Natur im Osterzgebirge

FND „Alm“-Wiese Glashütte am Cunnerdorfer Weg

Foto: Holger Menzer

Unterschutzstellung: Verordnung des Landratsamtes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zur Festsetzung von Flächennaturdenkmalen, vom 19. Februar 2013

Gemarkung: Glashütte

Flurstück: 441 (teilweise)

Größe: ca. 0,5 ha

Lage: südwest-exponierte Hangwiese unterhalb des Cunnersdorfer Weges, ca. 50 m nach dem letzten Haus von Glashütte, 405 – 425 m üNN,  am Rande des allgemein als „Hirtenwiesen“ bezeichneten ehemaligen Bergbau- und Grünlandkomplexes am Nordrand von Glashütte

Kurzcharakteristik: submontane Glatthaferwiese mit der typischen Abfolge Glashütter Hangwiesen:

– unten nährstoffreich-frischer Bereich (Fuchsschwanz-Alopecurus pratensis-Ausbildungsform mit viel Wiesen-Kerbel Anthriscus sylvestris, Glatthafer Arrhenatherum elatius, Knaulgras Dactylis glomerata, Wiesen-Sauerampfer Rumex acetosa, teilweise auch größere Dominanzbereiche von Weichem Honiggras Holcus mollis); ca. 20 % der Gesamtfläche

– breiter mittlerer Streifen mit rotschwingelreicher Ausbildungsform der Frauenmantel-Glatthaferwiesen (Festuca rubra-AF des Alchemillo-Arrhenatheretum), seit Wiederaufnahme regelmäßiger Mahd Ende der 1990er Jahre sehr artenreich, u.a. mit: Rauer Löwenzahn Leontodon hispidus, Körnchen-Steinbrech Saxifraga granulata, Flaumiger Wiesenhafer Helictotrichon pubescens, Wiesen-Rispengras Poa pratensis, Wiesen-Bocksbart Tragopogon pratense, Jakobs-Kreuzkraut Senecio jacobea, Rundblättrige und Wiesen-Glockenblume Campanula rotundifolia, C. patula, Feld-Hainsimse Luzula campestris, Kleine Pimpinelle Pimpinella saxifraga sowie viele weitere typische Arten der Hügellandswiesen. Stark zugenommen hat durch die Heumahd zwischenzeitlich auch wieder der Kleine Klappertopf Rhinanthes minor, der ansonsten im unteren Ost-Erzgebirge recht selten ist; insgesamt ca. 60 % der Gesamtfläche

Färber-Ginster auf der Glashütter „Alm“

– magerer, trockener und wärmegeprägter oberer Hangbereich, insbesondere unter dem Trauf der oberhalb angrenzenden Bäume (Wärmestau), kurzrasige, lückige Pechnelken-Silene viscaria-Übergangsgesellschaft von Glatthaferwiesen zu Halbtrockenrasen, neben Pechnelken hier unter anderem: Kriechende Hauhechel Ononis repens, Gewöhnliches Kreuzblümchen Polygala vulgaris, Nickendes Leimkraut Silene nutans, Feld-Thymian Thymus pulegioides, Heide-Nelke Dianthus deltoides und Färber-Ginster Genista tinctoria; ca. 20 % der Fläche

Der infolge Verbrachung in den 1990er Jahren große Gebüschanteil (Schlehe, Heckenrose, Weißdorn u.a.) wurde in den letzten 15 Jahren kontinuierlich, 2010 recht radikal zurückgedrängt.

Der geologische Untergrund wird von grauem Biotitgneis gebildet, der hier im Norden von Glashütte stellenweise vermutlich überdurchschnittlich basische Partien aufweist. Am Unterhang sind daraus typische Braunerden, am Oberhang flachgründige Braunerde-Ranke entwickelt.

Die „Alm“ gehört zu den wenigen Flächen, die heute noch von der einstigen Wiesenvielfalt an den Hängen rund um Glashütte zeugen. Mindestens 90 % des Offenlandes ist in den vergangenen 100 Jahren bebaut bzw. in Kleingartensiedlungen umgewandelt worden oder durch natürliche Sukzession zugewachsen.

aus: Grüne Liga Osterzgebirge (1999): Biotopverbundprojekt Glashütte; unteres Foto: Stefan Höhnel

Pflege/Nutzung:  Bis Mitte der 1990er Jahre nutzte eine betagte Anwohnerin die Wiese zur Heugewinnung mit Sense und Harke. Allerdings konnte sie am Ende nur noch einen kleinen Bereich im Südosten der Fläche bewältigen. Der Rest fiel brach. 1997 begann die Grüne Liga Osterzgebirge, die Fläche zu entbuschen und jährlich einschürig zu mähen. Seit 2008 erfolgt nun die Nutzung der Alm durch die neuen Eigentümer (2010 im Sommer Heumahd, im Herbst Beweidung mit Alpakas). Als Nutzungsproblem wird von den Eigentümern das gehäufte Auftreten von Jakobs-Kreuzkraut (giftig!) angesehen.

Beeinträchtigungen: Die im Jahr 2009 erfolgte Weidenutzung mit Alpakas und einem Pferd anstatt Mahd erwies sich als weniger günstig. Insbesondere Pferdeweide führt offenbar zu Bodenverdichtung. Seither erfolgt jedoch wieder überwiegend angepasste Mahd.

Schutzbedürftigkeit: Als eine von nur noch wenigen artenreichen submontanen Glatthaferwiesen im unteren Ost-Erzgebirge bedarf die Alm besonderen Schutzes. Die Tendenz der Verbuschung/Bewaldung einstiger Wiesen rund um Glashütte einerseits sowie die Umwandlung in Bau- oder Gartenland andererseits zeigt deutlich die latente Gefährdungssituation. Um die typische Artenvielfalt langfristig zu erhalten, ist jährliche Mahd (idealerweise plus Nachweide mit nicht zu schweren Weidetieren) unerlässlich.

Schutzzweck:

  • Erhaltung einer regionaltypischen, artenreichen submontanen Glatthaferwiese, Biotoptyp „Magere Frischwiese“ (Rote Liste Sachsen: von vollständiger Vernichtung bedroht) sowie „sonstige extensiv genutzte (artenreiche) Frischwiese“ (RLS: gefährdet); Erhaltung gefährdeter Pflanzengesellschaften: Glatthafer-Frischwiese Arrhenatheretum elatioris (RLS: stark gefährdet); Erhaltung einer Fläche des FFH-Lebensraumtyps 6510 (Flachland-Mähwiese) im NATURA-2000-Gebiet „Müglitztal (SCI 043E)
  • Erhaltung gefährdeter Pflanzenarten: Gewöhnliches Kreuzblümchen Polygala vulgaris (RLS: „gefährdet“), Kleiner Klappertopf Rhinanthes minor (RLS: „gefährdet“), Nickendes Leimkraut Silene nutans (RLS: „Vorwarnliste“)
  • Erhaltung der blütenreichen Wiese als Insekten-Lebensraum, u.a. Rote Keulenschrecke Gomphocerus rufus (RLS: stark gefährdet),  Feldgrille Gryllus campestris (RLS: gefährdet), Goldene Acht Colias hyale (RLS: gefährdet), Kaisermantel Argynnis paphia (RLS: gefährdet)
  • Erhaltung der Wiese als wichtiges Element im regionalen Biotopverbund (Biotopverbundplanung 1999); u.a. potentiell auch Ausbreitungsraum für Stattliches Knabenkraut Orchis mascula (größerer Bestand in ca. 50 m Entfernung)
  • Erhaltung der blütenbunten Wiese wegen ihrer Schönheit, unter anderem zum Zwecke der Erholung (Ausflugsziel Glashütter Spaziergänger, regionaler Wanderweg)

aus: Schmiede, Ralf (2004): Vegetationskundliche Analyse und naturschutzfachliche Bewertung ausgewählter Grünlandbiotope im Osterzgebirge; Diplomarbeit, TU Dresden