Natur im Osterzgebirge

Erfassungsstand Dezember 2022

Im Jahr 2022 waren mehrere Mitarbeiter und Beauftragte des Baumdenkmalprojekts im Ost-Erzgebirge unterwegs, um wertvolle alte, markante, seltene oder anderweitig besonders bedeutsame Bäume zu erfassen. Rund 400 Gehölze umfasst die Datei inzwischen. Der Kenntnisstand konnte in den letzten Monaten wesentlich erweitert, und auch der eine oder andere „weiße Fleck“ verkleinert werden. Dennoch zeigt die Karte eine deutliche Clusterung. Insbesondere in der Umgebung von Tharandt ist die dortige intensive Erfassung der Bachelorarbeit von Marvin Schneider zu verdanken.

Die Karte zeigt alle Bäume, für die bereits Baumdenkmalpaten gefunden wurden (grüne Stecknadeln) bzw. noch Baumdenkmalpaten gesucht werden (rote Stecknadeln). Nicht verzeichnet sind all die Bäume, die zwar in die Erfassung eingeflossen sind, aber für die eine externe Betreuung nicht notwendig ist (z.B. Hofbäume auf unmittelbaren Privatgrundstücken) oder von den Besitzern explizit nicht gewünscht wird (zum Beispiel Naturdenkmal Wawerliebs Buche bei Fürstenau).

Deutlich treten die „Lücken“ hervor, wo bisher noch kein Projektmitarbeiter mit Maßband, Höhenmeßgerät und Erfassungsbogen hingekommen ist. Hier sind Hinweise von Ortskundigen auch weiterhin serh willkommen!

Hinsichtlich der Repräsentanz der Baumarten konnten einige wesentliche Defizite abgebaut werden. Gezielt wurde nach erfassungswürdigen Exemplaren bisher nicht oder wenig berücksichtigter Arten gesucht. Auch hielten einige „Exoten“ Einzug in die Erfassungsdatei. Zum einen ist es sicher sinnvoll, auch deren Verhalten unter mitteleuropäischen und Klimawandel-Bedingungen zu beobachten. Zum anderen sind selbst fremdländische Baumarten in der Lage, wertvolle Mikrohabitate für Tiere und Pflanzen zu bieten. Der Fokus liegt aber nach wie vor auf der heimischen Baumartenpalette.

Erwartungsgemäß dominieren Buche (die potentiell-natürliche Hauptbaumart) mit 39 Exemplaren sowie Eichen (als besonders langlebige, robuste Bäume) mit 41 Bäumen (Stiel- und Trauben-Eiche) und ebenso Linden mit 39 Bäumen (Sommer- und Winterlinde + Hybriden). Mit jeweils über 20 Exemplaren vertreten sind auch Esche und Berg-Ahorn. Als wichtiges Auswahlkriterium galt hier insbesondere die Baummächtigkeit. Von daher sind hier auch die durchschnittlichen Stammumfänge mit 3 bis 4 Metern recht beachtlich (bei Sommer-Linde sogar 4,60 m durchschnittlicher Umfang (in der Regel in 1,30 m Höhe gemessen – sogenannter Brusthöhendurchmesser BHD).

Bei den durchschnittlichen Baumhöhen erreichen, ebenfalls erwartungsgemäß, vor allem die Nadelbaumarten die größten Dimensionen. Wobei leider bisher nur wenige Fichten (durch Trockenheit und Borkenkäfer derzeit akut bedroht) und Tannen (heute seltene, der von Natur aus eine viel größere Rolle zukommen müsste) vertreten sind. Unterrepräsentiert auch die Wald-Kiefer, die mit ihrer spezifischen Wuchsform „Schmiedeberger Höhenkiefer“ ebenfalls beachtliche Größen erreichen kann.

Schwieriger ist es, unter den relativ kurzlebigen Pioniergehölzen „denkmalwürdige“ Vertreter zu finden. Im Falle von Sand-Birken und Sal-Weiden haben es einige wenige Bäume auf die Liste geschafft. Besonders kritisch erscheint nach wie vor die Situation bei der Eberesche – als Vuchelbeerbaam immerhin eine Charakterart des Erzgebirges. Von den eigentlich als sehr genügsam bekannten Vogelbeerbäumen gibt es kaum noch ein älteres Exemplar, das einerseits eindrucksvoll genug ist, um als „Baumdenkmal“ gelten zu können, andererseits aber auch Hoffnung auf noch mindestens zehn weitere Lebensjahre verspricht.

Bislang noch gar nicht erfasst werden konnten Moor-Birken (einschließlich der im Kammgebiet vorkommenden Karpaten-Birke) und Zitter-Pappeln. Von letzterer dürfte es sicher ausreichend Bäume geben, die das Zeug zum „Baumdenkmal“ haben – wenn auch nur „auf Zeit“ wegen der Kurzlebigkeit der Art.

Sehr wünschenswert wäre auch, das Augenmerk im weiteren Projektverlauf auf schöne Kopfweiden zu lenken.

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