Natur im Osterzgebirge

NSG Trebnitzgrund

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(41 Hektar, seit 1961, landesweite NSG-Register-Nummer: D49)

Die Zweigestreifte Quelljungfer ist die typische Libellenart sauberer Gebirgsbäche. (Foto: Brümmer)

Mit knapp zwölf Kilometern Länge gehört die Trebnitz zu den längsten, unverbauten Bächen Sachsens. Das Naturschutzgebiet an seinem Unterlauf beherbergt einen wertvollen Komplex blockreicher Laubhangwälder und Bachauenbereiche mit artenreicher Frühblüherflora. Der Wanderweg im Talgrund zählt seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Ausflugszielen von Naturfreunden im Ost-Erzgebirge. Am Herrenmüllerberg schließt sich ein Buchenwaldkomplex an.

Nutzungsgeschichte

Zur Waldrodung war Eisen unverzichtbar – wobei Schrotsägen vermutlich erst später für die Forstarbeit
genutzt wurden. (Foto aus dem
Museum Schloss Lauenstein)

Wie viele andere Flurnamen der Region, geht auch „Trebnitz“ auf slawischen Ursprung zurück (von altsorbisch drevo = Baum, also etwa „Waldbach“). Wenngleich die nachweisbare Grenze der slawischen Besiedlung des Elbhügellandes deutlich weiter nördlich verlief, wird das untere Ost-Erzgebirge auf alle Fälle zu den Streifgebieten der sorbischen Jäger und Zeidler (Honigsammler) gehört haben. Nicht auszuschließen ist auch, dass schon vor Beginn der deutschen Kolonisation slawische Wanderschmieden das in der hiesigen Umgebung anstehende Eisenerz genutzt haben könnten.

Kleine Eisenquellen, wie sie z.B. noch im Wilischgrund zu
finden sind, standen vermutlich am Beginn des Bergbaus.

Eisengewinnung war zu damaliger Zeit von erheblicher Bedeutung. Groß muss der Bedarf der Dorfschmieden gewesen sein, als ab Mitte des 12. Jahrhunderts deutschsprachige Siedler  begannen, mit Äxten (!) die Wälder zu roden und mit Pflügen den steinigen Boden zu bearbeiten. In dieser Zeit entstanden sehr wahrscheinlich auch Dittersdorf und Döbra (Berthelsdorf möglicherweise erst etwas später).

Im Spätmittelalter soll in der Gegend in über hundert Zechen Bergbau betrieben worden sein. Eine der wichtigsten Verhüttungsstätten befand sich an der Mündung der Trebnitz in die Müglitz. Die kleine Siedlung um den Hammer  „Slatewicz“ trug noch lange Zeit – bis ins 19. Jh. – den Namen „Hütten“. Für die Eisengewinnung aus dem Erz waren große Mengen Holz erforderlich.  Rückgang der lokalen Erzgewinnung sowie vermutlich auch Holzmangel ließen den Hüttenbetrieb immer weiter zurückgehen.  Anstelle der Eisenhütte entstand im 17. Jh.  die Herrenmühle, deren Reste Anfang der 1990er Jahre abgerissen wurden.

Dennoch wurde das Hammerwerk in die „Eisenstraße“ eingebunden, die ab Anfang des 15. Jahrhunderts die Eisenerzvorkommen von Berggießhübel mit dem „neuen Schmiedewerk oberhalb Dippoldiswalde“ (Schmiedeberg)  verband. Es war leichter, das Erz dorthin zu transportieren, wo es reichlich Holz gab, als umgekehrt.

Neben der ost-west-verlaufenden Eisenstraße quert in Oberschlottwitz auch noch ein anderer historischer Weg das Müglitztal an der Trebnitzmündung: der vom Elbtal über den Erzgebirgskamm führende „Alte Böhmische Steig“. Es handelte sich also um einen kleinen „Verkehrsknotenpunkt“.  Wo der Böhmische Steig das Territorium der Lauensteiner Herrschaft erklomm, hielten die Grundherren es für nötig, einen Kontrollpunkt anzulegen. Aus einem

Renovierte Steinbrücke am ehemaligen Kirchsteig Neudörfel – Liebenau

entsprechenden Vorwerk entwickelte sich Neudörfel.

Lokale Wege querten den Trebnitzgrund. An einen erinnert eine liebevoll rekonstruierte historische Steinbrücke im NSG.

Steinrückenlandschaft Dittersdorf (Foto: Menzer)

Beiderseits des Trebnitzgrundes ist heute noch die Landschaft durch zahlreiche Steinrücken der Waldhufendörfer strukturiert. An einigen Stellen erstrecken sich die Steinrückenreste bis in den Wald des Trebnitzgrundes hinein. Daran wird die frühere Notwendigkeit deutlich, jeden Quadratmeter Boden zur Nahrungsmittelerzeugung zu nutzen, bis hart an die Kante der Steilhänge, die dem Wald vorbehalten blieben

Aber auch diese Waldhänge am äußersten Ende der Hufenstreifen der umliegenden Dörfer wurden recht intensiv genutzt. Vielen Bäumen ist heute noch anzusehen, dass sie aus Niederwaldbetrieb emporgewachsen sind: verdickte Stammfüße oder Mehrstämmigkeit deuten auf sogenannten Stockausschlag hin (ein Baum wurde abgesägt/abgehackt, aus dem Stumpf – dem „Stock“ – wuchsen neue Triebe).

Im 19./20. Jahrhundert wurden auch große Teile des Trebnitzgrundes, vor allem in dessen oberen Teil, mit Fichten aufgeforstet. Die Steilhänge des unteren Tales blieben weitgehend unberührt.

Unterhalb der Trebnitzmündung in die Müglitz hat das Wasser eine breite Talaue ausgeräumt. (Oberschlottwitz, um 1925)

Seit mindestens einhundert Jahren zieht der Trebnitzgrund naturliebende Wanderer an. So steht in den Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz von 1918 zu lesen: „Noch finden wir hier ein Idyll ländlicher Abgeschiedenheit, unzerstörter Talschönheit; keine Eisenbahn, keine Straße mit lärmendem Verkehr durchziehen das Tal, nur ein schmaler Fußpfad schlängelt sich durch seine blumigen Wiesengründe, keine industriellen Anlagen, keine elektrischen Kabelmasten und Drähte stören die nahezu unberührte Schönheit und Ursprünglichkeit.“ (Ostermaier 1918)

In diesem Artikel fanden sich aber auch schon Warnungen, dass dieses Idyll zerstört werden könnte. Für den Trebnitzgrund bestanden nach dem Hochwasser 1897 Pläne zur Errichtung einer Talsperre.  Nach der „Wende“ brachte  ein mit sächsischen Regierungsbeamten offenbar bestens vernetzter Investor erneut Talsperrenpläne auf den Tisch.  Der rasch sinkende Wasserverbrauch in den Elbtalstädten ließ diese dann aber ins Leere laufen.

In den 1960er Jahren wurde die Schlottwitzer Talweitung bebaut.

Das Hochwasser 2002 richtete auch in Schlottwitz große Zerstörungen an, nicht unerheblich verstärkt durch Wassermassen und mitgeführtes Geröll aus dem Trebnitzgrund. Und so wurde im Rahmen des anschließend erarbeiteten Müglitz-Hochwasserschutzkonzepts wieder ein „Hochwasserrückhaltebecken“ an der Trebnitz vorgeschlagen.  Dies würde den mit zwölf Kilometern längsten unverbauten Bachlauf unterbrechen und noch erhebliche weitere Beeinträchtigungen nach sich ziehen.

Aufgrund seiner landschaftlichen Schönheit und der artenreichen Vegetation wurde das heutige Naturschutzgebiet 1961 mit der Bezeichnung „Herrenmüllerberg und Trebnitzgrund“ unter Schutz gestellt. 1983 erfolgte die Umbenennung. Der Trebnitzgrund in seiner Gesamtheit gehört zum Landschaftsschutzgebiet Osterzgebirge, welches um 2000 in ein LSG „Oberes Osterzgebirge“ (links der Trebnitz, ehemaliger Weißeritzkreis) und ein LSG „Unteres Osterzgebirge“ (rechts des Baches, ehemaliger Sächsische-Schweiz-Kreis) geteilt wurde.

Den gesamten Bachlauf und fast alle angrenzenden, naturnahen Waldbestände umfasst das Flora-Fauna-Habitat-Gebiet „Trebnitztal“ (entsprechend der sogenannten FFH-Richtlinie der EU) sowie, noch weiter gefasst, das EU-Vogelschutzgebiet „Osterzgebirgstäler“. Die FFH- und die Vogelschutzgebiete bilden gemeinsam das europäische Schutzgebietsnetz „Natura 2000“.

Seit Anfang der 1990er Jahre ist die Neuausweisung samt deutlicher Vergrößerung des Naturschutzgebiets geplant.

Naturraum

100 bis 150 tief hat sich die Trebnitz
in das Gneisplateau eingeschnitten.

Osthang Trebnitzgrund

Die Trebnitz hat sich ein süd-nord-verlaufendes Tal in die Gneishochfläche der östlichen Erzgebirgsflanke eingeschnitten – stellenweise bis zu 150 Meter tief (Höhen im NSG: 280 – 415 m üNN). Beim Grundgestein handelt es sich um Grauen Biotitgneis. Auf dieser, im Ost-Erzgebirge vorherrschende Gesteinsart, entwickeln sich mäßig nährstoffreiche, landwirtschaftlich relativ gut nutzbare Böden. Dementsprechend sind die umliegenden Hochflächen auch vorrangig ackerbaulich genutzt worden. Mit Zunahme der Wiesenwirtschaft im 19. Jahrhundert und verstärkt mit der landwirtschaftlichen Spezialisierung im 20. Jahrhundert nahm der Grünlandanteil deutlich zu.

Für geologische Abwechslung an den felsdurchsetzten, blockreichen Trebnitzhängen sorgen einerseits schmale, talquerende Gänge von Quarzporphyr („Sayda-Berggießhübler Gangschwarm“). Das heute als Rhyolith bezeichnete Gestein ist viel saurer und nährstoffärmer. Andererseits sorgen vermutlich kleine Amphibolith-Linsen  innerhalb der Gneise stellenweise für „bessere Bodenverhältnisse“, die auch basenbedürftige, anspruchsvollere Waldpflanzen gedeihen lassen.

Unter Mineraliensammlern bekannt sind die  „Achatvorkommen“ von Schlottwitz. Dabei handelt es sich um einen Teil eines langen Quarzgang, der in seinem nördlichen Teil entlang der Müglitz verläuft. An deren linken Ufer ragen mehrere Felsen auf, wo bereits im 18. Jahrhundert Achate und Amethyste für den Dresdner Hof gewonnen wurden. Bis heute sind Sammler hier – meist ohne Genehmigung und oft sogar mit kommerziellen Absichten – auf Mineraliensuche und richten teilweise kritische Schäden an der Natur an. Unweit des Bahnhofs Oberschlottwitz quert der Gang auf die andere Talseite. Hier befindet sich seit 1979 das weitgehend unbekannte Flächennaturdenkmal „Achataufschluss bei Oberschlottwitz“ (Betreten verboten, auch für Mineralienfreunde). Weiter südlich verläuft der Quarzgang mehr oder weniger parallel zur Trebnitz auf Berthelsdorfer und Döbraer Flur.

Gneisblockhänge prägen das untere Trebnitztal.

Zu den prägenden Elementen des Naturschutzgebiets – wie auch dessen gegenüberliegenden Hanges – gehören die großen Blockfelder am Waldboden. Diese entstanden während der Eiszeiten. Deren Gletscher erreichten zwar nicht die Region. Doch während kurzer Schmelzperioden drang damals immer wieder Wasser in die Gesteinsklüfte, gefror zu Eis, dehnte sich aus – und sprengt schließlich das Gestein.

Die Trebnitz – ein typischer „grobmaterialreicher, silikatischer Mittelgebirgsbach“.

Der Trebnitzgrund ist ein typisches Kerbsohlental mit ziemlich steilen Flanken und einer Bachaue, deren Breite zwischen Fast-nicht-vorhanden und mehreren Dutzend Metern innerhalb kurzer Fließstrecke wechselt. Wie bei allen Talgründen im Erzgebirge, hat sich die Aue in den letzten tausend Jahren erheblich geändert. Als die Hochflächen noch nicht gerodet waren, dürfte es nur wenig Eintrag von Feinmaterial gegeben haben. Erst mit der Ackernutzung trugen Sommergewitter und Schneeschmelzen dort größere Mengen Oberboden ab und spülten diesen in den Bachgrund. Wie nicht nur 2002 deutlich zu erleben war, findet diese Umlagerung von Ackerböden immer noch statt – heute  infolge der Großflächenwirtschaft mehr denn je. Die einstige Schotteraue ist inzwischen von einer recht mächtigen Lehmauflage bedeckt. Bis vor wenigen Jahrzehnten war dieser Auenboden Grundlage für ertragreiche Grünlandnutzung. Wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit der abgelegenen, kleinen Flächen wurde diese aufgegeben, und seit einigen Jahrzehnten entwickelt sich ein naturnaher Bachauenwald. Weiter talaufwärts hingegen sorgen einige Rinder für die Offenhaltung einiger Talbereiche.

Der Wasserstand der Trebnitz schwankt sehr stark.

Mit 770 bis 790 mm Niederschlag gehört das NSG zur relativ trockenen, kontinental geprägten Ostflanke des Erzgebirges. Heute vermutlich verstärkt im Zuge des Klimawandels, wechseln sich längere regenarme Perioden mit zum Teil sehr heftigen Niederschlagsereignissen ab. Weil die Trebnitz, eingezwängt zwischen Müglitz und Seidewitz, nur ein kleines Einzugsgebiet hat und rund zehn Kilometer nördlich des Gebirgskammes (in nur 580 m üNN) entspringt, wirken sich schwankende Niederschlagsmengen immer sehr rasch auf den Gewässerlauf aus. Die Wasserführung der Trebnitz wechselt, oft innerhalb kürzester Zeit, zwischen Fast-Austrocknung und Hochwassergefahr.

Vegetation

Von größter Bedeutung sind für das Naturschutzgebiet dessen blockreiche Hangwälder. Es handelt sich um ein abwechslungsreiches Mosaik verschiedener Edellaubholz-Waldgesellschaften, die ineinander übergehen und kaum voneinander zu trennen sind. Nahezu alle heimischen Baumarten sind vertreten – die breite Palette unterschiedlicher Standortbedingungen verhindert, dass eine einzelne Art zur Vorherrschaft gelangen kann.

An schattig-feuchten, meist mehr oder weniger nordexponierten Hanglagen gedeihen Berg-Ahorn und Esche besonders gut. Die hier ebenfalls mit einzuordnende Berg-Ulme ist in den letzten Jahrzehnten auch im Trebnitzgrund weitgehend dem „Ulmensterben“ (einer vom Ulmen-Splintkäfer übertragenen Pilzkrankheit) erlegen.

Eschen, Berg- und Spitz-Ahorn, Sommer und Winter-Linden in bunter Mischung

Nur noch wenige Exemplare gibt es im Trebnitzgrund außerdem von der einstmals sicher viel häufigeren Weiß-Tanne. Nach der Verringerung der Schwefeldioxidbelastung in der Luft lässt deren aktueller Zustand jedoch hoffen.

Auf den besonnten Südhängen kommt die zusätzliche Wärme vor allem den Sommer- und Winter-Linden zugute.

Besonders reich an Nährstoffen sind die Waldbestände am Hangfuß, im Übergang zur Bachaue, wo sich die von den Hochflächen abgetragene Feinerde akkumuliert und meist reichlich Sickerwasser für ausgeglichene Bodenfeuchte sorgt. Hier nehmen u.a. Hainbuchen größere Anteile ein. Die Hainbuche erreicht als Waldbaum im unteren Trebnitzgrund ihre natürliche Höhenverbreitungsgrenze. Das gleiche gilt für die unter Naturschutz stehende Eibe, die im Müglitztal um Schlottwitz einen ihrer (wenigen) sächsischen Vorkommensschwerpunkte hat. Ein weiteres seltenes Gehölz ist der ebenfalls geschützte Seidelbast. Generell gilt, dass die Hangwälder reich an Sträuchern sind. Insbesondere Haselsträucher können beträchtliche Flächenanteile und Dimensionen erreichen.

Die Hangwälder erfreuen vor allem im April/Mai den Wanderer mit einer außerordentlich üppigen Frühblüherflora. Dazu gehören u.a. Mondviole (Ausdauerndes Silberblatt), Lungenkraut, Goldnessel, Hohler Lerchensporn, Wald- und Hainveilchen und Bär-Lauch. Letzterer allerdings, zweifellos ein wohlschmeckendes und gesundes Wildgemüse, wird von einigen Zeitgenossen in ziemlich rücksichtsloser Weise geplündert (In einem Naturschutzgebiet ist das Pflücken, geschweige denn das Ausgraben von Pflanzen verboten!).  Giftig hingegen sind Haselwurz, Christophskraut und Süße Wolfsmilch. Zu den im Ost-Erzgebirge ansonsten  seltenen, sehr schönen  Frühblühern zählen Frühlings-Platterbse, Gelbes Windröschen, Leberblümchen, Zwiebel- und Quirl-Zahnwurz.

Das Wellige Spatenmoos gehört zu den Bachbewohnern, die sauberes Wasser anzeigen. (Foto: Zänker)

Später im Jahr fallen vor allem die Stauden des Johanniswedels/Wald-Geißbarts auf. Auch Farne können in den feuchten Hangwäldern gut gedeihen. Neben den  gewöhnlichen Arten Männlicher Wurmfarn, Wald-Frauenfarn und Dornfarn gibt es hier ein Vorkommen des seltenen Dornigen Schildfarns. Auf Felsen wächst Tüpfelfarn.

Besonders wertvoll sind die Gneis-Blockhänge für eine artenreiche Moosflora, darunter einige Raritäten.

Einstmals war der Trebnitzgrund auch und besonders für seine bunten Talwiesen bekannt („… die Wiesen bedecken tausende und abertausende Himmelschlüssel …“ Ostermaier 1918).  Mit der Aufgabe der Heugewinnung nahm der Wiesen-Blütenreichtum rasch ab. Einerseits führte Rinderbeweidung zu schweren Trittschäden, andererseits fielen die abgelegenen Auenbereiche brach, wurden mit Schwarz-Erlen aufgeforstet oder entwickelten sich ganz von selbst zu Erlen-Bachauewäldern.

Schuppenwurz

Obwohl überwiegend noch jung, machen die Bachauenwälder inzwischen einen durchaus naturnahen Eindruck mitsamt der zugehörigen Flora: Sumpf-Dotterblume, Wechselblättriges Milzkraut, Knoblauchsrauke, Wald-Ziest, Hain-Sternmiere, Bitteres Schaumkraut („Falsche Brunnenkresse“), Rote und Weiße Pestwurz. Seltenere Bachauenwald-Arten sind Aronstab und Akeleiblättrige Wiesenraute sowie, wenig auffällig, die Schuppenwurz. Letztere verfügt über kein eigenes Chlorophyll (Blattgrün), sondern schmarotzt auf den Wurzeln von Haselsträuchern, vermutlich auch Erlen.

Eine sehr wichtige Rolle spielen die in Auen und an Ufern sehr gut verwurzelten Schwarz-Erlen beim Hochwasserschutz.

Die Rote Lichtnelke ist ebenfalls in der Bachaue zu finden. (Foto: Felbrich)

Hier und da erinnern aber auch noch Hohe Schlüsselblumen an die Vergangenheit als Talwiesen. Wo diese in Form von Hochstaudenfluren erhalten sind, wachsen Mädesüß, Gilbweiderich, Rauhaariger Kälberkropf, Wiesen-Knöterich, Kohl-Kratzdistel und deren Berglands-Verwandte, die Alantdistel/ Verschiedenblättrige Kratzdistel. Im Sommer übernimmt aber auch hier immer mehr das Drüsige Springkraut die Vorherrschaft.

Traubeneichen-Buchen-Wald mit Heidelbeere

Am anderen Ende der Palette ökologischer Bedingungen im NSG Trebnitzgrund stehen die Oberhangbereiche am Herrenmüllerberg. Hier kann die Buche ihre Konkurrenzkraft überall dort entfalten, wo sie nicht von der früheren Niederwaldwirtschaft zu stark zurückgedrängt wurde (im Gegensatz zu den meisten anderen Baumarten sind Buchen hier kaum stockausschlagsfähig). Es handelt sich teilweise um die von Natur aus für die Höhenlage typischen Hainsimsen-Traubeneichen-Buchenwälder, teilweise aber auch um etwas reichere Waldschwingel-Buchenwald-Bestände. Neben den namensgebenden Arten Schmalblättrige Hainsimse und Wald-Schwingel sind Wald-Reitgras, Maiglöckchen, Schattenblümchen, Purpur-Hasenlattich und Vielblütige Weißwurz anzutreffen. Auf besonnten Standorten kommt darüberhinaus die wärmeliebende Verwandte der Vielblütigen Weißwurz, der Salomonsiegel, vor.

Einen drastischen Kontrast dazu zeigen die artenarmen Nadelholzforsten, von denen es im Trebnitzgrund immer noch etliche gibt. Stürme, sommerliche Trockenheit und Borkenkäfer sind jedoch dabei, dieses „Problem“ zu lösen.

Tierwelt

In der Trebnitz lebt eine interessante Kleintierfauna („Zoobenthos“), was für gute Wasserqualität spricht. Insbesondere unter den Stein- und Köcherfliegenlarven konnten einige seltene Arten nachgewiesen werden.

Köcherfliegenlarve (Foto: Brümmer)

und erwachsenes Tier (Foto: Brümmer)

Die Große Eintagsfliege verbringt den weitaus größten
Teils ihres Lebens als Larve
im Bach. (Foto: Brümmer)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Seit langem, verstärkt aber durch das Hochwasser 2002, existieren neben dem Bach kleine, fischfreie Tümpel, die nur nach Starkregenereignissen durchströmt werden. Hier wachsen unter anderem Feuersalamanderlarven heran. Diese einstmals auch in anderen Gebieten des Ost-Erzgebirges verbreitete Lurchart  kann sich nur dort vermehren, wo die Larven nicht als Forellenfutter enden. Dies sind normalerweise die kleinen Nebenbäche, die mit für Fische unüberwindlichen Steilabstürzen in den Hangkerben herabfließen. In den letzten Jahren trocknen diese Nebenbäche jedoch (zu) oft völlig aus.

Froschhochzeit im Blockhaustümpel 1996

 

 

 

 

 

Im kleinen Tümpel am ehemaligen „Blockhaus“ fand bis 2002 alljährlich eine beeindruckende Massen-„Hochzeit“ der Grasfrösche statt. Durch das Hochwasser hat jedoch offenbar die wenige Meter entfernte Trebnitz ihr Bachbett ein Stück tiefer verlagert, mit der Konsequenz, dass das kleine Laichgewässer im Sommer meist trockenfiel. Nach einer Teichsanierung 2018 sollte den Fröschen wieder Wasser zur Verfügung stehen – der extreme Trockensommer führte aber auch im Trebnitzgrund zu erheblichen Lebensraumbeeinträchtigungen der Amphibienfauna.

Neben Bachforellen sind in der Trebnitz Westgroppen zuhause. Aber auch den Fischen macht wochenlang ausbleibender Niederschlag zu schaffen. Selbst die Trebnitz leidet oft akuten Wassermangels. Umso einfacher ist es dann für Graureiher und Schwarzstorch, hier an Nahrung zu kommen.

Wasseramsel (Foto: Gläßer)

Vogelarten, die stets am Gewässer auftreten, sind Wasseramsel und Gebirgsstelze.  Mitunter kann man einen Eisvogel beobachten. Wenn es viele Eisvögel in Sachsen gibt, weicht der farbenprächtigste Vertreter der heimischen Vogelwelt auch auf die Gebirgsbäche aus. Ein kaltes Jahr jedoch kann den Bestand zusammenbrechen lassen – anders, als es der Name vermuten lässt, haben die Tiere große Probleme mit eisbedeckten Gewässern.

Erfreulich ist, dass die generell in Sachsen in den letzten Jahren zunehmend gefährdete Kreuzotter hier noch vorkommt.

Großer Schillerfalter (Foto: Gläßer)

Auf den Blütenköpfen des an Waldsäumen wachsenden Wasserdosts sitzen im Sommer unter anderem die Falter der Spanischen Flagge (auch Russischer Bär genannt).  Der zur Familie der Schwärmer gehörende Schmetterling zählt zu den „prioritären Arten“ der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, die hier in den Tälern des unteren Ost-Erzgebirges ihren sächsischen Verbreitungsschwerpunkt besitzt. Eine weitere bemerkenswerte Schmetterlingsart ist der Große Schillerfalter, der mitunter an kleinen Quellen oder auch Waldwegpfützen zu entdecken ist.

Bei der Insektenfauna sind, aufgrund der seit langem unterlassenen forstlichen Nutzung des größten Teils des NSGs, die (tot-)holzbewohnenden Käfer gut vertreten. Über einhundert Arten konnten bisher nachgewiesen werden.

Kernbeißer (Foto: Gläßer)

Damit steht auch reichlich Nahrung für viele Waldvögel bereit. Vertreten ist fast die gesamte Spanne der häufigeren Wald-Singvögel sowie die Spechte Grau-, Klein-, Bunt- und Schwarzspecht. Diese sorgen für reichlich Nistgelegenheit für die Höhlenbrüter. Singvögel wiederum gehören ins Beutespektrum von Sperber, Habicht und auch Waldkauz.

Naturerlebnismöglichkeiten

Naturkundliche Wanderung der Grünen Liga Osterzgebirge 2011

Das Naturschutzgebiet Trebnitzgrund ist gut mit der Müglitztalbahn zu erreichen (aller zwei Stunden am Wochenende, vom Bahnhof Oberschlottwitz ca. 500 m bis zum NSG-Eingang) und eine Wanderung auch mit anderen Stationen der Müglitztalbahn (Bärenstein, Lauenstein) zu verbinden.  Im Talgrund verläuft ein sehr beliebter Wanderweg. Dieser ist zumindest teilweise noch nicht übermäßig ausgebaut und daher auch für Kinder interessant. Eine große, vom Schlottwitzer Heimatverein gestaltete Eingangstafel sowie mehrere kleine Informationsschilder unterwegs geben Einblicke in Natur und Geschichte des Trebnitzgrundes.

Über mehrere Wege kann man die umliegenden Hochflächen erreichen (je ein Pfad nach Neudörfel und nach Berthelsdorf), wo sich weite Ausblicke über den Trebnitzgrund und die nordöstliche Erzgebirgsflanke öffnen.

Geführte naturkundliche Wanderungen bietet Jens Weber an (jens@osterzgebirge.org).

Im oberen Trebnitzgrund werden einige artenreiche Wiesen vom Versuchsgut Börnchen bewirtschaftet (Exkursion der Grünen Liga Osterzgebirge 2001).

weitere naturkundlich

Übersichtskarte Trebnitzgrund

interessante Ziele in der Umgebung:

Landratsamt Sächsische Schweiz – Osterzgebirge, Referat Naturschutz (Untere Naturschutzbehörde) Weißeritzstraße 7, 01744 Dippoldiswalde; Tel. 03501 515-3430; bernard.hachmoeller@landratsamt-pirna.de

Staatsbetrieb Sachsenforst, Forstbezirk Neustadt, Sachgebiet Waldökologie und Naturschutz: Karl- Liebknecht- Straße 7  01844 Neustadt; Tel. 03596-585731, kai.noritzsch@smul.sachsen.de

Heimatverein Schlottwitz: www.heimatverein-schlottwitz.de

Schutzgebietsverordnung:

Anordnung Nr.1 über Naturschutzgebiete des Ministeriums für Landwirtschaft, Erfassung und Forstwirtschaft vom 30.03.1961

Beschluss 69-11/83 des Bezirkstages Dresden vom 23.06.1983

Literatur:

Hempel, Werner; Schiemenz, Hans (1986): Die Naturschutzgebiete der Bezirke Leipzig, Karl-Marx-Stadt und Dresden

Mayer,Karl-Heinz; Noritzsch, Kai (2001): Vegetationskundliche Untersuchungen im NSG „Trebnitzgrund“; Berichte der AG sächsischer Botaniker, NF, Band 18

Müller, Gerhardt (1964): Zwischen Müglitz und Weißeritz; Werte der deutschen Heimat, Band 8

Ostermaier, Josef (1918): Der Trebnitzgrund; Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Band VII, Heft 1/4

Rölke, Peter (Hrsg., 2007): Wander- und Naturführer Osterzgebirge

SMUL (2009): Naturschutzgebiete in Sachsen, S. 608f

Weber, Jens (2007): Müglitztal bei Glashütte; in: Naturführer Ost-Erzgebirge, Band 3: Naturkundliche Wanderziele, Hrsg: Grüne Liga Osterzgebirge

http://www.osterzgebirge.org/gebiete/19_9.html

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