hasenlattich, Ährige Teufelskralle, Lungenkraut, Wald-Flattergras, Benekens Waldtrespe, Nickendes und Einblütiges Perlgras. An zwei Stellen stocken auch künstlich begründete, ganz und gar nicht standortsgerechte Fichtenforsten, deren Ende aber bereits von der Natur – mit Stürmen, Trockenheit und Borkenkäfern – eingeleitet wurde.
Sehr artenreich zeigen sich die Waldrandbereiche und die nahegelegenen Steinrücken. In den Säumen wachsen u.a. Seidelbast, Wild-Apfel, Haselwurz, Hohler Lerchensporn, Kreuzlabkraut, Wald- und Moschus-Erdbeere, seit etwa 20 Jahren Türkenbund-Lilie, außerdem die Orchideen Stattliches Knabenkraut und Großes Zweiblatt. Einstmals war der Orchideenreichtum noch viel größer, doch naturschutzignorante Landwirtschaft hat die Vorkommen von Holunder-Kuckucksblume, Brand-Knabenkraut und, erst nach 1990, von Breitblättriger Kuckucksblume vernichtet. Auch die verbliebenen Arten sind von den angrenzenden Wiesen, auf denen sie ursprünglich beheimatet waren, auf kleine Restvorkommen im Waldrandgürtel zurückgedrängt worden.
Auf der Süd- und Westseite finden einige wärmeliebende Hecken- und Saumarten ihre Höhengrenze am Luchberg, so der Purgier-Kreuzdorn und der giftige Taumel-Kälberkropf. Ohne gelegentlichen Rückschnitt breiten sich Schlehensträucher zulasten der angrenzenden Wiesen aus, außerdem sorgen die hier besonders wüchsigen Eschen für zunehmende Beschattung.
Trotz erheblicher, seit den 1960er Jahren immer wiederkehrender Beeinträchtigungen konnte sich auf den unmittelbar an den Luchberg angrenzenden, basisch beeinflussten Wiesen eine bemerkenswerte Artenzusammensetzung erhalten. Dazu gehören typische Wiesenarten wie Margerite, Hohe Schlüsselblume, Dolden-Milchstern, Körnchen-Steinbrech, Wiesen-Flockenblume, Rundblättrige und Wiesen-Glockenblume. Auf den von der Sonne im Sommer oft ausgedorrten Hanglagen im Süden finden hier licht- und wärmebedürftige, konkurrenzschwache Pflanzenarten Platz: Knolliger Hahnenfuß, Acker-Hornkraut, Färber-Ginster, Rauer Löwenzahn, Kriechende Hauhechel, Pechnelke, Heide-Nelke, Nickendes Leimkraut.
Anders der schmale Wiesensaum auf der Nordwestseite, der mit Bärwurz, Weicher Pippau, Kanten-Hartheu und Gebirgs-Hellerkraut bereits typische Bergwiesenarten aufweist.
Nur wenige Meter abseits des Naturschutzwiesenstreifens (der in den 1990er Jahren erkennbar von der aufwendigen Mahd mit Kleintechnik profitierte) zeigt sich das Grünland nur noch monoton grün, mit nur 10 bis 15 Pflanzenarten – kaum ein Viertel dessen, was zu erwarten wäre. Hier weiden Rinder oder wird mit schweren Maschinen Silage gewonnen.
Tierwelt
Als Waldinsel und etwas abseits der Ortslage, bietet sich der Luchberg für Rehe und Wildschweine als Rückzugsgebiet an, zumal in dem Laubmischwald das Äsungsangebot vergleichsweise günstig ist. Vor allem nach der Ernte der Maisäcker – ihrer bevorzugten sommerlichen Mastplätze, ziehen sich die Schwarzkittel in großer Zahl hierher zurück.
Im Naturschutzgebiet dient konnten acht Feldermausarten nachgewiesen werden, so Abendsegler, Zwerg-, Bart-, Breitflügel-, Fransen- und Rauhautfledermaus sowie Großes Mausohr.
Im Waldrandbereich und an den Steinrücken kann man regelmäßig Neuntöter, Dorngrasmücken und Goldammern beobachten bzw. hören.
Weitergehende, systematische Untersuchungen zur Tierwelt fehlen bisher.
Naturerlebnismöglichkeiten
Vom Gipfel des Luchbergs hat man, infolge des dichten Waldbestands, keine Aussicht. Entsprechend selten wird der Berg selbst bestiegen, obwohl ein Weg hinaufführt. Recht häufig begangen wird hingegen ein Pfad am Waldrand, rund um den Berg. Von hier aus bieten sich weite Fernblicke in alle Himmelsrichtungen. Ende der 1990er Jahre sorgte die Grüne Liga Osterzgebirge für einige Informationsschilder zu den wichtigsten Lebensräumen entlang des Pfades. Doch seit der Umweltverein nicht mehr für die Pflege der Luchbergwiesen zuständig ist, wird der Pfad im Frühjahr auch nicht mehr gemäht. Dennoch ist es außerordentlich wichtig, dass die Spaziergänger nicht kreuz und quer über die Wiesen laufen.
Der Zugang zum Luchberg beginnt am nördlichen Ortsausgang von Luchau, vorbei an einer Streuobstwiese mit alten Apfelbäumen.
Führungen bieten, auf Anfrage, die Grüne Liga Osterzgebirge bzw. Jens Weber an.
weitere naturkundlich interessante Ziele in der Umgebung
- Trauben-Eichen-Buchenbestände in „Bauernbüschen“ zwischen Luchau und
Reinhardtsgrimma
- Reinhardtsgrimma: Pilzmuseum, Schlosspark
- Orchideen-Nasswiese am Gemeindamt Oberfrauendorf
- Magerwiesen an den Südhängen von Glashütte (FND „Alm“ am Cunnersdorfer Weg, FND „Krachwitzwiesen“ und FND „Sonnenleite im Prießnitztal)
- Kalkhöhe bei Cunnersdorf: Ausblick nach Norden und Osten; Naturdenkmal Wildapfel (der wahrscheinlich stärkste Holzapfelbaum Deutschlands!); Cunnersdorfer Linde
Adressen
Landratsamt Sächsische Schweiz – Osterzgebirge, Referat Naturschutz (Untere Naturschutzbehörde) Weißeritzstraße 7, 01744 Dippoldiswalde; Tel. 03501 515-3430; bernard.hachmoeller@landratsamt-pirna.de
Schutzgebietsverordnung:
Anordnung Nr.1 über Naturschutzgebiete des Ministeriums für Landwirtschaft, Erfassung und Forstwirtschaft vom 30.03.1961
Literatur:
Weber, Jens (2007): Müglitztal bei Glashütte; in: Naturführer Ost-Erzgebirge, Band 3: Naturkundliche Wanderziele, Hrsg: Grüne Liga Osterzgebirge
SMUL (2009): Naturschutzgebiete in Sachsen, S. 590