Startseite | Inhaltsverzeichnis

Unteres Schilfbachtal

Wo der Wanderweg von der Feile hinabführt zum Schilfbachtal, wachsen am Rande eines Fichtenjungbestandes einige wenige Exemplare der Orchidee Breitblättriger Sitter. Die unscheinbaren, aber bei genauerer Betrachtung sehr hübschen Blüten erscheinen Ende Juni, Anfang Juli. Ein weiteres Vorkommen befand sich am Wegesrand der "Kleinen Straße", wo diese das Schilfbachtal in Richtung Johnsbach verlässt. 2006 fielen die Pflanzen Holzrückemaßnahmen zum Opfer. Die Kleine Straße diente früher als Hauptzufahrtsweg nach Bärenstein, als an die heutigen Talstraßen noch nicht zu denken war. Von Johnsbach kommend querte er den Schilfbach da, wo auch heute noch der Wanderweg über eine kleine Brücke führt. Einst führte der Weg dann jedoch geradewegs auf der rechten Talseite wieder bergauf. Die Pferde der Kutschen und Fuhrwerke hatten bei Regenwetter an dem matschigen Hang sicher Schwierigkeiten. Die Wagenräder gruben sich in den Boden, die "Straße" wurde so immer schlechter, so dass der nachfolgende Verkehr daneben sein Glück versuchte. Die zurückgelassenen Längsrinnen auf der Hangweide kann man heute, nach mehr als anderthalb Jahrhunderten, noch erkennen.

Als im 19. Jahrhundert viele Flächen im Schilfbachtal aufgeforstet wurden, blieb eine Talwiese an der Kleinen Straße davon verschont. Die botanisch interessante wie ästhetisch reizvolle Wiese wurde 1964 als Flächennaturdenkmal ausgewiesen. Es handelt sich um eines der letzten Vorkommen des Stattlichen Knabenkrautes zwischen Glashütte und Geisingberg. Eine ganze Reihe von Populationen dieser Art in der Umgebung ist in den letzten zwanzig Jahren erloschen. Zum einen spielt Bodenversauerung beim Rückgang dieser doch ziemlich anspruchsvollen Orchideenart eine Rolle, zum anderen reicht eine einfache Wiesenmahd zum Erhalt nicht aus. Die kleinen Knabenkrautsamen brauchen Keimnischen, die die Balkenmäher der Biotoppfleger nicht bieten können. Wohl aber können dies Tiere tun. Das Flächennaturdenkmal wird deshalb gemeinsam von der Grünen Liga und den Schafhaltern der Feile gepflegt. Im Sommer erfolgt die Heumahd, im Herbst die Nachbeweidung mit Schafen - die ideale Kombination zum Erhalt typischer Bergwiesen und der heutigen Rarität Stattliches Knabenkraut.

Talabwärts folgen als nächstes zwei Waldteiche, die Anfang der 1990er Jahre vom Forstamt wiederhergerichtet wurden. Im Wasser breitet sich seither der Wasserhahnenfuß aus, am Ufer Rohrkolben. In strengen Wintern versuchen Fischotter, hier Nahrung zu finden. Das Wasser des Schilfbaches ist zwar sehr klar, aber auch ziemlich sauer, so dass die Fischausbeute nicht allzu üppig sein dürfte. Am Westufer wachsen einige, zum Teil sehr alte Seidelbaststräucher.

Bachaufwärts finden sich in der Aue sehr vielgestaltige Waldbestände. Schwarz-Erlen, Eschen, Berg-Ahorn, Rot-Buchen, Fichten und weitere Arten bilden ein außerordentlich strukturreiches Gemisch. Auffällig sind die vielen großen Haselsträucher. Am Boden liegen große Granitporphyrblöcke, an manchen Stellen zu Haufen getürmt, und wenn man genau hinschaut, erkennt man, dass manche Steine behauen sind. Hier standen früher kleine Pochwerke und sicher auch noch weitere Bergbau-Gebäude. Die Bodenflora ist mit mehr als 50 verschiedenen Kräutern, Gräsern und Farnen sehr üppig. Eine Zuordnung dieses "bunten Durcheinanders" zu bestimmten Waldgesellschaften ist kaum möglich. Arten bodensaurer und reicherer Buchenwälder (Purpur-Hasenlattich, Quirlblättrige Weißwurz, Maiglöckchen, Wald-Sauerklee, Wald-Reitgras, Schattenblümchen, Wald-Flattergras, Nickendes Perlgras u.a.) wachsen direkt neben solchen der Quellmulden und Bachauen (Wald-Geißbart, Akeleiblättrige Wiesenraute, Wald-Ziest, Großes Springkraut, Sumpf-Pippau, Sumpf-Vergissmeinnicht, Wald-Schachtelhalm, Sumpf-Dotterblume, Haselwurz u.v.a.).

Verborgen im Wald ist noch eine zweite Wiese erhalten geblieben, die die Grüne Liga Osterzgebirge gemeinsam mit einem Johnsbacher Grundstücksbesitzer pflegt. Als die damals brachliegende Fläche 1999 im Rahmen des "Biotopverbundprojektes Johnsbach" etwas näher unter die Lupe genommen wurde, blühten hier zwei Arnika-Pflanzen. Heute kommen dank aufwendiger Pflegemaßnahmen wieder einige Dutzend Stängel zur Blüte. Außerdem gedeiht auf der Wiese noch etwas Schwarzwurzel sowie fast die gesamte Artengarnitur magerer Bergwiesen, z.B. mit Bärwurz, Perücken-Flockenblume, Alantdistel, Berg-Platterbse, Blutwurz-Fingerkraut, Gebirgs-Täschelkraut und Harz-Labkraut.