Rechts der Kleinen Biela – und damit außerhalb der heutigen FND-Grenzen – setzen sich die beim Heulager gepflegten Bielatalbiotope fort. Die eigentliche Bielaaue hat sich auch hier inzwischen zu einem naturnahen, strukturreichen Erlen-Bachaue-Wald entwickelt. Oberhalb einer kleinen eiszeitlichen Hangterrasse erstreckt sich dann ein größerer Nasswiesen-/Niedermoorkomplex. Zu DDR-Zeiten wurde dieser mit Rindern beweidet, mit reichlich tierschutzwidrigem Schlammgewühl. Die Rinder zertraten jedoch nicht nur den Großteil des Bodens, sondern verursachten auch bultförmige Strukturen. Auf diesen „Bulten“ gediehen dann Sonnentau, Fettkraut und Orchideen.
Nach Einstellung der Rinderweide (vermutlich schon vor 1990) begann dann Spitzblütige Binse zu wuchern und dichte Teppiche zu bilden. Die „Bulte“ überwuchsen, Sonnentau und Fettkraut verschwanden auf Nimmerwiedersehen, die Zahl der Breitblättrigen Kuckucksblumen reduzierte sich auf wenige Exemplare. 1995 bedeckte der in vielen Jahren akkumulierte Binsenfilz den Moorboden teilweise 30, 40 cm hoch!
Wie bei den anderen Flächen der Bielatalbiotope auch, wurde im Rahmen eines Pflege- und Entwicklungsplanes 1995 für diesen großen Nassbereich ebenfalls ein räumlich differenziertes Pflegeregime festgelegt: ein Streifen wird seither jährlich gemäht (bei besonders kräftigem Zweitaufwuchs früher auch noch eine herbstliche Nachmahd), ein zweiter Streifen wird gar nicht gemäht (liegt also seit mindestens 30 Jahren vollkommen brach), ein dritter Streifen wird aller zwei Jahre gemäht. Irgendwer prägte dann dafür den Begriff Drei-Felder-Wirtschaft (0,9 ha).
Die Entwicklungen dieses Dauerbeobachtungsversuchs sind ziemlich interessant: Der jährlich gemähte Bereich hat sich immer mehr zu einer „normalen“ Feuchtwiese entwickelt, mit Waldsimsen- und Binsen-dominierten Stellen, aber auch immer größeren Anteilen von Süßgräsern und weniger nässe-afinen Kräutern. Diese Tendenz wird mit Sicherheit auch durch die zunehmende Austrockung des Bodens mangels ausreichender Niederschläge forciert. 2019 konnte erstmals der gesamte Bereich jährlicher Mahd als Heu gewonnen werden (die Binsen und Sauergräser wurden sonst immer als Kompost „entsorgt“). Wie auf anderen Flächen auch, fehlte 2019 das früher hier markante Schmalblättrige Wollgras komplett. Verblüffend gut sind hingegen die im extrem trockenen Herbst 2018 hier vom Umweltzentrum Dresden im Rahmen eines größeren Artenschutzprojekts gepflanzten Trollblumen angekommen. Gepflanzt wurden diese in den zahlreichen Wildschwein-Wühlsenken, wo sie offenbar zunächst recht konkurrenzlos Fuß fassen konnten. Es bleibt abzuwarten, wie sie sich in den nächsten Jahren werden durchsetzen können.
Der angrenzende, zweite Streifen ohne jegliche Mahd fällt heute durch die absolute Dominanz von Mädesüß auf. Diese Hochstaude hat die vorher vorherrschende Spitzblütige Binse weitgehend verdrängt. Und sie verhindert zu 100 % das Aufkommen jeglicher Gehölzsukzession! Seit über drei Jahrzehnten hat es keine Erle, keine Moor-Birke, keine Ohr-Weide geschafft, hier zu keimen und aufzuwachsen. Das war so nicht abzusehen.
Ganz anders hingegen der dritte Streifen, der in der Regel nur aller zwei Jahre gemäht wird: Nach der Mahd können hier nicht nur neue Kräuter keimen, sondern auch der Anflug umgebender Erlenbäume (z.T. auch Berg-Ahorn u.a.). Im zweiten, mahdfreien Jahr etablieren sich diese Junggehölze dann soweit, dass sie den Schnitt im darauffolgenden Jahr problemlos vertragen – faktisch ein „Auf-Stock-Setzen“ mit der Sense. Im Verlauf der Zeit werden die Wurzelstöcke immer größer und müssen dann aller paar Jahre von Heulagerern mühsam per Hand aus dem Sumpfboden gezogen werden. Im Randbereich, wo dies unterlassen wurde, sind daraus inzwischen große Bäume herangewachsen, die gelegentlich wieder abgesägt werden, um die Beschattung auf einem tolerierbaren Maß zu halten. Die in der Fachliteratur mitunter für Nasswiesen als ausreichend angesehene zweijährige Mahd von Nasswiesen hat sich hier in der Praxis also gar nicht bewährt! Nichtsdestotrotz wird der Dreifelderwirtschafts-Dauerversuch im Bielatal selbstverständlich fortgeführt.