Der Schilfbach sammelt sein Wasser zwischen Waldidylle (726m) und der Schenkenshöhe (681 m) bei Falkenhain. Hier grenzt der überwiegend noch landwirtschaftlich genutzte Granitporphyr an den fast vollständig Fichtenforsten vorbehaltenen Quarzporphyr. Das Quellgebiet wurde, wie die der meisten anderen Bäche, vor Jahrzehnten melioriert. Dennoch treten an vielen Stellen kleine Sickerquellen zutage. An einem Steinhaufen tritt der Schilfbach als kleine Schüttquelle hervor. Solche sprudelnden Quellen sind im Ost-Erzgebirge selten, und auch hier handelt es sich wahrscheinlich um eine Folge der Melioration.
Die kleinen Feldgehölze bei Falkenhain, im Volksmund "Zachen" genannt, stammen wahrscheinlich von Altbergbau. Bemerkenswert sind weiterhin die großen Steinrücken mit groben Granitporphyrblöcken unterhalb der "Alten Dresdner Straße". Kaum noch vorstellbar, welche harte Arbeit früher hier der Feldbau erforderte! Zwischen zwei solchen Steinrücken ist ein besonders großer Felsblock übrig geblieben - ohne Technik war der wohl kaum zu bewegen. In seinem Schutz konnte vor langer Zeit eine Birne keimen und ist mittlerweile zu einem beachtlichen Baum herangewachsen. Im Frühling leuchten die weißen Birnblüten, dann fällt der Baum selbst dem Naturfreund auf dem Wanderweg an der Schenkenshöhe auf. Die Grüne Liga wollte den Baum, der letztlich der effektiven Landnutzung im Wege stehen könnte, als Naturdenkmal ausweisen lassen. Dem wurde leider nicht stattgegeben, unter anderem mit der Begründung, dass es sich trotz der sehr kleinen Früchte nicht um eine ganz echte Wild-Birne handelt. "Richtige" einheimische Wild-Birnen sind heute in Sachsen nahezu ausgestorben. Wahrscheinlich gibt es nur noch im Elbtal einzelne Exemplare. Alles, was man im Ost-Erzgebirge an "Holzbirnen" findet, sind nach Meinung der Experten so genannte Hybriden, also Kreuzungen mit Kultur-Birnen. Trotzdem: ein wirklich schöner Baum!
Im oberen Schilfbachtal wurde im 19. Jahrhundert viel aufgeforstet. Vom einstigen Ackerbau an den Hängen künden heute nur noch verwachsene Steinrücken im Wald. Im Talgrund blieb jedoch eine größere, landschaftlich außerordentlich reizvolle Wieseninsel übrig. Nach dem Bau der Straßen konnten die Bauern zwar auf ihre am schwersten zu bewirtschaftenden Ackerflächen verzichten, aber Wiesenwirtschaft war zu dieser Zeit so lukrativ wie nie zuvor (und nie danach). Gutes, kräuterreiches Bergwiesenheu galt als begehrtes Produkt, bei den Milch und Käse produzierenden Tierhaltern in den Dörfern genauso wie bei den Pferdefuhrunternehmen Dresdens. Zu DDR-Zeiten wurden auch die oberen Schilfbachwiesen beweidet, was ihnen nicht gut getan hat. Doch so sehr oft kamen die Rinderherden nicht in diesen abgelegenen Flecken inmitten des Waldes, und so finden sich hier noch die meisten Bergwiesenarten. Insbesondere die Perücken-Flockenblume profitiert von der nun wieder praktizierten Heumahd.
Am wertvollsten ist das vom Förderverein für die Natur des Osterzgebirges vorbildlich gepflegte Flächennaturdenkmal "Oberes Schilfbachtal". Dieses umfasst zwar nur 0,3 Hektar, beherbergt aber einige sehr stark gefährdete Pflanzenarten. An einem mageren Hang wächst, neben viel Bärwurz, Berg-Platterbse und Goldhafer, noch ein schöner Bestand Arnika. In der feuchten Senke gedeiht auf vegetationsfreien Stellen das kleine, vom Aussterben bedrohte, "fleischfressende" Fettkraut. Außerdem beherbergt die niedermoorartige Mulde eine Vielzahl weiterer Pflanzenarten. Ganz wichtig: das Betreten eines Flächennaturdenkmales ist strikt verboten! Dies gilt besonders während der Hauptvegetationszeit im Frühling. Die Gefahr, dass seltene Pflanzen (vor allem deren leicht zu übersehende Keimlinge) zertreten werden, ist in dieser Zeit besonders groß.
Problematisch sind die Fichtenaufforstungen in der Bachaue, die unter anderem einige Seidelbaststandorte zu verdrängen drohen. Dennoch: Die von Steinrücken gegliederten Waldwiesen des Oberen Schilfbachtales, am Rande mit einigen mächtigen Altbuchen, zählen zu den reizvollsten Oasen für Wanderer, die die Stille abgeschiedener Natur suchen.