(Wiese an der Bärenfelser Mühle)
Unterschutzstellung: Verordnung des Landratsamtes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zur Festsetzung von Flächennaturdenkmalen, vom 19. Februar 2013
Gemarkung: Bärenfels
Flurstücke: 36 teilweise, 36 e
Größe: ca. 1,3 ha
Lage: am steilen, nordostexponierten Talhang der Roten Weißeritz in der Nähe der ehemaligen Bärenfelser Mühle, nordwestlich angrenzend an den steilen Treppenstufenweg („Himmelsleiter“) von der B170 nach Bärensfels, ca. 300 m nordöstlich des Ortszentrums; 575 – 600 m üNN
Kurzcharakteristik: Bei Bärenfels hat sich die Rote Weißeritz in den Schellerhauer Granit eingeschnitten, einem ziemlich sauren Gestein, über dem sich die Böden zu relativ basen- und nährstoffarmen Podsol-Braunerden entwickeln. Durch den Austritt von Hangquellwasser im oberen Bereich sind einige Teile der Himmelsleitewiese stark vernässt. Das Wasser fließt in einem kleinen und teilweise von Weidengebüsch gesäumten Graben zur Roten Weißeritz ab. Am westlichen Ende des oberen Wiesenbereiches ist der Boden ebenfalls durch Hangquellwasser stärker durchfeuchtet. Infolge der Wassersättigung der Böden ist der Abbau organischer Substanz gehemmt, so dass sich auf diesen Standorten Hang-Anmoorgleye ausbildeten. In den feuchten Bereichen der Wiese spricht das Vorkommen eines basiphiler Arten (Floh-Segge, Fettkraut) für eine höhere Basensättigung der Böden (Ursache unklar).
Die Wiese an der Himmelsleiter Bärenfels beherbergt einen der artenreichsten Wiesenkomplexe des Ost-Erzgebirges. Auf weniger als einem Hektar gedeihen hier über 80 verschiedene Blütenflanzenarten, davon 14 Rote-Liste-Arten.
Rund 70 % der Wiese werden von Bergwiesen in unterschiedlichen Ausprägungsformen eingenommen. Der gesamte beschattete Bereich im Süden ist dabei eher artenarm, oft von Weichem Honiggras Holcus mollis dominiert und daher nur bedingt als Bergwiese anzusprechen. Ansonsten kommen fast alle typischen Bergwiesenarten der Region vor: Bärwurz Meum athamanticum, Weicher Pippau Crepis mollis, Alantdistel Cirsium heterophyllum, Kanten-Hartheu Hypericum maculatum, Rundblättrige Glockenblume Campanula rotundifolia, Rot-Schwingel Festuca rubra, Rotes Straußgras Agrostis capillaris. Auch die Perücken-Flockenblume Centaurea pseudophrygia ist vertreten, die hier im Tal der Roten Weißeritz eine lokale Westverbreitungsgrenze erreicht. Oberhalb des parkartigen Grundstücks gedeihen mehr als einhundert Exemplare Stattliches Knabenkraut Orchis mascula sowie einige (wenige) Pflanzen Großes Zweiblatt Listera ovata
Im Mittelhangbereich (nördlich des Grabens) erhebt sich ein Borstgrasrasen-Trockenbuckel (ca. 5 % der Fläche). Hier konzentriert sich das Vorkommen von Arnika Arnica montana (ca. 30 Ex) sowie weitere typische Arten: Borstgras Nardus stricta, Dreizahn Danthonia decumbens, Vielblütige Hainsimse Luzula multiflora, Gewöhnliches Kreuzblümchen Polygala vulgaris, Harz-Labkraut Galium saxatile Bleiche Segge Carex pallescens, Pillen-Segge Carex pilulifera, Blutwurz-Fingerkraut Potentilla erecta, Zittergras Briza media, Berg-Platterbse Lathyrus linifolius und Hunds-Veilchen Viola canina.
Beiderseits des Grabens sind verschiedene Ausbildungsformen der Feuchtwiesen und Kleinseggenrasen ausgebildet (ca. 20 % der Gesamtfläche), eng verzahnt und mit fließenden Übergängen. Hier bieten über 1000 Exemplare des Breitblättrigen Knabenkrautes Dactylorhiza majalis alljährlich im Frühjahr ein reizvolles Bild. Weitere Arten der Nassbereiche verschiedene Seggen (u.a. Carex nigra, C. panicea, C. demissa, C. echinata, C. pallescens), Schmalblättriges Wollgras Eriophorum angustifolium, Hunds-Straußgras Agrostis canina, Spitzblütige Binse Juncus acutiflorus (stellenweise dominierend), Rasen-Schmiele Deschampsia caespitosa, Wiesen-Knöterich Polygonum bistorta, Moor-Labkraut Galium uliginosum, Kleiner Baldrian Valeriana dioica. Im zeitigen Frühjahr fallen die Hohen Schlüsselblumen Primula elatior auf.
Besonders wertvoll ist ein kleiner Nassbereich östlich des Grabens, der als basiphile Kleinseggensumpf angesehen werden kann. Hier finden sich Fettkraut Pinguicula vulgaris (ca. 100 Ex) und die in Sachsen sehr seltene Floh-Segge Carex pulicaris.
Im oberen Teil und am nordwestlichen Waldrand tragen weitere Feuchtbereiche den Charakter von Hochstaudenfluren, mit viel Mädesüß Filipendula ulmaria.
Pflege: Seit vielen Jahren wird die Himmelsleiterwiese alljährlich mit enorm großen Aufwand vom Biotoppflegetrupp des Fördervereins für die Natur des Osterzgebirges (jetzt: Naturbewahrung Osterzgebirge GmbH) gemäht. Zu Einsatz können ausschließlich einachs-Motormäher und Motorsensen kommen. Außerdem muss die Biomasse der gesamten Fläche bis auf die unterhalb anschließende Straße gezogen werden, was für die oberen Bereiche lange Transportwege bedeutet. Die Pflege dieser Wiese gehört zu den größten Herausforderungen des Naturschutzes im Ost-Erzgebirge!
Damit das unterhalb liegende Gebäude nicht von den großen Wassermengen nach Starkniederschlägen beschädigt wird, ist das Offenhalten des Quergrabens im oberen Hangebereich unerlässlich.
Beeinträchtigungen: derzeit keine Beeinträchtigungen bekannt, aber künftig nicht auszuschließen, wenn Baumaßnahmen am Ortsrand von Bärenfels das Wasserregime beeinflussen sollten.
Schutzbedürftigkeit: Insbesondere zur Absicherung der extrem aufwendigen Pflege kann die Ausweisung als Flächennaturdenkmal förderlich sein. Im oberen Tal der Roten Weißeritz besteht bislang kein einziges Grünland-FND. Zum Zwecke der Umweltbildung und Besucherinformation ist die Aufstellung von zwei Informationstafeln ratsam.
Schutzzweck:
Erhaltung von gefährdeten Biotopen: Borstgrasrasen (RLS: vom Aussterben bedroht), Bergwiese (RLS: stark gefährdet), Kleinseggenried basenarmer Standorte (Rote Liste Sachsen:gefährdet), Binsensumpf (RLS: gefährdet), Hochstaudenflur sumpfiger Standorte (RLS: gefährdet)
Erhaltung gefährdeter Pflanzengesellschaften: Parnassio–Caricetum fuscae (RLS: vom Verschwinden bedroht), Polygalo-Nardetum (RLS: vom Verschwinden bedroht), Juncetum squarrosi (RLS: stark gefährdet), Festuca rubra-Meum athamanticum-Gesellschaft (RLS: stark gefährdet), Carici canescentis-Agrostietum caninae (RLS: stark gefährdet), Crepis paludosa-Juncus acutiflorus-Gesellschaft (RLS: gefährdet),
Erhaltung des Lebensraumes gefährdeter Pflanzenarten: Stattliches Knabenkraut Orchis mascula (RLS: vom Aussterben bedroht), Händelwurz Gymnadenia conopsea (RLS: vom Aussterben bedroht), Floh-Segge Carex pulicaris (RLS: vom Aussterben bedroht), Großes Zweiblatt Listera ovata (RLS: stark gefährdet), Geflecktes Knabenkraut Dactylorhiza maculata (RLS: stark gefährdet), Breitblättriges Knabenkraut Dactylorhiza majalis (RLS: stark gefährdet), Arnika Arnica montana (RLS: stark gefährdet), Fettkraut Pinguicula vulgaris (RLS: stark gefährdet), Perücken-Flockenblume Centaurea pseudophrygia (RLS: gefährdet), Gewöhnliches Kreuzblümchen Polygala vulgaris (RLS: gefährdet), Zittergras Briza media (RLS: gefährdet), Berg-Platterbse Lathyrus linifolius (RLS: gefährdet), Kleiner Baldrian Valeriana dioica (RLS: gefährdet), Schmalblättriges Wollgras Eriophorum angustifolium (RLS: gefährdet)
Erhaltung einer landschaftsprägenden blütenbunten Bergwiese im Siedlungsrandbereich aus ästhetischen Gründen
Erhaltung eines von einem öffentlichen Weg gut einsehbaren Bergwiesen-Feuchtwiesen-Komplexes zum Zwecke der Umweltbildung