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Feuchtgebiete und Steinrücken bei Krásný Les/Schönwald

Südlich von Krásný Les/Schönwald entspringt der Lišcí potok/Nitschgrund, einer der Zuflüsse der Gottleuba. Die angrenzenden Wiesen des ehemaligen Quellmoores und beidseits des Baches wurden zwar in den 1970er Jahren melioriert und teilweise auch umgeackert, die Auengesellschaften konnten dennoch teilweise ihren natürlichen Charakter erhalten. Dasselbe gilt auch für einige kleine Nebenbäche und Quellen an den Hängen. Die trockeneren Bereiche beherbergen Bärwurzwiesen mit Busch-Nelke, die zum flachen Talgrund zu in stark vernässtes Grünland übergehen. Das stark bedrohte Purpur-Reitgras hat hier eines seiner sehr wenigen Vorkommen im Erzgebirge. Häufig wachsen hier Arten der montanen Sumpfdotterblumen-Feuchtwiesen, z.B. Alantdistel, Sumpf-Kratzdistel, Wiesen-Knöterich, Rasen-Schmiele, Gewöhnlicher Gilbweiderich, Sumpfdotterblume, Bach-Nelkenwurz, Sumpf-Pippau, Wolliges Honiggras und andere. Dazwischen gedeiht die Kriech-Weide. Da die Wiesen kaum genutzt werden, setzen sich allmählich jedoch deren größere Verwandten (Sal-, Ohr-, Lorbeer- und Grau-Weide) durch.

Die Landschaft um Krásný Les/Schönwald wird geprägt vom markanten Gipfel des Špicák/Sattelbergs (723 m üNN), kurz vor der sächsischen Grenze. Dieser wird im Kapitel "Sattelberg und Gottleubatal" vorgestellt. Seit Ende 2006 zerschneidet die Autobahn A17/D8 hier die Landschaft und stellt nicht nur eine Belästigung der Wanderer, sondern vor allem eine große Gefährdung der Fauna dar.

Vögel zwischen Sattelberg und Nollendorfer Pass


Feldlerche

Die strukturreichen Offenlandflächen rings um Krásný Les - mit Wiesen, Weiden, Steinrücken und Feldgehölzen - beherbergen eine typische, artenreiche Vogelwelt. Die häufigste Art ist die Feldlerche, die praktisch überall außerhalb des Waldes angetroffen werden kann. Auf nässeren Stellen hört man mitunter den markanten Gesang des Wiesenpiepers, der aber heute im Unterschied zur Feldlerche nicht häufig ist - im ganzen Gebiet brüten nicht mehr als zehn Paare. Auf Brachland und extensiv bewirtschafteten Wiesen mit höherer Kräutervegetation finden wir das auffällig gefärbte Braunkehlchen. Mit bis zu acht Brutpaaren auf zehn Hektar gibt es hier noch relativ viele Vertreter dieser Charaktervögel feuchter Bergwiesen, die andernorts in den letzten Jahrzehnten dramatische Bestandesrückgänge zu verkraften haben.

Wo Sträucher wachsen, kann man einen unauffälligen kleinen Vogel, die Dorngrasmücke, antreffen. An ähnlichen Stellen (Dornsträucher, am häufigsten Rosen) brütet auch der Neuntöter, jedoch nicht so häufig. Dieser "Raubvogel" unter den Singvögeln kann auch ein kleines Säugetier erjagen, die Mehrheit seiner Beute bilden aber Insekten. Sein grösserer Vetter, der Raubwürger, brütet in diesem Gebiet nur selten, öfter trifft man ihn beim Überwintern. Zu den seltenen Arten gehört auch der Steinschmätzer. Zum Brüten bevorzugt er steinige und sandige, nur minimal bewachsene Flächen. Daher kann man den Steinschmätzer vor allem an den Rändern von Steinrücken oder auf Baustellen mit Abraumhalden finden. Wachtelkönig und Wachtel brüten auf extensiv bewirtschafteten Wiesen und manchen Ruderalflächen. Es ist fast unmöglich, diese beiden Arten in freier Natur zu beobachten, aber auch Laien können die auffälligen Stimmen der Männchen erkennen, die hier von Mai bis Juli abends und nachts ertönen. Obwohl diese Arten selten und im Rückgang sind, finden sie auf den offenen Flächen ideale Brutbedingungen und können hier lokal relativ häufig auftreten. Zur Erhaltung des günstigen Zustands müssen die Flächen allerdings entsprechend ihrer Ansprüche bewirtschaftet werden - das erfordert in erster Linie eine späte Mahd der Wiesen. Seit einigen Jahren bekommen die tschechische Landwirte Fördermittel im Rahmen der so genannten "Agrar-Umwelt-Programme", vor allem auf den Stellen, wo der Wachtelkönig häufig ist. Ein Kriterium dafür ist Termin der Mahd erst nach Mitte August, damit die Wachtelkönige ihre Bruten erfolgreich beenden können.


Wachtelkönig

Eine andere Charakterart dieser Gegend ist die Bekassine. Obwohl dieser früher viel häufigere Schnepfenvogel vielerorts schon gänzlich verschwunden ist, kann man hier in Quellgebieten und Mooren gelegentlich noch einer Bekassine begegnen. Bei Vetrov/Streckenwald und Naklérov/Nollendorf sind Bruten nachgewiesen. Dank der unverwechselbaren Stimmen der Männchen und des typischen Sturzfluges ist die Art im Frühjahr kaum zu übersehen.

Im Kammgebiet dieses Teils des Ost-Erzgebirges gibt es hoch gewachsene Wälder nur auf kleineren isolierten Flächen (z.B. im Schutzgebiet Špicák/Sattelberg, im Mordová rokle/Mordgrund, im Tal des Rybný potok/Gottleuba, oder an der Staatsgrenze im Ceský roh ("Böhmische Ecke). Westlich von Panenská/Jungferndorf wachsen Bestände mit jungen Fichten, Birken und Ebereschen. Diese Biotope sind wichtige Brutreviere für das Birkhuhn, den Ornithologen-Stolz der böhmischen Seite des Ost-Erzgebirges. In diesem östlichsten Teil des Erzgebirges befinden sich die größten Brutreviere in der Umgebung von Naklérov/Nollendorf und Vetrov/Streckenwald mit zirka zehn Hähnen pro Brutrevier. Kleinere Brutreviere gibt es auch noch westlich von Petrovice/Peterswald sowie längs des Baches Slatina/Mordgrundbach. Auch diese Brutreviere gehören zu den europäischen Vogelschutzgebieten innerhalb des EU-Naturschutznetzes NATURA 2000. Die größte Bedrohung dieses europaweit bedeutsamen Birkhuhnvorkommens geht von der neuen Autobahn aus.

Zu den vielen Vogelarten der Weiden und Wiesen, Feldgehölze und Steinrücken - die alle aufzuzählen hier unmöglich ist - gehören auch Baumpieper, Haus- und Gartenrotschwanz, Sumpfrohrsänger, Star, Kohl- und Blaumeise, Grünfink und Goldammer.

Neben den Brutvögeln, die mit dieser Landschaft eng verbunden sind, fliegen über den Kamm auch viele Zugvögel. Man kann verschiedene, oft ganz seltene Arten beobachten, unter anderem verschiedene Gänse, Rotmilan, die Kornweihe, Fischadler, Raufußbussard, Merlin, Kranich und Silberreiher. Öfter sieht man dann auch Arten, die normalerweise in den Hangwäldern oder im Tiefland leben und hier Nahrung finden. Das sind z.B. Sperber, Rohrweihe, Lachmöwe, Mauersegler, Rabenkrähe oder Kolkrabe. Die letztgenannte Art galt hier noch am Anfang der 1980er Jahre als ausgestorben, heute ist sie wieder zurück, mancherorts sogar in großer Zahl.