In vielen der steilen Bachtäler am Südostabhang des Ost-Erzgebirges trifft der Wanderer auf naturnahe Laubmischwälder, die sich aufgrund der schwierigen Geländetopographie im 20. Jahrhundert teilweise der intensiven Forstwirtschaft entziehen konnten. In den letzten Jahren allerdings stehen der tschechischen Forstverwaltung bzw. den Forstunternehmen in zunehmendem Maße moderne Holzerntemaschinen zur Verfügung. Angesichts hoher Holzpreise sind da auch neue Kahlschläge nicht tabu.
Zu den am besten erhaltenen Buchenwäldern gehören die im oberen Tal des Domaslavický potok/Deutzendorfer Bach. Seit 1992 stehen davon 60 Hektar unter Naturschutz. Doch dieses Prírodní památka/Naturdenkmal umfasst nur einen Teil des wertvollen Gebietes. Die tschechischen Naturschutzbehörden bemühen sich derzeit, auch das obere Nebental Havraní údolí/Rabental mit hinzuzufügen.
Der Deutzendorfer Bach entspringt am Erzgebirgskamm in einer Kerbe zwischen Vysoká mýt/Hoher Hau (802 m) und Vrch trí pánu/Dreiherrnstein (874 m). Schon kurz unterhalb der Quelle hat es das Bächlein geschafft, sich tief in den Hang einzuschneiden. Dabei vollführt das Tal auf dem ersten Kilometer einen markanten Bogen. Dadurch stehen sich dort ein Nord- und ein Südhang gegenüber, jeweils über 150 Meter hoch. Auf ersterem erstreckt sich das Naturschutzgebiet, doch hat es in der Vergangenheit hier auch Kahlschläge gegeben. Diese sind natürlich keineswegs im Interesse einer natürlichen Waldentwicklung, bieten aber dem Wanderer sehr schöne Ausblicke. Im weiteren Verlauf rauscht das Wasser fast geradlinig zutale. Eingegraben hat es sich in Biotit- und Zweiglimmergneis.
An den steilen Hängen zeigt sich die typische Waldvegetation in ihrer gesamten Abfolge von bodensauren Hainsimsen-Buchenwäldern (an den nährstoffärmeren Oberhängen) über reichere Waldmeister-Buchenwälder und Hangschuttwälder (an besonders steilen Abschnitten) bis hin zu einem artenreichen Streifen Erlen-Eschen-Bachauenwald auf der schmalen Talsohle.
Vorherrschende Baumart ist natürlich die Rot-Buche, gefolgt von Berg-Ahorn, Esche, Fichte und Hänge-Birke (vor allem auf den ehemaligen Kahlschlägen). Auch einige Berg-Ulmen sind noch zu finden. Die nährstoffärmeren Oberhänge und weniger gut durchfeuchteten Hangrücken werden in der Bodenvegetation durch anspruchslosere Pflanzen charakterisiert, vor allem Draht-Schmiele, Purpur-Hasenlattich, Schattenblümchen, Mauerlattich, Heidelbeere und Wolliges Reitgras. Typische Arten der nährstoffreicheren Buchenwälder sind hingegen der namensgebende Waldmeister, Wald-Bingelkraut, Wald-Veilchen, Süße Wolfsmilch, verschiedene Gräser (Wald-Flattergras, Wald-Schwingel, Nickendes Perlgras) und Farne (Männlicher Wurmfarn, Frauenfarn, Buchenfarn). Im zeitigen Frühling grüßt der rosa blühende und weithin duftende Seidelbast, im Sommer dekorieren die purpurroten Blüten der Türkenbundlilie den Wald.
Auf den ehemaligen Kahlschlägen und überall, wo sonst noch genügend Licht den Boden erreicht, bildet sich eine Schlagflora aus. Offenen Boden benötigen konkurrenzschwache Arten, beispielsweise Wald-Ruhrkraut und Echte Goldrute. Je nach Nährstoff- und Wasserangebot setzen sich in der weiteren Entwicklung unterschiedliche Pflanzen durch. Anspruchsloses Wolliges und Land-Reitgras können dichte Teppiche bilden und nahezu alle anderen Mitbewerber ausschalten. Nur der Rote Fingerhut mit seinen grossen purpurnen Blüten vermag sich hier durchzusetzen. Andererseits finden sich an feuchteren Stellen bunte Blütenmischungen von Fuchs-Kreuzkraut, Buntem Hohlzahn, Schmalblättrigem Weidenröschen und gelegentlich Nesselblättriger Glockenblume. Nach einigen Jahren setzt sich dann meistens Himbeergebüsch durch, bevor auch dieses von den gepflanzten oder sich natürlich ansiedelnden Bäumen überwachsen wird.
Besonders üppig ist die Pflanzenwelt der Bachaue. Vor allem Hasel, aber auch Schneeball, Holunder und andere Gehölze bilden hier eine schöne Strauchschicht aus. Direkt am Bachufer wachsen unter anderem Weiße Pestwurz, Rauhaariger Kälberkropf und beide Milzkräuter. Sumpfige Mulden sind das Habitat von Wald-Schachtelhalm, Hain-Gilbweiderich, Sumpfdotterblume und Hain-Sternmiere. Teilweise wachsen hier auch artenreichere Staudenfluren mit Alpen-Milchlattich, Echtem Baldrian, Mädesüß, Wolligem Hahnenfuss, Echtes Springkraut, Wald-Ziest und Riesenschwingel. Weitere Arten, die auch auf die unteren Talhängen übergreifen, sind Mondviole, Großes Hexenkraut, Goldnessel, Gefleckte Taubnessel sowie Platanenblättriger Hahnenfuß. Weithin wahrzunehmen ist im Frühling der Geruch des Bär-Lauchs.
Auch in den Quellgebieten der Nachbartäler findet man eine ähnlich artenreiche Vegetation. Im benachbarten Križanovské údolí/Krinsdorfer Grund wurde in einem Wald-Quellgebiet, auf den Zweigen abgestorbener Buchen, ein sehr seltener Pilz gefunden: das Fadenscheibchen (Vibrissea truncorum) gilt als Anzeiger für gute Wasserqualität.
Auch die Fauna ist sehr artenreich. Mehr als 60 Wirbeltierenarten wurden nachgewiesen, von denen 15 unter besonderem Schutz stehen. Zu diesen gehören: Schwarzstorch, Waldschnepfe, Raufußkauz, Bartfledermaus und andere. Die Wirbellosen sind mit fast 30 Laufkäferarten, 12 Ameisenarten und mehr als 40 Weichtierarten (z.B. Platyla polita, Semilimax kotulae, Pseudofusulus varians) vertreten.
Unterhalb vom beschaulichen Dorf Domaslavice ist dem Bach dann sein natürlicher Charakter genommen worden - wie fast allen anderen Gewässer des Nordböhmischen Beckens auch.
Das Tal des Deutzendorfer Baches liegt auf einem geologischen Querbruch, der sich in einer Länge von fast 9 km zwischen dem Erzgebirge (Tal des Flájský potok/Flöha) über Domaslavické údolí, Križanovské údolí und Bourlivec erstreckt und sich in Richtung Jeníkov/Janegg und Všechlapy/Wschechlab fortsetzt.
Südlich von Domaslavice findet man stellenweise glimmerartige Tonsteine cenomanen Alters (Cenoman= älteste Stufe der Oberkreide, vor ca. 100 Milionen Jahren) mit Übergang zu feinkörnigen Sandsteinen. Sie sind grau gefärbt, der Farbton variiert je nach Anteil von Pflanzenbeimischungen. Diese Ablagerungen der Kreidezeit setzen sich als schmaler Streifen in südwestlicher Richtung bis Osek fort. Bevor im nachfolgenden Tertiär die Bruchscholle des Erzgebirges angehoben und die des Egertalgrabens abgesenkt wurde, bedeckten diese Sedimente mit ziemlicher Sicherheit auch die übrige Landoberfläche. Gemeinsam mit den kreidezeitlichen Ablagerungen des Tharandter Waldes und der Sandsteinheiden am Nordostrand des Ost-Erzgebirges legt dieser Ton- und Sandsteinstreifen am Südrand des Gebirges nahe, dass sich das Kreidemeer über die gesamte Region ausgebreitet hatte.