Fast alle Wanderführer des Ost-Erzgebirges preisen den Trebnitzgrund für einen Frühlingsausflug an (besonders zu empfehlen: Natur- und Wanderführer Osterzgebirge, Berg- & Naturverlag Rölke). Und tatsächlich bietet das 12 Kilometer lange Tal einiges, was nur noch wenige andere Gewässerläufe aufweisen können: Ruhe, ein unverbautes Bachbett, naturnahe Laubmischwälder, keine Ortschaft und nur zwei wenig befahrene Straßen, die das Tal queren. Nicht nur naturverbundene Wanderer, sondern auch viele Tierarten wissen das zu schätzen.
Bei einer Exkursion an einem frühen Morgen Ende April oder Anfang Mai umfängt einen der vielstimmige Gesang einer breiten Palette von Waldvögeln. Neben dem allgegenwärtigen Schlag der Buchfinken, dem monotonen "zilp-zalp-zilp-zalp" der Zilpzalps und den immer zwei- oder dreimal wiederholten kurzen Strophen der Singdrosseln lassen sich mit ziemlicher Sicherheit auch folgende Sänger vernehmen: Rotkehlchen, Zaunkönig, Mönchs- und Gartengrasmücke, Amsel und die sehr ähnlich, aber kürzer flötende Misteldrossel. Laut erschallen auch die "tjü-tjü-tjü"-Rufe der Kleiber. Nachdem Tannen-, Kohl- und Blaumeise schon ihre Bruthöhlen ausgewählt, Nester gebaut und vielleicht gar schon Eier gelegt haben, erscheinen die Trauerschnäpper aus ihrem afrikanischen Winterquartier. Alles schon besetzt? Der Trauerschnäpper kennt da wenig Pardon und verschafft sich Platz im Astloch oder Nistkasten. Ebenfalls ein Spätankömmling ist der Waldlaubsänger, der allerdings sein backofenförmiges Nest in Bodennähe, meist zwischen vorjährigem Buchenlaub oder im dichten Farn baut. Im Wald des Trebnitzgrundes zu Hause sind außerdem Bunt-, Klein-, Grau- und Schwarzspecht zu Hause. Entlang des Baches kann man regelmäßig Wasseramseln und Gebirgsstelzen beobachten, selten auch einmal einen Eisvogel. Nach dem Hochwasser 2002 konnten die anderswo verheerenden Aufräumarbeiten im Trebnitzgrund zwar in Grenzen gehalten und einige durch das Naturereignis geschaffene eisvogeltaugliche Brutmöglichkeiten gerettet werden. Doch anders als es ihr Name vermuten lässt, mögen die bunten Fischfresser ganz und gar kein Eis. Als sie in den frostigen Wintern 2005 und 2006 lange Zeit durch dicke Eisdecken selbst auf den Flachlandteichen von ihrer Nahrung abgeschnitten wurden, nahm die Zahl der Eisvögel drastisch ab.
Dem Schwarzstorch stören frostige Winter hingegen nicht, er verbringt die kalte Jahreszeit in Ost- und Südafrika. In der Aue des Trebnitzgrundes kann man ihn dann zwischen April und August antreffen, wenn er hier auf Nahrung lauert. Dazu gehören vor allem Grasfrösche, die in kleinen wassergefüllten Senken der Talaue laichen. In dem kleinen Teich in der Nähe des Blockhauses tummelten sich vor 2002 hunderte Grasfrösche und packten das nur wenige Quadratmeter große Gewässer voller Laichballen. Doch durch das Hochwasser hat sich offenbar die Wasserführung auf dem Talgrund geändert, der Teich ist seither fast komplett trocken gefallen. Ein weiterer Lurch, den man im Trebnitzgrund antreffen kann, ist der Feuersalamander.
Botanisch besonders interessant sind im Trebnitzgrund die blockreichen Hangwälder. Es handelt sich im vegetationskundlichen Sinne um ein buntes Mosaik von Ahorn-Eschen-Schlucht- und Schatthangwäldern, Ahorn-Sommerlinden-Hangschuttwald an den eher südexponierten Hängen, Ahorn-Eschen-Hangfußwald (auf den sehr nährstoffreichen Ablagerungen von Erosionsmaterial) sowie Erlen-Eschen-Bach- und Quellwälder. Die frühere Niederwaldwirtschaft kam außerdem Trauben-Eichen und Hainbuchen zugute, wobei letztere Art schon nach wenigen Kilometern im Trebnitzgrund ihre Höhenverbreitungsgrenze erreicht. Ebenfalls zurück bleibt die Eibe, die um Schlottwitz ihren sächsischen Verbreitungsschwerpunkt besitzt. Genauso wie die Eibe gibt es nur wenige Exemplare Weiß-Tanne im Trebnitzgrund, wobei diese allerdings noch vor wenigen Jahrzehnten weitaus häufiger war. Von Rot-Buchen dominierten Wald findet man vor allem am Nordhang des Tales, in dem die Straße Schlottwitz-Liebstadt verläuft. Insbesondere im oberen Trebnitzgrund sind jedoch auch weite Bereiche mit Fichtenforsten bestockt.
Früher zogen sich Wiesen entlang der Trebnitz-Talaue. Teilweise wurde deren landwirtschaftliche Nutzung schon vor langer Zeit eingestellt. Schwarz-Erlen konnten sich ansamen oder wurden auch gepflanzt. Die daraus hervorgegangenen Erlen-Bachauewälder sind zwar noch recht jung, vermitteln aber einen sehr naturnahen Eindruck.
Der kleinteilige Wechsel unterschiedlicher Standortbedingungen im unteren Trebnitzgrund lässt eine Vielzahl von Pflanzen gedeihen. Besonders auffällig sind die Frühjahrsblüher, wenn durch das Kronendach noch genügend Licht auf den Waldboden fällt. Wer im April/Mai von Schlottwitz her zu einer Wanderung aufbricht, wird die erste Frühlingspflanze nicht sehen, sondern riechen: den Bär-Lauch. Dummerweise ist diese alte Heilpflanze seit einigen Jahren sehr in Mode gekommen, und viele Leute plündern die Bärlauchbestände im Trebnitzgrund. Dies fügt der Natur beträchtlichen Schaden zu - und verstößt obendrein gegen das Recht: seit 1961 steht der untere Abschnitt des Tales unter Naturschutz. In einem Naturschutzgebiet ist das Beschädigen von Pflanzen genauso verboten wie das Verlassen der Wege (und Hunde dürfen übrigens nur angeleint mitgeführt werden!).
Die optisch auffälligsten Frühjahrsblüher an den nährstoffreichen, feuchten Unterhängen sind u.a. Lungenkraut, Hohler Lerchensporn, Busch-Windröschen, Himmelschlüssel, Wald- und Hain-Veilchen, Scharbockskraut und Mondviole (ihrer Fruchtkapseln wegen auch Ausdauerndes Silberblatt genannt). An einigen Stellen gedeihen außerdem die seltenen Arten Frühlings-Platterbse, Gelbes Windröschen und Leberblümchen. Diese benötigen basenreichen Boden. Offenbar bietet der Gneis im unteren Trebnitzgrund etwas mehr Kalzium und Magnesium als anderswo. Weniger auffällige, weil nicht in kräftigen Farben leuchtende Frühjahrsblüher sind Wechselblättriges Milzkraut, Aronstab, Knoblauchs-Rauke, Haselwurz und Bingelkraut. Nicht einmal grüne Blätter bringt der Schuppenwurz hervor, und ist entsprechend leicht zu übersehen. Als Schmarotzerpflanze bezieht er seine Nahrung vor allem aus den Wurzeln von Haselsträuchern.
Später im Jahr übernehmen Wald-Geißbart, Wald-Ziest, Hain-Sternmiere, Purpur-Hasenlattich, Gräser (u.a. Wald-Flattergras, Wald-Reitgras, Wald-Schwingel) und Farne die Vorherrschaft. Auf den ehemaligen Talwiesen setzen sich Hochstauden durch, vor allem Rauhaariger Kälberkropf, Kohl-Kratzdistel, Alantdistel und Wiesen-Knöterich. Letztere beiden wachsen auch auf den Bergwiesen des oberen Trebnitzgrundes, dort gemeinsam mit Bärwurz, Perücken-Flockenblume und Kanten-Hartheu. Seit dem Hochwasser und den nachfolgenden Baggerarbeiten im mittleren Trebnitzgrund breitet sich auch hier das Drüsige Springkraut - ein sehr expansiver Neophyt - aus und gefährdet die bisherige Pflanzenwelt.
An südexponierten, waldfreien Talhängen gedeihen licht- und wärmebedürftige Arten, so z.B. Färberginster, Pechnelke und Nickendes Leimkraut. Solchen Lebensraum bietet zum Beispiel eine große Obstwiese mit uralten Apfel- und Kirschbäumen bei Döbra. Fachgerechte Pflege tut hier dringend not, sowohl zur Erhaltung der Obstbäume, als auch der mageren Wiesenstandorte.
Neben dem bekannten und in vielen Wanderführern empfohlenen Talweg - an dem die Grüne Liga und Schlottwitzer Heimatfreunde einige Informationstafeln angebracht haben - lohnen auch die Wanderwege auf den Höhenrücken beiderseits des Trebnitzgrundes einen Ausflug. Wegen der Aussichten besonders zu empfehlen ist der gelb markierte Weg zwischen Berthelsdorf und Döbra (mit Abstecher zum Trebnitzstein).