Natur im Osterzgebirge

FND Südhang im Hirtenwiesengrund Glashütte

Unterschutzstellung: Verordnung des Landratsamtes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zur Festsetzung von Flächennaturdenkmalen, vom 19. Februar 2013

Gemarkung: Glashütte

Flurstück: 87/3 (teilweise)

Größe: ca. 0,3 ha

Lage: südwest-exponierter Steilhang unterhalb der „Alm“-Wiese (durch ca. 40 m breiten Eichenwaldstreifen getrennt), 200 m nördlich der Glashütter Schule, 360 – 390 m üNN, Teil eines strukturreichen, jetzt großteils verbuschten Streuobstwiesen-Komplexes; schwer zugänglich, vom Talweg (zur Bergbaulandschaft „Hirtenwiesen“) durch Gärten und Datschengrundstücke abgeschirmt.

Der Hangkomplex setzt sich in ähnlicher Form in nordwestliche Richtung fort, allerdings hat die ausbleibende Pflege hier inzwischen zum weitgehenden Verlust des wiesencharakters geführt (starke Verbuschung). In südöstlicher Richtung wird der Hang von einer mächtigen, langgestreckten Steinhalde des Glashütter Altbergbaus begrenzt, dahinter befindet sich eine weitere, gepflegte Streuobstwiese mit einem beachtlichen Bestand an Stattlichem Knabenkraut Orchis mascula

Stattliches Knabenkraut

Kurzcharakteristik: sehr steiler Hang  mit der typischen Abfolge Glashütter Glatthaferwiesen :

– unten nährstoffreich-frischer Bereich (Fuchsschwanz-Alopecurus pratensis-Ausbildungsform mit viel Glatthafer Arrhenatherum elatius, Wiesen-Kerbel Anthriscus sylvestris, Knaulgras Dactylis glomerata, Wiesen-Sauerampfer Rumex acetosa, Weiches Honiggras Holcus mollis), außerdem reichlich Brombeere; insgesamt blütenarm (Halbschatten der Obstbäume), jedoch hier einzelne Exemplare Stattliches Knabenkraut Orchis mascula; ca. 20 % der Gesamtfläche

– mittlerer Hangbereich artenreicher, mehr Rot-Schwingel Festuca rubra und Rotes Straußgras Agrostis capillaris als Glatthafer, außerdem reichlich Flaumiger Wiesenhafer Helictotrichon pubescens, Echtes Johanniskraut Hypericum perforatum, Wiesen-Glockenblume Campanula patula, Wiesen-Labkraut Galium mollugo, Wiesen-Schafgarbe Achillea millefolium, Spitz-Wegerich Plantago lanceolata, Acker-Hornkraut Cerastium arvense, am Rande einzelne Exemplare Stattliches Knabenkraut; Anteil des mittleren Bereichs an der Gesamtfläche: 50 %

– oberer Hangbereich sehr steil, flachgründig, mager und im Sommer senkrechter Sonneneinstrahlung ausgesetzt, daher von wärmeliebenden und trockenheitstoleranten Arten bestimmt: Pech-Nelke Silene viscaria, Nickendes Leimkraut Silene nutans, Färber-Ginster Genista tinctoria, Gewöhnliches Kreuzblümchen Polygala vulgaris, Kleines Habichtskraut Hieracium pilosella, Feld-Thymian Thymus pulegioides, vor 10 Jahren auch einige wenige Exemplare Golddistel Carlina vulgaris (ob noch?); ca. 30 % der Gesamtfläche.

Auf der Wiese stehen einige (10 bis 15) Obstbäume, die meisten recht alt und abgängig (einige in den letzten Jahren umgebrochen), außerdem einige kleine Dornstrauchinseln, zusätzlich am oberen Rand dichtes Schlehengebüsch

Der geologische Untergrund wird von grauem Biotitgneis gebildet, der hier im Norden von Glashütte stellenweise vermutlich überdurchschnittlich basische Partien aufweist. Am Unterhang sind daraus typische Braunerden, am Oberhang flachgründige Braunerde-Ranke entwickelt.

Pflege/Nutzung:  Bis 1997 lag der gesamte Hang seit mindestens 20 Jahren komplett brach mit den damit einhergehenden Verbuschungen. Ende der 1990er Jahre begann die Grüne Liga Osterzgebirge in der Südosthälfte des Hangkomplexes mit aufwendiger Entbuschung und Erstpflege (in der Nordwesthälfte erteilte der Eigentümer keine Zustimmung, hier ist der Wiesenverlust inzwischen weiter fortgeschritten). Seither einschürige Pflegemahd zu jährlich wechselnden Zeitpunkten (oft erst spät im Herbst). Wegen Steilheit und Unzugänglichkeit des Hanges aufwendige Handmahd (Motorsense) und Beräumung. Im unteren Hangbereich ist normalerweise zweischürige Mahd oder Mahd mit Nachbeweidung erorderlich, doch fehlen bisher dafür die Kapazitäten. Empfehlenswert wäre darüberhinaus die Pflege des Obstbaumbestandes

Beeinträchtigungen: Bei ausbleibender Pflege würden erneut rasche Verbuschung und infolgedessen Artenverlust drohen.

Schutzbedürftigkeit: Als eine von nur noch wenigen artenreichen submontanen Glatthaferwiesen im unteren Ost-Erzgebirge bedürfen die Hirtenwiesenhänge besonderen Schutzes. Die Tendenz der Verbuschung/Bewaldung einstiger Wiesen rund um Glashütte einerseits sowie die Umwandlung in Bau- oder Gartenland andererseits zeigt deutlich die latente Gefährdungssituation. Um die typische Artenvielfalt langfristig zu erhalten, ist jährliche Mahd (idealerweise plus Nachweide mit nicht zu schweren Weidetieren) unerlässlich.

Schutzzweck:

  • Erhaltung einer regionaltypischen, artenreichen submontanen Glatthaferwiese, Biotoptyp „Magere Frischwiese“ (Rote Liste Sachsen: von vollständiger Vernichtung bedroht) sowie „sonstige extensiv genutzte (artenreiche) Frischwiese“ (RLS: gefährdet); Erhaltung gefährdeter Pflanzengesellschaften: Glatthafer-Frischwiese Arrhenatheretum elatioris (RLS: stark gefährdet); Erhaltung einer Fläche des FFH-Lebensraumtyps 6510 (Flachland-Mähwiese) im NATURA-2000-Gebiet „Müglitztal (SCI 043E)
  • Erhaltung gefährdeter Pflanzenarten: Stattliches Knabenkraut Orchis mascula (RLS: vom Aussterben bedroht), Gewöhnliches Kreuzblümchen Polygala vulgaris (RLS: „gefährdet“), Gold-Distel Carlina vulgaris (RLS: gefährdet), Nickendes Leimkraut Silene nutans (RLS: „Vorwarnliste“
  • Erhaltung der Wiese als wichtiges Element im regionalen Biotopverbund (Biotopverbundplanung 1999)