Startseite | Inhaltsverzeichnis

Alte Eisenstraße


Alte Eisenstraße zwischen Schlottwitz und Cunnersdorf

Eisen wurde in den Anfangstagen der Erzgebirgsbesiedelung an vielen Stellen gewonnen, ohne dass dies in irgendwelchen Akten Erwähnung fand. Der Rohstoff für die Dorf- und Wanderschmieden stellte eine unabdingbare Voraussetzung dar, um den Wald roden und den Boden pflügen zu können. Ein solcher Ort mittelalterlicher Raseneisenerzgewinnung war höchstwahrscheinlich die Mündung des Zechenau-Baches, und womöglich gab es noch mehr davon in der Müglitzaue. Die Verhüttung des Eisenerzes konzentrierte sich alsbald an Orten, wo genügend Holz und Wasserkraft zur Verfügung standen. Eine dieser Hütten stand in der Nähe der Trebnitzmündung (jetzt Fabrikgelände) - noch im 19. Jahrhundert trug das heutige Oberschlottwitz den Namen "Hütten" (die Vereinigung von Ober- und Niederschlottwitz erfolgte erst 1950). Es war leichter, das Eisenerz zu den Holzvorräten zu bringen als umgekehrt - doch auch das dürfte bei den damaligen Wegeverhältnissen schwierig genug gewesen sein. Der Transport erfolgte auf den Eisenstraßen, von denen es mehrere gab, deren bekannteste aber von den Bergwerken im Gottleubatal bis zum "Neuen Schmiedewerk" - dem heutigen Schmiedeberg - führte. Diese Eisenstraße querte in "Hütten" das Müglitztal, so dass auch dieses Hammerwerk mit versorgt werden konnte. So richtig lohnte sich das Metallgeschäft damals aber nicht, denn im 16./17. Jahrhundert wurde aus dem Eisenhammer eine Säge- und Getreidemühle.

Die meisten der heute benutzten Straßen entstanden erst im 19. Jahrhundert. Je besser die Talstraßen ausgebaut wurden, umso mehr verloren die alten Wege ihre Bedeutung. Dies betrifft auch die Alte Eisenstraße. Nur unmittelbar nach dem Hochwasser 2002 erinnerten sich viele Schlottwitzer wieder an diese Verbindung zur Außenwelt.

Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts engagierten sich in Sachsen allerorten Obstbauvereine für die Bepflanzung von Straßen mit Äpfeln, Kirschen und Birnen. An den heute noch benutzten Fahrstraßen mussten die Obstbäume längst weichen, und auch entlang der meisten Feldwege waren sie irgendwann den Landwirtschaftsmaschinen hinderlich. Ein schönes Beispiel des historischen Obstanbaus erstreckt sich entlang der Alten Eisenstraße zwischen Schlottwitz und Cunnersdorf. Die Grüne Liga Ost-Erzgebirge hat die alten Bäume in Pflege genommen und darüber hinaus viele neue gepflanzt. Alljährlich im Oktober kommen viele freiwillige Helfer zum "Äppl-Ernte-Wochenende", um dann mit einer mobilen Mosterei leckeren Apfelsaft zu gewinnen.


uralte und neu gepflanzte Apfelbäume an der Eisenstraße

Die Eisenstraße führt in einer großen Schlaufe hinter dem Bahnhof Oberschlottwitz bergauf. Sie durchquert dort einen schönen Mischwald aus Trauben-Eiche und Rot-Buche mit Hainbuchen im Unterstand und Vielblütiger Weißwurz, Schattenblümchen, Maiglöckchen, Wiesen-Wachtelweizen und Wald-Sauerklee in der Bodenvegetation. Auch wenn das namensgebende Gras fehlt, handelt es sich um ein Beispiel des für "normale" (also nicht zu nasse oder zu trockene) Standorte typischen submontanen Hainsimsen-Eichen-Buchenwaldes.