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Naturschutzgebiet Jezerka


Naturschutzgebiet Jezerka

1,5 Kilometer südwestlich des Schlosses Jezerí/Eisenberg befindet sich eines der bedeutendsten Naturschutzgebiete des gesamten Erzgebirgs-Südhanges. 1969 wurden im tiefen Tal des Vesnický potok/Dorfbach sowie an den Hängen des Jezerka/Johannes-Berges 136 Hektar sehr eindrucksvollen Laubwaldes unter Schutz gestellt. Zwischen 350 und 700 Metern Höhenlage bietet sich ein breites Spektrum von ökologischen Bedingungen. Den Kern des Naturschutzgebietes (Národní prírodní rezervace) bildet ein ungefähr 250 Jahre alter Buchenbestand, in dem auch noch die heute seltene Berg-Ulme vertreten ist. Vorherrschende Waldgesellschaften sind der Waldmeister-Buchenwald und der bodensaure Hainsimsen-Buchenwald. Gleichzeitig findet man hier aber auch einen der höchstgelegenen Eichenwälder der gesamten Tschechischen Republik. Es handelt sich unter anderem um Färberginster-Traubeneichenwald. Zu den weiteren Waldbeständen des Schutzgebietes gehören auch einige Fichtenmonokulturen am Rande.

Im Gebiet kommen mehrere geschützte Pflanzen vor, von denen die folgenden basen- und/oder wärmeliebenden Arten hervorzuheben sind: Mondviole, Gelber Eisenhut (= Wolfs-Eisenhut), Langblättriges Waldvögelein, Türkenbund-Lilie und Ästige Graslilie. Die urwaldartigen Buchenbestände in Jezerka sind auch Lebensraum vieler seltener Tierarten. Zu diesen gehören Kreuzotter, Feuersalamander, Hohltaube, Pirol und Sperber. Im Naturschutzgebiet wurden unter anderem 19 Weichtierarten nachgewiesen.

Am südwestlichen Rand der Reservation steht eine 700 Jahre alte Linde ("Žeberská lípa") mit einem Stammumfang von 5,60 Metern.

Der geologische Untergrund des Gebietes wird vor allem von Rotgneis gebildet, in dem die Frostverwitterung viele interessante Felsgebilde geformt hat. Wie fast überall im Erzgebirge finden sich auch hier Spuren der Erzgewinnung - im Jezerka-Gebiet wurde früher Silber- und Eisenerz gefördert. Heute stören die quietschenden Tagebaubagger des unmittelbar angrenzenden Braunkohlereviers den Naturgenuss.

Das Gebiet der Reservation gehörte zusammen mit dem Schloss Jezerí/Eisenberg der Herrschaft Lobkovitz und stand bereits Anfang des 20. Jahrhunderts unter Schutz. Im oberen Teil befindet sich ein kleiner Wasserspeicher aus den Jahren 1902 - 1904.

Das Schloss Jezerí/Eisenberg wurde im 16. Jahrhundert anstelle einer älteren Burg errichtet. Später erfolgte der Umbau im Barock-Stil. Unter der Herrschaft der Adelsfamilie von Lobkowitz entwickelte sich Eisenberg zu einem bedeutenden kulturellen Zentrum, in dem bekannte Persönlichkeiten wie Goethe und Beethoven wiederholt zu Gast weilten. Ab 1950 unterstand das Objekt der Armee, die wenig sorgsam mit dem historischen Bauwerk und den darin enthaltenen Kunstschätzen umging. Viele Gegenstände wurden zerstört oder gestohlen, das Interieur übertüncht.


Trotz Gefahr von Erdrutschen haben sich Tagebaubagger in den steilen Erzgebirgsabhang reingefressen.

Später näherte sich eine noch viel größere Katastrophe. Trotz problematischer geologischer Verhältnisse entschieden die kommunistischen Wirtschaftsplaner, den "Tagebau der tschechoslowakischen Armee" bis unmittelbar an den Fuß des Erzgebirges voranzutreiben. Damit ist die Gefahr großer Hangrutschungen verbunden. Wie viele Dörfer wurde der Ort Eisenberg zu Füßen des Schlosses abgebaggert, und in den 1980er Jahren war auch das Schloss selbst akut bedroht. Dann aber entstand - noch in kommunistischen Zeiten! - eine Bürgerinitiative, die für die Rettung des historischen Ensembles kämpfte. Mit der "Wende" wurden die Pläne zum Kohleabbau direkt am Erzgebirgsfuß schließlich fallengelassen. Wenngleich in katastrophalem Zustand, konnte das Schloss gerettet werden. Stück für Stück wird seither die Anlage restauriert. Zum Schloss gehört ein Park mit Arboretum, Gärtnerei, Treibhaus mit Palmen sowie ein kleiner Teich mit künstlichem Wasserfall. Innen können heute die rekonstruierten wie auch einige noch nicht wiederhergerichtete Räume besichtigt werden. Aus den Fenstern blickt man auf die gigantische Mondlandschaft des heute noch betriebenen Braunkohletagebaus.