Unterschutzstellung: Verordnung des Landratsamtes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zur Festsetzung von Flächennaturdenkmalen, vom 19. Februar 2013
Gemarkung: Lauenstein
Flurstücke: 869 (tw.), 874 (tw.), 875/2 (tw.)
Größe: ca. 0,7 ha
Lage: rechter Unterhang im Müglitztal unterhalb von Lauenstein, direkt neben (östlich) dem Klärwerk; 465 – 480 m üNN
Kurzcharakteristik: typische, bodenfrische Bergwiese, innerhalb derer ein kleinflächiger (ca. 0.02 ha) Quellaustritt offenbar basisches Kluftwasser zutage fördert. Wie auch die Vegetation des oberhalb befindlichen Eschen-Quellwaldes nahelegt, sind hier im ansonsten „normalen“ Grauen Biotitgneis offenbar in einem Teil des Gesteinskörpers größere Konzentrationen an Erdalkalien vorhanden. Der Basenreichtum ist einerseits durch eine seltene basiphile Ausprägung des Kleinseggensumpfes (mit Breitblättrigem Wollgras) sowie durch hohe pH-Werte (bis 6,7) erkennbar. Dem kleinen Quellsumpf liegt ein Hang-Nassgley zugrunde, während die umgebende Bergwiese auf Braunerden wächst.
Der überwiegende, frische Wiesenteil wird durch typische Bergwiesenarten charakterisiert (von denen einige allerdings etwas empfindlich auf die Beweidung zu reagieren scheinen): Perücken-Flockenblume Centaurea pseudophrygia, Bärwurz Meum athamanticum, Kanten-Harthau Hypericum maculatum, Weicher Pippau Crepis mollis, Ährige Teufelskralle Phyteuma spicatum, Flaum-Hafer Helictotrichon pubescens; außerdem zahlreiche allgemein verbreitete Wiesenarten: Rot-Schwingel Festuca rubra, Rotes Straußgras Agrostis capillaris, Wolliges Honiggras Holcus lanatus, Wiesen-Schwingel Festuca pratense, Frauenmantel Alchemilla vulgaris agg., Wiesen-Labkraut Galium album, Gamander-Ehrenpreis Veronica chamaedrys, Wiesen-Sauerampfer Rumex acetosa; weiterhin Magerkeitszeiger wie Zittergras Briza media, Blutwurz-Fingerkraut Potentilla erecta, Ruchgras Anthoxantum odoratum. Andererseits kündet das gehäufte Auftreten von Brachezeigern wie Gras-Sternmiere Stellaria graminea und Zickzack-Klee Trifolium medium von nicht optimaler Wiesenpflege.
Die Besonderheit der Klärwerkwiese stellt hingegen der kleine Quellsumpf dar, in dem neben dem Breitblättrigen Wollgras Eriophorum latifolium (eines von ganz wenigen Vorkommen in Sachsen) und der Breitblättrigen Kuckucksblume Dactylorhiza majalis auch seltene Moosarten vorkommen: Campylium stellatum, Bryum pseudotriquetrum, Philonotis fontana, Plagiomnium elatum. Als weiterer Basenzeiger ist die Wiesenprimel Primula veris zu werten, von der in manchen Jahren mehrere hundert Exemplare zur Blüte kommen (auch auf der umgebenden Bergwiesenfläche). Ansonsten wachsen in dem Nassbereich zahlreiche weitere feuchteliebende Arten, u.a. Bach-Nelkenwurz Geum rivale, Moor-Labkraut Galium uliginosum, Kleiner Baldrian Valeriana dioica, Gewöhnlicher Gilbweiderich Lysimachia vulgaris, Sumpf-Pippau Crepis paludosa, Goldschopf-Hahnenfuß Ranunculus auricomus, Alantdistel Cirsium heterophyllum sowie diverse Seggen (u.a. Wiesen-Segge Carex nigra, Bleich-Segge Carex pallescens). Auf jahrelang vernachlässigte Pflege weisen Störungszeiger wie Sumpf-Kratzdistel Cirsium palustre, Spitzblütige Binse Juncus acutiflorus und Stumpfblättriger Ampfer Rumex obtusifolius hin.
Am Nordrand wächst eine dichte Schlehenhecke, die ohne regelmäßigem Rückschnitt immer wieder die Randbereiche des Quellmoores zu überwuchern droht.
Pflege: Nachdem die Flächen Anfang und Mitte der 1990er Jahre brachgelegen hatten, übernahm 1996 die Grüne Liga Osterzgebirge für einige Jahre die Pflege in Form einschüriger
Mahd – meist erst im Herbst, ohne Nutzung der Grünmasse. Dann pachtete ein Liebenauer Landwirt die Fläche. Danach weideten hier jährlich über mehrere Wochen Heck-Rinder (Auerochsen-Rückzüchtung), die einerseits recht gleichmäßig fressen (mit ihrem Verbiss einer Mahd nahekommen), andererseits aber auch in den Feuchtbereichen schwere Trittschäden verursachen. Deswegen soll der wertvolle Kalkquellsumpf ausgekoppelt und mit leichter Technik gemäht werden. Leider entsprach die tatsächliche Pflege nicht immer den Naturschutz-Vorgaben.Dies gilt insbesondere seit 2017, als im Quellsumpf schwere Schäden durch Fahrspuren verursacht wurden (bis > 40 cm tief!). Künftig müsste der naturschutzgerechten Pflege unbedingt mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Bei der Mahd sollte unbedingt nur Kleintechnik (Einachsmäher) zum Einsatz kommen.
Perspektivisch sollte auf der umgebenden Bergwiesenfläche ein Wechsel zwischen Heumahd und Beweidung angestrebt werden.
Der Rückschnitt der Schlehenhecke muss etwa alle 5 Jahre wiederholt werden. Insbesondere bedarf es des regelmäßigen Nachmähens der Wurzeltriebe, die von den Rindern nur wenig verbissen werden.
Beeinträchtigungen: Reine Rinderbeweidung erweist
sich nicht als optimale Bergwiesenpflege, dies zeigt sich einerseits an Trittschäden, andererseits an der Ausbreitung von Unternutzungszeigern. Die Mahd des Quellmoores mit zu schwerer Technik (Traktor) führte 2009 zu schweren Schäden.
Noch unklar sind die langfristigen Folgen des 1998 erbauten, oben offenen Klärwerks. Bislang sind noch keine übermäßigen Eutrophierungseffekte zu erkennen, auf Dauer aber auch nicht auszuschließen.
Schutzbedürftigkeit: Da es sich bei dem Kalkquellmoor um eines von ganz wenigen Biotopen dieser Art in Sachsen handelt, kommt dessen Erhaltung eine hohe Priorität zu. Die Unterschutzstellung als FND sollte auch der Optimierung der Pflege/Nutzung dieser Wiese dienen. Darüberhinaus ist nicht auszuschließen, dass der am Wiesenrand abrupt endende Wanderweg in Zukunft wieder verstärkt genutzt und dazu ausgebaut werden könnte. Solche Maßnahmen müssen unbedingt Rücksicht nehmen auf die besonders schützenswerte Vegetation.
Schutzzweck:
Erhaltung von gefährdeten Biotopen: Kleinseggenried basenreicher Standorte (Rote Liste Sachsen: vom vollständiger Vernichtung bedroht), Bergwiese (RLS: stark gefährdet); Erhaltung von gefährdeten Pflanzengesellschaften: entweder Caricion davallianae (laut RLS in Sachsen verschwunden/ausgestorben) oder Parnassio-Caricetum (RLS: vom Aussterben bedroht) – die pflanzensoziologische Zuordnung des Kalkquellmoores ist nicht eindeutig; Festuca rubra-Meum athamanticum-Gesellschaft (RLS: stark gefährdet); Erhaltung von FFH-Lebensraumtypen: LRT 7230 Kalkreiche Niedermoore, LRT 6520 Bergmähwiesen im NATURA-2000-Gebiet 043E Müglitztal
Erhaltung von Lebensräumen gefährdeter Pflanzenarten: Breitblättriges Wollgras Eriophorum latifolium (RLS: vom Aussterben bedroht), Breitblättrige Kuckucksblume Dactylorhiza majalis (RLS: stark gefährdet), Wiesen-Schlüsselblume Primula veris (RLS: stark gefährdet), Bach-Nelkenwurz Geum rivale (RLS: gefährdet), Kleiner Baldrian Valeriana dioica (RLS: gefährdet), Perücken-Flockenblume Centaurea pseudophrygia (RLS: gefährdet), Zittergras Briza media (RLS: gefährdet).