Mit 807 Metern über Meeresspiegel bildet der Komáří hurka/Mückenberg eine weithin sichtbare Dominante des östlichen Erzgebirgskammes. Heute zieht es hierher viele Wanderer, Skifahrer und sonstige Ausflügler, vor allem an Wochenenden. Früher gehörte die Gegend wegen des Bergbaus zu den am dichtesten besiedelten Orten des böhmischen Ost-Erzgebirges. Die Bergarbeiter wohnten vorrangig in Obergraupen/Horní Krupka und Voitsdorf/Fojtovice, auch nicht wenige Ebersdorfer verdienten ihren Lebensunterhalt in den Gruben am Mückenberg. In den Pochwerken und Erzwäschen von Mohelnice/Müglitz wurde das erzhaltige Gestein zerkleinert und in einer ersten Verarbeitungsstufe von den "tauben" Bestandteilen getrennt. Wenn das Wasser der hier noch kleinen Müglitz jedoch nicht ausreichte zum Antrieb der großen Wasserräder, musste das Material bis nach Geising transportiert werden. Im Jahre 1850 lebten allein in Horní Krupka/Obergraupen über 2000 Einwohner (mehr als in der Bergstadt Krupka/Graupen selbst). Damit belegte die heute so beschaulich wirkende Siedlung unter dem Mückenberggipfel den dritten Platz im Kreis (nach Teplice/Teplitz und Bílina/Bilin).
Der Bergbau hat in der Landschaft unauslöschliche Spuren hinterlassen. Unter der Oberfläche verstecken sich zahlreiche alte Stolln. An vielen Stellen findet man Pingen (eingestürzte Stollnfirste und Abbauweitungen) - die größte befindet sich nur ein paar Meter hinter dem Gipfel. Auf dem Berggipfel wurde im Jahre 1568 ein Glockenturm errichtet, der den Bergleuten Anfang und Ende des Arbeitstages verkündete.
Schon seit dem 19. Jahrhundert ist das Mückentürmchen als beliebtes Ausflugsziel bekannt. Anstelle des einstigen Glockenturmes wurde im Jahre 1857 ein Gasthaus erbaut, das noch heute betrieben wird. Abgesehen von der herrlichen Aussicht ins Böhmische Mittelgebirge bietet die Kammgegend hier ideale Bedingungen für Sommer- und Wintertouristik. Hier befindet sich ein kleines Skiareal mit zwei Abfahrtspisten, Skiloipen werden gespurt, und zunehmend kommen moderne Trendsportarten hinzu (Mountainbiking, Paragliding u.a.). Viel genutzt wird bei alledem der Sessellift von Bohosudov/Mariaschein bis knapp unterhalb des Gipfels. Die Seilbahn wurde 1950-52 errichtet und galt damals als längster Sessellift Mitteleuropas (2348 m, ca. 15 Minuten). Zwischen 8.30 Uhr und 18.30 Uhr ist die Bahn jeweils einmal stündlich in Betrieb.
Bei schönem Wetter bietet sich vom Gipfel des Mückenberges eine phantastische Aussicht, sowohl über den östlichen Kamm des Erzgebirges, als auch hinüber zu den Vulkankegeln des Böhmischen Mittelgebirges. Der höchste davon ist der Milešovka/Milleschauer (837 m, ziemlich genau südlich), der zweite auffällige Kegelberg links daneben der Kletecná/Kletschenberg/"Kleiner Milleschauer" (706 m). In der Ebene davor, neben der Stadt Teplitz/Teplice, erkennt man den Schlossberg/Doubravka (393 m). Auf dem Erzgebirgskamm erhebt sich westlich vom Mückentürmchen der Lysá hora/Kahler Berg (836 m - nicht zu verwechseln mit dem Kahleberg), und daneben, am Horizont, erkennen wir auch den Geisingberg. Auf der anderen Seite, im Nordosten, fällt der langgestreckte Tafelberg Decínský Snežník/Hoher Schneeberg (723 m) auf. Bei besonders guter Sicht kann man dahinter auch noch die Kegelberge der Lausitz erkennen, im geologischen Sinne die Fortsetzung des Böhmischen Mittelgebirges. An drei oder vier Tagen im Jahr reicht die Aussicht sogar bis zum Riesengebirge.
In den Bergen, in tiefsten Wäldern, lebte einmal ein dreister Dieb. Bei Tage, als die Leute auf Arbeit waren, kam er ins Tal und entwendete alles, was er fand: Gänse, Hühner, manchmal auch ein Schaf, eine Ziege oder sogar eine Kuh. Jedes Mal gelang es dem Räuber, schnell in die Berge zu verschwinden. Niemand konnte ihn fangen.
Einmal stahl dieser gefürchtete Dieb die Kuh einer armen Frau von Krupka. Die Kuh war ihr einziger Besitz. Als sie den Raub bemerkte, fing sie an zu zetern. Sie wusste sofort, wer das getan hatte. Und sie begab sich auf die Suche nach ihrer Kuh. Unterwegs traf sie ein uraltes Weib, eine Hexe, die sich in geheimnisvollen Zaubern auskannte. Diese hörte sich an, was der Frau widerfahren war, schwang ihre Zauberrute und rief mit kräftiger Stimme in die Wälder: "Bevor du den Gipfel erreichst, du schändlicher Dieb, werden dich die Mücken zerstechen!"
In diesem Moment erhob sich ein riesiger Schwarm von Mücken und jagte dem Dieb hinterher. Sie fielen über den Räuber her und stachen ihn so heftig, dass er zu Boden sank und starb.
Nach langem Irrweg durch die Berge kehrte die Kuh nach Hause zurück, und die arme Frau lebte zufrieden weiter. Seit dieser Zeit wird der Gipfel oberhalb Krupka "Mückenberg" genannt und das Wirtshaus "Mückentürmchen".
Quelle: Mrázková, D.: Krupské povesti, Krupka 2004
Wo vom Straßenpass (Horní Krupka - Fojtovice) die Zufahrt zum Mückentürmchen abzweigt, wurde im Jahre 1700 eine kleine Friedhofskirche errichtet, die St.-Wolfgangs-Kapelle. Der Heilige Wolfgang galt als der Schutzpatron der katholischen Bergleute. Einer Legende zufolge soll der Heilige auch einmal hier am Mückenberg geweilt haben. Da ihm die Landschaft so gut gefiel, segnete er die Gegend. Seither sollen hier in den Wäldern die leckersten Heidelbeeren weit und breit gedeihen. Viele Leute kamen seitdem hierher zur "Heidelbeer-Pilgerung". (Dass einmal Schwefeldioxid-Abgase die Wälder hinwegraffen und Reitgrasteppiche die Heidelbeeren verdrängen könnten, das hatte der alte Wolfgang wohl nicht geahnt). Die Kapelle wurde vor einigen Jahren renoviert und beherbergt heute eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Gegend.