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Bobritzschquelle und Reichenau


Bobritzschquelle

Gleich westlich des Kreuzwaldes und noch innerhalb des vergrusten Granitporphyrs liegt in breiter Wiesenmulde die gefasste Bobritzschquelle in 690 m Höhe. Einer der alten "Querwege" (hier der Fahrweg von Hermsdorf nach Hartmannsdorf) führt unterhalb des Lärchenhübels vorbei und bietet immer wieder lohnende Ausblicke über die Osterzgebirgslandschaft von der Saydaer Höhe über Frauenstein bis in die Freiberger Gegend und zum Tharandter Wald. Ringsum herrschen Wiesen und Weiden vor, weiter abwärts zunehmend Ackerland, das sich vor allem zur Zeit der Rapsblüte deutlich als solches sichtbar wird.

Der bewaldete Granitporphyr-Rücken zwischen Kreuz- und Bellmannswald fällt steil zum Tal der Wilden Weißeritz ab. Dort haben sich zahlreiche, bis zehn Meter hohe, zerklüftete Felsgruppen gebildet. Von der etwa 680 bis 700 m hoch gelegenen "Altfläche" zwischen Weißeritz, Bobritzsch und Gimmlitz aus hat sich der Bobritzschbach eingeschnitten. Da die Fluren von Reichenau hier fast völlig waldfrei sind, besteht schon wenige hundert Meter unterhalb der Quelle Hochwassergefahr für die Häusler-Anwesen in der Talaue. Die Bauerngehöfte (meist Drei- und Vierseithöfe) stehen dagegen hochwassersicher, weil zehn bis fünfzehn Meter höher, auf der unteren Hangterrasse. Der teilweise bewaldete, steil aufragende Kollmberg (636 m üNN) wurde von der Bobritzsch herausmodelliert.

Reichenau ist das einzige Dorf im weiten Umkreis mit nennenswertem Altbergbau. Wenn in der Literatur vom "Frauensteiner Bergbau" die Rede ist, meint man gewöhnlich den auf Reichenauer Fluren. Er begann nach 1335 und endete 1885. Die bedeutendsten Gruben waren "Friedrich Christoph" und "Friedrich August" (beide mit Erbstollen), die 1834 zusammengelegt wurden. Mehrere Schächte waren im Verlaufe der Jahrhunderte in Betrieb. Lagerstättenkundlich wie auch geologisch ist das Grubenfeld interessant und "aufschlussreich", zumal auch Porphyrgänge angefahren wurden, die Rückschlüsse auf das relative Alter erlauben. Während die 1728 aufgewältigte Grube "Pfingstfest" am Kollmberg keinen Ertrag brachte, lieferte die Grube "Gnade Gottes" bzw. "Kupfergrube" am Hang des Gimmlitztals zwischen Richterhöhe und Illingmühle bis 1817 reiche Kupfererze. Zu Reichenau gehörte auch die Grube "Treuer Bergmann" südlich der Körnermühle im Weißeritztal. An sichtbaren Zeugen des Altbergbaus ist jedoch nicht mehr viel vorhanden. Morphologisch auffällig, zieht sich ein etwa zwei Kilometer langer "Haldenzug" von der größten Halde ("Friedrich August") an der Kammstraße oberhalb von Reichenau mit mehreren kleinen, buschwerkbewachsenen Halden und dem heute noch bewohnten "Zechenhaus" über die B 171 hinweg bis zum Mundloch des Friedrich-Christoph-Erbstolln im Bobritzschtal hin. Hier werden die reichlich ausfließenden Kluftwässer gesammelt und über die Höhen zur Hartmannsdorfer Milchviehanlage gepumpt.

Auch Reichenau soll früher mehrere Brechhäuser für den Flachs besessen haben. Jedenfalls lohnte es sich, 1916/18 dort eine "Flachsschwingerei" (Fa. Neubert) aufzubauen, die bis Ende der 1970er Jahre in Betrieb war. Als Nebenprodukt beim Brechen der Leinstängel fiel "Arn" an, das als Stall-Einstreu, aber auch als Heizmaterial Verwendung fand.

Acht Wassermühlen besaß Reichenau: im Weißeritztal die Krönertmühle und die (neue) Körnermühle, im Bobritzschtal die Ober- und die Niedermühle, im Gimmlitztal die Weichelt-, die Müller-, Illing- und die Finsterbuschmühle.