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Molchgrund

Den größten Teil seiner Strecke fließt der Börnersdorfer Bach auf seinem Weg von Breitenau, wo er erste Quellzuflüsse sammelt (die heute in Entwässerungsbecken der Autobahn gezwängt sind), bis zur Mündung in die Seidewitz durch den "Molchgrund".

Unterhalb von Börnersdorf beginnt sich der Bach mehr und mehr in den Talgrund einzuarbeiten. Dabei zeigt er im Molchgrund recht eindrucksvoll das Wesen eines Baches in der Berglandstufe. So ist die natürliche Dynamik, an Hand der hier gut und reichlich ausgebildeten Mäander, erkennbar. Eine Eigenart, welche aus wirtschaftlichen Gründen oft unterbunden wird. Beim Börnersdorfer Bach gibt es noch das ungezügelte Spiel zwischen Prall- und Gleithängen, die Abflussgeschwindigkeit ist geringer als bei einem ausgebaggerten Bachbett, das Schadensrisiko im Hochwasserfall mithin weniger groß.

In heute ungenutzten Bereichen der Molchgrund-Auwiesen entwickelt sich wieder ein natürlicher Bacherlenwald. Auf durchnässter Talsohle hat sich unter den Schwarz-Erlen eine Gesellschaft ausgebildet mit Arten wie Sumpf-Dotterblume, Wald-Engelwurz, Sumpf-Pippau, Sumpf-Hornklee, Bitteres Schaumkraut und Sumpf-Vergissmeinnicht. Etwa 35 Kopfweiden (Bruchweiden) vervollständigen das Bild des Molchgrundes.

Sehr schmückend präsentieren sich in der Talsohle mehrere Teiche (die meisten erst in den letzten Jahren wieder angelegt) mit gut ausgebildeter Verlandungszone (u.a. Wasserschwertlilie, Breitblättriger Rohrkolben, Wasserhahnenfuß). Sie bieten Lebensraum für die Große Wasserspitzmaus und den Bergmolch. Die Teiche sind außerdem wertvolle Laichplätze für Grasfrosch und Erdkröte.


Bergmolch

Zu beiden Seiten, an den Hängen des Molchgrundes, sind im Laubwald vor allem Eiche und Birke vertreten. Am östlichen Talhang überzieht stellenweise das Immergrün den Waldboden. Dazu ist der Seidelbast häufig vorhanden. Auch der Gefleckte Aronstab, häufig im mittleren Seidewitztal, hat hier noch einen entlegenen Standort inmitten weiterer Frühblüher.

Kurz bevor der Börnersdorfer Bach Liebstadt und die Seidewitz erreicht, zu Füßen des Rehschuhberges, erinnert eine Informationstafel an die Zeiten, als hier die gutsherrschaftlichen Schafherden auf die Fluren der ehemaligen Siedlung Lichtenberg getrieben wurden. Die Schlossherren hatten 1568 die Felder und Wälder des bereits im 15. Jahrhundert aufgegebenen Dorfes in ihren Besitz gebracht und hier ein Vorwerk mit später über 1000 Schafen eingerichtet. Die Liebstädter Schafzucht gehörte zu den bedeutendsten der Region, bis in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts billige Wollimporte aus Übersee zum raschen Niedergang führten. Danach wurden die von Schafbeweidung geprägten Grünlandflächen vorrangig als Heuwiesen genutzt, was die Artenvielfalt zunächst bewahren, möglicherweise sogar steigern konnte. In den letzten Jahrzehnten führten jedoch intensive Rinderweide, verbunden mit hohen Düngemittelgaben, zu drastischer floristischer Verarmung der allermeisten Flächen.


Ährige Teufelskralle

Die Wiesenhänge entlang der Molchgrundstraße beherbergen, neben Stickstoffzeigern wie Giersch, Stumpfblättriger Ampfer, Wiesen-Fuchsschwanz und Knaulgras, trotzdem noch etliche Berg- und Magerwiesenarten. Dazu zählen: Rot-Schwingel, Perücken-Flockenblume, Weicher Pippau, Ährige Teufelskralle, Bärwurz, Kuckucks-Lichtnelke, Wiesen- und Rundblättrige Glockenblume, in feuchten Bereichen auch Alantdistel. Bemerkenswert ist hier auch das gehäufte Auftreten des Kreuz-Labkrautes. Auf einer Wanderung oder Radtour fällt die deutliche Abnahme der Bergwiesenarten auf den knapp 150 Metern Höhenunterschied zwischen Börnersdorf und Liebstadt auf.

Die meisten der Wiesen werden seit längerer Zeit nur noch sehr spät im Jahr oder gar nicht mehr gemäht. Sie verfilzen, einige wenige Arten wie Weiches Honiggras, Rotes Straußgras, Gras-Sternmiere und Kanten-Hartheu gelangen zur Dominanz. Dennoch konnten, dank Naturschutz-Mahd, an einigen Stellen Sterndolde, Großer Wiesenknopf und sogar Trollblume erhalten werden, letztere allerdings in wenig hoffnungsvoller Bestandesgröße.