Startseite | Inhaltsverzeichnis

Frauenstein und Gimmlitztal

Werner Ernst, Kleinbobritzsch (unter Verwendung einer Zuarbeit von Christiane Mellin; Ergänzungen von Jens Weber)
Fotos: Gerold Pöhler, Jens Weber, Dietrich Papsch


Frauenstein und Gimmlitztal

"Soviel ist entschieden: Die Geschichte steht nicht neben, sondern in der Natur" (Carl Ritter, Geograph, 1779-1859)

Landschaft

Ziemlich genau im geografischen Mittelpunkt des Ost-Erzgebirges liegt Frauenstein. Die Umgebung der Kleinstadt entspricht in vielerlei Hinsicht - Geologie, Oberfläche, Gewässer, Böden - dem Durchschnitt der nördlichen Osterzgebirgs-Pultscholle. Weitgehend landwirtschaftlich genutzte Gneisflächen prägen die Umgebung Frauensteins, über die sich einzelne Porphyrkuppen und -rücken erheben. Gegliedert wird die Landschaft von den südost-nordwest-verlaufenden Mulde-Nebenbächen Gimmlitz und Bobritzsch, am Ostrand auch vom hier sehr schmalen Einzugsgebiet der Wilden Weißeritz.

Zwischen den Wasserscheide der Wilden Weißeritz im Nordosten und der Gimmlitz bzw. der Bobritzsch im Südwesten sowie der tschechischen Grenze bei Neuhermsdorf im Südosten und dem Rand des Tharandter Waldes im Nordwesten erstreckt sich dieser Landschaftsraum, der als repräsentativ für das Osterzgebirge angesehen werden kann. Geologie, Oberflächengestaltung und Gewässernetz sowie Bodenbedeckung entsprechen dem Durchschnitt dieser Region, entsprechend der Höhenlage von etwa 800 m üNN oberhalb von Hermsdorf bis etwa 450 m auf den Höhenrücken zwischen Süßenbach und Klingenberg bzw. um 350 m NN in den Tälern. Für ein vollständiges Querprofil durch die "Pultscholle" des Erzgebirges fehlen nur noch die in Tschechien befindliche Kammregion sowie die unteren Lagen des Osterzgebirges zwischen Siebenlehn, Freiberg und Colmnitz.

Im Mittelpunkt dieses schmalen, aber über 25 km langen Gebietsstreifens befindet sich die Stadt Frauenstein mit ihrem Marktplatz bei 652 m NN. Eine deutliche landschaftliche, klimatische oder floristische oder geologische Grenze zwischen Unterem und Oberem Osterzgebirge existiert nicht bzw. wird unterschiedlich gezogen - in der Regel zwischen 500 und 700 m Höhe. Nach geologischen Kriterien könnte es auch die Nordwestgrenze der "Altenberger Scholle" mit ihren Porphyrgängen sein. Wenn man dagegen ein "Mittleres Osterzgebirge" abgrenzen wollte, würde Frauenstein mit seiner Umgebung dazugehören.

Nach der hier zugrunde gelegten Gebietsabgrenzung schließen sich regional im Nordosten das "Tal der Wilden Weißeritz zwischen Rehefeld und Klingenberg", im Südwesten das "Tal der Freiberger Mulde zwischen Holzhau und Mulda" und im Norden der "Tharandter Wald" an. Im Gebiet eingeschlossen sind damit die Gemarkungen Hermsdorf, Reichenau, Kleinbobritzsch, Frauenstein, Burkersdorf, Hartmannsdorf, Friedersdorf, Pretzschendorf, Colmnitz, Sohra sowie Ober- und Niederbobritzsch.


Winter im Gimmlitztal

Im Klima macht sich der Höhenunterschied von fast 400 m zwischen den Orten Bobritzsch und Hermsdorf deutlich bemerkbar, wie aus den folgenden Angaben für die unteren und die oberen Lagen (Frauenstein in der Mitte) hervorgeht: Mittlere Lufttemperatur im Jahr: zwischen 7,5 (6,0) und 5,0° C; im Januar zwischen -1,5° (-2,5°) und -4° C ; im Juli zwischen 16,5° (15,5°) und 14,5°. Der Jahresniederschlag liegt zwischen 850 mm (900 mm) und 1000 mm. Entsprechend ändern sich auch die phänologischen Daten (= Vorkommen sowie Blüh- und Fruchtreifezeiten von Pflanzen) mit der Höhenlage, besonders deutlich in den Übergangsjahreszeiten. Während in der Freiberger Gegend noch der Ackerbau dominiert, tritt um und besonders oberhalb von Frauenstein (Hermsdorf, Seyde) zunehmend die Grünlandnutzung an seine Stelle.

Die Ackerwertzahlen sinken von NW nach SO von etwa 35 auf 20. Vom mittelsächsischen Lößhügelland her endet südöstlich von Freiberg allmählich der fruchtbare Lößschleier. Mit zunehmender Höhenlage wechseln die Bodenarten kaum, und auch die Bodentypen bleiben bei gleichem Ausgangsgestein - abgesehen von einer leichten Podsolierung - dieselben. Auf den Hochflächen und an den Talhängen sind es grusig-sandig-schluffige Böden (Verwitterungslehmschutt). Braunerden herrschen vor, die nur über Porphyr (und z.T. Granit) stärker podsoliert sind, daneben auch Pseudogley-Böden. In den Tälern liegen über den Schottern, Kiesen und Sanden dezimetermächtige Auenschluffe, die z.B. bei Hochwasserereignissen sichtbar werden. Vom Typ her sind es Gley-Böden, die in den höheren Waldgebieten (z.B. im oberen Gimmlitztal) durch Huminstoffe in Anmoorgley übergehen. Mit Annäherung an die Kammlagen treten lokal geringmächtige Torfdecken auf, wie im Quellgebiet des Teichtellenbaches und der Gimmlitz westlich von Neuhermsdorf.

Die Entwässerung des Gebietes folgt der allgemeinen Abdachung des Erzgebirges von Südost nach Nordwest. Die Quellen von Gimmlitz und Bobritzsch liegen oberhalb von Hermsdorf bei 795 m üNN bzw. oberhalb von Reichenau bei 692 m üNN liegen. Während die 25 km lange Gimmlitz, abgesehen von der Kleinen Gimmlitz oder Mäusebach, nur kürzere Nebenflüsse besitzt und 53 km2 Fläche einnimmt, besitzt die 45 km lange Bobritzsch (mit dem Colmnitzbach) ein wesentlich größeres Einzugsgebiet (182 km2). Das Tal der Gimmlitz ist bis zur Talsperre Lichtenberg bzw. zum 175 Meter höher gelegenen Burgberg mehr oder weniger schmal und tief eingeschnitten (Kerbsohlental), das der Bobritzsch unterhalb der Kette von Porphyrkuppen ("Bauernbüsche", Büttnersberg) dagegen viel breiter und offener, nämlich als Kehltal bis Flachmuldental ausgebildet. Das Talprofil der Bobritzsch ist über weite Strecken auffallend asymmetrisch, wobei fast immer der rechte, SW-exponierte Hang der steilere ist. Als Zeugen einer phasenhaften Eintiefung der Täler finden sich im Bobritzsch- wie auch im Gimmlitztal in höhenmäßig vergleichbaren Abständen immer wieder talparallele Hangterrassen-Reste.

Hangterrassen der Erzgebirgsbäche

In vielen Tälern des Ost-Erzgebirges fallen an den Hängen markante Geländestufen auf, die sich teilweise über viele hundert Meter verfolgen lassen. Die ersten Siedler errichteten ihre Hofstätten auf diesen Hangterrassen, und auch heute noch befinden sich die alten Bauerngehöfte meistens weit oberhalb der eigentlichen Talauen (da unten bauten erst viel später die landlosen "Häusler" ihre bescheidenen Behausungen - stets dem Risiko von Hochwässern ausgesetzt).

Die auffallenden Geländeformen der Hangterrassen gehören zu den Hinterlassenschaften der Eiszeiten.

Nachdem im Tertiär die Scholle des Erzgebirges aus der Erdkruste herausgebrochen, angehoben und schräggestellt wurde, setzten die Kräfte der Erosion an und begannen, die obenauflagernden Gesteinsschichten abzutragen. Bevor sich die abwärts fließenden Gewässer ihre Täler gruben, erfasste bis ins Jung-Tertiär (wahrscheinlich Pliozän) zunächst so genannte "Flächenspülung" große Teile der damaligen Landschaft. Erst mit Beginn des Eiszeitalters (Pleistozän) begannen die Bäche, sich in die Tiefe zu arbeiten. Doch dies geschah sehr ungleichmäßig. Das wiederholt und (für geologische Zeitmaßstäbe) sehr rasch wechselnde Klima wurde zum bestimmenden Faktor der Landschaftsformung.

In den Kaltzeiten war viel Wasser in den Eiszeit-Gletschern des Nordens und der Hochgebirge gebunden und konnte deshalb nicht als Wolken durch die Atmosphäre treiben. Niederschläge traten selten und spärlich auf in Mitteleuropa. Und so floss auch in den Erzgebirgsbächen zu diesen Zeiten wenig Wasser. Stattdessen kam es infolge immer wiederkehrenden Gefrierens und Tauens des im Gestein enthaltenen Kluftwassers zum Zerfall der Felsen in grobe Schotter ("physikalische Verwitterung"). Diese Schotter sammelten sich, ihrer Schwerkraft wegen, in den Talmulden an.

Erwärmte sich das globale Klima jedoch wieder für einige Jahrtausende oder Jahrhunderttausende, dann begann es im Erzgebirge auch wieder zu regnen. Die Bäche führten wieder Wasser, in früheren Wärmezeiten manchmal sogar deutlich mehr als in der heutigen. Der zuvor angesammelte Schotter setzte der Erosion der Gewässer wenig Widerstand entgegen. Mit jedem Hochwasserereignis verlegte solch ein Bach seinen Lauf ein Stück weiter in die Tiefe. Der Schotter der vorausgegangenen Kältezeit wurde allerdings nicht vollständig ausgeräumt, sondern blieb an den Rändern des Tales teilweise erhalten. Die erste Hangterrasse bildete sich. Drang dann das nächstemal skandinavisches Gletschereis bis Mitteleuropa vor, versiegte der Bach wieder bis auf ein kleines Rinnsal. Erneut sammelten sich durch Frostsprengungen entstandene Gesteinsbruchstücke in der Talauen, bis irgendwann wieder Wasser durchrauschte und die Sohle abermals tieferlegte - und die nächste Hangterrasse entstand. Im Idealfall ergab sich daraus ein Stufenprofil.

Die Terrassen müssen nicht nur aus Schotter bestehen. Das Material kann ebenso Grus (Gesteinsbruchstücke von wenigen Zentimetern Größe) sein, nicht selten handelt es sich auch um Felsen, die von der Seitenerosion der Bäche angeschnitten wurden.

Mit der Zeit verwischten die Konturen. Kleine Seitengewässer schnitten - und schneiden - sich ein. Sie tragen das eiszeitliche Lockermaterial der Hangterrassen ab. Wenn unter den Dauerfrostbedingungen der Kaltzeiten die obersten Schichten im Sommer auftauten, rutschte die aufgeweichte Masse nach unten ("Fließerden"). Und nicht zuletzt werden in der Neuzeit von den vegetationsfreien Äckern der Hochflächen Bodenteilchen in enormen Größenordnungen über die Hangkanten hinweggespült. Am stärksten wurden und werden dabei natürlich die ältesten Terrassen verändert.

Eine zeitliche Zuordnung zu den einzelnen Kaltzeiten des Pleistozäns ist jedoch nur mit Vorsicht nach Parallelisierung mit den wenigen höhenmäßig datierten Terrassenrelikten in anderen osterzgebirgischen Tälern möglich.

Während der Weichsel- (bzw. Würm-) Vereisung entstand die sog. "Niederterrasse". Ohne den menschlichen Einfluss in den letzten Jahrhunderten waren es seit dem Ende der letzten Kaltzeit immer Wildwasserflüsse, die ungehemmt über Talsohlen dahinströmten, also "Stromgeflechte" bildeten und Schotterfluren hinterließen. Eine gewisse Vorstellung, wie es damals aussah, gab uns das Augusthochwasser 2002. Deshalb konnten in früheren Zeiten bei der Besiedlung des bewaldeten Gebirges im Hoch- und Spätmittelalter in den Tälern keine menschlichen Ansiedlungen oder Verkehrswege entstehen. Erst mit den im 12./13. Jahrhundert einsetzenden umfangreichen Rodungen wurde immer wieder Feinerde von den Feldern gespült, die sich dann in den Flusstälern als "Auelehm" absetzte. Darunter ist der Schotter des Untergrundes sichtbar, und nur selten erodiert der Fluss streckenweise auf dem anstehendem Fels des Talgrundes, dann als Zeichen für gegenwärtig noch aktive Erosion. Mitunter erfolgt eine solche Tiefenerosion auch nur zeitweise, z.B. bei Hochwasser oder bei durch menschlichen Einfluss erzwungenen Laufverlegungen.

Beim Blick auf eine geologische Übersichtskarte erscheint der Gesteinsuntergrund der Frauensteiner Gegend eher monoton, dafür aber auch übersichtlich und einprägsam. Grundgestein sind verschiedene Gneise, und zwar im Nordwesten ein Graugneis granitischer Herkunft, also sog. Orthogneis ("Metagranit"), der von Freiberg her im Wesentlichen bis an den Granitporphyrgang von Hartmannsdorf - Frauenstein - Nassau heranreicht. Hier beginnt die infolge vulkanischer Prozesse tektonisch abgesenkte "Altenberger Scholle" mit ihrer abwechslungsreichen Suite verschiedenartigster Gneise und Porphyre. Bei den metamorphen Gesteinen überwiegen die hauptsächlich aus Grauwacken entstandenen Paragneise, mit ihren "Einlagerungen", wie der Dichten Gneise und der basischen Amphibolite.

Der Gneis als Hauptgestein tritt morphologisch kaum in Erscheinung (wie z.B. in der "Diebskammer" im Gimmlitztal, an vielen Straßenböschungen und den wenigen kleinen auflässigen Steinbrüchen), dagegen der Quarzitschiefer als dessen Einlagerung umso deutlicher. Nur 1 km westlich von Frauenstein, südlich der Freiberger Straße (S 184), befinden sich die "Buttertöpfe", und wenige hundert Meter weiter ist inmitten des Hochwaldes der "Weiße Stein" zu sehen.


Quarzitfelsen "Buttertöpfe"

Bemerkenswert ist das Vorkommen der über 450 m mächtigen Quarz- und Kalkphyllite ("Urtonschiefer") von Hermsdorf, einer tektonischen Krusteneinheit, die als "Decke" über die Glimmerschiefer und Gneise im Untergrund geschoben worden ist. Eine in Erzgebirgsrichtung gestreckte Muldenstruktur mit mehreren Bruchzonen wird von einem zentralen Quergraben durchzogen. Innerhalb des Phyllits bildet Kalzitmarmor Lagen und Linsen. Ursprünglich waren dies am Meeresgrund abgelagerte Riff- und Lagunenkalke, die später durch erdinnere Kräfte verbogen und zerbrochen wurden. Im Landschaftsbild fallen die graugrünen, schieferartigen, leicht zerfallenden Phyllite inmitten der Gneise kaum auf. Nur einige Verwerfungen im Untergrund um Hermsdorf werden von Bachtälern "nachgezeichnet".

Am auffälligsten prägen Vulkanite als Gänge oder Decken die Gneislandschaft um Frauenstein. Während sich der grünlichgraue Porphyr von Hermsdorf - Schönfeld morphologisch noch kaum vom Gneis abhebt (der "Hexenfelsen" oberhalb der ehemaligen Ramm-Mühle ist hier eine Ausnahme), bildet die Erosionskante des etwas jüngeren und viel härteren Teplitzer Quarzporphyrs eine Geländestufe, zumal sich dessen zerlappte Decke nach Westen mehr und mehr in einzelne Relikte auflöst. Letzte Reste sind noch westlich von Frauenstein, zwischen Burkersdorf und Friedersdorf (Turmberg, "Bauernbüsche", Hühnerberg) zu finden. Auch der weithin sichtbare Burgberg bei Lichtenberg, der wahrscheinlich ein eigenes Ausbruchszentrum besaß, gehört dazu. Dagegen bildet der Tharandter Wald, wo etwa zur gleichen Zeit eine intensive vulkanische Tätigkeit herrschte ("Altenberg - Tharandter Bruchfeld"), ein großes flachwelliges Terrain. Frauenstein liegt aber auch inmitten des "Sayda-Berggießhübler Gangschwarms". Während sich diese schmalen und in verschiedenen Richtungen verlaufenden Porphyrgänge im Landschaftsbild kaum bemerkbar machen, überragen die Deckenporphyre (meist Quellkuppen) ihre Umgebung als Härtlinge: Burgberg, Schillerhöhe, Turmberg, "Bauernbüsche", Büttners Berg, Röthenbacher Berg, Borberg und Kahle Höhe. Wer sich Frauenstein nähert, gleich ob von Sayda, Freiberg, Colmnitz oder Dippoldiswalde her, kann diese auffälligen Kuppen ("Buckel") in der ansonsten nur wenig bewegten Landschaft kaum übersehen.


Burgberg vom Gimmlitztal aus gesehen

Fast genau in Süd-Nord-Richtung durchzieht ein rund einen Kilometer breiter Granitpophyrgang östlich von Frauenstein die Landschaft. Das Südende dieses Ganges liegt bei Litvínov/Oberleutensdorf, ein Stück nördlich davon trägt er den höchsten Berg des Ost-Erzgebirges (Loucná/Wieselstein), zieht sich dann weiter über den Steinkuppe und Kannelberg bei Holzhau, trennt dann mit dem Kreuzwald die Fluren von Hermsdorf und Reichenau und bildet die linken Talhänge der Wilden Weißeritz. Bei Hartmannsdorf vereinigt sich dieser größtenteils bewaldete Granitporphyrstreifen mit einem schmaleren Gang des gleichen Gesteins, der von Nassau her über Frauenstein heranführt. Während dieser zwischen Gimmlitztal und Frauenstein nur an Hand von Lesesteinen erkennbar ist (der "Rothstein" wurde schon früher fast abgetragen), zieht sich von der Burgruine bis hinunter ins Bobritzschtal ein schmaler, felsbestückter Rücken. Einige der zerklüfteten Felsen tragen Namen und auch Inschriften aus der Zeit um 1800. Am Sandberg bei Frauenstein und bei Kleinbobritzsch (Nähe Schafbrücke) befinden sich verlassene Steinbrüche, die den grobkörnigen und regelhaft geklüfteten Granitporphyr aufschließen. Es wurde als Werkstein für Gebäudemauern, den Wasserbau, als Straßenschotter und im vergrusten Zustand häufig als "Kies" für den Wegebau verwendet. Die früher zahlreichen Gruben sind in den letzten Jahrzehnten fast alle geschlossen bzw. eingeebnet worden.


Die Burgruine Frauenstein sitzt auf Granitporphyr

Die weltbekannte Bergstadt Freiberg liegt im Mittelpunkt eines bedeutenden Erzbezirks, der sich nach der Peripherie hin allmählich abschwächt. Frauenstein befindet sich bereits im "Äußeren Freiberger Erzbezirk". Etwa 550 Jahre lang ging um Frauenstein, Reichenau und weiteren Orten mit wechselndem Erfolg der Erzbergbau um. Zwar lässt sich die hier erzielte Silberausbeute nicht mit der von Freiberg, Annaberg, Schneeberg oder Marienberg vergleichen, dennoch besaß der Frauensteiner Bergbau zumindest für die Region eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung. Erstmalig wurde er 1335 bzw. 1339 urkundlich erwähnt, als der damalige Markgraf von Meißen das ihm zustehende Bergregal als Pfand den Burggrafen von Meißen verlieh. 1438 gingen die Bergrechte endgültig in den Besitz der Wettiner über. Zwischen 1473 und 1647 (Rückerwerbung durch den Kurfürsten) besaßen die Herren von Schönberg neben Burg, Stadt und Amt Frauenstein hier auch ein Vasallenbergamt. Der Bergbau verlief allerdings über die Jahrhunderte recht unregelmäßig, mit häufigen und auch längeren Unterbrechungen und gehörte immer wieder zu den "Zubußgruben" des Freiberger Bergamtreviers. Kriegerische Ereignisse, wie die Hussitenkriege, Dreißigjähriger Krieg, Siebenjähriger Krieg, brachten Stillstand oder Rückschläge. Während über die ältere Geschichte nur wenig bekannt ist, florierte der Bergbau vor allem von 1526 bis 1586 (zwischen 1548 und 1555 sowie 1865 höchste Ausbeute in der Geschichte), 1613 bis 1615, 1711 bis 1717, 1785 bis 1885. Im Jahre 1887 wurden die letzten 20 Bergleute entlassen und der Grubenbesitz versteigert, da durch den ständig fallenden Silberpreis der weitere Abbau unwirtschaftlich geworden wäre.

Immerhin sind in etwa 550 Jahren bergbaulicher Tätigkeit 14,6 t Silber, 79 t Kupfer und (zwischen 1879 und 1884) auch 0,344 kg Gold erbracht worden. Die wichtigsten Gruben waren "Friedrich Christoph" und "Friedrich August" auf Reichenauer Flur, die beide wasserlösende "Erbstollen" besaßen. Abgebaut wurden die überwiegend Nord-Süd-streichenden (d.h. parallel zum Granitporphyrgang) und sich scharenden und kreuzenden Erzgänge (hier mit Reicherzen) zunächst von der Oberfläche aus bzw. in geringer Teufe ("Rasenläufer" wurden solche Gänge genannt) und später bis höchstens 170 m Teufe. Diese Erzgänge gehören hier der sog. "Edlen Quarzformation" (eq - Formation) an, eine randliche Sonderausbildung der im zentralen Freiberger Erzbezirk hauptsächlich vertretenen kiesig - blendigen Bleierzformation (kb) und Edlen Braunspatformation (eb), die dem 1. Mineralisationszyklus angehören. Als Gangart (Nichterzminerale) kommen vor: Quarz, Karbonspäte (Eisen-, Mangan-, Magnesium und Calcium - Karbonate), außerdem feinkristalline Sulfide und Silberminerale: Rotgültigerze (Proustit, Pyrargyrit), Silberfahlerz (Freibergit) und Silberglanz (Argentit); gediegen Silber ist selten. Die Silbergehalte im Erz betrugen im Durchschnitt zwischen 0,22 und 0,25 %.

Entstanden sind diese Erzgänge durch Öffnung von Spalten im Gestein und Lösungsaufstieg im Oberkarbon bis Unterperm. Die Porphyrgänge sind entweder älter oder etwas jünger als die Erzgänge. Im Zusammenhang mit den jüngeren Krustenbewegungen während Kreide bis Tertiär kam es im Freiberger Erzbezirk zu einer zweiten Vererzungsphase.

Die Region gehört innerhalb des Freiberger Bergbaubezirkes zu den Grubenbezirken Frauenstein, Röthenbach und Lichtenberg, die sich wiederum in Grubenfelder gliedern. Gebaut wurde hauptsächlich auf Silber- und Kupfererze. Im Gottfried-Silbermann-Museum Frauenstein sind einige schöne Erzstufen von Reichenau und Röthenbach ausgestellt. Wer selbst in einen alten Stollen einfahren möchte, kann dies im "Trau-auf-Gott-Erbstolln" im Oberdorf von Lichtenberg tun. Er war in seiner letzten Phase von 1787 bis 1834 in Betrieb. Im Rahmen von notwendigen Altbergbau - Sicherungs- und Verwahrungsarbeiten eines Ingenieurbüros im Auftrag des Sächsischen Oberbergamtes wurden in den 1990er Jahren über 250 m Stollen befahrbar als Besucherbergwerk (einschließlich der stilvollen Mundlochkaue) hergerichtet.

Seit 2006 wird auf Initiative des Kulturvereins Frauenstein e.V. das Projekt "Sanierung der Alten Silberwäsche" betrieben. Diese befindet sich am Wanderweg im Gimmlitztal unterhalb der Kummermühle bzw. der Kreuzung mit der B 171. Die technischen Anlagen bestanden ursprünglich aus zwei Pochwerken, der Wäsche und einer eigenen Schmelzhütte, die wahrscheinlich bis zur 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in Betrieb war.


Ausgrabung der Grundmauern des ehem. Pochwerks und Erzwäsche im Gimmlitztal

In einem großen eingeschossigen Gebäude mit Satteldach, drei Türen und 20 Fenstern befand sich die Radstube, wo mit Hilfe der Wasserkraft der Gimmlitz über Kammräder die Pochstempel zur Erzzerkleinerung angetrieben wurden. An vier Kehrherden vollzog sich die Erztrennung. Später verfiel die ganze Anlage, und der Hang wurde aufgeforstet. Der "Wäscheweg" von Frauenstein und der "Erzweg" von Reichenau (Linseschacht) sind nur noch ansatzweise vorhanden. Inzwischen wurden von engagierten Heimatfreunden und ABM-Kräften das Gelände beräumt, die Radstube freigelegt und die Böschungen gesichert. Ermöglicht wurde dies durch das Förderprogramm "LEADER +" der EU und die Unterstützung eines Freiberger Ingenieurbüros (Geologische Landesuntersuchung GmbH) sowie fachlicher Beratung durch den Montanhistoriker und Buchautor Jens Kugler (Kleinvoigtsberg).


Burgruine Frauenstein

Die urkundlich 1218 erwähnte Höhenburg Frauenstein wurde auf einem Granitporphyr-Felsen errichtet, die zunächst am Ostabhang angelegte mittelalterliche Stadt etwa 250 Jahre später genau in den Sattel zwischen Sand- und Schlossberg verlegt. Hier konnte der 200 Meter breite Porphyrrücken an einfachsten überquert werden. Im 13. Jahrhundert entstanden im Zuge der bäuerlichen Ostkolonisation in rascher Folge Waldhufendörfer (im Osten bis zum Gebirgskamm hinauf), und zwar sowohl vom meißnischen als auch vom böhmischen Vorland her. Die 1168 in Christiansdorf (dem späteren Freiberg) gefundenen Erze ermunterten auch zu Bergbauversuchen in der Umgebung, wie um Dippoldiswalde oder kurz nach 1335 bei Frauenstein, nachdem hier schon Bauern sesshaft geworden waren.

Natürlich brauchte das so rasch besiedelte Land auch wehrhafte Schutz- und Trutzburgen an Pässen, Straßen oder Brückenübergängen, wie eben hier "den" Frauenstein. Sowohl der böhmische König wie auch die Meißner Mark- und die Burggrafen trachteten danach, soviel "herrenloses" Land (doch eigentlich kaiserlicher "Bannwald) als möglich in Besitz zu nehmen und die damals noch völlig ungeklärten Grenzen im Waldgebirge zum eigenen Vorteil vorzuschieben. So reichte der böhmische Einfluss im 12. Jahrhundert von der Riesenburg bei Ossegg über Rechenberg ursprünglich bis zur Gimmlitz. 1402 erwarb Herzog Wilhelm I. die Riesenburg, Dux und Bilin (Brüx schon 1397). Später, im sog. "Egerer Hauptvergleich" (1459), gingen die Gebiete südlich des Erzgebirges für die Wettiner allerdings wieder verloren. Aber auch die als Basis dienenden Grenzen zwischen den Grundherrschaften waren vielfach nicht immer eindeutig. Erst 1848 kam es mit dem "Haupt- Grenz- und Territorial-Receß" zwischen Österreich und Sachsen zur endgültigen Grenzfestlegung.

Frauenstein lag im Kreuzungsbereich zweier wichtiger Wegeverbindungen: Meißen - Grillenburg - Frauenstein - Rechenberg - Langewiese - Riesenburg - Ossegg - Dux und weiter über Bilin und Laun nach Prag sowie an der schon 1341 erwähnten, aber erst seit 1691 auf Karten verzeichneten Straße Freiberg - Frauenstein - Hermsdorf - Klostergrab - Dux. Später kamen noch mehrere Straßen von überregionaler Bedeutung (z.B. Poststraßen) hinzu, die sternförmig in der Stadt Frauenstein zusammenliefen bzw. sie berührten. Alle Dörfer der Umgebung konnte man auf kürzestem Wege erreichen. In der Neuzeit war Frauenstein über eine Schmalspurbahn nach Klingenberg-Colmnitz (von 1898 bis 1971) auch an das Eisenbahnnetz angeschlossen.


Sonnenuntergang an der Alten Kammstraße (aus Richtung Hermsdorf)

Frauenstein ist seit seiner Gründung um 1200 bis heute immer Verwaltungsmittelpunkt bzw. territoriales Zentrum für das Umland gewesen: 1445 "Pflege Frauenstein", dann Amtsstadt bis zur Einführung der Amtshauptmannschaften (1873), als es zu Dippoldiswalde kam (seit 1939 "Kreis" genannt), 1952 zum neugebildeten Kreis Brand-Erbisdorf und 1993 zum Kreis Freiberg. Zur Verwaltungsgemeinschaft gehören außer Frauenstein die Dörfer (bzw. Stadtteile) Burkersdorf, Dittersbach, Kleinbobritzsch und Nassau.

Da Frauenstein auf der Wasserscheide zwischen Bobritzsch und Gimmlitz liegt, bieten sich Ausflüge in beide Täler an, die einen in vielerlei Hinsicht unterschiedlichen Charakter haben. Das waldreiche Gimmlitztal ist bis zur Vorsperre Dittersbach unbesiedelt, bis auf die einstmals zahlreichen Wassermühlen, von denen jetzt noch vier Mühlengebäude stehen, darunter das Museum "Weicheltmühle". Im waldarmen Bobritzschtal reiht sich Dorf an Dorf. Auch hier waren viele Mühlen vorhanden, die aber im Laufe der Zeit entweder abgetragen oder in Wirtschafts- und Wohngebäude umgewandelt wurden.


Gimmlitzaue

Pflanzen und Tiere

Die Gegend unterhalb von Frauenstein bis zum Tharandter Wald ist eine waldarme Agrarlandschaft. Um 1900 war das Einzugsgebiet der Bobritzsch mit 16% Waldfläche das waldärmste Tal des Erzgebirges, das damals zu etwa 40 % Wald trug. (Zum Vergleich: der "Naturpark Erzgebirge-Vogtland" ist gegenwärtig zu 61% von Wald bedeckt.) Während noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts schmale Hufenstreifen von Feldrainen begrenzt und außerdem in viele kleine Acker- bzw. Grünlandflächen unterteilt waren, prägen heute große, zusammenhängende Schläge die Landschaft. Zu den dominierenden Farben des Spätfrühlings gehörte früher das kräftige Hellblau des Saat-Leins, heute hingegen dominiert im Mai das Gelb stark subventionierter Raps-Monokulturen. Mit zunehmender Höhe über dem Meeresspiegel nehmen Viehweiden einen größeren Teil bei der Bodennutzung ein.


Rapsfelder dominieren heute die Landschaft

Ackerbau früherer Jahrhunderte war im Erzgebirge immer mit längeren Brachephasen verbunden, während derer die Bodenfruchtbarkeit sich regenerieren sollte. Auf solchen Brachfeldern ("Drieschen") entwickelten sich früher durch Einsaat von "Heusamen" (meist "Kehricht" von Scheunenböden!) im Juni bunte Wiesen, die nach einigen Jahren umgebrochen und wieder als Äcker genutzt wurden. In den letzten Jahrzehnten blieben die oft nur schwer nutzbaren "Restflächen" als solche erhalten, werden im günstigsten Fall noch zur Heugewinnung genutzt. Die früher übliche Nachbeweidung unterbleibt meistens. Auf Frauensteiner Gemarkung hat sich z.B. auf einem Driesch eines Kleinbobritzscher Landwirts oberhalb des "Mittelbuschs" ("Bürgerfeld", 590 m üNN) eine bunte Bergwiese entwickelt. Hier stehen als Blütenpflanzen z.B. Bärwurz (= "Gebärwurz" oder Köppernickel), Schafgarbe, Frauenmantel, Wiesen-Labkraut, Hornklee, Kleiner Klappertopf, Rundblättrige Glockenblume, Wiesen-Glockenblume, Acker-Witwenblume, Vogel-Wicke, Taubenkropf-Leimkraut, Kanten-Hartheu, Habichtskraut, Spitz-Wegerich, Wiesen-Margerite usw. Diese Wiese wird erst nach Abblühen und Samenbildung gemäht. Solche "ganz normalen" Wiesen gab es noch vor wenigen Jahrzehnten in der Gegend allerorten.


Naturschutzgebiet Gimmlitzwiesen

Sehr schöne Bergwiesen findet man insbesondere in Hermsdorf sowie im oberen Gimmlitztal. Auffälligste Blütenpflanze ist im Mai der Wald-Storchschnabel, den man im östlichen Ost-Erzgebirge vergeblich suchen würde, während andererseits im Einzugsgebiet von Wilder Weißeritz und Freiberger Mulde (fast) keine Perücken-Flockenblumen vorkommen. Neben den etwas besser mit Kalzium, Magnesium und anderen wichtigen Pflanzennährstoffen versorgten Waldstorchschnabel-Goldhaferwiesen sind auch die auf saureren Böden gedeihenden Bärwurz-Rotschwingel-Bergwiesen vertreten. Naturschutzgerechte Mahd sichert auf vielen Flächen die Existenz der typischen Pflanzenarten, u.a. Weicher Pippau, Alantdistel und Wiesen-Knöterich.

Borstgrasrasen - die Ausbildung der Bergwiesen über sehr mageren Böden - waren im Gneisgebiet wahrscheinlich seit jeher nicht sehr häufig, demgegenüber jedoch über Porphyr früher der Normalfall. Inzwischen gibt es nur noch wenige artenreiche Borstgrasrasen mit Arnika, Kreuzblümchen und anderen heutigen Raritäten, wiederum vor allem im Gimmlitztalgebiet.


Arnika im Gimmlitztal

Trockene Magerrasen sind meist nur noch kleinflächig an Böschungen und Felsen, auf flachgründigen Standorten (z.B. Sandberg bei Frauenstein) und entlang einzelner Feldwege entwickelt. Hier kommen unter anderem Kleines Habichtskraut, Heidenelke und Berg-Sandknöpfchen vor. Mitunter werden solche Flächen mühevoll aufgeforstet, wodurch der Schwund geeigneter Lebensräume für konkurrenzschwache Pflanzen- und Tierarten immer geringer wird.

Um Frauenstein herum findet man viele, meist kleine Quellmulden als Seggen- und Binsensümpfe mit Flatter-Binse und Kohl-Kratzdistel. Eine größere Nasswiese mit besonders üppigem Binsenbestand infolge Schafbeweidung befindet sich am oberen Ortsausgang von Hartmannsdorf.

Von besonderer Bedeutung sind die teilweise basischen, weil kalkbeeinflussten Berg- und Nasswiesen des Naturschutzgebietes Gimmlitzwiesen. Hier kommen in jedem Frühjahr eine große Zahl Orchideen zur Blüte, v.a. Breitblättrige Kuckucksblume, außerdem Gefleckte Kuckucksblume, Großer Händelwurz, Großes Zweiblatt. Im kalkarmen Sachsen gibt es kein weiteres Kalkflachmoor, was mit dem des NSG Gimmlitzwiesen annähernd vergleichbar wäre.


Gimmlitzwiesen

Seit den Zeiten der Besiedlung ist der Frauensteiner Raum recht waldarm. Lediglich die Steilhänge des Wilden Weißeritztales und des Gimmlitztales behielten eine zusammenhängende Waldbedeckung. Diese wurden, nach langen Zeiten ungeregelter Holzplünderung, im 19. Jahrhundert fast ausschließlich zu Fichtenforsten umgewandelt. Nur wenige Pflanzenarten sind in den strukturarmen Monokulturen zu Hause (u.a. Draht-Schmiele, Wolliges Reitgras, Harz-Labkraut, Wald-Sauerklee, Breitblättriger Dornfarn). Durch die wiederholten Waldkalkungen der letzten zwanzig Jahre wurden in den versauerten Böden die Stickstoffvorräte mobilisiert und Arten wie Fuchssches Greiskraut und Mauerlattich, teilweise auch Brennnessel gefördert.


In den 1930er Jahren wurde die Gimmlitzaue noch fast durchgängig als Wiese genutzt

Feldgehölze, Gebüschstreifen, Hochraine, Hecken und Steinrücken finden sich nur auf sehr flachgründigen Böden, teilweise mit hervorspießenden Felsen ("Knochen") - also Standorte, die ackerbaulich nicht nutzbar sind. Bei den kleinen Wäldchen spricht der Einheimische gern von "Büschen". Viele sind der Flurbereinigung für die Großflächenlandwirtschaft in den 1960er und 70er Jahren zum Opfer gefallen. Heute wird die landeskulturelle Bedeutung dieser "Restgehölze" für die Gliederung der Landschaft, den Schutz gegen Wasser- und Winderosion und als Rückzugsstandorte für Pflanzen und Tiere wieder anerkannt. Auf Extremstandorten handelt es sich um wohl nur wenig veränderte "Überbleibsel" der ehemaligen Wald-Bestockung. Hier dominieren vor allem Eichen, außerdem Sand-Birken und Ebereschen. Sobald die Böden etwas mehr Nährstoffe bereitstellen können, gesellen sich dazu auch Berg-Ahorn, Rot-Buche und weitere Baumarten.

Schon im Zuge der Besiedlung blieben mehr oder weniger breite "Restwälder" an den Gemarkungsgrenzen erhalten, wie sie eben für die Waldhufenflur typisch sind. Störend, wie Fremdkörper in der Landschaft, wirken jedoch die zunehmend auf Privatgrundstücken bzw. um Wochenendhäuser herum gepflanzten, nicht standortgemäßen Nadelgehölze. Eine sehr sehenswerte Insel naturnaher Waldbestockung stellt der Frauensteiner Schlosswald dar.

Natürliche Standgewässer fehlen vollständig. Auch die alten Dorfteiche sind nicht mehr überall vorhanden oder werden als - betonierte - Feuerlöschteiche genutzt. Einige der kleineren, mit einem Röhrichtgürtel umgebene Fisch-Teiche in der Feldflur wurden in den letzten Jahrzehnten zugeschüttet. Außer dem im Gebirge nicht häufigen Schilfrohr siedeln hier oft Breitblättriger Rohrkolben, Ästiger Igelkolben, Wasser-Schwertlilie, dazu die Kleine Wasserlinse. In Stadtnähe (Frauenstein) liegt z.B. der bekannte Hahn- (bzw. Hain-) Teich, der mit seiner oberhalb gelegenen Quelle bis heute der Wasserversorgung mehrerer Bauerngehöfte in Kleinbobritzsch dient.


Naturnahe Bachstrukturen zeichnen den Lauf der Gimmlitz aus.

Während die unmittelbar von intensiv genutzten Landwirtschaftsflächen umgebene Bobritzsch in den letzten Jahrzehnten sehr viele ihrer Bewohner verloren hat, gilt die Gimmlitz als eines der saubersten und aus Naturschutzsicht wertvollsten Fließgewässer des Erzgebirges. Der Bach bietet auf Grund seines natürlichen Laufs und seines klaren, sauerstoffreichen, zugleich auch kalkreichen (bicarbonatreidchen) Wassers ideale Bedingungen für die gefährdeten Fischarten der Forellenregion. Dazu gehören hier fünf Arten, die auch in jugendlichen Stadien nachgewiesen wurden, womit deutlich wird, dass die Gimmlitz auch als Vermehrungsgewässer dient. Gemäß der Roten Liste Sachsens ist das Bachneunauge "vom Aussterben bedroht", als "stark gefährdet" gelten Bachforelle, Elritze und Westgroppe, als "gefährdet" die Schmerle und als "stark im Rückgang befindlich" der Gründling.

Anhand der zahlreichen Vorkommen von Arten der Limnofauna (Kleinstlebewesen und Insektenlarven) wird die Gimmlitz als typischer Mittelgebirgsbach mit einem sehr naturnahen Zustand, einer hohen Wasserqualität und einem Reichtum an Nischenbiotopen eingestuft. Viele der nachgewiesenen Arten gelten als "klassische Zeigerarten" für unbelastetes bis gering belastetes Fließgewässer (Güteklasse I-II). Unter den aufgefundenen Arten befinden sich neben der Flussnapfschnecke sechs weitere Arten, die nach den Roten Listen einer starken Gefährdung unterliegen. Hierbei handelt es sich um einige Wasser- bzw. Schwimmkäfer, Wasserwanzen sowie eine Schlamm- und eine Köcherfliege. Diese Organismen sind auf spezifische Nischenbiotope angewiesen, wie z.B. Bachmoos, Steine in sauerstoffreicher Strömung oder den Uferschlamm ruhiger Buchten. Das Artenspektrum erfordert einen natürlich mäandrierenden Mittelgebirgsbachlauf mit relativ naturnahen Uferzonen sowie sauberes, ganzjährig kaltes Wasser. Darüber hinaus puffert der Hermsdorfer Kalk die Versauerungen ab, die der Gewässerfauna anderer Bergbäche im Erzgebirge schwere Schäden zufügen. Tümpelbiotope und Quellrinnen mit geringer Strömung bieten ebenfalls wertvollen Lebensraum für Arten der Limnofauna, insbesondere für Wasserkäfer und Wanzen. Wer im Gimmlitztal wandern geht, sollte sich unbedingt Zeit für Beobachtungen des reichhaltigen Wasserlebens nehmen!

In den letzten Jahren hat sich auch im Bobritzsch- wie auch im Gimmlitztal der Graureiher verbreitet (in ersterem z. Zt. etwa 10 Tiere). Regelmäßig suchen die in der Umgebung brütenden Schwarzstörche (ein bis zwei Brutpaare) die Talwiesen zur Nahrungssuche auf. Zu den besonders typischen Brutvogelarten der Bachläufe und Talwiesen gehören Wasseramsel, Gebirgsstelze, Bachstelze, Wiesenpieper, Zaunkönig, Feldschwirl und Weidenmeise. In den Wäldern brüten Waldohreule, Raufuß-, Wald- und Sperlingskauz sowie Sperber und Habicht. Der häufigste Greifvogel ist auch hier der Mäusebussard.


Burkersdorfer Heuwende-Wochenende - ein Naturschutzeinsatz der Grünen Liga Osterzgebirge

Quellen:

HEMPEL, Werner; SCHIEMENZ, Hans (1986): Die Naturschutzgebiete der Bezirke Leipzig, Karl-Marx-Stadt und Dresden; Handbuch der Naturschutzgebiete Band 5

Staatliches Umweltfachamt Radebeul (1998): Flächenhafte Naturdenkmale im Weißeritzkreis; Broschüre