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Erzgebirgshänge zwischen Krupka/Graupen und Nakléřovský průsmyk/Nollendorfer Pass

František Kraus, Krupka; Jan Kotěra, Teplice; Vladimír Čeřovský, Ústí nad Labem; Gabriela Ruso; Jens Weber, Bärenstein (mit Hinweisen von Werner Ernst, Kleinbobritzsch)
Fotos: Raimund Geißler, Bernd Kafurke, Uwe Knaust, Rudolf Stets, Jens Weber


Landschaft

Schöne Natur kombiniert mit reicher Geschichte, steile Berghänge mit historischen Bergbauzeugnissen, abgelegene Wälder einerseits und touristische Infrastruktur andererseits - dies macht die Umgebung von Krupka zu einem besonders attraktiven Ausflugsziel.

Zwischen 700 und 800 Metern über dem Meeresspiegel liegt der Kamm an der östlichen Erzgebirgsflanke (Naklérovský prusmyk/Nollendorfer Pass 690 m üNN; Komárí hurka/Mückenberg 807 m üNN). Wer sich von hier oben hinab begibt nach Krupka/Graupen, weiß den Luxus des längsten tschechischen Sesselliftes zu schätzen, der vom Ortsteil Bohosudov/Mariaschein (326 m üNN) wieder hinauf führt zum Mückentürmchen. Sogar Fahrräder werden transportiert, was zunehmend auch die Freunde der Trendsportart "Downhillbiking" entdecken.

Vom Mückenberg bietet sich einer der schönsten Rundblicke über das östliche Ost-Erzgebirge. Dies verdankt das beliebte Wanderziel einer rund 50 Meter herausgehobenen Position gegenüber der Kammhochfläche. Die westlichen Nachbarn Lysá hora/Kahler Berg (836 m üNN) und Cínovecký hrbet/Zinnwalder Berg (881 m üNN) ragen zwar noch deutlich höher auf, bieten aber keine markierten Wanderwege zu ihren Kuppen - und auch keine weithin wahrnehmbare Bergbaude. Die Berge am Erzgebirgskamm nordöstlich des Mückentürmchens hingegen übersteigen das Kammplateau nur wenig. Nichtsdestoweniger bilden sie die Abbruchkante der Erzgebirgsscholle, die vom Südosten her sehr eindrucksvoll aufsteigt. Dies gilt u.a. für Lišcí vrch/Klösenberg (776 m), Supí hora/Geiersberg (694 m), Na vyhlídce/Schauplatz (794 m), Rudný vrch/Zechberg (796 m) und Naklérovská výšina/Nollendorfer Höhe (704 m).


Blick über den Geiers-Pass ins Nordböhmische Becken

Auch wenn am Ostrand des Erzgebirges der Kamm nicht mehr die Höhen erreicht wie in den weiter westlich anschließenden Bereichen, so sind die landschaftlichen wie klimatischen Kontraste gegenüber dem Gebirgsfuß hier kaum weniger groß. Die Höhendifferenz zwischen Komárí hurka/Mückenberg und Bahnhof Bohosudov/Mariaschein beträgt 600 Meter - auf vier Kilometern Luftlinie. Auf reichlich zehn Kilometer nähert sich die Elbe bei Ústí/Aussig dem Erzgebirge. Mit nur 130 bis 150 m üNN und dank der geschützten Lage ist dort das Klima außerordentlich mild. Die Temperaturen zwischen Mückenberg und Nollendorfer Pass gehen zwar in der Regel auch nicht so tief in den Keller wie etwa in den Frostmulden von Moldava/Moldau oder Fláje/Fleyh, und die Jahresniederschläge bleiben deutlich unter der 1000-Liter-Marke. Allerdings hat der kalte, nasse "Böhmische Nebel" den östlichen Erzgebirgskamm überdurchschnittlich oft im Griff, wenn Wind aus südwestlicher Richtung die Luft aus dem Nordböhmischen Becken hier zum Aufsteigen zwingt.

Nur wenige Seitengipfel ragen hier aus den schroff aufstrebenden Steilhängen des Erzgebirgsabbruchs heraus (Mravencí vrch/Vogelheerd, 558 m, bei Chlumec/Kulm). Jedoch haben sich auch hier die Bäche steile Kerbtäler eingeschnitten: Modlanský potok/Malstbach-Serbitzer Bach mit Quellgebiet unter dem Berg Loupežník/Raubschloss, Prítkovský potok/Fuchsbach (Finsterer Grund), Vrchoslavský p./Haselgrundbach, Krupský p./Graupener Bach, Uncínský p./Hohensteiner Bach, Maršovský p./Marschenbach, Habartický p./Ebersdorfer Bach, Chlumecký p./Kulmer Bach, Ždírnický p./Sernitzbach. Die Wasserführung in den kurzen, gefällereichen Bächen unterliegt erheblichen Schwankungen. Zur Schneeschmelze führen sie große Wassermengen zur Bílina/Biela, während einige im Sommer fast austrocknen. Unter natürlichen Bedingungen würde daraus eine reiche Fließgewässerdynamik resultieren. Doch diese wird schon seit langer Zeit von den am Erzgebirgsfuß siedelnden Menschen mit Mauern und Dämmen unterbunden. Nur an ihren Oberläufen zeigen die Bäche noch naturnahen Charakter. Zu den schönsten Gebieten des Ost-Erzgebirges gehört das tiefe Tal des Telnický potok/Tellnitzer Baches im Nordosten des Gebietes. Seine West-Ost-Fließrichtung hat hier sehr heterogene Standortbedingungen geschaffen.

Auf der anderen Seite des Erzgebirgskammes sammeln die Müglitz und die Gottleuba mit ihren Quellbächen das Niederschlagswasser.

Das Grundgestein in diesem Bereich bilden überwiegend verschiedene Gneise, wobei vielerorts die Übergänge zu massigen ("ungeschieferten") Graniten fließend erscheinen. Solche Granitgneise sind durch die spätere Umwandlung eines bereits im Präkambrium (wahrscheinlich vor ca. 550 Millionen Jahren) zu Granit erkalteten Magmas entstanden. Die mehr oder weniger intensive Umwandlung (Metamorphose) zu Gneis erfolgte teilweise kurz danach, teilweise erst während der Variszischen Gebirgsbildung im Karbon (vor rund 350 Millionen Jahren). Diese Metamorphose erfasste ebenso alte Meeresablagerungen, aus denen unter den heißen Hochdruckbedingungen tief unter der Erdoberfläche Paragneise entstanden, die hier im Gebiet ebenfalls zu finden sind (z.B. an der Geiersburg).

Im Tellnitzer Tal steht auf ca. einem halben Quadratkilometer Granit an, dessen Magma im Oberkarbon aufgedrungen und erkaltet ist. Wie die Granite von Fláje/Fleyh und Bobritzsch hat das Gestein rund 315 Millionen Jahre Erdgeschichte hinter sich.

Ausläufer des Elbsandsteingebirges (Výhledy/Keiblerberg bei Naklérov/Nollendorf, Stena/die Wand zwischen Telnice/Tellnitz und Knínice/Kninitz) zeugen davon, dass das Kreidemeer vor 100 bis 85 Millionen Jahren auch hierher vorgedrungen war. Mit dem Anheben der Erzgebirgsscholle setzte vor 25 Millionen Jahren auch die Abtragung des entstehenden Erzgebirgskammes ein, wobei zuerst der Sandstein abgetragen wurde. Das Erosionsmaterial sammelte sich seither im Nordböhmischen Becken. Verborgen darin ist auch zwischen Teplice/Teplitz und Ústí/Aussig Braunkohle, die in den letzten Jahrzehnten in Tagebauen gefördert wurde. Gleichzeitig drängte Basaltlava an die Erdoberfläche und bildete nicht nur das Böhmische Mittelgebirge, sondern auch hier direkt am Fuße des Erzgebirges einige Hügel (Jedlová hora/Tannichberg bei Bánov/Bohna; Horka-Berg bei Chlumec/Kulm).

In der jüngsten geologischen Vergangenheit, dem Quartär, sammelte sich auf den in den staunassen Verebnungen nördlich des Kammes Torf an - allerdings in deutlich geringerem Umfang als weiter westlich auf den Hochplateaus. Reste solcher Moore verbergen sich noch im Naturschutzgebiet Cerná louka/Schwarze Wiesen (siehe Kapitel "Quellen der Müglitz"). Quartiäre Sedimente prägen ebenfalls die Bachauen, vor allem am Fuße des Gebirges. Dabei handelt es sich um sandig-lehmige Erosionsprodukte, die bei der Verwitterung und Abtragung des Erzgebirges anfallen.


Darstellung von Zinnseifnern aus dem 16. Jahrhundert (Agricola)

Bei der lang andauernden Verwitterung lösten sich auch die Metallminerale aus dem Gesteinsverband. Das Bachwasser trug die Erzkörner, wegen ihres hohen spezifischen Gewichtes, nicht allzu weit vom Ort ihrer Entstehung fort. Sie reicherten sich im Schwemmsand an, wo die Bäche das Gebirge verlassen, mithin an Geschwindigkeit und Transportkraft verlieren. Zinnkristalle zu Füßen des Mückenberges in großer Menge und Reinheit waren der Ausgangspunkt für einen jahrhundertelangen, intensiven Bergbau in diesem Gebiet, wo die Bergstadt Krupka/Graupen entstand. Die typische Kristallform nannten die Bergleute "Graupen".


Zinnmineral (Cassiterit) in typischer Graupenform

Möglicherweise wurden weit früher bereits in der Bronzezeit Menschen auf die glitzernden Metallminerale aufmerksam. Zinn ist schließlich einer der beiden Bestandteile des damals wichtigen Werkstoffes namens Bronze (Kupfer ist der andere Teil der Legierung). Doch die Entwicklung zu einer der bedeutendsten Bergbauregionen des Ost-Erzgebirges setzte Ende des 12. Jahrhunderts ein.

Wie in Graupen Zinn gefunden wurde

Einst vor langer Zeit, an einem herrlichen Frühjahrstage, stieg ein Wanderer in die Berge nördlich von Teplitz hinauf. Er beobachtete die Blumen nicht, die ringsum blühten, auch die Stimmen der Vögel weckten in ihm kein Interesse - er stieg nur höher und höher. Plötzlich sah er im Gras einen unbekannten Gegenstand. Es war ein langer, glänzender Barren, der einfach aus der Erde wuchs.

Überrascht trat der Mann näher und begann, den Fund aufmerksam zu untersuchen. "Das muss bestimmt Silber sein!", sagte er sich. Er brach den Barren ab und eilte zurück nach Teplitz. Just zu dieser Zeit weilte hier gerade Königin Judita, die Gründerin des Teplitzer Klosters. Ihr brachte der Wanderer seinen Fund. Auch die Königin war sehr überrascht und zog einige Fachleute hinzu, den Fund zu begutachten.

Silber hatte er nicht gefunden, wohl aber reinstes Zinn. Mit drei Silberlingen wurde er entlohnt und sollte die Stelle zeigen, wo er den Barren gefunden hatte. Unverzüglich machte er sich mit den Bediensteten der Königin auf den Weg. Sie fingen an der gezeigten Stelle zu graben an, und bald offenbarte sich ein mächtiger Zinnerzgang.

Mit großer Freudigkeit kehrten sie zurück zur Königin. Die gute Nachricht verbreitete sich schnell und lockte viele Leute an. Das Erz in diesem Gebiet trat in so genannten "Graupen" auf (tschechisch: krupka), und so entstand auch der Name der später gegründeten Ortschaft.

Quelle: Mrázková, D.: Krupské povesti, Krupka 2004

Wie genau der Graupener Zinnbergbau vor 800 Jahren seinen Anfang nahm, liegt im Dunkeln der Geschichte. Keine wirklichen Fakten sind überliefert - bis plötzlich das englische Zinn-Monopol zusammenbrach. Bis dahin hatten nur die Bergwerke in Cornwall und Devonshire Zinn nach Deutschland und ins restliche Europa geliefert. Plötzlich erschienen aber beträchtliche Mengen böhmischen Zinns auf dem Metallmarkt in Köln, noch dazu von guter Qualität! Und von Jahr zu Jahr wurde es mehr.

Anfangs wurde das Zinn in den besagten Schwemmsandablagerungen der Bergbäche geseift. Die Bergleute legten kleine Dämme und Gräben an und ließen fließendes Wasser die Sedimente durchspülen. In flachen Schüsseln wurde dann das schwerere Zinn von den leichteren Bestandteilen getrennt. Seit dem 13. Jahrhundert gab es solche Stellen auch ziemlich weit vom Gebirgsfuß entfernt, z.B. bei der heutigen Prokop-Kirche (an der Straße von Krupka nach Teplice). In deren Nähe stand damals ein Dorf namens Kirchlice/Kirchlitz, eine der ersten Ansiedlungen weit und breit. Im Jahre 2007 entdeckten Straßenarbeiter hier die Reste mehrerer Häuser, seither sind Archäologen am Werk.

Die Zinngewinnung durch Seifen gelangte aber bald an ihre Grenzen, die Vorräte in den Bachsanden waren schon nach einigen Jahrzehnten weitgehend erschöpft. Die Bergleute versuchten sich daraufhin an den oberflächennahen Felsblöcken. Dabei suchten sie auch in der weiteren Umgebung nach neuen Zinnerzvorkommen und stießen im 15. Jahrhundert auf die Lagerstätten von Zinnwald und Altenberg. Vermutlich schon etwas früher setzte der Bergbau am Rudný vrch/Zechberg bei Telnice ein. Doch die dortige Ausbeute an Eisen, Kupfer, Blei und Silber blieb zu allen Zeiten eher bescheiden.

Zur selben Zeit begannen Bergleute, am Mückenberg in die Tiefe vorzudringen. Neben Zinnerz wurden in der Umgebung von Krupka zu verschiedenen Zeiten auch Silber-, Blei-, Kupfer-, Wismut-, Wolfram-, Molybdän- und weitere Erze gefördert. Die wichtigsten Reviere hießen Preiselberg, Günter, Mückentürmchen, Steinknochen, Klösenberg, Knötel und Mariaschein. Diese wurden von vielen Schächten und mehreren Stolln erschlossen, unter anderem "Martin", "Prokop", "Vaclav" (Feldspat, Molybdän), "Barbora" (meist Feldspat), "5. Mai" (Fluorit), "Vecerní hvezda/Abendstern", "Sedm spácu/Siebenschläfer" (meist Zinnwaldit) oder "Dürrholzstolln".

Der 30jährige Krieg brachte, wie für das ganze Land, auch für den Bergbau einen schweren Rückschlag. Danach konnte die Erzförderung nur sehr langsam wieder Fuß fassen. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Graupen drei Schmelzhütten und elf Pochwerke. 30 Gruben waren zu dieser Zeit in Betrieb. Nach dem zweiten Weltkrieg ging die Zinn- und Wolframförderung zu Ende, kurz danach der Abbau von Molybdänerz und Feldspat. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre wurde auch die Fluorit-Förderung eingestellt.


Im Schaubergwerk Martin-Stolln werden die hier vorkommenden Minerale präsentiert.

Heute erinnern vor allem noch die vielen, teilweise unübersehbar großen Bergbauhalden rund um den Ortsteil Horní Krupka/Obergraupen an die lange Montangeschichte des Mückenberges. Der "Alte Martin-Stolln" wurde zum Schaubergwerk hergerichtet und bietet Besuchern einen kleinen Einblick in die einstige Arbeit untertage. Allerdings: welche Mühsal der Bergbau bedeutete, dies kann man sich in einem solchen Schaustolln nur sehr schwer vorstellen. Eng, finster, stickig und nass waren die Gänge, in denen die Bergleute früher tagein, tagaus, ihr ganzes (meist kurzes) Leben lang hart arbeiteten.

In Krupka beginnt der im Jahr 2000 eröffnete Grenzüberschreitende Bergbaulehrpfad, der über Dubí/Eichwald, Cínovec/Zinnwald und Altenberg nach Geising führt. Zu seinen Stationen gehört der historische Stadtkern von Krupka, die Burg, das Museum und das Bergwerk "Alter Martin". Der Lehrpfad führt entlang zahlreicher Zeugen des Bergbaus: Seifenwäschen, Halden, Stollnmundlöcher. In der Bergkapelle des Heiligen Wolfgangs in Obergraupen gibt es eine kleine historische Ausstellung. Den höchsten Punkt erreicht der Lehrpfad am Mückentürmchen. Die Entstehung des Lehrpfads sowie die Renovierung der Burg Krupka und der St.Wolfgangs-Kapelle wurden vom EU-Programm "Phare" gefördert.

Viele Menschen waren im Mittelalter dem Ruf des Bergglücks ins Ost-Erzgebirge gefolgt, an den Mückenberg, nach Zinnwald, Altenberg und an viele andere Stellen. Der Boden rund um die Bergbauorte im Gebirge konnte bei weitem nicht genügend Nahrung liefern, all die Bergleute, Handwerker, Händler und Beamte satt zu bekommen. Eine große Rolle spielte daher auch lange Zeit die Landwirtschaft im klimatisch günstigen Hügelland um Teplice/Teplitz. Wenngleich ab dem 13. Jahrhundert auch auf dem Erzgebirgskamm Dörfer entstanden (Fojtovice/Voitsdorf, Habartice/Ebersdorf, Vetrov/Streckenwald, Krásný Les/Schönwald), so warf der dortige Ackerbau kaum Überschüsse ab. Nicht selten zwangen Missernten sogar die Bergbauern dazu, Brotgetreide aus dem böhmischen Tiefland zuzukaufen. Braugerste musste ohnehin komplett von da geliefert werden.

So mild und sonnenreich das Klima am Gebirgsfuß ist, verwundert es, dass in der Umgebung von Krupka offenbar erst im 14. und 15. Jahrhundert Wein angebaut wurde. Dabei handelte es sich vermutlich um eine Ersatz-Einkunftsquelle in Zeiten, als der Bergbau weniger Menschen ernähren konnte. Im Laufe des 16. Jahrhunderts verschwanden die Rebkulturen jedoch wieder, und bis heute erinnern daran nur einige Ortsnamen. Außerdem betrieben die damaligen Bewohner auch Kleinlandwirtschaft auf von Lesesteinwällen begrenzten Terrassenfeldern. Einige davon kann man heute noch oberhalb des Ortsteiles Libušín/Libuschin (Hänge nordöstlich der Altstadt Krupka) erkennen.

Die steilen Berghänge blieben hingegen bewaldet und unbesiedelt - mit Ausnahme des Bergarbeiterortes Horní Krupka/Obergraupen. Dabei mangelt es den Standorten durchaus nicht an Nährstoffen. An vielen Stellen treten Sickerquellen aus, deren Wasser lange Zeit in den Klüften des Erzgebirgsgneises verweilen und dabei verhältnismäßig viele Pflanzennährstoffe aus dem Gestein lösen konnte. So sind vor allem in den Hangmulden und in den Taleinschnitten mitunter recht kräftige Braunerden ausgebildet, was sich in besonders artenreicher Waldvegetation widerspiegelt. Die Hangkuppen und die Riedel zwischen den steilen Tälern hingegen sind oft flachgründig und ausgehagert. Die Bodenentwicklung endet hier nicht selten bei Ranker-Rohböden.

Südlich von Telnice bzw. Varvažov fallen zwei große Denkmäler am Straßenrand auf, die an die Kämpfe zwischen Napoleons Truppen einerseits und verbündete Österreicher, Preußen und Russen andererseits erinnern. Diese Auseinandersetzungen von August und September 1813 sind als "Schlacht von Kulm" in die Geschichte eingegangen. Zwischen Uncín/Hohenwald und Varvažov/Arbesau erstreckt sich eine "Denkmalschutzzone der Schlacht von 1813" ("Krajinná památková zóna bitvy 1813").

Pflanzen und Tiere

Die Wälder am Südost-Abhang des Erzgebirges werden von Rot-Buchen dominiert - sowohl in der potenziell-natürlichen Vegetation, als auch in den real vorhandenen Beständen. Die Steilheit der Hänge verhinderte vielerorts (bis vor kurzem) eine allzu intensive Forstwirtschaft, so dass hier noch sehr arten- und abwechslungsreiche, naturnahe Wälder erhalten blieben. An den Oberhängen und auf Hangrippen dominiert artenärmerer Hainsimsen-Buchenwald. Dessen Strauchschicht ist meist recht spärlich (Roter Holunder, Himbeere), und in der Krautschicht herrschen Draht-Schmiele, Breitblättriger Dornfarn, in höheren Lagen Wolliges Reitgras vor.


Laubwald an der Geiersburg

Auf den kräftigeren und besser wasserversorgten Standorten hingegen wächst teilweise sehr artenreicher Waldmeister-Buchenwald. Zu dessen Artengarnitur gehören meistens Echtes Springkraut, Wald-Bingelkraut, Quirlblättrige Weißwurz, Wald-Flattergras und Goldnessel. In den tief eingeschnittenen Tälern sowie auf blockreichen Hängen (einschließlich alter Bergbauhalden) gehen die Buchenwälder über zu Ahorn-Schluchtwäldern mit Berg-Ahorn, Esche, Hainbuche und Linde. In der Bodenvegetation fällt der Farnreichtum auf, nicht selten gedeiht auch die Mondviole. Jüngere Bergbauhalden hingegen erobert zunächst ein lichter Pionierwald mit Birken und Ebereschen. Auf den Felsvorsprüngen der Silikatgesteine, in Gipfelpartien und Bachtälern, findet man die Mauerraute und andere Farne, Reitgras und Draht-Schmiele. Die Baumschicht wird von Buchen, Ebereschen und Birken geprägt.

Anders als an den steilen Hängen des Erzgebirgs-Südabbruches prägte intensive Forstwirtschaft über lange Zeit die Forsten auf dem Erzgebirgskamm. Nachdem der Bergbau mit seinem unvorstellbaren Holzverbrauch alle Wälder hier oben schon im ausgehenden Mittelalter kahl gefressen hatte, pflanzten vor knapp 200 Jahren die Förster Fichten - wie überall auf dem Erzgebirge. Doch diese einförmigen Fichtenforsten wiederum fielen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts den Abgasen der nordböhmischen Kohlekraftwerke zum Opfer. Die Förster versuchten es danach mit amerikanischen Stech-Fichten (Blau-Fichten) und Lärchen. Auch Grün-Erlen, Douglasien, Omorika-Fichten und Schwarz-Kiefern wurden auf den Immissionsflächen gepflanzt. Aber nicht überall hatten sie damit Glück. So wächst hier nun an vielen Stellen, was die Natur wachsen lässt: Jungbestände aus Ebereschen und Birken (Sand-Birke auf trockeneren, Moor-Birke auf feuchteren Standorten). Buchen und Ahorn möchten auch gern dazugehören, aber das verhindern die vielen Hirsche und Rehe, die sich hier tummeln. An Futterkrippen gemästet gibt es heute viel mehr Wild, als für den Wald gut ist. Neben all dem Heu, der Kleie und dem Brot, das ihnen die Jäger in den Wald bringen, knabbern sie mit Vorliebe auch an den Knospen und Zweigen der jungen Bäumchen. Man kann vielerorts deutlich erkennen, wie die Buchen von den Zähnen der Rehe und Hirsche immer wieder zu Kugelformen zurechtgestutzt werden (z.B. in den Waldbeständen westlich des Mückenberges). Auch das Wollige Reitgras, das an vielen Stellen den Waldboden wie ein Teppich überzieht und andere Pflanzen verdrängt, wächst nicht zufällig hier. Zum einen ist es ziemlich unempfindlich gegenüber der Bodenversauerung durch Luftschadstoffe. Zum anderen aber wird es vom Wild nicht gefressen. Ganz im Gegensatz zu den Heidelbeeren, die von Natur aus die mageren Buchen-Bergwälder prägen würden. Die meisten Blaubeersträucher sehen aus wie kurzgeschoren - bis sie vom wuchernden Reitgras verdrängt werden.


Bei einer Seilbahnfahrt durchquert man die Waldhöhenstufen des südlichen Erzgebirges.

Auf dem Hochplateau nördlich des Gebirgskammes grenzt großflächig Grünland an die Wälder. Die einstigen Bergwiesen auf den Fluren der Bergdörfer wurden nach der Vertreibung der deutschböhmischen Bevölkerung und der Zerstörung der meisten Siedlungen in große Rinderweiden umgewandelt. Viele Steinrücken, etwa am alten Geierspass/Supí plán, zeugen noch heute von der einstmaligen kleinteiligen Landschaftsstruktur. Nach 1990 lag das komplette Grünland der Hochebene über lange Zeit (mehr als ein Jahrzehnt) brach. Rotes Straußgras, Weiches Honiggras, Gewöhnliche Quecke und Knaulgras bildeten dichte Teppiche, dazwischen hielten sich auch Partien mit den zuvor geförderten Futtergräsern (Wiesen-Schwingel, Wiesen-Rispengras). In feuchteren Senken bildete Zittergras-Segge Dominanzbestände.

Die ursprüngliche Bergwiesenvielfalt war durch die großflächige Rinderweide und die nachfolgende Verbrachung auf wenige, isolierte Restvorkommen von verarmten Bärwurz-Rotschwingel-Bergwiesen zurückgedrängt worden. Es ist zu hoffen, dass die seit einigen Jahren - wegen der nun auch hier gezahlten EU-Agrarsubventionen - wieder aufgenommene Grünland-Bewirtschaftung den Bergwiesenarten wieder neue Chancen bietet.


Rothirsch

Die noch vor einem Jahrhundert von intensivem Bergbau geprägten Berghänge bei Krupka sind heute überwiegend still und wieder bewaldet. Eine artenreiche Fauna ist zurückgekehrt. Die Chancen stehen gut, einem Hirsch oder Reh zu begegnen, mit etwas mehr Glück auch einem Wildschwein, einem Hasen oder einem Rotfuchs. Weitere Säugetiere des Gebietes sind Baum- und Steinmarder, Hermelin und Mauswiesel, Dachs, Haselmaus, Igel, Maulwurf, Feldmaus, Erdmaus, Rötelmaus, Zwergmaus, Waldmaus und Waldspitzmaus.

Die alten Bergbaustolln, die naturnahen Wälder und das milde Klima des Erzgebirgsfußes bieten außerdem vielen Fledermäusen idealen Lebensraum. Die Zahl der Fledermäuse in den erfassten Stolln ist dennoch relativ gering, meist handelt es sich um Einzeltiere (und nicht um größere Überwinterungsgemeinschaften). Regelmäßige Kontrollen erfolgen bislang allerdings nur in drei bis vier Winterquartieren. Wiederholt wurden hier Wasserfledermaus, Großes Mausohr sowie die seltene Kleine Hufeisennase gefunden. Einzigartig für Nordböhmen ist der Fund der Mopsfledermaus.

Eine reiche Fauna bieten insbesondere die zahlreichen Bachtäler der Gegend. Die Artenzusammensetzung ist vom Charakter des Bachbodens und der Ufer, dem Vorhandensein von Steinen, der Sauberkeit des Wassers und von der Vegetation abhängig. An sauberen, steinigen Bächen brütet die Wasseramsel (wenn auch nicht häufig), der einzige heimische Singvogel, der am Boden des Baches entlanglaufen und dabei Wasserinsekten fangen kann. Mit zunehmender Verschmutzung oder Versauerung der Gewässer verlieren diese Wasserinsekten ihre Lebensbedingungen, infolgedessen die Wasseramseln auch ihre Nahrungsgrundlage. Weniger anspruchsvoll gegenüber der Wasserqualität sind Gebirgs- und Bachstelze (letztere kommt auch abseits der Gewässer vor). Strukturreiche Waldbestände in Ufernähe bevorzugt der Zaunkönig. Der kleine, unscheinbare Vogel ist nicht oft zu entdecken, sein lauter Gesang jedoch im Frühling unüberhörbar.

Wichtige Greifvogelarten der Region sind Mäusebussard, Habicht, Sperber und Turmfalke; an Eulen sind Uhu, Waldkauz, Raufußkauz und Sperlingskauz zu nennen.

Die Hochebene jenseits des Erzgebirgkammes zählt zum Kernlebensraum des Birkhuhnes. Einen schweren Eingriff, dessen Langzeitwirkungen noch gar nicht abzusehen sind, stellt die neue Autobahn bei Krásný Les/Schönwald und Panenská/Jungferndorf dar. Weitere Probleme bereiten die großen Zahlen von Wildschweinen, Füchsen und Steinmardern, zu deren Nahrungsspektrum neben dem Birkhuhn auch weitere seltene Vogelarten gehören.

Es gibt nicht viele Reptilienarten in diesem Teil des Ost-Erzgebirges. Oft kann man der Waldeidechse begegnen, stellenweise kommt auch die Kreuzotter vor. Von den Amphibien leben hier Grasfrosch, Moorfrosch, Erdkröte, Teich- und Bergmolch. Ihre Reproduktion ist vom Vorhandensein von Wasserflächen abhängig - oft genügen sogar kleinste Lachen. außerhalb der Fortpflanzungszeit im Frühjahr begegnet man ihnen auch weit abseits der Gewässer. Erdkröten beispielsweise wandern mehrere Kilometer zwischen ihren Winterquartieren und den Laichgewässern. Frösche zieht es im allgemeinen wieder zurück zu den Wasserstellen, wo sie als Kaulquappen ihre Jugend verbracht hatten. Wichtige Laichgebiete befinden sich in der Umgebung von Krásný Les/Schönwald.

Quellen:

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