Mit dem Bäumchenpflanz-Wochenende startet immer die Saison der Mitmach-Naturschutzeinsätze der Grünen Liga Osterzgebirge. Über fast 20 Jahre konzentrierten sich die Aktivitäten auf das Waldumbauprogramm des Umweltvereins auf der Sachsenhöhe (ehemaliger Stadtwald Bärenstein). Inzwischen steht ein neues Projekt im Fokus, in einem Privatwald am Hiekenbusch im Bärensteiner Bielatal – als neues Waldpflege-Projekt.
Das Wald-Wochenende 2024 findet vom 24. bis 26. Mai statt.
Programm:
Freitag, 24.5.: ab 13.00 Uhr Naturschutzarbeiten rund um die Biotoppflegebasis
Sonnabend, 25.5.: ab 9.00 Uhr Naturschutzeinsatz am Wanderweg zwischen Bielatal und Bärenstein (“Hiekenbusch”): manuelle Freistellung der in den vergangenen beiden Jahren gepflanzten Bäumchen von Brennnesseln und anderer Konkurrenz („Unkrautjäten“); bei weiterhin zu trockenem Wetter auch wieder Gießen;
Mittagsverpflegung im Wald; Arbeit bis nachmittags, danach Kaffee-(oder Holzäppeltee-)trinken in der Biotoppflegebasis; abends kleiner Bildervortrag „Regenwaldradeln in Suriname und Guyana“
Sonntag, 26.5.: 9.00 – ca. 13.00 Uhr Exkursion zu wertvollen Gehölzen rund ums Bärensteiner Bielatal
Übernachtung auf dem Matratzenboden der Biotoppflegebasis Bielatal oder Zelten nahebei, Verpflegung ist frei – wobei freiwillige Spenden natürlich immer auch willkommen sind.
20 Jahre Bäumchenpflanz-Wochenende
aus: Grünes Blätt’l April 2021
Zu ihrem zehnjährigen Bestehen hatte sich die Grünen Liga Osterzgebirge keinen Blumenstrauß gewünscht – sondern Baumspenden. Das Jahr endete mit einem damals phänomenalen Spendenrekord von 23.000 DM. Wie viel davon auf das Konto der Baumbettelkampagne ging, lässt sich nicht mehr so einfach rekonstruieren. Immerhin konnte die Grüne Liga Osterzgebirge das Waldumbauprojekt im Bärensteiner Stadtwald auf der Sachsenhöhe starten. Und zwar mit einem gemeinsamen Bäumchenpflanz-Wochenende, Ende April anno 2001.
Das Waldumbauprojekt auf der Sachsenhöhe hat die Grüne Liga inzwischen für sich als abgeschlossen erklärt. Der überwiegende Teil (such der 2001 gepflanzte) ist gut angewachsen und sollte nun gesichert zu einem bunten Mischwald heranwachsen können. Bei einem anderen Teil haben Sturm, Borkenkäfer, Trockenheit und Fehlentscheidungen des zuständigen Försters zu einem Zustand im darüberstehenden Fichten-(Tannen)-Altholzrest geführt, der die Möglichkeiten eines kleinen Naturschutzvereins übersteigt. Nichtsdestotrotz: auch hier wird sich künftig ein guter Teil der von fleißigen freiwilligen Ligahelfern gepflanzten Weißtannen, Bergahorne, Buchen, Traubeneichen, Ebereschen … durchsetzen.
Das Waldumbauprojekt also ist abgeschlossen, doch das Bäumchenpflanz-Wochenende gehört seither als fester Bestandteil in den Grüne-Liga-Aktionskalender. Und so waren wir seit längerem auf der Suche nach einem geeigneten neuen Waldumbauobjekt – und sind jetzt möglicherweise fündig geworden. Zwischen Bielatal und Bärenstein, am Wanderweg „Kleine Straße“, befindet sich eine mehrere Hektar große Grünlandaufforstung. Anfang der 1990er hatte hier jemand eine eigentlich recht artenreiche Wiese (sogar noch mit ein paar Exemplaren Stattlichem Knabenkraut!) zugepflanzt, ohne Genehmigung, mit Fichten, Reihe neben Reihe, dicht an dicht. Muss ein enormer Aufwand gewesen sein! Doch so dicht an dicht, wie sie gepflanzt waren, wuchsen die Fichten auch heran, drängten sich nach oben, machten sich gegenseitig den Platz streitig, Raum für etwas anderes als Fichte blieb dabei über weite Strecken nicht. Eine Durchforstung fand all die Jahre nicht statt. Dann kam die Dürrephase 2018/19, und mit ihr der Kupferstecher. Der größte Teil der Fichten ist jetzt wieder weg.
Und es gibt auch einen neuen Besitzer des jetzt zum großen Teil aus Blößen bestehenden Forstes. Wir kamen neulich mal ins Gespräch und haben uns dann auch gemeinsam die Flächen angeschaut. Wäre das vielleicht auch etwas für die Grüne Liga?
Der erste Eindruck sagt: viel, viel Arbeit! Dass hier mal eine Orchideenwiese gewesen sein soll, kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen.“Dank“ des oberhalb angrenzenden Ackers ist der Standort extrem eutrophiert, samt mannshoher Brennnesseln und dichtem Brombeergestrüpps. Hier Bäume zu pflanzen und deren Anwuchs zu sichern, das wird zu einer echten Herausforderung!
Doch zwischen den Brennnesseln und Brombeeren scheinen bereits etliche Naturverjüngungsbäumchen hervorzukommen, zum Beispiel Kinder der am Wegrand stehenden Alt-Eschen. Und so entstand die Idee: lasst uns am Sonnabend des Bäumchenpflanz-Wochenendes mal schauen, was tatsächlich an Naturverjüngung da ist – und diese gegen Wildverbiss schützen! Geplant ist, zunächst alle kleinen Eschen, Ahorne, Ebereschen, Eichen usw., die wir finden können, mit bunten Wollfäden zu markieren und dabei etwas Schafwolle als Verbissschutz einzubinden. Das bietet zwar keinen nachhaltigen, aber immerhin einen ersten Schutz vor hungrigen Rehen – und es verschafft uns einen Überblick, was und wie viel gepflanzt werden sollte.
Und bei alldem können wir gemeinsam überlegen, was sowohl aus forstlicher als auch naturschützerischer Sicht die sinnvollste Perspektive für dieses Teil des Bärensteiner Bielatals wäre. Vielleicht ergibt sich daraus ja ein langfristiges neues Waldumbauprojekt der Grünen Liga Osterzgebirge …
Aber natürlich sollen auch Bäumchen gepflanzt werden beim Bäumchenpflanz-Wochenende. Dies wird am Freitagnachmittag am Kahleberg geschehen, und zwar (hoffentlich!) gemeinsam mit Schülern des Altenberger Gymnasiums. Bereits im letzten November hatte die Madagaskar-AG die Pflanzung von Ebereschen auf einer Fläche an der Schneise 28 geplant, doch der Herbsteinsatz musste wegen kurzfristig drastisch verschärfter Coronaverordnungslage damals abgesagt werden (da half auch keine Argumentation mit „frischer Luft“ und „1,50 m Pflanzreihenabstand“ nichts). Nun also ein neuer Versuch am 16. April. Die Ebereschen sollen in der Nähe eines Birkhuhnbalzplatzes, den Studenten im Rahmen des Schellerhauer Naturschutzpraktikums mal freigeschnitten hatten, heranwachsen. Birkhühner fressen gern Vogelbeeren, so wie viele andere Vögel auch.
Das Bäumchenpflanzwochenende gehört also auch im dreißigsten Jahr des Bestehens der Grünen Liga Osterzgebirge zum Markenkern der praktischen Naturschutzaktivitäten des Umweltvereins. Wir freuen uns nach wie vor auf eure tatkräftige Unterstützung! (und auch Bäumchenspenden sind immer wieder willkommen …)
Jens Weber