Biosphärenreservat Poľana
Dr. Martin Labuda
Der territoriale Zuständigkeitsbereich der Verwaltung des Landschaftsschutzgebietes und Biosphärenreservats Poľana erstreckt sich auf vier Bezirke, nämlich Zvolen, Detva, Banská Bystrica (teilweise) und Brezno (teilweise). Von den orographischen Einheiten sind Poľana und Zvolenská kotlina, Pliešovská kotlina, von einem kleineren Teil Veporské vrchy, Kremnické vrchy, Ostrôžky, Javorie einbezogen. Die Gesamtfläche beträgt 208.950 ha. Der zentrale Teil des Bereichs der Verwaltung des Landschaftsschutzgebietes/BR Poľana, das Gebiet mit der größten Konzentration von Schutzgebieten, landschaftlichen und kulturellen Besonderheiten, ist das eigentliche Biosphärenreservat Poľana.
Das Gebiet des Biosphärenreservats Poľana zeichnet sich durch seine Geschichte, Kultur, Natur und Menschen aus. Seine heutige Form wurde durch natürliche und anthropogene Prozesse beeinflusst. Kennzeichnend ist die Vielfalt der natürlichen, aber auch kulturellen und sozialen Werte. Das Gebiet besitzt seine eigenen Besonderheiten, die es von andere Regionen oder Gebiete der Slowakei unterschiedet. Podpoľanie (die gesamte Region) bewahrt immer noch die natürlichen Merkmale der slowakischen Nation. Es ist keine (wirtschaftlich) reiche Region, eher das Gegenteil. Früherer Wohlstand beruhte in vergangenen Zeiten auf Abholzung für Bergbaustädte im 17. Jahrhundert, später dann als strategische Maschinenbauregion im letzten Jahrhundert. Es wurden jedoch Besonderheiten beibehalten, die einen „Mehrwert für die Region“ darstellen könnten.
Naturausstattung
Die Dominante des Biosphärenreservats Poľana ist die orographische Einheit Poľana, die zum slowakischen Mittelgebirge gehört. Der einzigartige geologische und geomorphologische Charakter dieses Gebietes ist das Ergebnis der vulkanischen Aktivität in der Zeit vor 13-15 Millionen Jahren. Im Vergleich zu benachbarten vulkanischen Strukturen ist Poľana ein kleines Gebiet, das aber den am besten erhaltenen und höchsten erloschenen Vulkan im gesamten Gebiet des Karpatenbogens beherbergt. Aufgrund seiner Ausdehnung nach Süden und einem Höhenbereich von fast 1000 m kommen auf relativ kleinem Raum sowohl thermophile als auch montane Pflanzen- und Tierarten vor. Die geologische Struktur und die geomorphologischen Formationen waren der Grund für die Erklärung mehrerer kleiner Schutzgebiete, umso mehr, als ihnen die Vorkommen seltener Pflanzen- und Tierarten, Ökosysteme sowie eine interessante Landschaftsstruktur folgen. Im BR Poľana gibt es etwa 1220 Arten von Gefäßpflanzen, von denen 80 geschützt sind, 390 Pilze, 160 Flechten, 130 Moose. Die Fauna ist ebenfalls sehr vielfältig, mit 278 Wirbeltierarten, von denen 222 geschützt sind. Von diesen dominieren Vögel und Säugetiere. Wirbellose Tiere sind durch mehrere endemische Karpatenarten vertreten.
Wälder bedecken mehr als 70% des Territoriums. Typische Vegetationseinheiten umfassen hier ausgedehnte Komplexe von Buchen-, Tannen-Buchen- und Schluchtwäldern. An einigen Stellen haben sie einen urwaldartigen Charakter. In den höchsten Lagen überwiegen Gebirgsfichtenwälder, in den tiefsten Lagen, an den südwestlichen Ausläufern, gibt es Eichen-Buchen- und Buchen-Eichenwälder, mit dem Vorkommen von Baumarten wie Zerr-Eiche, Trauben-Eiche, Siel-Eiche, Rot-Buche, in geringerem Maße Hainbuche, Winter- und Sommer-Linde. Am weitesten verbreitet sind Buchen- und Tannen-Buchenwälder. Ein relativ großer Teil wurde jedoch in der Vergangenheit in Fichten-Monokulturen umgewandelt. Derzeit fällt die Fichte allmählich aus den Beständen und wird auf natürliche Weise durch einheimische Baumarten ersetzt. Diese erreichen, auch dank tiefgründiger und humusreicher Andosol-Böden, bemerkenswerte Wachstumsdimensionen. Neben den Hauptbaumarten – Buche und Weiß-Tanne – sind den Beständen Fichte und Berg-Ahorn, Berg-Ulme und Esche beigemischt, vor allem an den Talhängen mit feuchtem, steinigem Geröll. Die Buche steigt an den Südhängen bis zum Bergkamm auf. An einigen Orten wächst auch die Eibe.
In der fernen Vergangenheit entwaldete Standorte stellen heute bedeutende Gemeinschaften von Wiesen, Weiden, Waldlichtungen dar, in denen sehr wertvolle Vegetationsstrukturen von Mooren und Nasswiesen zu finden sind. Die Krautschicht ist geprägt von Berg- und subalpinen Kräuterarten – z.B. Ungarische Soldanella, Österreichische Gämswurz, Weißer Germer, von den Sträuchern Alpen-Johannisbeere und Schwarze Heckenkirsche. In den Nassbereichen sind Trollblume, Wollgräser und Orchideen zu finden, selten auch Rundblättriger Sonnentau. Gemeinschaften von Felsen und Felsspalten erhöhen die Gesamtvielfalt des Territoriums.
Die Vogelwelt ist sehr abwechslungsreich und komplex. Mehr als 180 Arten sind im BR Poľana und Umgebung zu finden. Dieser Reichtum und das Vorkommen mehrerer Arten von europäischer Bedeutung haben dazu geführt, dass BR Poľana zu den geschützten Vogelgebieten gehört, die im Rahmen des NATURA 2000-Netzes ausgewiesen wurden. Bedeutend für die Verbreitung in Mitteleuropa ist das Vorkommen des Schwarzstirnwürgers, der in der Gegend von Hriňovské lazy nistet. Zu den Arten der einheimischen Gebirgsmisch- und Fichtenwälder gehören der Sperlingskauz, der Raufußkauz und der Dreizehenspecht. Unter den Greifvögeln sind Wanderfalke, Wespenbussard und Steinadler zu nennen. Poľana ist auch die Heimat unserer großen Raubtiere – Wolf, Luchs und Braunbär. In den meisten Fließgewässern lebt der Fischotter.
Aufgrund dieser natürlichen Werte wurde das Gebiet 1981 zum Landschaftsschutzgebiet Poľana erklärt. Das Territorium des Landschaftsschutzgebietes bildet eine Pufferzone für kleinere Schutzgebiete, die dem Erhalt verschiedener Pflanzen- und Tierarten, Lebensraumtypen und Lebensgemeinschaften sowie der Überwachung natürlicher Prozesse ausgewiesen wurden.
Derzeit wurden 31 kleine Schutzgebiete in den folgenden Kategorien deklariert:
- Nationales Naturreservat (NPR): Zadná Poľana, Ľubietovský Vepor, Hrončecký grúň
- Nationales Naturdenkmal (MSP): Wasserfall Bystrý potok
- Naturschutzgebiet (PR): Pod Dudášom, Príslopy, pri Bútľavka, Vrchslatina, Mačinová, Havranie skaly, Kopa, PR Primärwälder der Slowakei, Bystrý potok, Bartkovo, Bútľavka, Bukowina, Poľana
- Naturdenkmal (PP): Bátský Felsbrocken, Jánošík-Felsen, Melich-Felsen, Kalamárka, Veporské skalky, Spády, Havranka
- Schutzgebiet: Mäander des Baches Kamenistý, Horná Chrapková, Dolná Zálomská, Hrochotská Bukovina
- geschützter Baum (CHS): Buk pod Kľukou.
Auf dem Gebiet des Landschaftsschutzgebietes Poľana befinden sich 9 Gebiete von europäischer Bedeutung aus dem NATURA 2000-Netz (Repiská, Koryto, Kopa, Javorinka, Močidlianska skala, Hrbatá lúčka, Poľana, Detviansky potok, Vrchslatina) und gleichzeitig ist das gesamte Gebiet des Landschaftsschutzgebietes Poľana ein Teil des Vogelschutzgebietes.
Die enge Verbindung der menschlichen Siedlungen (Einsiedeleien = „lazy“ oder dichter besiedelt) mit dem Poľana-Massiv und damit die langfristige Koexistenz von Mensch und Natur prädestinierten dieses Gebiet für die Erklärung zum Biosphärenreservat. Dies geschah 1990. Die Grenzen des damaligen BR Poľana folgten den Grenzen des Landschaftsschutzgebietes Poľana. Im Jahr 2016 wurde das Territorium von BR Poľana um Hriňovské Lazy erweitert, als Reaktion auf den Antrag, die Besiedlung des Territoriums von BR zu erhöhen. Die aktuelle Fläche von BR Poľana beträgt 24.158,23 ha.
Geschichte und Gegenwart
Historisch gesehen geht die erste Besiedlung des Territoriums auf das Großmährische Reich zurück. Funde von Münzen und einem eisernen Schwert bestätigen eine Besiedlung im 9. Jahrhundert.
Die Region unterhalb von Poľana, die ursprünglich von Wäldern bedeckt war, begann im 13. bis 14. Jahrhundert besiedelt zu werden. Die ersten Erwähnungen in diesem Gebiet sind die nordwestlichen Dörfer Slovenská Ľupča, Poniky, Zolná, Mičiná, Očová, Veľká (heute Zvolenská Slatina). Wie einige andere Gegenden der Slowakei war auch dieses Gebiet im 16. Jahrhundert von der walachischen Kolonisation betroffen. Die Kolonisten verschmolzen recht schnell mit der einheimischen Bevölkerung. Neben der Viehzucht und der Landwirtschaft beschäftigten sie sich vor allem mit der Gewinnung und Verarbeitung von Holz, aus dem sie Holzkohle herstellten, einen wichtigen Rohstoff für den Bergbau, die Metallurgie und die Glasindustrie.
Im 17. und 18. Jahrhundert gab es eine aktive Besiedlung des Gebietes. Die Entstehung von Einsiedeleien „lazy“ (sehr wertvolle und einzigartige Form der Streusiedlungen) war vor allem mit der Anlage von Dorfgebieten auf zuvor ungenutztem Land verbunden. Die Stadt Detva wurde zu einem wichtigen Vertreter der Streusiedlung. Die Siedlung Detva -lazy wuchs über die Grenzen der Nachbarregionen hinaus.
Die Isolation des Territoriums, der geringe Kontakt mit der Welt, die relativ große Abgeschiedenheit der Dörfer und lazy zwangen die Bevölkerung, so autark wie möglich zu sein. Dies war die Grundlage für die Schaffung einer eigentümlichen und einzigartigen materiellen und spirituellen Kultur, dank derer diese Region den Status eines Symbols des Slowakischen und einer Besonderheit im Bewusstsein der Öffentlichkeit erlangte.
Trotz der schwierigen Lebensbedingungen wuchsen die Dörfer von Podpoľanie auch wirtschaftlich. Sie blühten vor allem in der Schafzucht auf, die zur Grundlage der Schafkäseherstellung wurde und diese Region bis weit in die Welt hinaus bekannt machte. Der Waldreichtum war lange Zeit die Grundlage für den Holzeinschlag und die Verarbeitung von Holz, das auf Bächen geflößt und später mit Schmalspurbahnen transportiert wurde.
Die Zeitgeschichte spricht nicht für die Regionalentwicklung von Podpoľanie. Insbesondere die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts waren von großer Arbeitslosigkeit geprägt, da die Produktion in den größten Unternehmern eingestellt wurde. Neben dem Maschinenbau litt darunter auch stark die Landwirtschaft, die in der Vergangenheit eine der dominierenden Lebensgrundlagen war. Derzeit ist die Arbeitslosigkeit in der Region hoch. Andere negative Tatsachen hängen mit dieser Situation zusammen, nämlich die Abwanderung der Bevölkerung aus der Region zur Erwerbsarbeit, die Alterung der lokalen Bevölkerung, die den Boden nicht mehr so bewirtschaftet wie in der Vergangenheit. Den spezifischen Charakter der Landschaft mit terrassierten Feldern, kleinstrukturierten Feldern und Heuwiesen zu erhalten, wird immer anspruchsvoller.
Positiv sind die Entwicklung des Tourismus und die Bereitstellung hochwertiger Dienstleistungen durch die Eröffnung repräsentativer Sehenswürdigkeiten (z. B. die rekonstruierte Burg Vígľaš und der Masaryk-Hof).
Die Landwirtschaft ist trotz widriger wirtschaftlicher Bedingungen und starker Konkurrenz nach wie vor der dominierende Sektor in der Region. Der große Vorteil von BR Poľana ist die partizipative Verwaltung des Territoriums, von der auch andere Regionen lernen.
BR Poľana erhielt am 13. Juni 2017 in Paris am Hauptsitz der UNESCO den Preis für das beste globale Management des Biosphärenreservats für 2017 mit der Präsentation des Biosphärenreservats Poľana.
Das aktuelle Modell des partizipativen Managements, das auf dem Koordinationsrat des Biosphärenreservats Poľana basiert, wurde auf der Grundlage der langjährigen Zusammenarbeit und Kommunikation mit Schlüsselpersönlichkeiten der Region geschaffen. Die Plattform schafft Raum für gemeinsame Entscheidungen über Visionen und Ziele im Sinne des MAB-Programms. Sie koordiniert alle Aktivitäten auf dem Gebiet des BR Poľana, so dass sie zur lokalen wirtschaftlichen Entwicklung der Region beitragen, aber nicht auf Kosten seiner natürlichen Werte.
Der Staatliche Naturschutz der Slowakischen Republik, die Landschaftsschutzgebiets- und BR-Verwaltung Poľana, ist Teil dieses partizipativen Managements. Durch seine Aktivitäten, die Regulierung der Aktivitäten, überwacht er die Erhaltung der natürlichen Werte von BR Poľana. Zu den Hauptaktivitäten auf dem Gebiet gehören u.a.:
– die Überwachung aller Komponenten der natürlichen Umwelt, die Erfassung des Zustands seltener Wald- und Offenland- Biotope sowie der damit verbundenen Arten,
– die Festlegung von Bewirtschaftungsregeln für solche Lebensräume, die Umsetzung des Managements in Schutzgebieten, die eine Intervention erfordern sowie Wachdienst,
– Umweltbildung, Popularisierung, Lenkungsaktivitäten,
– Kommentierung von Bautätigkeiten, Festlegung von Bauvorschriften,
– Lösung von Baumproblemen auf nicht-forstlichen Flächen. Es gewährleistet auch den Schutz seltener Bäume durch die Ausweisung geschützter Bäume.
Die Region Podpoľanie, die früher hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt wurde, hat ein großes Potenzial für das Vorkommen von alten, seltenen Bäumen. Früher wurden Bäume an Landgrenzen gepflanzt und zur besseren Orientierung der Landbesitzer gepflegt. Massive Solitäre sind auch rezent auf aktuellen und verlassenen Weiden zu finden. Signifikante einzelnstehende Bäume hatten auf den Weideflächen genügend Platz, um eine reich verzweigte und breite Krone zu bilden, die an heißen Tagen dem Hirten und seiner Herde einen angenehmen Schatten spendete.
Das Landschaftsschutzgebiet/BR Poľana verfügt nicht über ausreichende personelle Kapazitäten für eine detaillierte Kartierung von Baumriesen. Die detaillierte Kartierung solcher Individuen durch interessierte Laien, Schüler, Studenten oder andere Experten und die Gewährleistung ihres „Schutzes“ durch „Paten“ kann für den BR Poľana von großer Bedeutung sein. Es wird nicht nur dazu beitragen, die einzigartige Landschaft zu erhalten und das öffentliche Bewusstsein für die Bedeutung von „Baumriesen“ zu schärfen, sondern auch helfen, spezifisches lokales genetisches Material für zukünftige Generationen angesichts des Klimawandels zu erhalten.