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Teplice/Teplitz

Teplitz ist eines der ältesten Heilbäder Mitteleuropas und war lange Zeit auch das bekannteste. Die Monarchen und Politiker des Kontinents, Musiker, Dichter und Denker trafen sich hier zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert (nicht nur) zur Kur. Römische Münzen und keltische Schmuckgegenstände legen nahe, dass die warmen Mineralquellen schon lange vorher bekannt waren und wegen ihrer Heilwirkung aufgesucht wurden. Im 12. Jahrhundert ließ Böhmenkönigin Judith (Judita) hier ein Benediktinerinnen-Kloster "ad aqua calidas" ("bei den warmen Wassern") anlegen, und auch die heutige Ortsbezeichnung nimmt Bezug auf die Quellen (teplý = warm).

Teplitzer Mineralwasser

Vor ca. 305 Millionen Jahren, gegen Ende des Karbons, ergoss sich glühender, zähflüssiger Gesteinsbrei aus einem Riesenvulkan über die Landschaft und bildete den so genannten Teplitzer Quarzporphyr (= Rhyolith). Dieser nimmt südlich des heutigen - viel später entstandenen - Böhmischen Mittelgebirges seinen Anfang und zieht sich als breiter Streifen weit nach Norden (bis kurz vor Dippoldiswalde). Rund 270 Millionen Jahre herrschte dann weitgehend tektonische Ruhe unter diesem Teil der Erde, bis während des Tertiärs die Erzgebirgsscholle aus dem Gesteinsverband heraus brach, angehoben und schräggestellt wurde, gleichzeitig der Egertalgraben in die Tiefe sackte. Auch den harten Quarzporphyr zerscherten dabei die gewaltigen Kräfte. (Dessen Südteil ist heute, bis auf einige Stellen um Teplitz, weitgehend vom Abtragungsschutt des Erzgebirges, von Braunkohle und vom Basalt des Böhmischen Mittelgebirges überlagert.) Der Rhyolith reagierte auf diese Belastung sehr spröde, tiefe Klüfte und Spalten durchziehen seither das Gestein.

Ein Teil der Niederschläge, die im Ost-Erzgebirge über dem Quarzporphyr auftreffen, gelangen innerhalb dieser Klüfte und Spalten weit in die Tiefe. Dort erwärmt sich das Wasser und steigt wieder nach oben. Die wichtigste Quelle ist seit jeher die Teplitzer Urquelle, aus der 800 Kubikmeter Wasser mit 39 Grad Celsius sprudeln. Daneben gab es zahlreiche weitere Quellen, deren ergiebigste, die Riesenquelle, 3600 Kubikmeter pro Tag förderte, allerdings mit "nur" 27 Grad.

Diese natürliche Zirkulation ist ziemlich störanfällig, wie die Teplitzer Heilbäder 1879 erfahren mussten. Damals hatte sich eine Kohlengrube bei Duchcov/Dux zu nahe an den Porphyrkörper herangearbeitet. Aus einer großen Spalte trat plötzlich warmes Wasser aus und flutete innerhalb von vierzig Minuten das gesamte Bergwerk. 23 Menschen kamen dabei ums Leben. In den nachfolgenden Tagen versiegten sämtliche Teplitzer Thermalquellen. Nur mit großen Anstrengungen - und viel Glück - gelang es, die Schäden zu beheben, und den Kurbetrieb zu erhalten.

Aufgeschreckt durch diese Beinahe-Katastrophe für die mondänen Teplitzer Bäder wurde in den nachfolgenden Jahrzehnten viel in die Erkundung und Sanierung der Warmwasservorkommen investiert. Dabei stieß man in fast eintausend Metern Tiefe auf eine weitere Quelle, die nach ihrem Entdecker "Hynie" genannt wird und heute - neben der Urquelle - der Hauptwasserspender für die Kuranlagen ist (45 0C, 1700 m3 pro Tag). Das Wasser beider Quellen wird von den Balneologen - den "Kurgelehrten" - als "mittelmäßig mineralisierter Natriumhydrogencarbonatsulfat-Typ, mit erhöhtem Fluoridengehalt, thermal und hypotonisch" kategorisiert.

Der Kohlebergbau bedrohte seit Mitte des 19. Jahrhunderts - und bedroht noch immer - nicht nur die Heilquellen von Teplice. Die damit einhergehende Industrialisierung, die Verbrennung von schwefelreicher Braunkohle in Großkraftwerken und die umweltschädlichen Abgase der Chemiebetriebe zerstörten in immer größerem Ausmaß das Ambiente der mondänen Kurstadt, die sich einstmals mit Beinamen wie "Salon Europas" oder "Klein Paris" schmückte. In sozialistischen Zeiten wirkte die Stadt nur noch grau und rußig und ohne Reiz für zahlungskräftige Kurgäste.

Doch der Bäderstadt Teplice ist nach 1990 ein bemerkenswerter Neubeginn gelungen. Die renovierten Kuranlagen erstrahlen wieder im alten Prunk und locken gut betuchte Patienten aus vielen Teilen der Welt an. Moderne Technik überwacht die sanierten Heilquellen und soll dafür sorgen, dass diese auch in Zukunft sprudeln werden.


historische Darstellung flanierender Kurgäste in Teplitz (aus der Tourismusbroschüre Mozaika z Teplicka)

Auch wenn einem das Kleingeld für eine Teplitzer Warmwasserkur fehlt, so lohnt es sich dennoch, durch die Parkanlagen im Bäderviertel zu schlendern. 12 verschiedene Nadelbaum- und 73 Laubbaumarten sollen hier wachsen.

Am angrenzenden, ebenfalls sehr schön renovierten Schlossplatz befindet sich das Teplitzer Regionalmuseum, das sich unter anderem der Geschichte des Kurwesens und der Stadt widmet.

Dem naturkundlich interessierten Besucher von Teplitz empfiehlt sich in jedem Fall ein Ausflug in den östlichen Stadtteil, das bis 1895 selbständige Schönau/Šanov. Östlich des Bäderkomplexes erreicht man zunächst die Parkanlage der Zeidlergärten/Janáckovy sady, anschließend den 2007 nach umfangreicher Rekonstruktion wiedereröffneten und sehenswerten, zwei Hektar großen Botanischen Garten. Neben optisch ansprechenden Zierpflanzen in großer Zahl lohnen besonders die thematischen Treibhäuser einen Besuch. Es gibt ein Tropenhaus, ein Subtropenhaus, ein Sukkulentenhaus sowie eine interessante Präsentation zur Geschichte der Braunkohlenentstehung. In den Außenanlagen sind zwar auch viele einheimische Pflanzen präsent, leider mangelt es aber noch etwas an aufschlussreichen Erläuterungen zur natürlichen Vegetation und Flora der Teplitzer Umgebung.

Östlich grenzt der felsige Písecný vrch/Sandberg an den Botanischen Garten, auf dem die Teplitzer Sternwarte errichtet wurde.

Am Ostrand der Stadt erhebt sich der Teplitzer Schlossberg/Doubravská hora (393 m üNN) aus dem Nordböhmischen Becken. Auf der auffälligen Klingstein-Kuppe (Phonolith) soll bereits ein vorchristlicher Tempel gestanden haben, im 15. Jahrhundert wurde eine Burg gebaut (die allerdings in jedem Krieg sofort in Feindeshand fiel), und seit Ende des 19. Jahrhunderts krönt ein neugotisches Schloss mit Ausflugsgaststätte den Berg. Entsprechende Sichtverhältnisse vorausgesetzt (was im industrialisierten Nordböhmen nicht selbstverständlich ist), bietet sich von hier ein eindrucksvoller Blick auf das Ost-Erzgebirge.

Nordwestlich des Doubravská hora gibt es im Neubaugebiet Šanov II ein Planetarium. Ganz in der Nähe, in einem Schulgebäude, hat die Teplitzer Umweltorganisation "Sauerampfer"/ O.S. Št'ovík - Teplice ihr Domizil. Hier bietet der Verein Umweltberatungen und öffentliche Vorträge an. Der Schwerpunkt liegt bei alledem auf der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Nordböhmen bietet herrliche Landschaft mit vielen besonderen Pflanzen und Tieren. Doch wurde die Region in den vergangenen Jahrzehnten aus wirtschaftlichen Gründen schlimm geschunden und geschändet. Um auch für die Zukunft die natürlichen Lebensgrundlagen im Nordböhmischen Becken, im Böhmischen Mittelgebirge und im Ost-Erzgebirge zu erhalten, ist das Engagement junger Menschen unerlässlich.