Natur im Osterzgebirge

FND (Unteres) Schilfbachtal

Stattliches Knabenkraut im Schilfbachtal

Unterschutzstellung: Beschluss des Rates des Kreises Dippoldiswalde vom 9.7.1964

Gemarkung: Johnsbach

Größe: 1,3 ha

Lage: 1 km südwestlich Hammer Bärenklau

 

Kurzbeschreibung: Nach Beendigung der Bergbauaktivitäten an der Hegelshöhe sowie dem Kauf von bäuerlichen Grundstücken durch den Bärensteiner Grundherren im 19. Jahrhundert wurden die meisten der ehemaligen Offenlandbereiche im Schilfbachtal aufgeforstet oder der natürlichen Wiederbewaldung überlassen. Einige Flächen, nunmehr zu abgelegenen Waldwiesen geworden, wurden weiterhin zur Heumahd genutzt. Allzu intensiver Bewirtschaftung durch die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften entzogen sie sich durch ihre Abgeschiedenheit.

So konnte sich dort, wo die ehemalige “Kleine Straße” das Schilfbachtal kreuzt, eine artenreiche Bergwiese (mit eingeschlossener Nasswiese) erhalten. Überwiegend handelt es sich um eine typische Rotschwingel-Bärwurz-Bergwiese mit eindrucksvollen Aspekten von  gelbblühenden Weichem Pippau im Frühling sowie rosablütiger Perücken-Flockenblume im Frühsommer sowie, als zweitem Aufwuchs, im Spätsommer/Herbst. Darüberhinaus gedeihen hier unter anderem in größerer Zahl: Kleiner Klappertopf, Gewöhnliches Kreuzblümchen, Verschiedenblättrige Kratzdistel, Flaum-Hafer, nebst zahlreichen weiteren Wiesenarten. Im (nur noch gelegentlich randlich gemähten/beweideten) Nassbereich dominieren Mädesüß, Gilbweiderich, Binsen und Waldsimse, außerdem kommen unter anderem zahlreich Sumpf-Veilchen, Kleiner Baldrian, Sumpf-Dotterblume und Goldschopf-Hahnenfuß vor.

Wertbestimmend für das FND ist der Bestand des Stattlichen Knabenkrauts. Die einstmals im Ost-Erzgebirge relativ weit verbreitete Orchidee (“Charakterorchis des östlichen Erzgebirges” – Arno Naumann 1923) hat hier ihr individuenreichstes Vorkommen zwischen den verbliebenen Kern-Lebensräumen um Glashütte und am Geisingberg. Nachdem der Bestand infolge nicht immer artgerechter Wiesennutzung um die Jahrtausendwende auf nur noch sehr wenige Exemplare zusammengebrochen war, blühen inzwischen wieder jährlich 200 bis 300 Pflanzen des Stattlichen Knabenkrauts.

Voraussetzung dafür ist die Kombination von Heumahd im Sommer und Nachbeweidung mit Schafen im Herbst. Dazu arbeitet die Grüne Liga Osterzgebirge mit dem Milchschafhof Bärenstein zusammen.

Bei einem Artenschutzprojekt wurde außerdem versuchsweise Kleines Knabenkraut (in Sachsen vom Aussterben bedroht) versuchsweise wiederangesiedelt.

Problematisch für die Pflege des FNDs wirkt sich der hohe Schwarzwildbestand aus. Im (außerhalb der FND-Grenze gelegenen) Westteil der Wiese im unteren Schilfbachtal hat ein privates Forstunternehmen einen Zufahrtsweg zu einer jagdlichen Einrichtung angelegt, der jenseits gelegene Wiesenteil ist seither brach gefallen und der Wiederbewaldung überlassen.

 

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