Startseite | Inhaltsverzeichnis

Sonnenhang Rechenberg

Am Wiesenhang oberhalb der ehemaligen Burg streckt die um 1900 errichtete Kirche ihren schlanken Turm Richtung Himmel. Obwohl nicht gerade im erzgebirgstypischen Stil errichtet, ist sie heute doch so etwas wie ein Wahrzeichen von Rechenberg-Bienenmühle, auf fast allen Ansichtskarten abgebildet.


Blick über die Rechenberger Kirche zum Trostgrund

Vom Wanderweg nach Nassau, der sich an der Kirche vorbei steil den Hang heraufzieht, kann man einen eindrucksvollen Blick auf das obere Muldental, über die Rechenberger und Holzhauer Rodungsinsel werfen. Auf der anderen Talseite begrenzt der bewaldete Rücken des Ringelwaldes den Horizont. Besonders im Frühjahr, zur Zeit des Laubaustriebes, hebt sich der hellgrüne Buchenmischwald des Trostgrundes vom dunklen Fichtenmeer ab. Unterhalb leuchten zu dieser Zeit gelbe Löwenzahn-Weiden, geziert von blühenden Weißdornbüschen auf einzelnen, steinrückenartigen Hangterrassen. Doch das Löwenzahn-Gelb ist von kurzer Dauer, bald präsentiert sich das Grünland nur noch einförmig grün. Intensive Jungrinderweide hat der einstigen Artenfülle der Bergwiesen auch hier den Garaus gemacht. Diese bedauerliche Tatsache trifft ebenfalls für den größten Teil des diesseitigen, sonnenexponierten Hanges zu - bis auf einige Böschungen und Waldränder, wo sich Reste der früher landschaftsprägenden Pflanzenvielfalt erhalten konnten.


Wiese am Sonnenhang

Am unteren Steilhang, oberhalb der kleinen Wohnsiedlung "Am Sonnenhang", gibt es noch eine artenreiche Wiese, etwa einen Hektar groß. Typische Bergwiesenarten bilden den Grundstock: Bärwurz, Rot-Schwingel, Wald-Storchschnabel, Frauenmantel, Goldhafer, Alantdistel. Hinzu kommen noch Magerkeitszeiger, vor allem Berg-Platterbse, Rundblättrige Glockenblume, Heide-Nelke und Thymian, sowie eher wärmeliebende Pflanzen wie Zickzack-Klee. Große Bereiche dieses mageren, sonnigen Hangbereiches hat auch die Kaukasus-Fetthenne eingenommen, eine zwar sehr hübsche, aber eingeschleppte Pflanze, die jedoch kaum in der Lage sein dürfte, einheimische Arten zu verdrängen. Stattdessen droht hier in Folge Verbrachung die Pflanzenvielfalt allmählich zu schwinden. Seit vielen Jahren wurde die Fläche weder gemäht noch beweidet. Die Grasnarbe verfilzt, ausläufertreibende Gräser (vor allem das Weiche Honiggras) machen sich breit. Konkurrenzschwache Pflanzen wie Zittergras oder die anderen, bereits genannten Magerkeitszeiger werden verdrängt. Profitieren von der ausbleibenden Nutzung können einerseits spätblühende Arten wie das Kanten-Hartheu, das im Juli große Bereiche der Fläche gelb färbt, sowie Pflanzen der Waldränder und -lichtungen, z.B. Roter Fingerhut. Für viele Insekten ist dieses gegenwärtig bunte Nebeneinander früh- und spätblühender Pflanzen ein wahres Paradies. Zahlreiche Tagfalter flattern über das Blütenmeer, im Hochsommer ist vielstimmiges Heuschreckenkonzert zu vernehmen. Doch die Sukzession - die Entwicklung von einem Vegetationsstadium zum nächsten - verläuft weiter und würde wahrscheinlich in wenigen Jahren zur Verarmung nicht nur der Flora, sondern auch der Fauna führen. Da wegen der ausgebliebenen Mahd keine Nährstoffe abgeschöpft wurden, zeigen einige Teile der Wiese bereits deutliche Eutrophierungstendenzen. Hochwüchsiges Knaulgras, Giersch und Wiesen-Kerbel künden von dieser Entwicklung, teilweise auch schon Brennnessel. Ihr Schatten lässt den kleinen Pflanzen kaum Chancen. Gleichzeitig wachsen Birken, Zitterpappel und Ahorn in die Höhe.

Im Herbst 2007 hat die Grüne Liga Osterzgebirge, mit tatkräftiger Unterstützung durch Schüler des Ortes, begonnen, einen Teil dieser wertvollen Wiese wieder zu pflegen.