Das Tellnitzer Tal gehört zu den größten und schönsten des böhmischen Ost-Erzgebirges. Der Telnický potok/Tellnitzer Bach entspringt unterhalb von Adolfov/Adolfsgrün und fließt bei Zadní Telnice/Hintertellnitz nach Osten, wodurch sich hier ein sonnenbeschienener Südhang und ein schattiger Nordhang ("Winterleithe" / Studená strán) gegenüberstehen. In Mittel-Tellnitz durchschneidet der Bach einen Granitkörper, dessen Gestein während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts am Talrand auch abgebaut wurde (mittelkörniger Biotitgranit mit porphyrischer Ausbildung).
Von Norden mündet bei Mittel-Tellnitz ein sehr schönes Seitental (Schießhausgrund), begleitet von der Strasse nach Krásný Les/Schönwald. Der hier fließende Bach Bystrý potok entspringt in einem ehemaligen Moorgebiet nordwestlich der Schießhaushöhe/Jelení vrch (734 m üNN). In nördliche Richtung speist dieses kleine Kammmoor den Lišcí potok/Nitzschgrundbach, einen der Gottleuba-Quellarme.
Danach ändert der Tellnitzbach seine Richtung in großem Bogen nach Süden. Das hier besonders steile Tal lässt auf der schmalen Sohle nur für wenige Häuser Platz. Über 250 Meter steigt im Nordosten der bewaldete Hang hinauf zum Berg Rožný/Hornkuppe (674 m üNN). In Vorder-Tellnitz schließlich verlässt der Tellnitz-Bach das Erzgebirge, ungefähr an der Stelle der Bahnstrecke Decín/Tetschen-Bodenbach - Duchcov/Dux (Zugbetrieb kürzlich leider eingestellt).
Beim Ort Varvašov/Arbesau durchfließt der Bach bereits den Abtragungsschutt des Ost-Erzgebirges, der sich hier im Nordböhmischen Becken sammelt. Reste der Sandsteindecke, die das Kreidemeer über dem Gneis hinterlassen hatte und die nach Anhebung der Erzgebirgsscholle wieder abgetragen wurde, findet man im Breiten Busch/Hlubocký les (östlich von Vorder-Tellnitz - Arbesau). Der Boden ist hier übersät mit Sandsteinblöcken. Unter dem Abtragungsschutt des Erzgebirges verbergen sich auch in diesem Teil des Nordböhmischen Beckens Braunkohleflöze, die früher sowohl untertage als auch schon recht frühzeitig (19. Jahrhundert) teilweise in Tagebauen gewonnen wurde. Heute prägen noch Halden, Kippen und Tagebau-Restseen hier die Landschaft. Der alte Ortskern von Arbesau sowie weitere, kleinere Siedlungen sind verschwunden.
Weitaus früher als Kohle wurden auch in dieser Gegend Metallerze (Zinn, Eisen, Kupfer, Blei, Silber, bei Naklérov/Nollendorf angeblich auch etwas Gold) gewonnen. In den Wäldern beim 1371 gegründeten Ort Tellnitz trifft man noch heute auf Spuren des Altbergbaus. Dies gilt vor allem für die Umgebung des 796 Meter hohen Rudný vrch/Zechberg (Name!), zwischen Tellnitzer und Sernitzer Tal/Ždírnické údolí. Noch heute sollte man sich dort vorsehen bei Streifzügen durch den Wald. Besonders nach reichlichen Regenfällen kommt es immer wieder zum Nachsacken von Verfüllmaterial in den alten Schachtlöchern - ein Sturz in die Tiefe solch einer alten Grube kann sehr gefährlich sein!
Das ganze Tal ist bewaldet. Besonders wertvoll sind die Buchenbestände, die man vor allem an den Hängen am linken Ufer des Tellnitzer Baches und im Nebental des Bystrický potok findet. Außer der vorherrschenden Rot-Buche wachsen in der Baumschicht Esche, Spitz- und Berg-Ahorn, in tieferen Lagen auch Hainbuche, Trauben-Eiche und andere.
In den unteren Lagen, am Hangfuß und auf reicheren Bodensubstraten hat sich ein außergewöhnlicher Waldmeister-Buchenwald entwickelt. In seiner Bodenvegetation gedeihen Quirl-Zahnwurz und Feuer-Lilie! Einen solchen Waldtyp findet man im ganzen Ost-Erzgebirge nur hier im Tellnitzer Tal. Weitere charakteristische Arten sind z.B. Waldmeister, Christophskraut, Leberblümchen, Wald-Bingelkraut, Quirlblättrige Weißwurz, Haselwurz, Benekens Waldtrespe, Goldnessel, Großes Springkraut, Kleines Springkraut, Wald-Flattergras, Wald-Veilchen, Purpur-Hasenlattich, Lungenkraut und verschiedene Farnarten (Gewöhnlicher Wurmfarn, Eichenfarn, Frauenfarn); selten kommen auch Wald-Schwingel, Waldgerste sowie Mondviole vor, in den Quellgebieten und entlang des Tellnitzer Baches darüberhinaus Aronstab und Bär-Lauch.
In höheren Lagen geht der Waldmeister-Buchenwald in artenärmeren Hainsimsen-Buchenwald über. Die Krautschicht ist hier ziemlich spärlich, neben den Farnen wachsen z.B. Hain-Rispengras, Schmalblättrige Hainsimse, Wald-Reitgras, Wolliges Reitgras, Zweiblättriges Schattenblümchen, Fuchs-Kreuzkraut, Heidelbeere und Wald-Sauerklee. Sehr häufig trifft man jedoch auch auf "nackten" Buchenwald, dessen dichtes Kronendach und die Laubschicht am Boden kaum Platz lassen für Kräuter und Gräser.
Einige Hänge tragen auch Forsten mit artenarmer Krautschicht. An Wegrändern oder auf Lichtungen fesselt der Rote Fingerhut mit seinen großen Blüten die Aufmerksamkeit der Wanderer. Doch Vorsicht - die Pflanze ist giftig!
Die Vogelfauna dieses Gebietes ist sehr artenreich dank des bunten Mosaiks verschiedenster Biotope. Die schönsten Buchenwälder sind nördlich von Tellnitz zu finden, wenn man zum Kamm in der Richtung Panenská/Jungferndorf und Krásný Les/Schönwald steigt. In den letzten Jahren werden allerdings leider an vielen Stellen die Buchenwälder an den Hängen abgeholzt - dank moderner Technik dringt die Forstwirtschaft heute in Bereiche vor, wo Holznutzung in den letzten Jahrzehnten kaum lukrativ war. Für den Schutz der Natur bringt dies erhebliche neue Probleme!
Zu den typischen Vogelarten der Buchenwälder gehören beispielsweise das weit verbreitete Rotkehlchen sowie der ähnliche, aber sehr seltene Zwergschnäpper. So sehr sich die beiden Arten äußerlich ähneln, so unterschiedlich ist jedoch ihr Gesang. Die Unterscheidung von Vogelstimmen ist wichtig für Vogelforschung in Wäldern, wo sich manche Arten fast immer in den Baumkronen verbergen. Weitere besondere Arten der Buchenwald-Vogelwelt sind u.a. Schwarzstorch, Habicht, Raufußkauz, Hohltaube und Trauerschnäpper. Außerdem kommen hier mehrere Dutzend weitere Waldbewohner vor, deren Lebensraumansprüche sich nicht nur auf Buchen beschränken, z.B. Mäusebussard, Waldkauz, Buntspecht, Zaunkönig, Mönchsgrasmücke, Amsel, Zilpzalp, Buchfink, Kleiber und Kohlmeise. Ihr vielstimmiger, lautstarker Gesang prägt die typische Frühlingsatmosphäre des Laubwaldes. In Fichtenmonokulturen hingegen ist es dann weitaus ruhiger, weil deren Artenzahl viel geringer ist.
In den alten Bergbaustolln des Gebietes (im Tellnitzer Tal sind mindestens fünf bekannt) überwintern Wasserfledermaus, Kleine Bartfledermaus, Braunes Langohr sowie - seltener - Kleine Hufeisennase und Großes Mausohr. Die Erfassungen der Fledermaus-Winterquartiere sind hier allerdings noch sehr lückenhaft.